Frühe Schriften von Ellen G. White

25/115

Kapitel 4: Die Versiegelung

Zu Beginn des heiligen Sabbats am 5. Januar 1849 waren wir im Gebet mit Br. Beldens Familie in Rocky Hill, Conn., versammelt, und der Heilige Geist kam über uns. Ich wurde in einer Vision in das Allerheiligste aufgenommen, wo ich Jesus noch als Vermittler für Israel sah. An dem Saum seines Gewandes waren abwechselnd Schellen und Granatäpfel. Ich sah, daß Jesus das Allerheiligste nicht verlassen würde, ehe jeder Fall zur Rettung oder Vernichtung entschieden sei, und daß der Zorn Gottes nicht eher kommen konnte, bis Jesus sein Werk im Allerheiligsten vollendet, sein priesterliches Gewand abgelegt und sich mit den Kleidern der Rache bekleidet hatte. Dann tritt Jesus aus seiner Stellung zwischen dem Vater und den Menschen zurück, und Gott wird nicht länger zögern, sondern seinen Zorn über die ausgießen, die seine Wahrheit verworfen haben. Ich sah, daß der Grimm der Völker, der Zorn Gottes und die Zeit, die Toten zu richten, verschiedene Ereignisse waren, die einander folgen. Ich sah auch, daß Michael sich noch nicht aufgemacht und daß die Zeit der Trübsal, wie noch keine gewesen ist, noch nicht angefangen hat. Die Nationen werden jetzt zornig, aber wenn unser Hohepriester sein Werk im Heiligtum vollendet hat, wird er sich aufmachen, die Kleider der Rache anlegen, und dann werden die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. FS 26.1

Ich sah, daß die vier Engel die vier Winde halten, bis Jesus sein Werk im Heiligtum getan hat, und dann werden die sieben letzten Plagen kommen. Diese Plagen empören die Gottlosen gegen die Gerechten, denn sie denken, daß wir die Gerichte Gottes über sie gebracht haben und daß, wenn sie uns aus dem Wege schaffen könnten, die Plagen aufhören würden. Ein Befehl ging aus, die Heiligen zu erschlagen, die deshalb Tag und Nacht um Errettung riefen. Dies war die Zeit der Angst in Jakob. Alle Heiligen schrien in der Angst des Geistes und wurden durch die Stimme Gottes errettet. Die 144000 triumphierten, und ihre Angesichter waren erleuchtet von der Herrlichkeit Gottes. Dann wurde mir eine Menge gezeigt, die in großem Schmerz weinte. Auf ihren Kleidern stand in großen Buchstaben geschrieben: “Du bist auf der Waage gewogen und zu leicht erfunden.” Ich fragte, wer diese seien, und der Engel sagte: “Das sind solche, die einst den Sabbat gehalten, aber wieder aufgegeben haben.” Ich hörte sie mit lauter Stimme rufen: “Wir haben an dein Kommen geglaubt und es mit Eifer gelehrt.” Aber während sie sprachen, fielen ihre Augen auf ihre Kleider, und sie sahen die Schrift und wehklagten dann laut. Ich sah, daß sie von den reinen Wassern getrunken und das übrige mit ihren Füßen beschmutzt hatten — sie hatten den Sabbat unter die Füße getreten — und deshalb auf einer Waage gewogen und zu leicht erfunden wurden. FS 27.1

Dann führte mich mein begleitender Engel wieder nach der Stadt zurück, wo ich vier Engel sah, die auf das Tor der Stadt zuflogen. Gerade als sie die goldene Karte dem Engel am Tor vorzeigten, sah ich einen andern Engel schnell aus der Richtung der größten Herrlichkeit herfliegen. Er rief etwas mit lauter Stimme den anderen Engeln zu und bewegte etwas in seiner Hand auf und ab. Ich bat meinen begleitenden Engel um eine Erklärung dessen, was ich sah. Er sagte mir, daß ich jetzt nichts mehr sehen könne, aber er wolle mir bald zeigen, was diese Dinge, die ich gesehen hatte, zu bedeuten hätten. FS 28.1

Am Sabbat nachmittag war einer aus unserem Kreis krank und bat, daß wir für seine Wiederherstellung beten möchten. Wir beteten gemeinsam zu dem Arzt, der niemals einen Fall verloren hat, und während heilende Kraft herniederkam und der Kranke gesund wurde, kam der Geist über mich, und ich wurde in einer Vision entrückt. FS 28.2

Ich sah vier Engel, die ein Werk auf der Erde zu tun hatten und im Begriff waren, es auszuführen. Jesus war mit priesterlichen Gewändern bekleidet. Er blickte in Mitleid auf die “Übrigen”, erhob dann seine Hand und rief mit einer Stimme des tiefsten Erbarmens: “Mein Blut, Vater, mein Blut, mein Blut, mein Blut!” Dann sah ich, wie von Gott, der auf dem großen, weißen Thron saß, ein überaus helles Licht kam und über Jesus ausgegossen wurde. Hierauf sah ich einen Engel mit einem Auftrag von Jesus schnell zu den vier Engeln fliegen, die ein Werk auf der Erde zu tun hatten. Er schwang etwas in seiner Hand auf und ab und rief mit lauter Stimme: “Haltet! Haltet! Haltet! Haltet, bis die Knechte Gottes versiegelt sind an ihren Stirnen!” FS 28.3

Ich fragte meinen begleitenden Engel nach der Bedeutung des Gehörten und was die vier Engel hätten tun wollen. Er sagte mir, daß Gott die Mächte zurückhalte und daß er den Engeln Befehle über Dinge auf der Erde gab, daß die vier Engel Macht hätten von Gott, die vier Winde der Erde zu halten, und daß sie dieselben hätten loslassen wollen. Aber während sie ihre Hände lösen und die Winde zu blasen anfangen wollten, blickte das gnädige Auge Jesu auf die “Übrigen”, die noch nicht versiegelt waren. Und er erhob seine Hände zum Vater und machte geltend, daß er sein Blut für sie vergossen habe. Dann wurde ein anderer Engel beauftragt, schnell zu den vier Engeln zu fliegen und ihnen Halt zu gebieten, bis die Knechte Gottes versiegelt seien mit dem Siegel des lebendigen Gottes an ihren Stirnen. FS 28.4