Auf den Spuren des großen Arztes

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Das Werk der Jünger nachahmen

Lukas, der Autor des Evangeliums, das seinen Namen trägt, war ein ärztlicher Missionar. In der Bibel wird er “der geliebte Arzt” genannt. Kolosser 4,14. Der Apostel Paulus hörte von seiner Begabung als Arzt und sonderte ihn aus als jemanden, dem der Herr ein besonderes Werk anvertraut hatte. Er sicherte sich seine Mitarbeit, und Lukas begleitete ihn eine Zeitlang auf seinen Reisen von Ort zu Ort. SGA 103.4

Später ließ Paulus Lukas in Philippi in Mazedonien zurück. Hier wirkte er mehrere Jahre lang sowohl als Arzt als auch als Prediger des Evangeliums. Mit seiner ärztlichen Tätigkeit diente er den Kranken und betete darum, daß die Heilkraft Gottes auf ihnen ruhen möge. Auf diese Weise war der Weg für die Botschaft des Evangeliums geebnet. Lukas’ Erfolg als Arzt verschaffte ihm viele Gelegenheiten, Christus unter den Heiden zu predigen. Gottes Plan besteht darin, daß auch wir so arbeiten sollen, wie die Jünger gearbeitet haben. Die körperliche Heilung ist mit dem Evangeliumsauftrag verknüpft. In der Evangeliumsarbeit sollen Lehre und Heilung niemals voneinander getrennt werden. SGA 104.1

Das Werk der Jünger bestand darin, ihr Wissen um die Frohe Botschaft zu verbreiten. Ihr Auftrag war es, der ganzen Welt die Gute Nachricht zu verkünden, die Christus der Menschheit gebracht hatte. Diese Aufgabe erfüllten sie an den Menschen ihrer Zeit; während einer einzigen Generation wurde das Evangelium im gesamten Römischen Reich verbreitet. SGA 104.2

Die Weitergabe der Frohbotschaft an die Welt ist das Werk, das Gott jenen aufgetragen hat, die den Namen “Christ” tragen. Für die Sünden und das Elend dieser Erde stellt das Evangelium das einzige Gegenmittel dar. Die Botschaft von der Gnade Gottes der ganzen Menschheit bekanntzumachen, ist die wichtigste Aufgabe aller, die deren Heilkraft kennen. SGA 104.3

Als Christus die Jünger mit der Evangeliumsbotschaft aussandte, war der Glaube an Gott und sein Wort nahezu von der Erde verschwunden. Die Juden, die sich für Jahwes auserwähltes Volk hielten, hatten sein Wort beiseite gesetzt zugunsten der Tradition und menschlicher Spekulation. Selbstsüchtiger Ehrgeiz, Angeberei und Gewinnsucht beherrschten die Gedanken der Menschen. Mit der Ehrfurcht vor Gott schwand zugleich auch das Mitgefühl gegenüber den Menschen. Eigennutz war der oberste Grundsatz, und Satan erreichte sein Ziel im Elend und der Herabwürdigung der Menschheit. SGA 104.4

Die Werkzeuge Satans nahmen die Menschen in Besitz. Menschliche Körper, geschaffen als Wohnort des Geistes Gottes, wurden zu Behausungen von Dämonen. Die Sinne, Nerven und Organe von Menschen wurden von übernatürlichen Kräften zur Befriedigung niedrigster Begierden getrieben. Die Gesichter dieser Menschen waren dämonisch gezeichnet; sie trugen die Spuren des Wirkens von Legionen satanischer Geister, von denen sie besessen waren. SGA 105.1

Wie ist es nun um die heutige Welt bestellt? Ist nicht der Glaube an die Bibel durch die gegenwärtige höhere Textkritik und exegetische Spekulation ebenso gründlich zerstört worden, wie er durch Tradition und das Rabbinertum in den Tagen Christi zerstört war? Beherrschen nicht Gier, Ehrgeiz und Vergnügungssucht die Herzen heute ebenso stark wie damals? Wie wenige in der sogenannten christlichen Welt und selbst in den sogenannten Gemeinden Christi lassen sich von christlichen Prinzipien leiten. Wie wenige in wirtschaftlichen, sozialen, familiären und selbst religiösen Kreisen verwirklichen die Lehren Jesu in ihrem Alltagsleben. Ist es denn nicht so, daß “das Recht zurückgewichen ist, ... die Aufrichtigkeit keinen Eingang findet,... und sich ausplündern lassen muß, wer vom Bösen weicht”? Jesaja 59,14.15. SGA 105.2

Wir leben inmitten einer “Epidemie des Verbrechens”, vor der nachdenkende, gottesfürchtige Menschen überall bestürzt dastehen. Die menschliche Feder vermag die vorherrschende ethische Verwahrlosung nicht zu beschreiben. Jeder Trag bringt neue Enthüllungen von politischen Skandalen, Bestechungen und Betrügereien. Jeder Tag zeitigt seine bedrückende Liste der Gewalt und Gesetzlosigkeit, der Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leid, der brutalen und niederträchtigen Zerstörung von Menschenleben. Jeder Tag belegt die Zunahme des Wahnsinns, des Mordens und des Selbstmordes. SGA 105.3

Wer kann daran zweifeln, daß hier satanische Kräfte mit gesteigerter Aktivität unter den Menschen am Werk sind, bemüht, den Verstand zu zerrütten und zu zerstören und den Körper zu entwürdigen und zu vernichten? SGA 105.4

Und während die Welt von diesen Übeln strotzt, wird das Evangelium nur allzuoft auf so gleichgültige Weise dargeboten, daß es nur geringen Eindruck auf das Gewissen oder das Leben der Menschen macht. Überall aber gibt es Herzen, die nach etwas rufen, was ihnen fehlt. Sie sehnen sich nach einer Macht, die ihnen Herrschaft über die Sünde gibt, einer Macht, die sie von den Fesseln des Bösen befreit, einer Macht, die Gesundheit, Leben und Seelenfrieden verleiht. Viele von denen, die einmal die Kraft des Wortes Gottes kannten, haben dann in einer gottlosen Umgebung gelebt, und sehnen sich deshalb wieder nach der göttlichen Gegenwart. SGA 106.1

Die Welt braucht heute, was sie auch vor zweitausend Jahren brauchte — eine Offenbarung Christi. Nötig ist ein großes Reformationswerk, und nur durch die Gnade Christi kann dieses Werk der körperlichen, geistigen und geistlichen Reformation durchgeführt werden. SGA 106.2

Allein die Vorgehensweise Christi wird den wahren Erfolg garantieren. Der Heiland aber begab sich unter die Menschen als einer, der Gutes für sie wünschte. Er bewies sein Mitgefühl für sie, half ihren Nöten ab und gewann ihr Vertrauen. Erst dann gebot er ihnen: “Folgt mir nach.” SGA 106.3

Es ist also notwendig, durch persönlichen Einsatz den Menschen erst einmal nahe zu kommen. Wenn weniger Zeit mit klugen und schönen Worten und mehr mit persönlichem Hilfsdienst verbracht würde, sähe man größere Ergebnisse. Den Armen soll geholfen, die Kranken sollen versorgt, die Trauernden und Betrübten getröstet, die Unwissenden unterwiesen und die Unerfahrenen beraten werden. Wir sollen mit den Weinenden weinen und uns mit den Fröhlichen freuen. Wenn dieses Werk von der Macht der Überzeugung, des Gebets und der Liebe Gottes begleitet wird, kann und wird es nicht fruchtlos bleiben. SGA 106.4

Wir sollten uns immer daran erinnern, daß das Ziel der medizinischen Missionsarbeit darin besteht, sündenkranke Männer und Frauen zu dem Mann am Kreuz zu führen, der die Sünden der Welt wegnimmt. Wenn sie auf ihn schauen, werden sie ihm ähnlich werden. Wir sollen also die Kranken und Leidtragenden ermutigen, auf Jesus zu sehen und dadurch zu leben. Die Mitarbeiter sollen Christus, den Großen Arzt, beständig jenen vor Augen führen, die von Krankheiten des Körpers und der Seele entmutigt sind. Verweist sie auf den Einen, der sowohl körperliche als auch geistliche Krankheit heilen kann. Erzählt ihnen von dem Einen, der mit ihren Schwachheiten mitfühlt. Ermutigt sie, sich der Fürsorge dessen anzuvertrauen, der sein Leben dafür gab, daß ihnen ewiges Leben möglich wird. Sprecht von seiner Liebe; erzählt von seiner Macht, zu retten. SGA 106.5

Dies ist die hohe Pflicht und das wertvolle Vorrecht des medizinischen Missionars, und oft bereitet persönlicher Dienst den Weg hierfür vor. Oft erreicht Gott Menschenherzen durch unsere Bemühungen, körperliches Leid zu lindern. SGA 107.1

Medizinische Missionsarbeit stellt die Pionierarbeit des Evangeliums dar. In der Wortverkündigung wie in der medizinischen Missionsarbeit soll die Frohbotschaft gepredigt und praktiziert werden. SGA 107.2

In fast jeder sozialen Gruppierung gibt es viele Menschen, die nie Predigten hören und keinen Gottesdienst besuchen. Wenn sie vom Evangelium erreicht werden sollen, muß es in ihre Heime gebracht werden. Oft stellt die Linderung ihrer körperlichen Leiden den einzigen Weg dar, auf dem sie erreicht werden können. Missionarische Krankenschwestern, die die Kranken versorgen und die Not der Armen lindern, werden also viele Gelegenheiten finden, mit ihnen zu beten, ihnen aus Gottes Wort vorzulesen und vom Heiland zu sprechen. Sie können mit und für die Hilflosen beten, die keine Willenskraft mehr haben, die durch Eßlust entarteten Bedürfnisse zu kontrollieren. Sie können einen Hoffnungsstrahl in das Leben der Unterlegenen und Entmutigten bringen. Ihre selbstlose Liebe, die sich in Taten uneigennütziger Freundlichkeit ausdrückt, wird es diesen Leidenden einfacher machen, an die Liebe Christi zu glauben. SGA 107.3

Viele glauben nicht an Gott und haben auch das Vertrauen zu Menschen verloren, aber sie anerkennen Taten des Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft. Wenn sie nun sehen, daß jemand aus freien Stücken ohne besondere Anerkennung oder gar Bezahlung in ihr Heim kommt, den Kranken dient, den Hungrigen Nahrung gibt, die Mittellosen mit Kleidung ausstattet, die Traurigen tröstet und alle mit Feingefühl auf den Einen verweist, von dessen Liebe und Mitleid der Mitarbeiter nur ein Botschafter ist — dann werden ihre Herzen berührt. Dann erwachen Dankbarkeit und Glaube. Sie erkennen, daß Gott für sie sorgt, und sie sind bereit zuzuhören, wenn ihnen sein Wort erschlossen wird. SGA 107.4

In der Außen- wie auch der Heimatmission finden Missionare, Männer wie Frauen, viel leichter Zugang zu den Menschen und sie werden viel mehr Erfolg haben, wenn sie in der Lage sind, den Kranken zu dienen. Frauen, die als Missionare in nichtchristliche Länder gehen, können so Gelegenheit finden, die Frohbotschaft den Frauen dieser Länder weiterzugeben, wenn ansonsten jede andere Zugangstür verschlossen ist. Alle Diener des Evangeliums sollten die einfachsten Behandlungen ausführen können, die so viel zur Linderung von Schmerzen und zur Heilung von Krankheiten beitragen. SGA 108.1