Patriarchen und Propheten
In der Wüste
Kapitel 30: Die Stiftshütte und ihr Dienst
Als Mose auf dem Berge war, erhielt er von Gott den Auftrag: “Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne.” 2.Mose 25,8. Dazu wurden ihm ausführliche Anweisungen für den Bau der Stiftshütte erteilt. Mit ihrem Abfall hatten die Israeliten den Segen der göttlichen Gegenwart verloren. Eine Zeitlang war die Errichtung eines Heiligtums in ihrer Mitte unmöglich. Aber nachdem der Himmel sie in Gnaden wieder angenommen hatte, ging ihr großer Führer daran, den göttlichen Befehl auszuführen. Für die Errichtung des Heiligtums rüstete Gott erwählte Männer mit besonderem Geschick und Weisheit aus. Er selbst gab Mose den Plan für den Bau mit genauen Anweisungen über Größe und Gestaltung, über das zu verwendende Material und alle Geräte, womit er auszustatten war. Die von Menschenhänden zubereitete heilige Stätte sollte “ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums” sein, “Abbilder der himmlischen Dinge” (Hebräer 9,24.23), eine verkleinerte Darstellung des himmlischen Tempels, wo Christus, unser Hoherpriester, für die Sünder dienen sollte, nachdem er sein Leben als Opfer dargebracht haben würde. Gott ließ Mose einen Blick auf das himmlische Heiligtum tun und befahl ihm dann, alle Gegenstände nach dem Muster herzustellen, das er ihm gezeigt hatte. Mose prägte sich alle diese Anweisungen sorgfältig ein und übermittelte sie den Obersten des Volkes. PP 321.1
Für diese Arbeit waren umfangreiche, kostspielige Vorbereitungen notwendig. Man brauchte dazu eine Menge sehr wertvolles, kostbares Material. Aber der Herr nahm nur freiwillige Opfer an. “Daß sie für mich eine Opfergabe erheben von jedem, der es freiwillig gibt” (2.Mose 25,2), lautete der göttliche Befehl, den Mose vor dem Volke wiederholte. Die ersten Erfordernisse zur Vorbereitung einer Wohnstätte für den Höchsten waren Liebe zu ihm und Opfersinn. PP 321.2
Das ganze Volk antwortete zustimmend. “Alle, die es gern und freiwillig gaben, kamen und brachten dem Herrn die Opfergabe zur Errichtung der Stiftshütte und für allen Dienst darin und für die heiligen Kleider. Es brachten aber Männer und Frauen freiwillig Spangen, Ohrringe, Ringe und Geschmeide und allerlei goldenes Gerät, ein jeder das Gold, das er zur Gabe für den Herrn bestimmt hatte. Und wer bei sich blauen und roten Purpur fand, Scharlach, feine Leinwand, Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfelle und Dachsfelle, der brachte sie. Und wer eine Opfergabe von Silber und Kupfer geben wollte, der brachte es dem Herrn als Opfergabe. Und wer Akazienholz hatte, der brachte es zu allerlei Verwendung für den Dienst. Und alle Frauen, die diese Kunst verstanden, spannen mit ihren Händen und brachten ihr Gespinst, blauen und roten Purpur, Scharlach und feine Leinwand. Und alle Frauen, die solche Arbeit verstanden und willig dazu waren, spannen Ziegenhaare. Die Stammesfürsten aber brachten Onyxsteine und eingefaßte Steine für den Priesterschurz und die Brusttasche und Spezerei und Öl für den Leuchter und für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk.” 2.Mose 35,21-28. PP 322.1
Während das Heiligtum im Bau war, brachte das Volk, alt und jung, Männer, Frauen und Kinder, auch weiterhin seine Opfergaben, bis die Aufsichtführenden feststellten, sie hätten genug und sogar mehr, als sie brauchten. Deshalb befahl Mose, im ganzen Lager auszurufen: “Niemand, weder Mann noch Frau, soll hinfort noch etwas bringen als Opfergabe für das Heiligtum. Da brachte das Volk nichts mehr.” 2.Mose 36,6. Das Murren der Israeliten und die Bestrafungen durch Gottes Gerichte um ihrer Sünden willen sind als Warnung für spätere Geschlechter überliefert. Ihre Hingabe, ihr Eifer und ihre Freigebigkeit dagegen sind ein nachahmenswertes Beispiel. Alle, die gern zum Gottesdienst gehen und den Segen der heiligen Gegenwart Gottes zu würdigen wissen, werden denselben Opfergeist an den Tag legen, wenn es gilt, ein Haus vorzubereiten, in dem der Herr ihnen begegnen kann. Sie wird der Wunsch beseelen, ihm eine Opfergabe vom Besten zu bringen, das sie haben. Solches Haus Gottes dürfte keine Schulden haben, denn damit wird der Herr entehrt. Man sollte freiwillig einen ausreichend großen Betrag zur Vollendung des Werkes geben, damit die Arbeiter — wie einst die Erbauer der Stiftshütte — sagen können: Niemand soll noch etwas als Opfergabe bringen. PP 322.2
Die Stiftshütte war auseinandernehmbar, so daß die Israeliten sie auf allen ihren Wanderungen mitführen konnten. Sie war deshalb klein, nur fünfzehn Meter lang und je fünf Meter breit und hoch. Trotzdem sah sie prachtvoll aus. Die Hütte und ihre Geräte bestanden aus Akazienholz, das für Fäulnis weniger anfällig war als alle anderen Bäume am Sinai, die Wände aus aufgerichteten Brettern, die auf silbernen Sockeln von Pfeilern und Querbalken festgehalten wurden. Und alles war mit Gold überzogen. Das gab dem ganzen Bauwerk das Aussehen von massivem Gold. Vier Lagen Teppiche bildeten das Dach, der innerste “von gezwirnter feiner Leinwand, von blauem und rotem Purpur und von Scharlach. Cherubim sollst du einweben in kunstreicher Arbeit.” 2.Mose 26,1. Die drei anderen Teppiche bestanden aus Ziegenhaar, rotgefärbten Widderfellen und Dachsfellen. Sie waren so angeordnet, daß sie vollständig Schutz boten. PP 324.1
Ein kostbarer, schöner Vorhang teilte die Hütte in zwei Räume; er hing an vergoldeten Säulen. Ein ähnlicher Vorhang verschloß den Eingang zur ersten Abteilung. Diese und die inneren Teppiche trugen, schön angeordnet, die wunderbarsten Farben: blau, purpurn und scharlach. Aus Gold- und Silberfäden eingewebte Cherubim stellten die Engelschar dar, die im himmlischen Heiligtum dienen und auch für das Volk Gottes auf Erden dienstbare Geister sind. PP 324.2
Das heilige Zelt war von einem offenen Vorhof eingeschlossen, der von einer Schutzwand aus feiner Leinwand, die an Messingsäulen hing, begrenzt wurde. Der Eingang zu diesem Vorhof lag an der Ostseite. Vorhänge aus meisterhaft gearbeitetem, kostbarem Stoff, obwohl geringer an Wert als die am Heiligtum, schlossen ihn ab. Da die Behänge des Vorhofs nur etwa halb so hoch waren wie die Wände des Heiligtums, konnte man von draußen den Bau deutlich sehen. Im Vorhof stand in der Nähe des Eingangs der eherne Brandopferaltar. Auf ihm wurden dem Herrn alle Brandopfer dargebracht und seine Hörner mit dem versöhnenden Blut besprengt. Zwischen dem Altar und dem Eingang zum Heiligtum befand sich das Waschbecken. Es war aus Erz gefertigt und aus Spiegeln, einer freiwilligen Opfergabe der israelitischen Frauen. An dem Becken sollten sich die Priester Hände und Füße waschen, so oft sie in die heiligen Räume gingen oder an den Altar traten, um dem Herrn Brandopfer darzubringen. PP 324.3
Im ersten Raum, dem Heiligen, standen der Schaubrottisch, der Leuchter und der Rauchopferaltar. Der Schaubrottisch an der Nordseite hatte einen zierlichen Aufsatz und war mit reinem Gold überzogen. Auf diesen Tisch mußten die Priester an jedem Sabbat zwölf Brote, in zwei Schichten angeordnet, legen und mit Weihrauch besprengen. Die alten Brote wurden entfernt und sollten von den Priestern verzehrt werden, weil sie als heilig galten. An der Südseite stand der siebenarmige Leuchter mit den sieben Lampen. Seine Arme waren mit ausnehmend fein gearbeiteten Blumen geschmückt, die Lilien glichen, alles aus massivem Gold. Da die Stiftshütte keine Fenster hatte, wurden niemals alle Lampen gleichzeitig gelöscht, sie leuchteten vielmehr Tag und Nacht. Dicht vor dem Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten und damit von der unmittelbaren Gegenwart Gottes trennte, stand der goldene Rauchopferaltar. Darauf sollte der Priester an jedem Morgen und Abend Räuchwerk verbrennen. Die Hörner des Altars wurden mit dem Blut des Sündopfers bestrichen und am großen Versöhnungstag mit Blut besprengt. Das Feuer auf diesem Altar hatte Gott selbst entzündet, und es wurde deshalb heiliggehalten. Ununterbrochen verbreitete der Weihrauch seinen Wohlgeruch in den heiligen Räumen und weit um die Stiftshütte herum. PP 325.1
Hinter dem zweiten Vorhang war das Allerheiligste, der Mittelpunkt des sinnbildlichen Versöhnungs- und Mittlerdienstes, das Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Hier stand die Bundeslade, eine Truhe aus Akazienholz, innen und außen mit Gold überzogen, oben mit einer goldenen Leiste versehen. Sie diente als Aufbewahrungsort der Steintafeln, auf die Gott selbst die Zehn Gebote geschrieben hatte. Daher wurde sie Lade des Testamentes oder Lade des Bundes genannt, weil die Zehn Gebote die Grundlage des Bundes zwischen Gott und Israel waren. PP 325.2
Der Deckel der heiligen Lade wurde Gnadenstuhl genannt; er war aus einem einzigen massiven Stück Gold gearbeitet. Goldene Cherubim deckten ihn, je einer zu beiden Seiten. Ein Flügel jedes Engels war nach oben gerichtet, während der andere den Leib als Zeichen der Ehrfurcht und Demut umhüllte. Die Haltung der Cherubim, die sich einander zuwandten und ehrerbietig auf die Lade hinabschauten, versinnbildete die Ehrfurcht, mit der die himmlische Schar auf das Gesetz Gottes sieht, und ihre Anteilnahme am Erlösungsplan. PP 325.3
In der Schechina über dem Gnadenstuhl offenbarte Gott seine Gegenwart; inmitten der Cherubim tat Gott seinen Willen kund. Hin und wieder wurden dem Hohenpriester göttliche Botschaften durch eine Stimme aus der Wolke mitgeteilt. Manchmal fiel ein Licht auf den Engel zur Rechten zum Zeichen der Billigung und Annahme, oder es ruhte ein Schatten auf dem Engel zur Linken, um Mißfallen oder Verwerfung auszudrücken. PP 326.1
Das in der Lade verwahrte Gesetz Gottes war die erhabene Richtschnur für Gerechtigkeit und Gericht. Es verurteilte den Übertreter zum Tode; aber über dem Gesetz offenbarte sich Gottes Gegenwart auf dem Gnadenstuhl, von dem aufgrund des Sühnopfers dem reuigen Sünder Vergebung zuteil wurde. So kommt es, daß in dem Erlösungswerk Christi, das der Heiligtumsdienst versinnbildete, “Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen”. Psalm 85,11. PP 326.2
Keine Sprache kann die Herrlichkeit beschreiben, die sich dem Beschauer im Heiligtum darbot: die vergoldeten Wände, die das Licht des goldenen Leuchters zurückwarfen, die leuchtenden Farben der reich geschmückten Vorhänge mit ihren strahlenden Engeln, der Tisch, der Rauchopferaltar, alles glänzte von Gold; hinter dem zweiten Vorhang die heilige Lade mit ihren geheimnisvollen Cherubim und darüber die heilige Schechina, die sichtbare Offenbarung des gegenwärtigen Jahwe; aber alles war nur ein matter Abglanz der Herrlichkeit des Tempels Gottes im Himmel, dem Mittelpunkt des Erlösungswerkes für die Menschen. PP 326.3
Man brauchte etwa ein halbes Jahr zum Bau der Stiftshütte. Nach der Vollendung prüfte Mose die Arbeit der Baumeister. Er verglich sie mit dem Muster, das er auf dem Berge gesehen hatte, und mit den Anweisungen Gottes. “Und siehe, sie hatten es gemacht, wie der Herr geboten hatte. Und er segnete sie.” 2.Mose 39,43. Mit eifriger Anteilnahme drängte sich das ganze Volk um das heilige Bauwerk. Während sie alles mit ehrfurchtsvoller Befriedigung beschauten, schwebte die Wolkensäule auf das Heiligtum herab und hüllte es ein. “Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung.” 2.Mose 40,34. Gott offenbarte sich mit Majestät, und eine Zeitlang konnte nicht einmal Mose eintreten. Mit tiefer Bewegung ersah das Volk aus diesem Zeichen, daß das Werk ihrer Hände angenommen war. Man hörte keine lauten Freudenkundgebungen. Heilige Scheu lag über allen. Aber unter Freudentränen flüsterten sie leise, ernste Worte der Dankbarkeit, daß Gott sich herabgeneigt hatte, um bei ihnen zu wohnen. PP 326.4
Auf göttliche Anweisung wurde der Stamm Levi für den Dienst am Heiligtum ausgesondert. Anfänglich war jeder Mann der Priester seines eigenen Hauses. In den Tagen Abrahams sah man das Priestertum als angestammtes Recht des ältesten Sohnes an. Jetzt nahm der Herr den Stamm Levi anstelle der Erstgeborenen ganz Israels zum Dienst am Heiligtum an. Mit dieser Auszeichnung bekundete er seine Anerkennung dafür, daß die Leviten treu an seinem Dienst festgehalten und seine Gerichte vollstreckt hatten, als Israel mit der Anbetung des goldenen Kalbes abtrünnig geworden war. Das Priesteramt jedoch blieb auf Aarons Familie beschränkt. Nur er und seine Söhne durften vor dem Herrn dienen; die übrigen Leviten waren mit der Pflege der Stiftshütte und ihrer Geräte betraut. Sie sollten den Priestern bei deren Dienst zur Seite stehen, aber sie durften weder opfern noch Weihrauch anzünden oder die heiligen Dinge sehen, bevor sie bedeckt waren. PP 327.1
Zu ihrem Dienst wurde den Priestern besondere Kleidung vorgeschrieben. “Du sollst Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien” (2.Mose 28,2), lautete der göttliche Befehl an Mose. Das Gewand des gewöhnlichen Priesters war aus weißem Leinen und in einem Stück gewoben. Es reichte bis fast zu den Füßen und wurde um die Hüfte von einem blau, purpurn und rot bestickten weißen Leinengürtel zusammengehalten. Ein Turban, einem hohen Hut vergleichbar und aus Leinen gefertigt, vervollständigte das äußere Gewand. Am brennenden Busch wurde Mose befohlen, seine Schuhe auszuziehen, denn der Boden, auf dem er stand, war heilig. So durften auch die Priester das Heiligtum nicht mit Schuhen betreten. Daran haftender Schmutz hätte den heiligen Ort entweiht. Deshalb hatten die Priester ihre Schuhe im Vorhof zu lassen. Bevor sie in der Stiftshütte oder am Brandopferaltar dienten, sollten sie auch Hände und Füße waschen. So wurden sie ständig ermahnt, alle Unreinheit abzulegen, wenn sie sich der Gegenwart Gottes nahen wollten. PP 327.2
Die Gewänder des Hohenpriesters waren aus kostbarem Stoff und kunstvoll ausgeführt, wie es seiner hohen Stellung entsprach. Zu dem Leinenrock des gewöhnlichen Priesters trug er ein blaues Oberkleid, ebenfalls aus einem Stück gewebt. Rund um den Saum war es mit goldenen Glöckchen und blauen, purpurnen und scharlachfarbenen Granatäpfeln verziert. Darüber trug er das Ephod, einen kürzeren Überrock aus goldener, blauer, purpurner, scharlachener und weißer Farbe. Ein schön gearbeiteter Gürtel aus demselben Stoff hielt es zusammen. Das Ephod war ärmellos gearbeitet, und auf seinen beiden goldbestickten Schulterstücken waren zwei Onyxsteine eingearbeitet mit den Namen der zwölf Stämme Israels. PP 327.3
Über dem Ephod befand sich das Brustschild, das heiligste Stück der priesterlichen Kleidung. Es bestand aus demselben Stoff wie dieses. In Form eines Vierecks von etwa 20 cm Seitenlänge hing es an einer blauen Schnur und an goldenen Ringen von den Schultern herab. Den Saum bildete eine Auswahl von Edelsteinen; es waren die gleichen, die auch die zwölf Grundsteine der Stadt Gottes bilden. Innerhalb des Saumes steckten noch zwölf goldgefaßte Steine, in Reihen zu je vier angeordnet, und wie die in den Schulterstücken mit den Namen der Stämme versehen. Des Herrn Anweisung hieß: “So soll Aaron die Namen der Söhne Israels in der Brusttasche auf seinem Herzen tragen, wenn er in das Heiligtum geht, zum gnädigen Gedenken vor dem Herrn allezeit.” 2.Mose 28,29. So trägt auch Christus, der große Hohepriester, der die Sünder vor dem Vater vertritt und auf sein Blut hinweist, den Namen jedes reuigen Gläubigen auf seinem Herzen. Der Psalmist sagt: “Ich bin arm und elend; der Herr aber sorgt für mich.” Psalm 40,18. PP 328.1
Rechts und links neben dem Brustschild befanden sich zwei große Steine von besonderer Leuchtkraft. Sie waren als Urim und Thummim bekannt. Durch sie erfuhr man über den Hohenpriester den Willen Gottes. Wenn dem Herrn Fragen zur Entscheidung vorgelegt wurden, war ein Lichthof um den Edelstein zur Rechten das Zeichen der göttlichen Zustimmung oder Billigung, während eine Wolke, die den linken Stein überschattete, Ablehnung oder Mißfallen bedeutete. PP 328.2
Als Kopfbedeckung trug der Hohepriester einen weißen Leinenturban. Daran war mit blauer Schnur ein goldenes Schild befestigt mit der Inschrift “Heilig dem Herrn”. 2.Mose 28,36. Alles, was mit der Kleidung und dem Verhalten der Priester zusammenhing, sollte dem Betrachter die Heiligkeit Gottes und seiner Verehrung zum Bewußtsein bringen, aber auch, daß Reinheit von jenen gefordert wurde, die in seine Gegenwart kamen. PP 328.3
Nicht nur das Heiligtum selbst, auch das Amt der Priester sollte, dem “Abbilde und Schatten des Himmlischen” (Hebräer 8,5) dienen. Darum hatte es solch große Bedeutung. Der Herr gab durch Mose bestimmte und genaue Anweisungen über jede Einzelheit dieses symbolischen Dienstes. Er bestand aus zwei Teilen, einem täglichen und einem jährlichen. Der tägliche vollzog sich am Brandopferaltar im Vorhof der Stiftshütte und im Heiligen; der jährliche fand im Allerheiligsten statt. PP 329.1
Mit Ausnahme des Hohenpriesters durfte kein Sterblicher das Innere des Heiligtums schauen. Nur einmal im Jahr konnte er dort hineingehen und das auch nur nach ernstester, sorgfältigster Vorbereitung. Mit Zittern trat er dort vor Gott, und in ehrfürchtigem Schweigen erwartete das Volk seine Rückkehr, die Herzen von ernstem Verlangen um den göttlichen Segen erfüllt. Vor dem Gnadenstuhl erwirkte der Hohepriester die Versöhnung für Israel; und in der Wolke der Herrlichkeit begegnete ihm Gott. Verweilte er hier über die gewohnte Zeit hinaus, erfüllte die Israeliten die Furcht, er könne ihrer oder seiner Sünden wegen durch die Herrlichkeit des Herrn getötet worden sein. PP 329.2
Der tägliche Dienst bestand aus dem morgendlichen und abendlichen Brandopfer, der Darbringung wohlriechenden Weihrauchs auf dem goldenen Altar und aus den besonderen Opfern für die Sünden einzelner. Es gab auch Opfer anläßlich der Sabbate, Neumonde und besonderen Feste. PP 329.3
Jeden Morgen und jeden Abend wurde ein einjähriges Lamm mit einem angemessenen Speisopfer auf dem Altar verbrannt. Es versinnbildete die tägliche Weihe des Volkes an Jahwe und seine ständige Abhängigkeit vom Versöhnungsblut Christi. Gott befahl ausdrücklich, daß an jedem für das Heiligtum dargebrachten Opfer “kein Fehler” (2.Mose 12,5) sein sollte. Die Priester mußten alle zum Opfer angebotenen Tiere prüfen und jedes zurückweisen, an dem sie einen Fehler entdeckten. Nur ein Opfer, an dem “kein Fehler” war, konnte Sinnbild für die vollkommene Reinheit dessen sein, der sich als ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm (vgl. 1.Petrus 1,19) opfern sollte. Der Apostel Paulus verweist auf diese Opfer, um zu veranschaulichen, wozu die Nachfolger Christi werden sollen: “Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber gebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.” Römer 12,1. Wir sollen uns dem Dienst für den Herrn hingeben und dieses Opfer so vollkommen wie möglich zu bringen suchen. Gott wird nur Wohlgefallen am Besten haben, das wir ihm geben können. Die ihn von ganzem Herzen lieben, wird der Wunsch beseelen, zu tun, was in ihren Kräften steht. Sie werden ständig versuchen, ihr ganzes Wesen in Übereinstimmung mit den Geboten zu bringen, die sie befähigen, seinen Willen zu tun. PP 329.4
Beim Räuchopfer kam der Priester unmittelbarer in Gottes Gegenwart als bei jeder andern Handhabung des täglichen Dienstes. Da der innere Vorhang des Heiligtums nicht bis zur Decke reichte, war die Herrlichkeit Gottes über dem Gnadenstuhl auch vom ersten Raum aus teilweise sichtbar. Brachte der Priester ein Räuchopfer vor dem Herrn dar, blickte er in Richtung der Bundeslade. Stieg dann die Weihrauchwolke auf, senkte sich die göttliche Herrlichkeit auf den Gnadenstuhl herab und erfüllte das Allerheiligste und oft auch beide Abteilungen so sehr, daß sich der Priester bis zur Tür der Stiftshütte zurückziehen mußte. Wie er in jenem sinnbildlichen Dienst im Glauben zum Gnadenstuhl hinschaute, den er nicht sehen konnte, so soll das Volk Gottes jetzt seine Gebete an Christus richten, seinen großen Hohenpriester, der sich, dem menschlichen Auge unsichtbar, im oberen Heiligtum für die Gläubigen einsetzt. PP 330.1
Der Weihrauch, der mit den Gebeten Israels aufstieg, stellt Christi Verdienste und Mittleramt dar, seine vollkommene Gerechtigkeit, die seinem Volke durch den Glauben zugerechnet wird. Durch sie allein kann Gott die Anbetung sündiger Wesen in Gnaden annehmen. Vor dem Vorhang zum Allerheiligsten stand ein Altar der steten Fürbitte, vor dem Heiligtum ein Altar ständiger Versöhnung. Über Blut und Weihrauch sollten sie sich Gott nahen, Sinnbilder, die auf den großen Mittler hinwiesen. Durch ihn können sich Sünder Jahwe nahen, und durch ihn allein kann der reuevollen, gläubigen Seele Gnade und Rettung zuteil werden. PP 330.2
Wenn die Priester morgens und abends zur Zeit des Räuchopfers das Heilige betraten, war das tägliche Opfer so weit vorbereitet, daß es auf dem Altar im Vorhof dargebracht werden konnte. Das war eine Zeit gespannter Aufmerksamkeit für die Anbeter, die sich an der Stiftshütte versammelten. Ehe sie sich durch den Dienst des Priesters der Gegenwart Gottes nahten, mußten sie nach ernster Selbstprüfung ihre Sünden bekennen. Sie vereinigten sich zu stillem Gebet, das Gesicht dem Heiligen zugewandt. So stiegen ihre Bitten mit der Weihrauchwolke empor. Im Glauben hielten sie sich an die Verdienste des verheißenen Erlösers, der im Versöhnungsopfer dargestellt war. Die Stunden des Morgen- und Abendopfers sah man als heilig an; sie wurden für das ganze jüdische Volk zu bestimmten Gebetszeiten. Selbst als die Juden in späteren Zeiten als Gefangene in fernen Ländern verstreut leben mußten, richteten sie zur vorgeschriebenen Stunde ihre Gesichter nach Jerusalem und legten dem Gott Israels ihre Bitten vor. Diese Gewohnheit ist den Christen Vorbild für ihre Morgen- und Abendandacht. Gott mißbilligt zwar Zeremonien ohne den Geist der Anbetung, er sieht aber mit Wohlgefallen auf die, die ihn lieben und sich morgens und abends vor ihm beugen, um Vergebung ihrer Sünden zu erlangen und ihn um den notwendigen Segen zu bitten. PP 330.3
Als ständiges Opfer wurden jederzeit Schaubrote vor dem Herrn vorrätig gehalten. Sie bildeten einen Teil des täglichen Opfers. Man nannte sie Schaubrote oder “Brote der Gegenwart”, weil sie dem Herrn stets vor Angesicht lagen. Vgl. 2.Mose 25,30. Damit bekannte der Mensch seine Abhängigkeit von Gott für den Erhalt sowohl irdischer als auch geistlicher Speise, die man nur durch die Fürsprache Christi empfangen kann. Gott hatte Israel in der Wüste mit Brot vom Himmel versorgt. Es war auch jetzt noch immer abhängig von seinen Gaben an leiblicher Nahrung und geistlichem Segen. Manna und Schaubrote wiesen beide auf Christus, das Lebensbrot, der um unsertwillen stets in der Gegenwart Gottes ist. Er sagte selbst: “Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen.” Johannes 6,51. Auf den Schaubroten lag Weihrauch, den man zum Gedächtnis vor Gott verbrannte, wenn sie am Sabbat durch frische Brote ersetzt wurden. PP 331.1
Der wichtigste Teil des täglichen Gottesdienstes war das Opfer, das um einzelner Personen willen dargebracht wurde. Der reuige Sünder brachte das Opfertier an die Tür der Stiftshütte. Er legte die Hand auf dessen Haupt, bekannte seine Sünden und übertrug sie damit bildlich von sich auf das unschuldige Tier. Dann schlachtete er es eigenhändig. Der Priester trug das Blut ins Heiligtum und sprengte es vor den Vorhang, hinter dem die Lade mit dem Gesetz stand, das der Sünder übertreten hatte. Mit diesem feierlichen Brauch wurde nun die Sünde bildlich auf das Heiligtum übertragen. In anderen Fällen wurde das Blut nicht hineingebracht, dann aber mußte der Priester das Fleisch essen. Das hatte Mose den Söhnen Aarons geboten, als er sagte: “Der Herr hat es [das Sündopfer] euch gegeben, daß ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt.” 3.Mose 10,17. Beide Zeremonien versinnbildeten die Übertragung der Sünde von dem Bußfertigen auf das Heiligtum. PP 331.2
So geschah es Tag für Tag das ganze Jahr hindurch. Aber Israels Sünden, die so auf das Heiligtum übertragen wurden, entweihten die heiligen Stätten. Darum bedurfte es eines besonderen Dienstes, um diese Sünden zu entfernen. Gott gebot, für jeden der heiligen Räume und auch für den Altar Sühne zu leisten, damit er “von den Verunreinigungen der Kinder Israel” (3.Mose 16,19) gereinigt und geheiligt werde. PP 332.1
Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, betrat der Hohepriester das Allerheiligste zur Reinigung des Heiligtums. Damit war die Jahresrunde der Gottesdienste vollständig. PP 332.2
Am Versöhnungstage warf man an der Tür der Stiftshütte über zwei Ziegenlämmer das Los, “ein Los dem Herrn und das andere dem Asasel”. 3.Mose 16,8. Der Bock, auf den das erste Los fiel, sollte als Sündopfer für das Volk geschlachtet werden. Der Hohepriester mußte das Blut hinter den Vorhang bringen und es auf den Gnadenstuhl sprengen. Auf diese Weise sollte er “das Heiligtum entsühnen wegen der Verunreinigungen der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben. So soll er tun der Stiftshütte, die bei ihnen ist inmitten ihrer Unreinheit.” 3.Mose 16,16. PP 332.3
“Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage; und man lasse ihn in der Wüste.” 3.Mose 16,21.22. Erst wenn das Tier fortgebracht worden war, sah sich das Volk von seiner Sündenlast befreit. Während des Versöhnungswerkes sollte jeder mit Trauer an seine Sünden denken. Alle Tätigkeit unterblieb, und die ganze Gemeinde Israel verbrachte den Tag in Demut vor Gott mit Gebet, Fasten und ernster Selbstprüfung. PP 332.4
Dieser jährliche Gottesdienst belehrte das Volk über die Bedeutung der Versöhnung. Infolge der im Verlauf des Jahres dargebrachten Sündopfer hatte Gott wohl einen Vertreter anstelle der Sünder angenommen, aber vollkommene Versöhnung brachte das Blut dieses Opfertieres nicht. Es war nur das Mittel, mit dem die Sünde auf das Heiligtum übertragen wurde. Mit der Darbringung von Blut bestätigte der Sünder die Autorität des Gesetzes. Er bekannte sich seiner Übertretung schuldig und bewies zugleich den Glauben an den, der die Sünde der Welt wegnehmen sollte; aber er war noch nicht völlig vom Fluch des Gesetzes befreit. Am Versöhnungstage dagegen ging der Hohepriester nach einem Opfer für die Gemeinde mit dem Blut in das Allerheiligste und sprengte es auf den Gnadenstuhl über den Gesetzestafeln. So wurde der Anspruch des Gesetzes, das das Leben des Sünders forderte, abgegolten. Dann nahm der Hohepriester in seiner Eigenschaft als Mittler die Sünden auf sich und war mit Israels Schuld belastet, wenn er das Heiligtum verließ. An der Tür der Stiftshütte legte er seine Hände auf den Bock für Asasel und bekannte dann über ihm “alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt” hatten, und legte “sie dem Bock auf den Kopf”. 3.Mose 16,21. Nun erst, nachdem der mit diesen Sünden beladene Bock fortgebracht worden war, sah man diese als für immer vom Volke getrennt an. So war der Dienst beschaffen nach “dem Abbilde und Schatten des Himmlischen”. Hebräer 8,5. PP 333.1
Das irdische Heiligtum wurde, wie wir lasen, von Mose nach dem Muster errichtet, das ihm auf dem Berge gezeigt worden war. Es war “ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit”, zu der “Gaben und Opfer geopfert” werden. Hebräer 9,9. Die beiden heiligen Räume waren “Abbilder der himmlischen Dinge” (Hebräer 9,23); Christus, unser Hoherpriester, aber ist “ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch”. Hebräer 8,3. Als dem Apostel Johannes im Gesicht ein Blick in den himmlischen Tempel Gottes gewährt wurde, sah er dort, daß “sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron”. Offenbarung 4,5. Er sah einen Engel, der “hatte ein goldenes Räuchergefäß, und ihm ward viel Räucherwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron”. Offenbarung 8,3. Hier durfte der Prophet in die erste Abteilung des himmlischen Heiligtums schauen; und er sah dort die “sieben Fackeln mit Feuer” und den “goldenen Altar”, im irdischen Heiligtum durch den goldenen Leuchter und den Rauchopferaltar dargestellt. Bei einer anderen Gelegenheit wurde “der Tempel Gottes im Himmel ... aufgetan”, und Johannes blickte hinter den inneren Vorhang in das Allerheiligste. Hier sah er “die Lade seines Bundes” (Offenbarung 11,19), versinnbildet durch die heilige Truhe, die Mose herstellte, um in ihr das Gesetz Gottes aufzubewahren. PP 333.2
Mose baute das irdische Heiligtum “nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte”. Apostelgeschichte 7,44. Der Verfasser des Hebräerbriefes erklärte, daß “die Stiftshütte und alles Gerät des Gottesdienstes” (Hebräer 9,21) nach ihrer Vollendung “Abbilder der himmlischen Dinge” (Hebräer 9,23) waren. Und Johannes sagt, daß er das Heiligtum im Himmel sah. Jenes Heiligtum, in dem Jesus um unsertwillen dient, ist das erhabene Urbild, von dem das durch Mose geschaffene ein Abbild war. PP 334.1
Der himmlische Tempel, die Wohnstätte des Königs der Könige, von dem gesagt ist, “tausendmal Tausende dienten ihm und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm” (Daniel 7,10), ist erfüllt von der Herrlichkeit des ewigen Thrones. Die Seraphim, seine strahlenden Wächter, verhüllen ihr Antlitz in Anbetung. Kein irdisches Bauwerk könnte seine unermeßliche Größe und Herrlichkeit wiedergeben. Doch sollte auch schon das irdische Heiligtum mit seinem Gottesdienst wesentliche Wahrheiten über das himmlische vermitteln sowie über das große Erlösungswerk, das dort für die Menschen geschieht. PP 334.2
Nach seiner Himmelfahrt begann unser Heiland seinen hohepriesterlichen Dienst für uns. Paulus sagt: “Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns.” Hebräer 9,24. Wie sich Christi Dienst in zwei großen Abschnitten vollziehen sollte, von denen jeder eine bestimmte Zeit dauern und einen besonderen Platz im himmlischen Heiligtum haben sollte, so bestand auch der sinnbildliche Dienst aus zwei Teilen, dem täglichen und dem jährlichen, und jedem war eine Abteilung der Stiftshütte gewidmet. PP 334.3
Wie Christus nach seiner Himmelfahrt in die Gegenwart Gottes trat, um sein Blut für die reumütigen Gläubigen geltend zu machen, so versprengte der Priester beim täglichen Dienst für den Sünder das Blut des Opfertieres im Heiligen. Das Blut Christi sollte den reuigen Sünder von der Verurteilung durch das Gesetz befreien, aber die Sünde nicht tilgen. Sie würde im Heiligtum verzeichnet stehen bis zur endgültigen Versöhnung. So nahm auch im Schattendienst das Blut des Sündopfers die Sünde wohl von dem, der bereute, hinweg, aber sie blieb bis zum Versöhnungstage im Heiligtum. PP 334.4
Am großen Tage des Jüngsten Gerichts werden die Toten “nach dem, was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken” (Offenbarung 20,12), gerichtet. Dann werden aufgrund des sühnenden Blutes Christi die Sünden aller aufrichtig Bereuenden aus den Büchern des Himmels gelöscht. So wird das Heiligtum von den verzeichneten Sünden befreit beziehungsweise gereinigt. Im Vorbild wurde dieses große Versöhnungswerk, das heißt die Tilgung der Sünden, durch die Gottesdienste am Versöhnungstage dargestellt. Dabei ging es um die Reinigung des irdischen Heiligtums, die durch die Entfernung der Sünden, durch die es verunreinigt worden war, kraft des Blutes vom Sündopfer vollzogen wurde. Wie bei der endgültigen Versöhnung die Sünden der wirklich Reumütigen aus den Büchern des Himmels getilgt werden sollen, um nie wieder ins Gedächtnis zurückgerufen zu werden, so wurden sie beim Schattendienst in die Wüste hinausgetragen und für immer von der Gemeinde genommen. PP 335.1
Weil Satan als Urheber der Sünde auch der unmittelbare Anstifter zu allen Sünden ist, die den Tod des Sohnes Gottes verursachten, fordert die Gerechtigkeit schließlich auch Satans Bestrafung. Christi Werk zur Erlösung der Menschen und zur Reinigung des Weltalls von Sünde wird abgeschlossen werden mit deren Entfernung aus dem himmlischen Heiligtum. Sie wird auf Satan gelegt, der die volle Strafe tragen muß. Auch im vorgebildeten Gottesdienst beschlossen die Reinigung des Heiligtums und das Bekenntnis der Sünden auf den Kopf des Bokkes für Asasel die jährlichen Amtshandlungen. PP 335.2
So wurden dem Volk jeden Tag an der Stiftshütte und nachfolgend bei den Diensten im Tempel die großen Wahrheiten vergegenständlicht, die sich auf Christi Tod und Mittlerdienst bezogen. Und einmal in jedem Jahr wurden ihre Gedanken auf jene abschließenden Ereignisse des großen Kampfes zwischen Christus und Satan gelenkt, auf die endgültige Reinigung des Weltalls von Sünde und Sündern. PP 335.3