Christi Gleichnisse

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Die Zeit

Unsere Zeit gehört Gott. Ein jeder Augenblick gehört ihm und es ist unsere heilige Pflicht, ihn auch zu seiner Verherrlichung zu benutzen. Von keinem uns anvertrauten Zentner fordert er genauere Rechenschaft, als von unserer Zeit. CGl 338.3

Der Wert der Zeit übersteigt alle Berechnung. Christus betrachtete jeden Augenblick als köstlich und so sollten auch wir die Zeit betrachten. Das Leben ist zu kurz, um mit Kleinigkeiten zugebracht zu werden. Wir haben nur eine kurze Probezeit, um uns für die Ewigkeit vorzubereiten. Wir haben keine Zeit zu vergeuden, keine Zeit für selbstsüchtige Vergnügungen, keine Zeit uns dem Dienst der Sünde hinzugeben. Jetzt ist die Zeit, in der wir Charaktere für das zukünftige, das unvergängliche Leben bilden sollen. Jetzt müssen wir uns vorbereiten auf das Untersuchungsgericht. CGl 338.4

Die menschliche Familie hat kaum zu leben begonnen, wenn sie schon wieder anfängt zu sterben und die unaufhörliche Arbeit der Welt endet in Nichts; es sei denn, daß eine rechte Erkenntnis betreffs des ewigen Lebens erlangt wird. Der Mensch, der die Zeit als seine Arbeitszeit schätzt, wird sie dazu anwenden, sich für eine unvergängliche Wohnung und ein ewiges Leben geschickt zu machen. Für ihn ist es ein Glück, geboren zu sein. CGl 339.1

Wir werden ermahnt, die Zeit auszukaufen; vergeudete Zeit kann nie eingeholt werden. Wir können auch nicht einen Augenblick zurückrufen. Die einzige Art und Weise, wie wir unsere Zeit auskaufen können, ist durch treue Benutzung der uns noch bleibenden, indem wir Mitarbeiter Gottes in seinem großen Erlösungsplane sind. CGl 339.2

In einem Menschen, der dieses tut, findet eine Umbildung des Charakters statt. Er wird ein Kind Gottes, ein Glied der königlichen Familie, ein Kind des himmlischen Königs; er wird geschickt, ein Gesellschafter der Engel zu sein. CGl 339.3

Jetzt ist unsere Zeit, für das Heil unserer Mitmenschen zu wirken. Es gibt Menschen, welche glauben, daß, wenn sie Geld zur Förderung der Sache Christi geben, sie alles tun, was von ihnen gefordert wird; die köstliche Zeit, in der sie persönlich für ihn wirken könnten, lassen sie unbenutzt an sich vorübergehen. Aber es ist das Vorrecht und die Pflicht aller, die Gesundheit und Kraft haben, Gott einen tätigen Dienst zu leisten. Alle sollen wirken, um Seelen für Christum zu gewinnen. Gaben an Geld können nie und nimmer die Stelle des persönlichen Wirkens einnehmen. CGl 339.4

Ein jeder Augenblick trägt ewige Folgen. Wir sollten deshalb immer bereit stehen, um bei jeder Aufforderung sofort Dienste leisten zu können. Die Gelegenheit, die wir jetzt haben, einer bedürftigen Seele Worte des Lebens zu bringen, mag sich nie wieder bieten. Gott könnte sagen: “Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern” und sie möchte infolge unserer Vernachlässigung nicht bereit sein. Wie werden wir am großen Gerichtstage unserem Gott Rechnung ablegen können? CGl 339.5

Das Leben ist zu feierlich, um ganz und gar von zeitlichen und irdischen Dingen in Anspruch genommen zu werden. Um sozusagen immer in Angst und Sorge betreffs der Dinge zu sein, die doch nur wie ein Stäubchen sind im Vergleich mit Dingen von ewigem Interesse. Dennoch hat Gott uns berufen, ihm in den zeitlichen Angelegenheiten des Lebens zu dienen. Fleiß in dieser Arbeit ist gerade soviel ein Teil wahrer Religion als Andacht. In der Bibel wird der Müßiggang nicht geduldet. Er ist der größte Fluch der Welt. Jeder wahrhaft Bekehrte wird ein fleißiger Arbeiter sein. CGl 340.1

Von der richtigen Benutzung unserer Zeit hängt unser Erfolg ab, Kenntnisse und geistige Ausbildung zu erlangen. Die Ausbildung des Geistes braucht nicht durch Armut, geringe Herkunft oder ungünstige Umgebung gehindert zu werden. Man muß nur die Augenblicke auskaufen. Ein paar Augenblicke hier und dort in nutzlosem Geschwätz vergeudet, die so oft im Bett verschwendeten Morgenstunden, die Zeit, die man beim Reisen, auf Straßen- oder Eisenbahnen oder im Warten auf der Station zubringt, die Augenblicke, indem man auf Mahlzeiten wartet, oder auf Leute, die bei einer verabredeten Zusammenkunft unpünktlich sind — wenn man darüber ein Buch führen und diese Bruchstücke der Zeit zum Studium, zum Lesen oder sorgfältigen Nachdenken benutzen würde, wieviel Gutes könnte dann nicht ausgerichtet werden! Ein fester Entschluß, ausdauernder Fleiß und sorgfältige Benutzung der Zeit werden die Menschen instand setzen, genügend Kenntnisse und geistige Bildung zu erlangen, um für irgend eine einflußreiche und nützliche Stellung fähig zu sein. CGl 340.2

Es ist die Pflicht eines jeden Christen, sich Ordnung, Gründlichkeit und Schnelligkeit in der Arbeit anzugewöhnen. Es gibt keine Entschuldigung für langsame, stümperhafte Arbeit irgendwelcher Art. Wenn jemand immer an der Arbeit ist und die Arbeit doch nie getan wird, so liegt die Ursache darin, daß Gemüt und Herz nicht in der Arbeit sind. Jemand, der langsam ist oder keine Vorteile von seiner Arbeit hat, sollte es sich klar machen, daß hier Fehler vorliegen, die abgelegt werden müssen. Er sollte darüber nachdenken und Pläne machen, wie er seine Zeit ausnutzen kann, um die besten Erfolge zu erzielen. Durch richtige Methode werden einige in fünf Stunden ebensoviel Arbeit tun, als andere in zehn. Einige, die Hausarbeit zu verrichten haben, sind immer an der Arbeit, nicht weil sie so viel zu tun haben, sondern weil sie nicht planen und nachdenken, wie sie Zeit sparen können. Durch ihre Langsamkeit und Saumseligkeit machen sie sich selbst viel Arbeit, wo nur wenig ist. Aber alle, die ernstlich wollen, können diese Gewohnheiten überwinden. Sie müssen sich in ihrer Arbeit ein bestimmtes Ziel stellen, müssen überlegen, eine wie lange Zeit für eine bestimmte Aufgabe notwendig ist und dann alle Kräfte anstrengen, um die Arbeit in der festgesetzten Zeit zu verrichten. Die Ausübung der Willenskraft wird die Hände flinker und gewandter machen. CGl 340.3

Durch Mangel an Entschlossenheit, daran zu gehen und sich gründlich zu ändern, können die Menschen in ihrer unrechten Gewohnheit unverbesserlich werden, wohingegen sie durch Ausbildung ihrer Gaben die Fähigkeit erlangen können, die besten Dienste zu leisten, so daß sie überall verlangt und nach dem vollen Maß ihrer Gaben gewürdigt und geschätzt werden. CGl 341.1

Von vielen Kindern und jungen Leuten wird Zeit verschwendet, die damit hätte zugebracht werden können, häusliche Pflichten zu verrichten und dadurch ein liebendes Interesse für Vater und Mutter zu bekunden. Die Jugend könnte viele Verantwortlichkeiten auf ihre starken, jungen Schultern nehmen, die irgend jemand doch tragen muß. CGl 341.2

Das Leben Christi war von seiner frühesten Kindheit an ein Leben ernster Tätigkeit. Er lebte nicht, um sich selbst zu befriedigen. Er war der Sohn des ewigen Gottes, dennoch arbeitete er mit seinem Vater Joseph als Zimmermann. Sein Handwerk war bedeutungsvoll. Er war in diese Welt gekommen als der Baumeister des Charakters und als solcher war all seine Arbeit vollkommen. Er legte dieselbe Vollkommenheit in seine weltliche Arbeit hinein, wie in die Charaktere, die er durch seine göttliche Kraft umbildete. Er ist unser Muster und Vorbild. CGl 341.3

Eltern sollten ihren Kindern den Wert und die rechte Benutzung der Zeit lehren. Lehrt sie, daß es der Mühe wert ist, darnach zu streben, etwas zu tun, das Gott verherrlicht und der Menschheit zum Segen gereicht. Schon in früher Jugend können sie Missionsarbeiter sein und für Gott wirken. CGl 342.1

Eltern können keine größere Sünde begehen, als wenn sie ihren Kindern erlauben, nichts zu tun. Die Kinder gewinnen bald den Müßiggang lieb und wachsen heran zu hilflosen, nutzlosen Männern und Frauen. Wenn sie alt genug sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und Beschäftigung finden, dann arbeiten sie in einer langweiligen, trägen Weise, erwarten aber, so bezahlt zu werden, als ob sie treu und fleißig wären. Es ist ein großer Unterschied zwischen dieser Weise von Arbeitern und denen, die erkennen, daß sie treue Haushalter sein müssen. CGl 342.2

Wer in seiner weltlichen Arbeit träge und nachlässig ist, wird diese Gewohnheit auch ins religiöse Leben hineinbringen und wird daher nicht geschickt sein, in fähiger, erfolgreicher Weise für Gott zu wirken. Viele, die durch fleißige Arbeit der Welt hätten zum Segen gereichen können, sind durch Müßiggang verdorben worden. Mangel an Beschäftigung oder einem bestimmten Ziel in derselben öffnen tausend Versuchungen die Tür. Böse Gesellschaften und lasterhafte Gewohnheiten verderben das Gemüt und die Seele und die Folge ist das Verderben sowohl für dieses wie für das zukünftige Leben. CGl 342.3

In welchem Arbeitszweig wir auch tätig sein mögen, das Wort Gottes lehrt uns: “Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit.” Römer 12,11. “Alles was dir vor Händen kommt zu tun, das tue frisch,” “und wisset, daß ihr von dem Herrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes; denn ihr dienet dem Herrn Christo.” Prediger 9,10; Kolosser 3,24. CGl 342.4