Ruf an die Jugend

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Die Herrschaft der Leidenschaft

In dieser schnellebigen, verdorbenen Zeit werden diese Dinge nicht genug gewürdigt. Sinnliche Leidenschaft beherrscht die Menschen und wird nicht der Vernunft unterstellt, obwohl sie Schwäche, Elend und Tod in ihrem Gefolge hat. Frauen werden zu einem mühseligen, peinvollen Leben verurteilt, wegen der unbeherrschten Leidenschaft von Männern, die den Namen Gatte führen — die man aber besser Scheusal nennen könnte. Mütter schleppen sich durch bitteres Elend, fast ständig mit Kindern in ihren Armen und immer auf der Suche nach Brot für die kleinen Mäuler und nach Kleidung für ihre Leiber. Solcher Jammer füllt die Welt. RJ 293.2

Es gibt wenig wahre, echte und ergebene, reine Liebe. Diese kostbare Eigenschaft ist sehr selten. Leidenschaft nennt man fälschlich Liebe. Viele feine und zarte Empfindungen einer Frau wurden schmählich mißbraucht, weil das Eheverhältnis ihrem Mann erlaubt, ihr gegenüber brutal zu sein. Was er Liebe nannte, war so niedrig, daß sie ihr zum Ekel wurde. RJ 293.3

Keiner der Ehegatten sollte aufhören, eine Persönlichkeit zu sein. Jeder für sich ist Gott Rechenschaft schuldig. So muß ihn auch jeder selber danach fragen, was recht und was unrecht ist. RJ 293.4