Das Wirken der Apostel

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“Ihr werdet meine Zeugen sein ...”

Kapitel 1: Gottes Absicht mit seiner Gemeinde

Die Gemeinde ist das von Gott erwählte Werkzeug, Menschen zum Heil zu führen. Sie wurde gegründet, um zu dienen, und ihre Aufgabe ist es, der Welt das Evangelium zu bringen. Von Anbeginn war es Gottes Plan, daß seine Gemeinde der Welt die “Fülle seines Wesens” (Kolosser 2,10, GN) und seiner Kraft widerspiegelt. Die Glieder der Gemeinde, die Gott aus “der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht” (1.Petrus 2,9) berufen hat, sollen seinen Ruhm verkündigen. Die Gemeinde ist das Schatzhaus des Reichtums der Gnade Christi; durch sie wird schließlich sogar “den Mächten und Gewalten im Himmel” (Epheser 3,10) die letzte und völlige Entfaltung der Liebe Gottes kundgetan werden. WA 9.1

Viele wunderbare Verheißungen über die Gemeinde stehen in der Heiligen Schrift. “Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.” Jesaja 56,7. “Ich will sie und alles, was um meinen Hügel her ist, segnen und auf sie regnen lassen zu rechter Zeit. Das sollen gnädige Regen sein ... Sie sollen sicher wohnen, und niemand soll sie schrecken. Und ich will ihnen eine Pflanzung aufgehen lassen zum Ruhm, daß sie nicht mehr Hunger leiden sollen im Lande und die Schmähungen der Heiden nicht mehr ertragen müssen. Und sie sollen erfahren, daß ich, der Herr, ihr Gott, bei ihnen bin und daß die vom Hause Israel mein Volk sind, spricht Gott der Herr. Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.” Hesekiel 34,26.29-31. WA 9.2

“Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wißt und mir glaubt und erkennt, daß ich’s bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. Ich hab’s verkündigt und habe auch geholfen und hab’s euch sagen lassen; und es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.” Jesaja 43,10-12. “Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, daß du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.” Jesaja 42,6.7. WA 10.1

“So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, daß du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben. Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten. Ich will alle meine Berge zum ebenen Wege machen, und meine Pfade sollen gebahnt sein ... Jauchzet, ihr Himmel, freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. Zion aber sprach: Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen. Kann auch ein Weib ihr Kindlein vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.” Jesaja 49,8-16. WA 10.2

Die Gemeinde ist Gottes feste Burg, sein Ort der Zuflucht inmitten einer aufrührerischen Welt. Jeder Verrat an der Gemeinde ist zugleich ein Treubruch dem gegenüber, der die Menschheit mit dem Blut seines eingeborenen Sohnes erkaufte. Von Anfang an bildeten gläubige Menschen die irdische Gemeinde Gottes. Zu allen Zeiten hatte der Herr seine Wächter die vor ihren Mitmenschen ein zuverlässiges Zeugnis ihres Glaubens ablegten. Diese Wächter verkündigten die Warnungsbotschaft. Mußten sie ihre Waffenrüstung ablegen, dann übernahmen andere den Dienst. Gott schloß mit diesen Zeugen einen Bund und vereinigte so die irdische Gemeinde mit der himmlischen. Er hat seine Engel ausgesandt, daß sie seiner Gemeinde dienen, und die Pforten der Hölle haben sein Volk nicht zu überwältigen vermocht. WA 10.3

In Jahrhunderten der Verfolgung, des Kampfes und der Dunkelheit hat Gott seine Gemeinde erhalten. Kein Schatten fiel auf sie, ohne daß Gott nicht Vorsorge getroffen hatte. Keine widerstrebende Macht erhob sich gegen Gottes Gemeinde, mit der der Herr nicht gerechnet hatte. Alles traf so ein, wie er es vorhergesagt hatte. Er hat seine Gemeinde nicht verlassen, sondern alles, was geschehen würde, durch das prophetische Wort angekündigt. Was immer sein Geist den Propheten vorauszusagen eingab, erfüllte sich auch. Sein Gesetz ist mit seinem Thron verbunden, und keine böse Macht kann es zerstören. Gott selbst vermittelt die Wahrheit und wacht über sie. Sie wird über allen Widerstreit siegen. WA 11.1

In Zeiten geistlicher Finsternis glich die Gemeinde Gottes einer Stadt auf dem Berge. Von Generation zu Generation haben sich in ihr Jahrhunderte hindurch die reinen Lehren des Himmels entfaltet. Mag die Gemeinde auch schwach und fehlerhaft erscheinen, dennoch schenkt Gott gerade ihr in besonderer Weise seine höchste Aufmerksamkeit. Sie ist der Schauplatz seiner Gnade, und es bereitet ihm Freude, in ihr seine Herzen umwandelnde Kraft zu offenbaren. WA 11.2

Jesus fragte: “Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?” Markus 4,30. Die Reiche der Welt konnte er nicht als Beispiel nehmen, und auch in der menschlichen Gesellschaft fand er nichts Vergleichbares. Irdische Königreiche herrschen durch die Überlegenheit ihrer bewaffneten Macht; aber aus Christi Reich ist jede weltliche Waffe, jedes Mittel des Zwanges verbannt. Seine Herrschaft soll die Menschheit emporheben und veredeln. Gottes Gemeinde ist die Stätte heiligen Lebens, ausgestattet mit mannigfaltigen Gaben und ausgerüstet mit dem Heiligen Geist. Ihre Glieder sollen ihr Glück in dem Glück derer finden, denen sie helfen und Segen bringen. WA 12.1

Wunderbar ist das Werk, das der Herr durch seine Gemeinde zu vollbringen beabsichtigt, damit sein Name verherrlicht werde. Bildhaft dargestellt wird dies durch Hesekiels Gesicht vom Strom des Heils: “Dies Wasser flieht hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer flieht, soll dessen Wasser gesund werden, und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Und es soll sehr viele Fische dort geben, wenn dieses Wasser dorthin kommt; und alles soll gesund werden und leben, wohin dieser Strom kommt. Und es werden an ihm Fischer stehen. Von En-Gedi bis nach En-Eglajim wird man die Fischgarne aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Blume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken, und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.” Hesekiel 47,8-12. WA 12.2

Von Anfang an hat Gott durch sein Volk gewirkt, um die Welt zu segnen. Für das alte Ägypten machte Gott Joseph zu einer Lebensquelle. Durch Josephs Rechtschaffenheit wurde das Leben jenes ganzen Volkes bewahrt. Durch Daniel rettete Gott den Weisen Babylons das Leben. Und diese Befreiungen sind für uns ein Anschauungsunterricht, veranschaulichen sie doch, welche geistlichen Segnungen der Welt durch die Verbindung mit dem Gott, den Joseph und Daniel anbeteten, angeboten werden. Jeder in dessen Herz Christus wohnt, jeder, der des Herrn Liebe der Welt kundtun will, ist Gottes Mitarbeiter zum Segen der Menschheit. Wie er Gnade vom Heiland empfängt, um sie andern mitzuteilen, fließt von seinem ganzen Wesen eine Flut geistlichen Lebens. WA 13.1

Gott erwählte die Israeliten, um den Menschen sein Wesen zu offenbaren und in der Welt Brunnen des Heils zu sein. Ihnen war die Botschaft des Himmels, die Offenbarung des Willens Gottes anvertraut. In der frühen Geschichte Israels hatten die Völker der Welt durch lasterhafte Gewohnheiten das Wissen um Gott verloren. Einst hatten sie ihn gekannt; aber sie “haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen zugewandt, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert”. Römer 1,21. Doch in seiner Barmherzigkeit ließ sie Gott am Leben. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, durch sein auserwähltes Volk wieder mit ihm bekannt zu werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte Christus vor allen Völkern emporgehoben werden, und alle, die zu ihm aufblickten, sollten leben. Christus war die Grundlage der jüdischen Ordnung. Das gesamte System aus Vorbildern und Symbolen war eine geraffte Vorschau auf das Evangelium, eine Darstellung, mit der die Verheißung auf Erlösung verknüpft war. WA 13.2

Aber die Israeliten verloren ihre hohe Berufung aus dem Auge, Gottes Repräsentanten zu sein. Sie vergaßen Gott und erfüllten ihren heiligen Auftrag nicht. Die Segnungen, die sie empfingen, brachten der Welt keinen Segen. Ihre Vorteile benutzten sie nur zur eigenen Verherrlichung. Sie schlossen sich von der Welt ab, um von ihr nicht versucht zu werden. Die Beschränkungen, die Gott ihnen hinsichtlich des Umgangs mit Götzendienern auferlegt hatte, um sie vor heidnischem Brauchtum zu bewahren, benutzten sie, um eine Trennungsmauer zwischen sich und allen anderen Völkern aufzurichten. Sie verweigerten Gott den Dienst, den er von ihnen forderte, und beraubten ihre Mitmenschen der geistlichen Wegweisung und eines heiligen Vorbildes. WA 13.3

Priester und Oberste waren festgelegt auf die Gleise einer äußerlichen Religiosität. Sie begnügten sich mit einer gesetzlichen Religion und vermochten es nicht, andern die lebendigen Wahrheiten des Himmels zu vermitteln. Ihre eigene Gerechtigkeit hielten sie für völlig ausreichend und trugen kein Verlangen danach, daß ein neuer Bestandteil in ihre Religion gebracht wurde. Gottes Wohlwollen den Menschen gegenüber faßten sie nicht als eine von ihnen unabhängige Gabe auf, sondern beanspruchten es als eigenes Verdienst aufgrund ihrer Werke. Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist und die Seele veredelt, war unvereinbar mit der religiösen Auffassung der Pharisäer, die aus kultischen Handlungen und menschlichen Vorschriften bestand. WA 14.1

Gott sagte über Israel: “Ich ... hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?” Jeremia 2,21. “Israel ist ein üppig rankender Weinstock, der seine Frucht trägt. Aber je mehr Früchte er hatte, desto mehr Altäre machten sie; wo das Land am besten war, da richteten sie die schönsten Steinmale auf.” Hosea 10,1. “Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, daß er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, daß er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, daß er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, daß er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.” Jesaja 5,3-7. “Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.” Hesekiel 34,4. WA 14.2

Die jüdischen Führer hielten sich für zu weise, um der Belehrung, für zu gerecht, um der Erlösung und für zu erhaben, um der Ehre zu bedürfen, die Christus verleiht. Deshalb wandte sich der Heiland von ihnen ab und anvertraute anderen die Vorrechte, die sie verschmähten, und das Werk, das sie geringschätzten. Gottes Ehre muß offenbart und sein Wort ausgebreitet werden. Christi Reich muß auf dieser Erde gebaut und die Botschaft von der Erlösung überall in der Welt verkündigt werden. Zu diesem Werk, dem sich die jüdischen Führer versagt hatten, wurden nun die Jünger berufen. WA 15.1