Ruf an die Jugend
Kapitel 157: Das Beispiel Isaaks
Niemand, der den Herrn fürchtet, kann sich ohne Gefahr mit jemand verbinden, der den Herrn nicht fürchtet. “Mögen auch zwei miteinander wandeln, sie seien denn eins untereinander?” Amos 3,3. Glück und Gedeihen einer Familie beruhen auf dem Einssein der Ehegatten; doch zwischen dem Gläubigen und dem Ungläubigen besteht ein großer Unterschied im Geschmack, in den Neigungen und in den Absichten. Sie dienen verschiedenen Herren; zwischen ihnen kann es keine Übereinstimmung geben. Wie rein und ordentlich auch immer die Grundsätze des einen sein mögen: der Einfluß eines ungläubigen Gefährten wird stets dazu beitragen, von Gott zu trennen. RJ 294.1
Wer als Unbekehrter ein Eheverhältnis aufgenommen hat, steht nach seiner Bekehrung unter strengerer Verpflichtung, dem Gatten treu zu sein, wie weit beide auch in Bezug auf ihren Glauben voneinander getrennt sein mögen; trotzdem müssen die Forderungen Gottes jedem irdischen Verhältnis übergeordnet werden, wenn sich auch Prüfungen und Verfolgungen daraus ergeben. In Liebe und Sanftmut kann diese Treue einen Einfluß ausüben, der den Ungläubigen gewinnt. Die Heirat eines Christen mit einem Gottlosen ist jedoch in der Heiligen Schrift verboten. Der Herr fordert: “Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen.” 2.Korinther 6,14. RJ 294.2
Isaak wurde von Gott als Erbe der Verheißungen, durch die die Welt gesegnet werden sollte, hoch geehrt. Obwohl er vierzig Jahre alt war, unterwarf er sich seines Vaters Rat und bat einen erprobten, gottesfürchtigen Knecht, ein Weib für ihn zu wählen. Das Ergebnis dieser Heirat, wie es in der Heiligen Schrift dargestellt wird, ist ein zärtliches und schönes Bild häuslicher Glückseligkeit: “Da führte sie Isaak in die Hütte seiner Mutter Sara und nahm die Rebekka, und sie ward sein Weib, und er gewann sie lieb. Also ward Isaak getröstet über seine Mutter.” 1.Mose 24,67. RJ 294.3
Welch ein Unterschied zwischen der Handlungsweise Isaaks und der unsrer heutigen Jugend — auch unter bekenntlichen Christen! Nur zu oft meint die Jugend, daß die Hingabe ihrer Neigungen eine Angelegenheit ihrer selbst sei — eine Angelegenheit, die weder Gott noch ihre Eltern zu bestimmen hätten. Lange bevor sie mündig geworden sind, halten sich diese jungen Menschen für reif und fähig genug, ohne Hilfe ihrer Eltern ihre Wahl treffen zu können. Wenige Jahre ihres Ehelebens sind gewöhnlich schon ausreichend, ihnen ihren Irrtum vor Augen zu führen; oft ist es zu spät, um unheilvolle Folgen zu verhüten. Aus dem gleichen Mangel an Weisheit und Selbstbeherrschung, der zur übereilten Wahl des Gefährten geführt hat, verschlimmern sie das Übel, bis die Ehe ihnen zu einem unerträglichen Joch wird. So haben viele ihr Lebensglück zerbrochen, und ihre Hoffnung auf das ewige Leben ist zerstört. RJ 294.4
Wenn es irgend etwas gibt, das sorgfältigster Betrachtung wert ist, für das der Rat älterer und erfahrener Menschen gesucht werden sollte, ist es die Frage einer Heirat. Wenn die Bibel immer als Ratgeber nötig ist und immer im Gebet um göttliche Führung gefleht werden sollte — am notwendigsten ist es, wenn sich zwei Menschen für das Leben miteinander verbinden wollen. RJ 295.1
Eltern sollten nie ihre große Verantwortung für das zukünftige Glück ihrer Kinder aus den Augen verlieren. Isaaks Achtung vor dem Urteil seines Vaters war das Ergebnis einer Erziehung, die ihn gelehrt hatte, ein Leben des Gehorsams zu lieben. Während Abraham von seinen Kindern Achtung vor der elterlichen Autorität forderte, bezeugte sein tägliches Leben, daß jene Autorität nicht der Selbstsucht oder Willkür entsprang, sondern Liebe war, die nur das Glück und die Wohlfahrt seiner Kinder im Auge hatte. RJ 295.2
Dieser Pflicht der Lenkung jugendlicher Neigungen sollten sich Väter und Mütter stets bewußt sein. Sie sollten auch die Wahl geeigneter Kameraden für ihre Kinder beaufsichtigen. Sie sollten durch die Gnade Gottes die Pflicht fühlen, durch ihr eigenes Beispiel und ihre Belehrung den Charakter der Kinder von den ersten Lebensjahren an zu einem reinen und edlen auszubilden und zum Guten und Wahren zu führen. Gleich und Gleich gesellt sich gern; es schätzt einander. Pflanzt die Liebe zur Wahrheit, Reinheit und Anmut schon früh in die Seele; dann wird der junge Mensch die Gesellschaft derer suchen, die diese Eigenschaften besitzen. RJ 295.3
Wahre Liebe ist ein hoher und heiliger Grundsatz, weit entfernt von jener Liebe, die durch Leidenschaft geweckt wird und schnell vergeht, wenn sie erprobt wird. Es ist die Treue zur Pflicht im elterlichen Heim, welche die jungen Menschen auf einen eigenen Hausstand vorbereitet. Laßt sie hier praktisch Selbstverleugnung üben und Güte, Höflichkeit und ein christliches Leben offenbaren. Solche Liebe wird im Herzen genährt. Wer aus solchem Hause hervorgeht, um selbst das Haupt einer Familie zu werden, der weiß das Glück der Frau zu fördern, die er sich als Lebensgefährtin erwählte. Heirat muß, anstatt das Ende der Liebe, ihr Anfang sein. RJ 295.4