Ruf an die Jugend

315/520

Geistige Trunkenbolde

Wenn die Lust nach erredendem, aufwühlendem Lesestoff genährt wird, verdirbt der moralische Sinn, der Geist bleibt unbefriedigt, solange er nicht mit dieser völlig wertlosen, ungesunden Nahrung gespeist wird. Ich sah junge Mädchen, bekenntliche Nachfolgerinnen Christi, die tatsächlich unglücklich waren, wenn sie nicht einen neuen Roman oder eine Romanzeitung zur Hand hatten. Ihr Geist war ebenso gierig nach solcher Anregung wie der Trunkenbold nach Alkohol. Solche Jugend offenbarte nicht den Geist der Frömmigkeit; kein heller Schein himmlischen Lichtes ging von ihnen aus zu denen, die sie zur Quelle wahrer Erkenntnis führen sollten. Ihnen fehlte die tiefe Glaubenserfahrung. Hätten sie nicht dauernd einen neuen Schmöker zur Verfügung, dann wäre vielleicht Hoffnung auf ein Besinnen und Zurückfinden, aber sie gieren ja danach und — finden auch. RJ 178.3

Es schmerzt mich sehr, junge Menschen zu sehen, die ihre Brauchbarkeit für dieses Leben so zerstören und jede Gelegenheit versäumen, eine Erfahrung zu machen, die sie auf ein ewiges Leben in himmlischer Gemeinschaft vorbereiten könnte. Wir können für sie keinen geeigneteren Namen finden als “geistige Trunkenbolde”. Unmäßigkeit im Lesen hat die gleichen nachteiligen Folgen für das Gehirn wie unvernünftiges Essen und Trinken für den Körper. RJ 178.4