Erziehung

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Ernährung und geistige Entwicklung

In diesem Zusammenhang muß auch auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und geistiger Entfaltung hingewiesen werden. Geistige Trägheit oder wirres Denken sind nicht selten die Folge von Ernährungsfehlern. ERZ 210.3

Oft wird argumentiert, daß uns die Nahrung, auf die wir Appetit haben, am besten bekommt. Das träfe vermutlich zu, wenn sich unsere Eßgewohnheiten an den biblischen Gesundheitsregeln orientiert hätten. Leider ist das nicht der Fall. Jede Generation hat in dieser Beziehung schlechte Gewohnheiten von der vorhergehenden übernommen, fragwürdige neue entwickelt und alles an die nächste weitergegeben. So sind im Laufe der Zeit Eßgewohnheiten und Gelüste entstanden, die zwar als normal gelten, aber alles andere als gesund sind. Appetit ist durchaus keine so verläßliche Richtschnur wie manche uns glauben machen wollen. ERZ 210.4

Deshalb ist es wichtig, daß die Schüler im Unterricht auch etwas über Ernährungslehre erfahren. Sie sollten sich darüber informieren können, welchen Nährwert die verschiedenen Nahrungsmittel haben. Jedenfalls sollten sie wissen, daß nährstoffreiche, naturbelassene Lebensmittel ihnen zuträglicher sind als solche mit geringem Nährwert. Auch schwarzer Tee, Kaffee, Weißbrot, Essiggurken und dergleichen, Schokolade und andere Süßigkeiten oder Cremetorten sind nicht gerade das, was zu einer gesunden Ernährung gehört. Viele Menschen — zunehmend auch junge — werden krank, weil sie sich falsch ernähren. Was ihnen widerfährt, ist kein unabwendbares Schicksal, sondern Folge einer Mangelernährung. ERZ 211.1

In Früchten, Nüssen, Vollkorn und Gemüse sind alle notwendigen Nähstoffe enthalten, und wenn sie richtig zubereitet werden, sind sie die beste Grundlage für unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit. Allerdings genügt es nicht, nur auf den Nährwert der Lebensmittel zu achten. Sie müssen für den, der sie ißt, auch verträglich sein. Manche Speisen bekommen jemandem, der körperlich arbeitet, sehr gut, während einer, der überwiegend geistig arbeitet, sie nur schlecht verträgt. Es liegt auf der Hand, daß jemand, der einer sitzenden Tätigkeit mit wenig Bewegung nachgeht, keine so reichhaltigen Mahlzeiten braucht wie einer, der körperlich anstrengende Arbeit verrichten muß. ERZ 211.2

Und noch eins: Man kann sich auch mit gesunder Nahrung unvernünftig ernähren. Wer übermäßig viel ißt, schadet seiner Gesundheit auch. Der Körper braucht nicht mehr als das, was zur Aufrechterhaltung der verschiedenen Körperfunktionen nötig ist. Was darüber hinausgeht, belastet nur den Stoffwechsel und den Kreislauf. Bei so manchem Studenten meint man, er sei zusammengebrochen, weil er zu viel gelernt hat, dabei war die eigentliche Ursache: Unmäßigkeit im Essen. Wenn man sich an die Regeln einer gesunden Lebensweise hält, ist die Gefahr der geistigen Überforderung gering. Häufig ist es nichts weiter als Überlastung des Magens, wenn der Leib müde und der Geist träge wird. ERZ 211.3

In vielen Fällen wären zwei Mahlzeiten am Tag gesünder als drei. Das Abendessen sollte nicht zu früh, aber auch nicht sehr spät eingenommen werden. Im einen Fall stört es das Verdauen der Mittagsmahlzeit, vor allem dann, wenn spät zu Mittag gegessen wird. Im anderen Fall hat der Körper nicht genügend Zeit, die Nahrung vor dem Schlafengehen zu verarbeiten. Wer sich mit vollem Magen zur Ruhe legt, schläft unruhig, gönnt dem Kreislauf und den Nerven nicht die erforderliche Erholung und hat morgens kaum Appetit. Er fühlt sich unausgeschlafen und zerschlagen. Kein guter Start in einen neuen Tag mit einer Fülle von Pflichten. ERZ 212.1

Zum Essen sollte man sich Zeit lassen. Steht die nicht zur Verfügung, ist es besser, weniger zu essen oder eine Mahlzeit auszulassen, als die Speisen schnell hinunterzuschlingen. Darüber hinaus sollte Essenszeit ein geselliges Ereignis sein, bei dem man entspannen und sich erholen kann. Deshalb gehört alles, was Ärger oder Streit auslöst nicht an den Eßtisch. Freundlichkeit, Mitgefühl, Fröhlichkeit und Dankbarkeit schaffen dagegen ein Klima, das Leib und Seele guttut. ERZ 212.2

Im Verzicht auf alles, was uns schadet, und in einem geregelten Leben steckt eine wunderbare Kraft. Häufig trägt das mehr zum inneren und äußeren Wohlbefinden bei als günstige Lebensumstände oder hohe Begabung. Bewußter Verzicht bewirkt Selbstbeherrschung; die wiederum ist nicht mit Gold aufzuwiegen, wenn es darum geht, den vielfältigen Anforderungen des Lebens gerecht zu werden. ERZ 212.3

Ein Land “kann sich glücklich preisen, wenn ein König fähig ist, selbst zu entscheiden, und die Minister zur rechten Zeit essen und trinken und sich dabei wie Männer benehmen und sich beherrschen können.”1 Nun sind wir zwar nicht Könige oder Minister, aber uns allen, ob alt oder jung, stehen Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung nicht weniger gut zu Gesicht. ERZ 212.4