Der bessere Weg zu einem neuen Leben 1995

6/13

Kapitel 6: Angenommen! Ohne Probezeit!

Wenn der Heilige Geist unser Gewissen wachrüttelt, spüren wir etwas von der Macht der Sünde und dem Elend, das sie in dieser Welt anrichtet. Sünde trennt von Gott und macht den Menschen unfrei. Jeder von uns hat das am eigenen Leibe erfahren. Und das Schlimme: Je mehr wir versuchen, uns der Sünde zu entziehen, desto deutlicher zeigt sich unsere Ohnmacht. BW 53.1

Es ist zum verzweifeln, wenn sich zeigt, wie sehr unser Denken und Tun von Selbstsucht und fragwürdigen Beweggründen bestimmt ist. Wer in die Abgründe seines Herzens geschaut hat, sehnt sich nach Vergebung, möchte rein und frei werden. Er fragt: Was muß ich tun, um wieder in Übereinstimmung mit Gott leben zu können? BW 53.2

Vergebung, Frieden und Liebe sind nicht für Geld zu haben. Auch Verstand und Weisheit können nicht verhelfen. Wir haben von uns aus nichts anzubieten, um diese Gaben zu erwerben. Das ist auch gar nicht nötig; denn Gott will sie uns schenken. Er bietet seine Gnadengaben “ohne Geld und umsonst” (Jesaja 55,1, LB) an. Wir müssen nur unsere Hände nach ihnen ausstrecken und sie ergreifen. BW 53.3

Der Herr verheißt: “Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.” Jesaja 1,18 (LB). “Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein Herz, das fühlt.” Hesekiel 36,26. BW 53.4

Gottes Part ist klar, doch was bleibt für uns zu tun? Wir müssen unsere Verfehlungen bekennen und uns innerlich von unseren Sünden lösen. Wir müssen fest entschlossen sein, ein neues Leben mit Gott zu beginnen. Wenn wir das wirklich wollen, können wir Gott bitten, all unsere Schuld zu tilgen und uns ein neues Herz zu geben. Und wir dürfen gewiß sein, daß er unsere Bitte erhört; denn er hat es zugesagt. BW 54.1

Jesus hat immer wieder betont, daß niemand enttäuscht wird, der auf Gottes Verheißungen vertraut. Unzählige Menschen sind von Krankheit und Gebrechen geheilt worden, weil sie an Jesu Vollmacht glaubten. Er half ihnen in den alltäglichen Dingen und machte ihnen dadurch Mut, ihm auch dort zu vertrauen, wo Sinne und Verstand an Grenzen stoßen. BW 54.2

Für den, der körperliche Heilung erfahren hatte, war es nicht schwer zu glauben, daß Jesus ihm auch die Schuld abnehmen konnte.* Diesen Gedanken betonte Jesus bei einer Heilung ausdrücklich: “‘Ihr sollt sehen, daß der Menschensohn von Gott die Vollmacht hat, hier auf der Erde Schuld zu vergeben.’ Und er sagte zu dem Gelähmten: ‘Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause!’” Matthäus 9,6. BW 54.3

Ähnlich äußerte sich der Apostel Johannes über die Wunder Christi: “Was in diesem Buch steht, wurde aufgeschrieben, damit ihr daran festhaltet, daß Jesus der Sohn Gottes ist, der versprochene Retter. Wenn ihr euer Vertrauen auf ihn setzt, habt ihr durch ihn das Leben.” Johannes 20,31. BW 55.1

Aus den Berichten der Bibel über die Krankenheilungen Jesu wird deutlich, wie wir an ihn glauben müssen, um Vergebung zu empfangen. Ich möchte in diesem Zusammenhang an das Geschehen am Teich Betesda erinnern. Dort begegnete Jesus einem Mann, der seit achtunddreißig Jahren gelähmt war. Er kam mit ihm ins Gespräch, hörte sich seine Geschichte an und befahl schließlich: “Steh auf, nimm deine Matte und geh!” Johannes 5,8. BW 55.2

Welch eine Zumutung! Der Kranke hätte sich verspottet und gedemütigt fühlen können; schließlich lag er nicht zum Spaß dort. Er hätte auch sagen können: Herr, wenn du mich gesund gemacht hast, werde ich tun, was du sagst. Doch nichts dergleichen geschah. Der Mann glaubte an die Vollmacht Jesu und handelte entsprechend. Obwohl er sich eigentlich nicht bewegen konnte, stand er auf. Seit Jahrzehnten hatte er keinen Fuß mehr vor den anderen setzen können, nun ging er geheilt nach Hause. BW 55.3

An dieser Heilungsgeschichte erscheint mir folgendes wichtig: Der Mann glaubte, stand auf und ging — und das alles entgegen jeglicher Vernunft. Als er bereit war, zu tun, was Christus befohlen hatte, gab Gott ihm auch die Kraft dazu. Von einem Augenblick zum anderen war er geheilt. BW 55.4

Das trifft auch in übertragenem Sinne auf uns als Sünder zu. Keiner kann seine Schuld abbüßen und aus eigener Kraft ein geheiligter Mensch werden. Wer es dennoch versucht, wird scheitern. Gott weiß das und hat deshalb zugesagt, uns durch Christus von der “Krankheit der Sünde” zu heilen. Wir brauchen an diese Verheißung nur zu glauben. Sobald wir unsere Sünden bekennen und unser Leben unter Gottes Leitung stellen, tilgt er unsere Missetaten und reinigt unser Herz. Er macht uns gesund, wie einst den Gelähmten am Teich Betesda. BW 55.5

Wir sollten nicht warten, bis wir etwas von unserer “Heilung” fühlen, sondern sagen: Ich glaube, daß mir meine Sünden vergeben sind, denn der Herr hat es versprochen! Nicht umsonst heißt es: “Wenn ihr Gott um etwas bittet und darauf vertraut, daß die Bitte erfüllt wird, dann wird sie auch erfüllt.” Markus 11,24. BW 56.1

Diese Zusage gilt grundsätzlich, allerdings ist sie an eine Bedingung geknüpft: Unsere Bitten müssen dem Willen Gottes entsprechen. Aber was läge Gott mehr am Herzen, als Sünden zu vergeben und uns die Kraft zu einem geheiligten Leben zu schenken? Deshalb dürfen wir getrost um diese Segnungen bitten und fest daran glauben, daß wir sie empfangen. BW 56.2

Für den, der im Vertrauen auf Christus Vergebung der Sünden empfangen hat, gilt das Wort des Apostels Paulus: “So gibt es keine Verdammnis für die, die in Christus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.” Römer 8,1-2 (LB). BW 56.3

Hinfort gehören wir nicht mehr uns selbst, denn Christus hat einen hohen Preis für uns gezahlt. “Nicht mit Silber oder Gold seid ihr freigekauft worden — sie verlieren ihren Wert — sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen und fehlerlosen Opferlammes, dem Blut Christi.” 1.Petrus 1,18. Weil wir an Gott glauben und zu ihm gehören, wächst in uns durch die Kraft des Heiligen Geistes ein neues, geistliches Leben. Wir gehören als Kinder zur Familie Gottes, und er liebt uns genauso wie seinen Sohn. BW 56.4

Manche Christen meinen, ehe sie Gottes Gnadengaben annehmen können, müßten sie eine Art Probezeit absolvieren, damit der Herr sieht, daß sie sich geändert haben. Das ist falsch! Gottes Verheißungen dürfen sofort in Anspruch genommen werden. Wäre das nicht so, würden wir unsere Fehler und Schwächen nie überwinden. Jesus liebt uns wie wir sind — sündhaft, hilflos, abhängig. Er weiß, daß wir zu unserer Errettung nichts beitragen können. Deshalb dürfen wir mit unserer Schuld und unserem Versagen jederzeit zu ihm kommen. Er heilt unsere Wunden und reinigt uns von allen Sünden. BW 56.5

Doch gerade das halten viele für unmöglich. Sie können nicht glauben, daß Jesus sich um jeden einzelnen kümmert und ihm seine Sünden vergibt. Sie wagen nicht, Gott beim Wort zu nehmen. Wer aber vertrauensvoll zu ihm kommt, darf gewiß sein, daß ihm vergeben wird. BW 57.1

Wehre dich gegen den Gedanken, daß Gottes Verheißungen ausgerechnet dir nicht gelten könnten. Christus hält für jeden Gläubigen Kraft und Gnade im Überfluß bereit. BW 57.2

Niemand ist so sündig, daß er nicht Vergebung und Rechtfertigung in Christus finden könnte. Unser Herr ist nicht nur für Auserwählte gestorben, sondern für alle Menschen! Er wartet nur darauf, uns das sündenbefleckte Kleid abzunehmen und dafür das weiße Kleid der Gerechtigkeit zu verleihen. Er will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er lebe. BW 57.3

Gott handelt mit uns nicht so, wie wir oft mit unsern Mitmenschen. Wenn er an uns denkt, dann bewegen ihn Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl. Er sagt: “Wer sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, wer seine eigenen Wege gegangen ist, seinen eigenen Plänen gefolgt ist, der soll umkehren und zum Herrn kommen. Der Herr wird ihn wieder annehmen, denn er ist voll Güte und Erbarmen.” Jesaja 55,7. BW 57.4

An anderer Stelle heißt es: “Ich habe eure ganze Schuld vergeben; sie ist verschwunden wie der Nebel vor der Sonne.” Jesaja 44,22. Und schließlich läßt Gott uns sagen: “Ich habe keine Freude daran, wenn einer wegen seiner Vergehen sterben muß. Das sage ich, der Herr. Also ändert euch, damit ihr am Leben bleibt!” Hesekiel 18,32. BW 57.5

Satan tut alles, um uns Gottes Verheißungen fragwürdig erscheinen zu lassen. Zumindest redet er uns ein, daß wir viel zu sündig seien, als daß wir sie in Anspruch nehmen könnten. Damit will er uns den letzten Funken Hoffnung rauben. Das dürfen wir nicht zulassen. BW 58.1

Wenn der Verführer Zweifel sät, sollten wir ihm entgegnen: Jesus ist gestorben, damit ich lebe! Er liebt mich und will nicht, daß ich verlorengehe. Mein himmlischer Vater ist barmherzig. Es stimmt, daß ich seine Liebe oft mißachtet und seine Segnungen mißbraucht habe, aber ich bin trotz allem sein Kind. Und jetzt werde ich zu ihm gehen und sagen: “Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!” BW 58.2

Diese Sätze sind dem Gleichnis vom verlorenen Sohn entnommen.* Darin wird auch erzählt, wie der heimkehrende Sohn empfangen wurde: “Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn.” Lukas 15,18-20 (LB). Könnte Gottes Barmherzigkeit anschaulicher geschildert werden, als in diesem Gleichnis? Es bestätigt genau das, was Gott schon lange zuvor mitgeteilt hat: “Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.” Jeremia 31,3. “Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.” Jeremia 31,3 (LB). BW 58.3

Der aufsässige Sohn im Gleichnis verschleuderte sein Erbe mit vollen Händen und war innerlich und äußerlich noch weit von Zuhause weg. Da sehnte sich der Vater schon — oder noch immer? — nach ihm. Diese bedingungslose Liebe muß es gewesen sein, die den Verlorenen zurückzog ins Vaterhaus. Wenn Menschen das Bedürfnis nach Gott spüren, dann ist das die Stimme des Heiligen Geistes, der sie zum Vater zurückbringen möchte. BW 59.1

Eigentlich müßte das Gleichnis vom verlorenen Sohn alle Zweifel an der Liebe Gottes zerstreuen. Es ist völlig ausgeschlossen, daß der Herr jemanden zurückweist, der der Sünde absagt und reumütig zu ihm zurückkommt. Also weg mit solchen Gedanken! Nichts ist schädlicher, als solche verkehrten Vorstellungen von Gott zu hegen. Gottes Es ist wahr: Gott verabscheut die Sünde; aber ebenso wahr ist, daß er den Sünder liebt. Den Beweis dafür hat er erbracht, als er sich selbst in Christus opferte, um seine verlorenen Söhne und Töchter wieder ins Vaterhaus zurückzubringen. BW 59.2

Wie sehr Gott uns liebt, hat der Prophet Jesaja in einem bewegenden Bild zum Ausdruck gebracht: “Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie geboren hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht!” Jesaja 49,15. BW 59.3

Wenn du zweifelst und verzagt bist, dann blicke auf Jesus, deinen Fürsprecher beim Vater. Danke Gott, daß Christus dein Geschick in die Hand genommen hat, und halte dich an ihn. “Ihn ließ er sterben zu unserer Rettung. Unsere ganze Schuld hat er uns vergeben, weil Christus sein Blut vergossen hat.” Epheser 1,7. BW 59.4

Glaube fest, daß Gott dir hilft. Er will dir die Sünden vergeben und sein göttliches Bild in dir wiederherstellen. Du mußt nur an dieses Angebot glauben — und es annehmen!* BW 60.1