Ruf an die Jugend

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Kapitel 42: Stilles Wirken des Heiligen Geistes

Das Christenleben ist keine Verbesserung oder Veränderung der alten Natur, sondern ihre völlige Umgestaltung. Das Ich und die Sünde müssen sterben; ein neues Leben muß beginnen. Dieser Wandel kann nur durch das kräftige Wirken des Heiligen Geistes geschehen. RJ 98.5

Nikodemus konnte es noch nicht begreifen, was der Herr ihm sagen wollte. Darum benutzte Jesus das Bild vom Wind, um verständlicher zu werden: “Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.” Johannes 3,8. RJ 98.6

Man hört den Wind in den Zweigen der Bäume, in dem Rascheln der Blätter und Blüten. Und doch ist er unsichtbar. Niemand weiß, woher er kommt und wohin er geht. So ist das Wirken des Heiligen Geistes an den Herzen der Menschen. Dieser Vorgang kann ebenso wenig erklärt werden wie das Wehen des Windes. Es mag jemand außerstande sein, genau Zeit, Ort und einzelne Umstände seiner Bekehrung anzugeben, und doch ist er bekehrt. So unsichtbar wie durch den Wind wirkt Christus ständig auf das Herz ein. Nach und nach, dem einzelnen vielleicht unbewußt, gehen Einwirkungen vor sich, welche die Seele zu Christus ziehen. Das mag geschehen durch Nachdenken über ihn, durch Lesen der Heiligen Schrift oder durch das Hören des Wortes Gottes. Dann plötzlich, indem der göttliche Einfluß immer stärker und unmittelbarer geworden ist, gibt sich die Seele freudig zum Eigentum Gottes. Viele nennen dies eine plötzliche Bekehrung, und doch war es nur die Folge des geduldigen, langen Werbens des Geistes Gottes. RJ 99.1

Während der Wind selbst unsichtbar ist, erzeugt er Wirkungen, die gesehen und gefühlt werden. So offenbart sich das Wirken des Heiligen Geistes in jeder Handlung der bekehrten Seele. Sobald der Geist Gottes vom Herzen Besitz ergreift, verändert er das Leben. Sündhafte Gedanken werden gebannt, böse Taten vermieden; Liebe, Demut und Frieden nehmen die Stelle von Ärger, Neid und Zank ein. Traurigkeit wird in Freude verwandelt, und das Angesicht widerstrahlt das Licht des Himmels. Niemand sieht die Hand, welche die Lasten aufhebt, oder erblickt das Licht, das uns hilft. Der Segen kommt immer, wenn sich die Seele im Glauben dem Herrn ergibt. RJ 99.2

Es ist dem irdischen Geist nicht möglich, das Werk der Erlösung zu verstehen. Dies Geheimnis übersteigt jedes menschliche Begreifen; wer aber vom Tod zum Leben durchdringt, verspürt dies als göttliche Tatsache. Die ersten Ergebnisse unsrer Erlösung zeigen sich bereits in unsrer persönlichen Erfahrung hier auf Erden. Die endlichen Auswirkungen erstrecken sich durch alle Ewigkeit. RJ 99.3