Leben und Wirken von Ellen G. White

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Tröstende Verheißungen

Jene Tage waren Tage der Trauer. Ich schaute auf meine drei kleinen Jungen, die, wie ich fürchtete, nun bald vaterlos sein würden, und Gedanken wie diese drängten sich mir auf: Mein Mann wird infolge Überanstrengung in dem Werke der gegenwärtigen Wahrheit sterben, und wer erkennt, was er gelitten hat? Wer kennt die Bürden, die er jahrelang getragen hat, die außerordentlichen Sorgen, die seine Seele erdrückten, seine Gesundheit ruinierten und ihn nun vorzeitig ins Grab bringen und seine Familie in Not und Abhängigkeit zurücklassen? Ich stellte mir oft die Frage: Träg Gott keine Sorge um diese Dinge? Geht er achtlos an ihnen vorüber? Ich wurde getröstet bei dem Gedanken, dass es Einen gibt, der recht richtet, und dass jedes Opfer, jede Selbstverleugnung und jede Seelenpein, die um seinetwillen ertragen wird, im Himmel getreulich aufgezeichnet ist und belohnt werden wird. Der Tag des Herrn wird Dinge offenbaren und ans Licht bringen, die jetzt noch verborgen sind. LW 178.2

Es wurde mir gezeigt, dass es Gottes Absicht war, meinen Mann allmählich wiederherzustellen; dass wir starken Glauben üben müssten, da wir bei jeder Anstrengung vom Teufel heftig angegriffen werden würden; dass wir von dem äußeren Anscheine hinwegblicken und glauben müssten. Dreimal des Tages gingen wir allein zu Gott und brachten ernste Gebete um die Wiederherstellung seiner Gesundheit dar. Der Herr erhörte gnädiglich unsere ernsten Schreie, und mein Mann begann zu genesen. Ich kann meine Gefühle, die mich zu jener Zeit beherrschten, nicht darlegen, als sie in dem folgenden Auszuge eines Briefes, den ich an Schwester Howland schrieb, ausgedrückt sind: LW 179.1

“Ich bin dankbar, dass ich jetzt meine Kinder bei mir, unter meiner eigenen Obhut, haben kann.1 Seit Wochen habe ich einen Hunger und Durst nach Seligkeit verspürt, und wir haben beinahe ununterbrochenen Verkehr mit Gott genossen. Warum bleiben wir von der Quelle weg, da wir doch zu ihr kommen und trinken können? Warum sterben wir aus Mangel an Brot, da wir doch ein Schatzhaus voll haben? Es ist angefüllt und frei. O meine Seele, labe dich daran und genieße täglich die himmlischen Freuden. Ich will nicht schweigen. Das Lob Gottes ist in meinem Herzen und auf meinen Lippen. Wir können uns in der Fülle der Liebe unsers Heilandes freuen. Wir können uns an seiner großen Herrlichkeit laben. Meine Seele bezeugt dies. Meine Dunkelheit ist von diesem köstlichen Lichte verscheucht worden, und ich kann es nie vergessen. Herr, hilf mir, es in lebendiger Erinnerung zu behalten. Wacht auf, all ihr Kräfte meiner Seele! Wache auf, und bete deinen Heiland an für seine wunderbare Liebe! LW 179.2

“Unsere Feinde mögen triumphieren. Sie mögen bittere Worte reden, und ihre Zunge mag Verleumdung, Täuschung und Lüge ersinnen; aber wir wollen uns nicht bewegen lassen. Wir wissen, an wen wir geglaubt haben. Wir haben nicht vergeblich gelaufen, noch vergeblich gearbeitet. Es kommt ein Tag der Abrechnung, da alle gerichtet werden, nach dem sie gehandelt haben bei Leibes Leben. Es ist wahr, die Welt ist dunkel. Der Widerstand mag stärker werden. Die Leichtsinnigen und die Spötter mögen in ihrer Gottlosigkeit dreist werden. Aber um alles dieses wollen wir uns nicht bewegen lassen, sondern, um Stärke zu erhalten, uns auf den Arm des Mächtigen lehnen.” LW 180.1