Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 30: Spiritismus

Die Täuschung im Zusammenhang mit dem “geheimnisvollen Klopfen” wurde mir vorgeführt. Ich sah, daß Satan die Macht hat, die Gestalt unserer in Jesus entschlafenen Verwandten oder Freunde vor uns erscheinen zu lassen. Es wird den Anschein haben, als ob diese Freunde wirklich gegenwärtig seien. Die Worte, die sie äußerten, während sie unter uns weilten, und mit denen wir vertraut waren, werden gesprochen werden. Der gleiche Klang der Stimme, die sie im Leben hatten, wird an unser Ohr dringen. Alles dies geschieht, um die Heiligen zu täuschen und sie zu verführen, dieser Täuschung zu glauben. FS 248.2

Ich sah, daß die Heiligen ein gründliches Verständnis der gegenwärtigen Wahrheit haben müssen. Sie werden gezwungen sein, sie von der Schrift her zu untermauern. Sie müssen den Zustand der Toten verstehen, denn die Geister der Teufel werden ihnen noch erscheinen und vorgeben, geliebte Verwandte oder Freunde zu sein. Sie werden ihnen unbiblische Lehren verkündigen. Die Geister der Teufel werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um Mitleid zu erwecken. Zur Bestätigung ihrer Aussagen werden sie Wunder vor den Heiligen wirken. Das Volk Gottes muß darauf vorbereitet sein, diesen Geistern mit der Bibelwahrheit zu widerstehen, daß die Toten nichts wissen und daß die, die als solche erscheinen, Geister der Teufel sind. FS 249.1

Wir müssen den Grund unserer Hoffnung gut prüfen, denn wir werden einen Beweis dafür aus der Schrift geben müssen. Diese Täuschung wird sich ausbreiten, und wir müssen ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Wenn wir nicht da-rauf vorbereitet sind, werden wir verführt und überwunden werden. Aber wenn wir unsererseits tun, was wir können, um für den gerade vor uns liegenden Kampf bereit zu sein, wird auch Gott seinen Teil tun. Sein allmächtiger Arm wird uns beschützen. Er würde eher alle Engel aus der Herrlichkeit senden, um eine Mauer um die treuen Seelen zu bilden, als zuzulassen, daß diese durch die lügenhaften Wunder Satans getäuscht und in die Irre geführt werden. FS 249.2

Ich sah, mit welcher Schnelligkeit sich diese Verführung ausbreitete. Ein Eisenbahnzug wurde mir gezeigt, der mit der Schnelligkeit eines Blitzes dahinfuhr. Der Engel gebot mir, aufmerksam zuzusehen. Ich richtete meine Augen auf den Zug. Es schien, als ob die ganze Welt darauf wäre. Dann zeigte mir der Engel den Zugführer, der stattlich und schön aussah und auf den alle Reisenden blickten. Sie erwiesen ihm die Ehre. Ich war verwirrt und fragte meinen begleitenden Engel, wer dies sei. Er sagte: “Es ist Satan. Er ist der Zugführer in der Gestalt eines Engels des Lichts. Er hat die Welt gefangengenommen. Die Menschen sind in kräftige Irrtümer dahingegeben, daß sie der Lüge glauben und verdammt werden. Einer seiner Engel, der höchste nach ihm, ist der Lokomotivführer. Andere seiner Engel bekleiden verschiedene Stellungen, je nach Bedarf. Sie fahren alle mit der Schnelligkeit des Blitzes zur Verdammnis.” FS 249.3

Ich fragte den Engel, ob niemand zurückgeblieben sei. Er gebot mir, nach der entgegengesetzten Richtung zu schauen. Ich sah eine kleine Schar, die auf einem schmalen Fußweg ging. Alle schienen durch die Wahrheit fest verbunden zu sein. Diese kleine Schar sah vom Kummer aufgerieben aus, als ob sie durch schwere Prüfungen und Kämpfe gegangen wäre. Es schien, als ob die Sonne gerade hinter einer Wolke hervorgekommen sei und auf ihre Gesichter schiene, während sie triumphierend ihrem bald errungenen Sieg entgegensahen. FS 250.1

Ich sah, daß der Herr der Welt Gelegenheit gegeben hat, den Fallstrick zu erkennen. Eine Sache wäre schon Beweis genug für den Christen, selbst wenn kein weiterer da wäre, nämlich, daß beim Spiritismus kein Unterschied zwischen Gut und Böse gemacht wird. Thomas Paine, dessen Leib nun zu Staub zerfallen ist und der bei der zweiten Auferstehung am Ende der tausend Jahre auferweckt werden wird, um seinen Lohn zu empfangen und den zweiten Tod zu erleiden, wird von Satan dargestellt, als ob er im Himmel und dort sehr hoch erhaben wäre. Satan hat ihn hier auf Erden gebraucht, solange er konnte, und nun führt er dasselbe Werk dadurch fort, daß er vorgibt, Thomas Paine sei im Himmel sehr erhaben und geehrt. Wie er hier auf Erden gelehrt habe, so lehre er auch im Himmel. Es gibt manche, die mit Schrecken auf sein Leben, seinen Tod und seine verderblichen Lehren während seines Lebens geblickt haben, die sich aber jetzt von ihm belehren lassen. Er war einer der schlechtesten und verdorbensten Menschen. Er verachtete Gott und sein Gesetz. FS 250.2

Der Vater der Lüge blendet und täuscht die Welt, indem er seine Engel sendet, damit sie an Stelle der Apostel reden und alles so erscheinen lassen, als ob diese dem, was sie auf Erden durch die Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben haben, widersprächen. Diese lügenhaften Engel lassen die Apostel ihre eigenen Lehren entstellen und sie für gefälscht erklären. Durch diese Handlungsweise bringt Satan die bekenntlichen Christen und die ganze Welt in Unsicherheit über das Wort Gottes. Dieses heilige Buch durchkreuzt seine Wege und vereitelt seine Pläne; deshalb veranlaßt er die Menschen, den göttlichen Ursprung der Bibel zu bezweifeln. Dann führt er den ungläubigen Thomas Paine vor, als ob dieser bei seinem Tod in den Himmel aufgenommen worden wäre und mit den heiligen Aposteln, die er auf Erden haßte, zusammenarbeite, um die Welt zu belehren. FS 251.1

Satan weist jedem seiner Engel eine Arbeit zu. Er schärft allen ein, listig, geschickt und schlau zu sein. Er weist manche von ihnen an, die Stelle der Apostel einzunehmen und für sie zu sprechen, während andere die Stelle ungläubiger und gottloser Menschen einnehmen, die mit einer Gotteslästerung gestorben sind, aber nun als sehr religiös erscheinen. Es wird kein Unterschied zwischen dem heiligsten Apostel und dem gottlosesten Ungläubigen gemacht. Man läßt sie beide dasselbe lehren. Es macht nichts aus, wen Satan sprechen läßt, wenn sein Vorhaben nur ausgeführt wird. Er war mit Paine hier auf Erden sehr eng verbunden, da er ihm in seiner Arbeit half. Jetzt ist es ein leichtes für ihn, die Worte und die Handschrift seines treuen Dieners, der seinen Zwecken so trefflich diente, nachzuahmen. Satan diktierte viele von Paines Schriften. Es ist leicht für ihn, nun durch seine Engel Gedanken zu diktieren und diesen den Anschein zu verleihen, als ob sie von Thomas Paine kämen. FS 251.2

Dies ist das Meisterstück Satans. Alle diese Lehren, die angeblich von den Aposteln, Heiligen und verstorbenen gottlosen Menschen stammen, kommen direkt von seiner satanischen Majestät. FS 252.1

Satan gibt vor, daß jemand, den er so sehr liebte und der Gott so vollkommen haßte, nun mit den Aposteln und heiligen Engeln in der Herrlichkeit sei. Diese Tatsache sollte genügen, den Schleier von den Augen aller zu entfernen und das dunkle, geheimnisvolle Wirken Satans aufzudecken. Eigentlich sagt er damit der Welt und den Ungläubigen: “Es ist einerlei, wie gottlos ihr seid, einerlei, ob ihr an Gott und die Bibel glaubt oder nicht; lebt, wie es euch gefällt, der Himmel ist eure Heimat. Denn alle wissen, daß, wenn Thomas Paine im Himmel eine so erhabene Stellung einnimmt, sie sicherlich auch dahin kommen werden”. Das ist so offenkundig, daß alle klar sehen können, wenn sie nur wollen. Satan tut nun durch Individuen wie Thomas Paine, was er schon seit seinem Fall zu tun versucht. Durch seine Kraft und lügenhaften Wunder entfernt er das Fundament der christlichen Hoffnung und nimmt das Licht weg, das den Kindern Gottes auf dem schmalen Pfad zum Himmel leuchten soll. Er macht die Welt glauben, daß die Bibel nicht von Gott inspiriert und nicht besser als ein Geschichtenbuch sei, während er etwas anderes anbietet, das ihren Platz einnehmen soll, nämlich spiritistische Bekundungen. FS 252.2

Hier hat er völlig freie Hand und kann die Welt glauben machen, was er will. Das Buch, das ihn und seine Nachfolger richten soll, stellt er in den Schatten, wo er es auch haben will. Den Heiland der Welt macht er zu einem gewöhnlichen Menschen. Und wie die römische Wache, die beim Grab Jesu stand, den falschen und lügenhaften Bericht verbreitete, den ihr der Hohepriester und die Ältesten in den Mund legten, so werden die armen Getäuschten, die an diese angeblich geistlichen Bekundungen glauben, die Lüge wiederholen und verbreiten, daß an unseres Heilands Geburt, Tod und Auferstehung nichts Wunderbares sei. Nachdem sie Jesus in den Hintergrund gedrängt haben, richten sie die Aufmerksamkeit der Welt auf sich selbst, auf ihre Zeichen und lügenhaften Wunder, die, so sagen sie, die Werke Christi weit überragen. So wird die Welt in einem Fallstrick gefangen und in ein Gefühl der Sicherheit eingelullt, damit sie die gefährliche Täuschung nicht erkennt, bevor die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. Satan lacht, wenn er sieht, daß sein Plan so guten Erfolg hat und die ganze Welt getäuscht wird. FS 252.3