Propheten und Könige
Kapitel 58: Ein Befreier kommt
Viele Jahrhunderte hindurch — von dem Tage an, da unsere Ureltern ihr Heim im Garten Eden verloren, bis zu der Zeit, da Gottes Sohn als der Sünder Heiland erschien — kennzeichneten “Trübsal und Finsternis” und “Dunkel der Angst” (Jesaja 8,22) die Geschichte der Menschheit, und die Hoffnung des gefallenen Geschlechts richtete sich auf das Kommen eines Erlösers, der Männer und Frauen aus der Knechtschaft der Sünde und des Grabes befreien sollte. PK 481.1
Die erste Andeutung einer solchen Hoffnung konnten Adam und Eva dem Urteilsspruch entnehmen, der im Garten Eden über die Schlange gefällt wurde, als der Herr in ihrem Beisein erklärte: “Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.” 1.Mose 3,15. PK 481.2
Als das schuldige Paar diesen Worten lauschte, wurde es mit Hoffnung erfüllt. Denn in der Weissagung über das Zerbrechen der Macht Satans erkannten sie eine Verheißung: die Rettung vor dem Verderben, dem sie durch die Sünde ausgeliefert waren. Obwohl sie unter der Macht ihres Feindes leiden mußten, weil sie seinem verführerischen Einfluß verfallen waren und sich entschieden hatten, dem klaren Gebot des Herrn ungehorsam zu sein, brauchten sie sich doch nicht der äußersten Verzweiflung zu überlassen. Der Sohn Gottes erbot sich, mit seinem eigenen Blut für ihre Sünde zu sühnen. Ihnen war eine Bewährungszeit zugebilligt, in der sie durch den Glauben an die rettende Kraft Christi wieder zu Gottes Kindern werden konnten. PK 481.3
Satan wurde, weil es ihm gelungen war, den Menschen vom Pfad des Gehorsams abzubringen, zum “Gott dieser Welt”. 2.Korinther 4,4. Die Herrschaft, die Adam einst gehört hatte, ging an den Thronräuber über. Doch der Sohn Gottes nahm sich vor, auf diese Erde zu kommen, um die Strafe für die Sünde zu bezahlen und so nicht nur den Menschen zu erlösen, sondern auch die verlorene Herrschaft zurückzugewinnen. Von dieser Rückgewinnung weissagte Micha, als er sprach: “Und du, Turm der Herde, du Feste der Tochter Zion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft.” Micha 4,8. Der Apostel Paulus hat darauf hingewiesen, als er von der “Erlösung des erworbenen Besitzes” (Epheser 1,14, EB) schrieb. Und der Psalmist dachte an dieselbe endgültige Rückgewinnung des ursprünglichen Erbes, als er verkündete: “Die Gerechten werden das Land ererben und darin wohnen allezeit.” Psalm 37,29. PK 481.4
Diese Hoffnung auf Errettung durch das Kommen des Sohnes Gottes als Erlöser und König ist in den Herzen der Menschen nie erloschen. Von Anfang an hat es einige gegeben, deren Glaube über die Schatten der Gegenwart hinaus bis in die zukünftigen Wirklichkeiten hineinreichte. Durch Adam, Seth, Henoch, Methuschelach (Methusalem), Noah, Sem, Abraham, Isaak, Jakob und andere hervorragende Männer hat der Herr die kostbaren Bekundungen seines Willens bewahrt. Auf diese Weise ließ Gott die Kinder Israel, das auserwählte Volk, durch das der Welt der verheißene Messias geschenkt werden sollte, die Forderungen seines Gesetzes und die Erlösung, die durch das Versöhnungsopfer seines geliebten Sohnes bewirkt werden soll, erkennen. PK 482.1
Die Hoffnung Israels war in der Verheißung enthalten, die bei der Berufung Abrahams ausgesprochen und später seinen Nachkommen gegenüber stets und ständig wiederholt wurde: “In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.” 1.Mose 12,3. Als Gottes Absicht, das Menschengeschlecht zu erlösen, vor Abrahams Geist entfaltet wurde, schien die Sonne der Gerechtigkeit in sein Herz, und seine Düsternis floh dahin. Als schließlich der Heiland selbst unter den Menschenkindern wandelte und redete, bezeugte er den Juden gegenüber die lebhafte Hoffnung des Patriarchen auf Befreiung durch das Kommen eines Erlösers. “Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte”, sagte Christus, “und er sah ihn und freute sich.” Johannes 8,56. PK 482.2
Dieselbe beglückende Hoffnung ließ der Segen ahnen, den der sterbende Erzvater Jakob über seinen Sohn Juda aussprach: PK 482.3
“Juda, du bist’s! Dich werden deine Brüder preisen. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Nacken sein, vor dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen ... Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.” 1.Mose 49,8-10. PK 482.4
Und wiederum, an den Grenzen des verheißenen Landes, wurde das Kommen des Welterlösers in der Prophezeiung Bileams vorausgesagt: PK 483.1
“Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel aller Söhne Seths.” 4.Mose 24,17. PK 483.2
Durch Mose wurde Gottes Absicht, seinen Sohn als Erlöser des gefallenen Geschlechts zu senden, Israel vor Augen geführt. Einmal erklärte er kurz vor seinem Tod: “Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.” Um Israels willen war Mose deutlich über das Werk des Messias, der kommen sollte, unterrichtet worden. Die Worte: “Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde” (5.Mose 18,15.18), hatte der Herr an seinen Diener gerichtet. PK 483.3
Zur Zeit der Patriarchen erinnerten die in Verbindung mit dem Gottesdienst dargebrachten Opfer ständig an das Kommen eines Erlösers, und so verhielt es sich auch mit dem ganzen Ritus des Heiligtumsdienstes während der Geschichte Israels. Im Dienst der Stiftshütte und des Tempels, der später an ihre Stelle trat, wurden die Israeliten täglich durch symbolische Darstellungen und durch Schattenbilder der künftigen Ereignisse über die großen Wahrheiten belehrt, die sich auf die Ankunft Jesu als Erlöser, Priester und König bezogen. Und einmal im Jahr wurden sie in Gedanken in die abschließenden Ereignisse des großen Kampfes zwischen Christus und Satan, die endgültige Reinigung des Weltalls von der Sünde und den Sündern, versetzt. Die Opfer und Opfergaben des mosaischen Rituals wiesen auf einen besseren, eben einen himmlischen Dienst hin. Das irdische Heiligtum war “ein Sinnbild auf die Gegenwart”, in der sowohl Gaben als auch Opfer dargebracht wurden. Seine zwei heiligen Räume waren “Nachbildungen der im Himmel befindlichen Heiligtümer”; denn Christus, unser Hoherpriester, dient heute “im wahren Heiligtum, das von Gott und nicht von einem Menschen errichtet worden ist” (Hebräer 9,9.23, Menge; Hebräer 8,2, GN). PK 483.4
Von dem Tage an, da der Herr der Schlange in Eden verkündete: “Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen” (1.Mose 3,15), weiß Satan, daß er niemals unumschränkt über die Bewohner dieser Welt herrschen kann. Als Adam und seine Söhne die zeremoniellen Opfer darzubringen begannen, die Gott als Sinnbild des kommenden Erlösers verordnet hatte, erkannte Satan in ihnen ein Symbol für die Gemeinschaft zwischen Himmel und Erde. Während der vielen folgenden Jahrhunderte bemühte er sich ständig, diese Verbindung zu unterbrechen. Unermüdlich suchte er Gott falsch darzustellen und die Kulthandlungen, die auf den Erlöser hinwiesen, zu mißdeuten. Bei der großen Mehrheit der menschlichen Familie hat er damit Erfolg gehabt. PK 484.1
Während Gott den Menschen stets nahebringen wollte, daß die Gabe, die sie mit ihm selbst versöhnt, seiner Liebe entstammt, war der Erzfeind der Menschheit bestrebt, Gott als jemanden darzustellen, der sich über ihre Vernichtung freut. So mißbrauchte man die Opfer und Ordnungen, die vom Himmel zur Offenbarung der göttlichen Liebe ausersehen worden waren, als Mittel, durch die Sünder den Zorn eines beleidigten Gottes vergeblich mit Gaben und guten Werken zu versöhnen hofften. Gleichzeitig suchte Satan die üblen Leidenschaften der Menschen zu wecken und zu stärken. Durch wiederholte Übertretungen sollten zahllose Menschen Gott immer mehr entfremdet und hoffnungslos in die Sünde verstrickt werden. PK 484.2
Als Gottes geschriebenes Wort durch die hebräischen Propheten übermittelt wurde, studierte Satan eifrig die Botschaften über den Messias. Sorgsam spürte er den Worten nach, die das Werk Christi unter den Menschen mit unmißverständlicher Klarheit als Leiden eines Opfers und Sieg eines Königs beschrieben. In den Pergamentrollen der alttestamentlichen Schriften las er, daß der, der da kommen sollte, “wie ein Lamm ... zur Schlachtbank geführt” werde. Seine Gestalt sei “häßlicher ... als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder”. Jesaja 53,7; Jesaja 52,14. Der verheißene Erlöser der Menschheit werde von den Menschen verachtet und gemieden sein, ein Mann “voller Schmerzen und Krankheit”, “von Gott geschlagen und gemartert”. Jesaja 53,3.4. Doch er werde auch seine gewaltige Macht ausüben und “den Elenden im Volk Recht schaffen und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen”. Psalm 72,4. Diese Weissagungen ließen Satan fürchten und zittern. Doch er gab seine Absicht nicht auf, wenn möglich die barmherzige Vorsorge des Herrn für die Erlösung des verlorenen Menschengeschlechts zu durchkreuzen. Er beschloß, die Augen des Volkes so weit wie möglich für die wirkliche Bedeutung der messianischen Weissagungen blind zu machen, um den Weg für die Verwerfung Christi bei seinem Kommen vorzubereiten. PK 484.3
Während der Jahrhunderte, die der Sintflut vorausgingen, hatte sich Satan mit Erfolg bemüht, eine weltweite Empörung gegen Gott zuwege zu bringen. Selbst die Lektionen, die die Flut gelehrt hatte, behielt man nicht lange im Gedächtnis. Mit listigen Einflüsterungen führte Satan die Menschenkinder Schritt für Schritt zur dreisten Auflehnung. Wiederum schien er im Begriff zu sein, den Sieg davonzutragen. Doch Gottes Absicht für den gefallenen Menschen sollte nicht auf diese Weise beiseitegeschoben werden. Durch die Nachkommenschaft des gläubigen Abraham aus der Linie Sems sollte das Wissen um die heilsamen Pläne des Herrn zum Nutzen künftiger Geschlechter bewahrt werden. Von Zeit zu Zeit sollten gottgesandte Boten der Wahrheit erweckt werden, um die Aufmerksamkeit auf die Opferzeremonien und besonders auf die Verheißung des Herrn bezüglich der Ankunft dessen zu lenken, auf den alle Handlungen des Opferdienstes hinwiesen. Auf diese Weise sollte die Welt vor dem allgemeinen Abfall bewahrt bleiben. PK 485.1
Der göttliche Plan konnte nicht ausgeführt werden, ohne auf den entschlossensten Widerstand zu stoßen. Auf jede nur mögliche Weise bemühte sich der Feind der Wahrheit und Gerechtigkeit, die Nachkommen Abrahams zu veranlassen, ihre hohe und heilige Berufung zu vergessen und sich der Anbetung falscher Götter zuzuwenden. Und häufig genug wäre es ihm beinahe geglückt. Jahrhundertelang vor Christi erstem Kommen bedeckte Dunkelheit die Erde, und dichte Finsternis lagerte über den Menschen. Satan warf seinen höllischen Schatten auf den Weg der Menschen, um sie daran zu hindern, über Gott und die zukünftige Welt Bescheid zu wissen. Zahllose Menschen saßen im Schatten des Todes. Ihre einzige Hoffnung war, daß diese Finsternis weichen und Gott offenbart werden möchte. PK 485.2
Mit prophetischem Blick hatte David, der Gesalbte Gottes, vorausgesehen, daß das Kommen Christi sein werde “wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken”. 2.Samuel 23,4. Und Hosea bezeugte: “Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte.” Hosea 6,3. Ruhig und sanft dämmert das Tageslicht über der Erde herauf, vertreibt Schatten und Dunkelheit und erweckt die Welt zum Leben. So sollte auch die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen — mit “Heil unter ihren Flügeln”. Maleachi 3,20. Die zahllosen Menschen, die “im finstern Lande” wohnten, sollten “ein großes Licht” sehen. Jesaja 9,1. PK 486.1
Der Prophet Jesaja schaute mit Entzücken diese herrliche Errettung und rief aus: PK 486.2
“Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.” Jesaja 9,5.6. PK 486.3
In den späteren Jahrhunderten der Geschichte Israels vor dem ersten Kommen Christi nahm man allgemein an, daß sich die folgende Weissagung auf die Ankunft des Messias bezog: “Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.” Jesaja 49,6. “Die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden”, hatte der Prophet vorausgesagt, “und alles Fleisch miteinander wird es sehen.” Jesaja 40,5. Von diesem Licht der Menschen legte Johannes der Täufer später so kühn Zeugnis ab, als er verkündigte: “‘Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn!’ wie der Prophet Jesaja gesagt hat.” Johannes 1,23. PK 486.4
Christus war es, dem durch Prophetenmund verheißen wurde: “So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem, der verachtet ist von den Menschen und verabscheut von den Heiden ... Ich ... habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, daß du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Komm hervor! ... Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.” Jesaja 49,7-10. PK 486.5
Die Standhaften im jüdischen Volk, Abkömmlinge jenes heiligen Geschlechts, durch das eine Gotteserkenntnis erhalten geblieben war, stärkten ihren Glauben, indem sie bei diesen und ähnlichen Schriftstellen verweilten. Mit überquellender Freude lasen sie, wie der Herr einen salben werde, “den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, daß sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn”. Jesaja 61,1.2. Doch ihre Herzen waren voller Traurigkeit, wenn sie an die Leiden dachten, die er erdulden mußte, um den göttlichen Auftrag zu erfüllen. In tiefer Demütigung ihres Herzens sannen sie über diese Worte in dem prophetischen Buch nach: PK 487.1
“Wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des Herrn offenbart? Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. PK 487.2
Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. PK 487.3
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. PK 487.4
Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.” Jesaja 53,1-9. PK 487.5
Von dem leidenden Erlöser sagte der Herr selbst durch Sacharja: “Schwert, mach dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mir der nächste ist!” Sacharja 13,7. Als Stellvertreter und Bürge für den sündigen Menschen war Christus bestimmt, unter dem göttlichen Gericht zu leiden. Er sollte verstehen lernen, was Gerechtigkeit heißt. Er sollte erfahren, was es für Sünder bedeutet, ohne Mittler vor Gott zu stehen. PK 488.1
Durch den Psalmisten hatte der Erlöser von sich selbst vorausgesagt: “Die Schmach bricht mir mein Herz und macht mich krank. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine. Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst.” Psalm 69,21.22. PK 488.2
Über die Behandlung, die Christus erfahren sollte, weissagte der Herr: “Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. Ich kann alle meine Knochen zählen; sie aber schauen zu und sehen auf mich herab. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.” Psalm 22,17-19. PK 488.3
Diese Darstellungen des bitteren Leidens und grausamen Todes des Verheißenen enthielten, so traurig sie waren, dennoch eine Fülle von Verheißungen. Denn der Herr sagte über den, den “mit Krankheit zu schlagen” ihm gefiel, damit er zum “Schuldopfer” werde: PK 488.4
“Dem Herrn gefiel es, ihn mit Krankheit zu schlagen. Weil er sein Leben zum Schuldopfer einsetzte, soll er Nachkommen haben und in die Länge leben, und die Sache des Herrn wird durch ihn zum Sieg kommen. Nach der mühevollen Arbeit seiner Seele wird er [Frucht] sehen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird er, der Gerechte, mein Knecht, viele in die Gerechtigkeit bringen. Er wird ihre Missetaten auf sich laden. Darum soll er die Großen zur Beute haben, und mit Starken soll er seine Beute teilen, dafür, daß er sein Leben in den Tod dahingegeben hat und unter die Übeltäter gezählt wurde. Er trug die Sünden vieler und trat betend für die Missetäter ein.” Jesaja 53,10-12 (Bruns). PK 488.5
Liebe zu den Sündern war es, die Christus dazu bewegte, den Preis der Erlösung zu bezahlen. “Er sieht, daß niemand auf dem Plan ist, und verwundert sich, daß niemand ins Mittel tritt.” Kein anderer konnte Männer und Frauen aus der Gewalt des Feindes loskaufen. “Da hilft er sich selbst mit seinem Arm, und seine Gerechtigkeit steht ihm bei.” Jesaja 59,16. “Siehe, das ist mein Knecht — ich halte ihn — und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.” Jesaja 42,1. PK 488.6
In sein Leben sollte der Drang zur Selbstbehauptung nicht Eingang finden. Die Huldigung, die die Welt der sozialen Stellung, dem Reichtum und dem Talent erweist, würde dem Sohn Gottes fremd sein. Der Messias sollte keinen jener Wege benutzen, die von Menschen begangen werden, um sich Ergebenheit oder Verehrung zu sichern. Seine völlige Selbstverleugnung wurde in folgenden Worten vorhergesehen: “Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.” Jesaja 42,2.3. PK 489.1
Der Erlöser sollte sich in deutlichem Gegensatz zu den Lehrern seiner Zeit unter den Menschen verhalten. In seinem Leben würde man nie Zeuge eines lärmenden Wortstreits, eines auffälligen Gottesdienstes oder eines Haschens nach Beifall sein. Der Messias sollte in Gott geborgen sein, und Gott sollte sich im Wesen seines Sohnes offenbaren. Ohne Gotteserkennntnis würde die Menschheit auf ewig verloren sein. Ohne göttliche Hilfe würden Männer und Frauen immer tiefer sinken. Leben und Kraft mußte jener vermitteln, der die Welt erschaffen hatte. In keiner anderen Weise konnte der Not des Menschen begegnet werden. PK 489.2
Über den Messias wurde ferner geweissagt: “Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.” Der Sohn Gottes sollte “sein Gesetz herrlich und groß” machen. Jesaja 42,4.21. Er sollte dessen Bedeutung und verbindliche Ansprüche nicht schmälern, vielmehr sollte er es verherrlichen. Gleichzeitig sollte er die göttlichen Gebote von jenen drückenden Forderungen befreien, die Menschen ihnen hinzugefügt hatten. Durch sie waren viele, die sich bemühten, Gott in annehmbarer Weise zu dienen, entmutigt worden. PK 489.3
Das Wort des Herrn über die Sendung des Heilandes lautete: “Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, daß du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. Ich, der Herr, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich’s euch hören.” Jesaja 42,6-9. PK 489.4
Durch den verheißenen Samen sollte der Gott Israels Zion Errettung bringen. “Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.” — “Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. Butter und Honig wird er essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.” Jesaja 11,1; Jesaja 7,14.15. PK 490.1
“Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften ... Und es wird geschehen zu der Zeit, daß das Reis aus der Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Heiden fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.” Jesaja 11,2-5.10. PK 490.2
“Siehe, es ist ein Mann, der heißt Sproß, und ... er wird bauen den Tempel des Herrn und wird königlichen Schmuck tragen und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron und wird Priester sein.” Sacharja 6,12.13 (Schlachter). PK 490.3
Ein Quell gegen “Sünde und Unreinheit” (Sacharja 13,1, Bruns) sollte erschlossen werden. Die Menschenkinder sollten die beglückende Einladung vernehmen: PK 490.4
“Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.” Jesaja 55,1-3. PK 490.5
Israel wurde die Verheißung gegeben: “Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter. Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des Herrn willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.” Jesaja 55,4.5. PK 491.1
“Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht; sie ist nicht ferne, und mein Heil säumt nicht. Ich will zu Zion das Heil geben und in Israel meine Herrlichkeit.” Jesaja 46,13. PK 491.2
In Wort und Tat sollte der Messias der Menschheit während seines irdischen Dienstes die Herrlichkeit Gottes des Vaters offenbaren. Jede Handlung seines Lebens, jedes Wort, das er sprach, jedes Wunder, das er wirkte, sollte dem gefallenen Menschengeschlecht die unendliche Liebe Gottes kundmachen. PK 491.3
“Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott, siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.” Jesaja 40,9-11. PK 491.4
“Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels ... Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.” Jesaja 29,18.19.24. PK 491.5
Auf diese Weise, durch Patriarchen und Propheten wie auch durch Vorbilder und Symbole, sprach Gott zur Welt vom Kommen eines Befreiers von der Sünde. Eine lange Reihe geisterfüllter Weissagungen wies darauf hin, daß der “von allen Völkern Ersehnte” (Haggai 2,7, Henne) kommen werde. Sogar sein Geburtsort und die Zeit seines Auftretens wurden genau angegeben. PK 491.6
Der Sohn Davids sollte in der Stadt Davids geboren werden. Aus Bethlehem, sagte der Prophet, “soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist”. Micha 5,1. “Du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.” Matthäus 2,6. PK 492.1
Die Zeit des ersten Kommens und einige der Hauptereignisse, die sich um das Lebenswerk des Erlösers gruppieren, wurden Daniel durch den Engel Gabriel mitgeteilt. “Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt”, sagte der Engel, “bis dem Frevel ein Ende gemacht, die Sünden weggenommen, die Missetat gesühnt, ewige Gerechtigkeit herbeigeführt, Gesicht und Weissagung erfüllt und der Allerheiligste gesalbt wird.” Daniel 9,24 (Henne). In der Prophetie steht ein Tag für ein Jahr. Vgl. 4.Mose 14,34; Hesekiel 4,6. Die siebzig Wochen oder vierhundertundneunzig Tage stellen vierhundertundneunzig Jahre dar. Ein Ausgangspunkt für diese Zeitspanne ist angegeben: “Wisse also und verstehe: Von der Zeit, da das Wort ergeht, Jerusalem wieder aufzubauen, bis der Gesalbte, der Fürst, ersteht, vergehen sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen” (Daniel 9,25, Henne), neunundsechzig Wochen oder vierhundertdreiundachtzig Jahre. Der Befehl, Jerusalem wiederherzustellen und aufzubauen, der durch den Erlaß des Artaxerxes Longimanus [vgl. Esra 6,14; Esra 7,1.9 (Arthahsastha ist gleichbedeutend mit Artaxerxes Longimanus)] vervollständigt wurde, trat im Herbst des Jahres 457 v. Chr. in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an erstrecken sich vierhundertdreiundachtzig Jahre bis zum Herbst 27 n. Chr. Laut der Weissagung sollte diese Zeitspanne bis zu dem Messias, dem Gesalbten, reichen. Im Jahre 27 n. Chr. erhielt Jesus bei seiner Taufe die Salbung durch den Heiligen Geist, und bald danach begann sein Dienst. Dann wurde die Botschaft verkündigt: “Die Zeit ist erfüllt.” Markus 1,15. PK 492.2
“Mit vielen wird er während der einen Jahrwoche einen festen Bund schließen” (Daniel 9,27a, Henne), sagte der Engel dann. Sieben Jahre lang, nachdem der Erlöser sein Amt angetreten hatte, sollte das Evangelium besonders den Juden gepredigt werden, dreieinhalb Jahre durch Christus selbst und danach durch die Apostel. “Und in der Mitte der Woche [wird er] Schlacht- und Speisopfer abschaffen.” Daniel 9,27b (Henne). Im Frühjahr des Jahres 31 n. Chr. wurde Christus, das wahre Schlachtopfer, auf Golgatha geopfert. Damals riß der Vorhang im Tempel entzwei. Dies zeigte, daß der Opferdienst seine Heiligkeit und seine Bedeutung verloren hatte. Die Zeit für die Beendigung des irdischen Schlachtopfers und Speisopfers war gekommen. PK 492.3
Diese eine Woche — sieben Jahre — endete 34 n. Chr. Damals besiegelten die Juden ihre Verwerfung der frohen Botschaft durch die Steinigung des Stephanus. Die Jünger, durch Verfolgung weithin zerstreut, “zogen umher und predigten das Wort”. Apostelgeschichte 8,4. Kurz danach bekehrte sich der Verfolger Saulus und wurde dadurch zu Paulus, dem Apostel der Heiden. PK 493.1
Die vielen Weissagungen über das Kommen des Erlösers veranlaßten die Hebräer, in ständiger Erwartung zu leben. Viele starben im Glauben, ohne das Verheißene empfangen zu haben. Aber weil sie es von fern geschaut hatten, glaubten und bekannten sie, daß sie Fremde und Pilger auf Erden waren. Seit den Tagen Henochs hatten Patriarchen und Propheten beständig die Verheißungen wiederholt und damit die Hoffnung auf die Erscheinung Christi lebendig erhalten. PK 493.2
Gott hatte die genaue Zeit des ersten Kommens anfangs nicht offenbart. Selbst als die Weissagung Daniels diese bekanntmachte, wurde die Botschaft nicht von allen richtig gedeutet. PK 493.3
Ein Jahrhundert nach dem andern ging dahin. Schließlich verstummten die Stimmen der Propheten. Schwer lag die Hand des Bedrückers auf Israel. Als die Juden von Gott abwichen, wurde der Glaube schwach, und die Hoffnung hörte nahezu auf, die Zukunft zu erhellen. Die Worte der Propheten wurden von vielen nicht verstanden, und jene, deren Glaube weiterhin hätte stark sein sollen, waren geneigt, zu klagen: “Es dauert so lange, und es wird nichts aus der Weissagung.” Hesekiel 12,22. Doch im Rat des Himmels war die Stunde für das Kommen Christi festgelegt worden. “Als aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.” Galater 4,4.5. PK 493.4
Der Menschheit sollten Lehren in ihrer Sprache erteilt werden. Der Bote des Bundes sollte sprechen und in seinem eigenen Tempel zu hören sein. Er, der Urheber der Wahrheit, sollte die Wahrheit von der Spreu menschlicher Aussagen trennen, die sie wirkungslos gemacht hatte. Nicht nur die Grundsätze der Herrschaft Gottes und der Erlösungsplan sollten deutlich erklärt, auch die Lehren des Alten Testaments sollten den Menschen ausführlich dargelegt werden. PK 493.5
Als der Erlöser schließlich “wie ein andrer Mensch” (Philipper 2,7) erschien und seinen gnadenvollen Dienst aufnahm, konnte Satan ihn nur in die Ferse stechen, während Christus durch alle Demütigungen und Leiden seinem Feind den Kopf zertrat. Die Seelenangst, die die Sünde gebracht hat, drang in das Herz des Sündlosen. Während jedoch Christus den Widerspruch der Sünder gegen sich selbst erduldete, bezahlte er die Schuld für den sündigen Menschen und löste die Knechtschaft, in der die Menschheit gefangengehalten worden war. Jeder Stich ins Herz, jede Beschimpfung wirkten sich zur Errettung des Menschengeschlechts aus. PK 494.1
Hätte Satan Christus verleiten können, auch nur einer einzigen Versuchung nachzugeben, hätte er ihn veranlassen können, seine völlige Reinheit durch eine einzige Handlung, ja selbst einen Gedanken zu beflecken, so würde der Fürst der Finsternis über den Bürgen des Menschen gesiegt und das ganze Menschengeschlecht für sich gewonnen haben. Satan konnte ihn wohl bedrängen, aber nicht beschmutzen. Er konnte ihm zwar Pein verursachen, ihn aber nicht verunreinigen. Er machte das Leben Christi zu einem ständigen Schauplatz des Kampfes und der Prüfung, doch mit jedem Angriff verlor er die Menschheit mehr aus dem Griff. PK 494.2
In der Wüste der Versuchung, im Garten Gethsemane und am Kreuz führte unser Erlöser die Waffe gegen den Fürsten der Finsternis. Seine Wunden wurden zu Zeichen des Sieges für die Menschheit. Als Christus im Todeskampf am Kreuz hing, während böse Geister frohlockten und böse Menschen höhnten — da wurde seine Ferse wirklich von Satan zerstochen. Aber gerade diese Tat zermalmte der Schlange den Kopf. Durch seinen Tod vernichtete Christus den, “der des Todes Gewalt hatte” (Hebräer 2,14), den Teufel. PK 494.3
Diese Tat entschied das Schicksal des Rebellenführers und sicherte für immer den Erlösungsplan. Im Tode errang Christus den Sieg über die Macht des Bösen. In der Auferstehung öffnete er die Tore des Grabes für alle seine Nachfolger. In jenem letzten großen Kampf sehen wir die Weissagung erfüllt: “Der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.” 1.Mose 3,15. PK 494.4
“Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.” 1.Johannes 3,2. Unser Erlöser hat den Weg frei gemacht, so daß die sündigsten, die bedürftigsten, die unterdrücktesten und die verachtetsten Menschen Zugang zum Vater finden können. PK 495.1
“Herr, du bist mein Gott,
dich preise ich;
ich lobe deinen Namen.
Denn du hast Wunder getan;
deine Ratschlüsse von alters her
sind treu und wahrhaftig.” Jesaja 25,1.
PK 495.2