Ruf an die Jugend

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Reinheit ist nicht von Umständen abhängig

Niemand wird jemals wieder unter so schwierigen Umständen einen vollkommenen christlichen Charakter entwickeln müssen wie unser Heiland. Die Tatsache, daß er dreißig Jahre in Nazareth lebte, aus dem nichts Gutes erwartet wurde, ist ein Vorwurf für die Jugend, die sich in bezug auf ihre Glaubenshaltung auf die Lebensumstände beruft. Wenn sie in unangenehmer und wirklich schlechter Umgebung lebt, führen viele das als Entschuldigung dafür an, daß sie keinen christlichen Charakter entfalten. Das Beispiel, das Jesus gab, entkräftet die Meinung, daß seine Nachfolger von der Gunst des Ortes, des Geschickes oder vom Wohlstand abhängig sind, um ein christliches Leben führen zu können. Der Heiland würde sie belehren, daß ihre Treue jeden Ort und jede Lage, wohin Gottes Vorsehung sie berufen hat, ehrenvoll machen kann, und wenn sie noch so gering sind. RJ 48.2

Das Leben Christi sollte beweisen, daß Reinheit, Standhaftigkeit und Grundsatztreue nicht von einem von Mühsal, Armut und Ungunst befreiten Leben abhängig sind. Die Prüfungen und Entbehrungen, über die sich so viele Jugendliche beklagen, ertrug der Heiland ohne Murren. Diese Selbstzucht ist die Erfahrung, die die Jugend benötigt; sie gibt ihrem Charakter die nötige Festigkeit, macht sie Christus ähnlich und macht sie stark im Geist zum Widerstand gegen jede Versuchung. Wenn sie sich von denen fernhalten, die einen schlechten Einfluß auf ihre Sitten ausüben, werden sie von den Anschlägen Satans nicht überwunden. Durch tägliches Gebet zu Gott werden sie Weisheit und Gnade erhalten und den Kampf und die harte Wirklichkeit des Lebens ertragen können; sie werden als Sieger daraus hervorgehen. Wahrhaftigkeit und seelische Ruhe bleiben nur durch Wachsamkeit und Gebet erhalten. Jesu Leben war ein Beispiel für beharrliche Tatkraft, die sich nicht durch Vorwürfe, Spott, Entbehrung oder Mühsal erschüttern läßt. RJ 48.3

So sollte es um die Jugend bestellt sein. Wenn Prüfungen über sie kommen, soll sie wissen, daß der Herr sie prüfen und ihre Wahrhaftigkeit erproben will. In dem Maß, in dem sie die Rechtschaffenheit ihres Charakters auch unter Schwierigkeiten behauptet, wachsen ihre Seelenstärke, ihre Standhaftigkeit und ihre Geduld. Sie wird zunehmen in der Kraft des Geistes. RJ 49.1