Auf den Spuren des großen Arztes

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Der Arzt und sein Einsatz für Mäßigkeit

Viele kommen in ärztliche Behandlung, die durch den Genuß von Tabak oder alkoholischen Getränken Körper und Seele ruiniert haben. Der Arzt, der seine Verantwortung ernst nimmt, muß diesen Patienten die Ursache ihres Leidens aufzeigen. Wenn er nun aber selbst raucht oder Alkohol trinkt — welches Gewicht wird man dann seinen Worten beimessen? Wird er in dem Bewußtsein seiner eigenen Nachgiebigkeit nicht zögern, auf die dunklen Flecken im Leben seiner Patienten hinzuweisen? Wenn er diese Genußmittel selbst gebraucht — wie kann er dann die Jugend von deren schädlichen Folgen überzeugen? SGA 97.2

Wie kann ein Arzt in der sozialen Gemeinschaft als ein Vorbild für Gesundheit und Selbstdisziplin dastehen, wie kann er ein erfolgreicher Arbeiter im Mäßigkeitswerk sein, während er sich selbst einer schlechten Gewohnheit ergibt? Wie kann er am Bett der Kranken und Sterbenden wirkungsvoll helfen, wenn sein Atem nach Alkohol oder Tabak riecht? SGA 97.3

Wie kann jemand, der selbst sein Nervensystem zerstört und sein Gehirn durch den Konsum narkotisierender Gifte benebelt, dem Vertrauen gerecht werden, das man ihm als zuverlässigem Arzt entgegenbringt? Wie unmöglich ist es doch für ihn, schnell zu entscheiden oder präzise zu handeln! SGA 98.1

Wenn er die Gesetze, die auch für sein Leben gelten, nicht befolgt, wenn er selbstsüchtige Befriedigung der Gesundheit von Geist und Körper vorzieht — erklärt er sich damit nicht für untauglich, die Verantwortung für Menschenleben zu hegen? SGA 98.2

Wie sorgfältig und gewissenhaft ein Arzt auch sein mag, in seiner Arbeit wird es doch viele scheinbare Entmutigungen und Niederlagen geben. Häufig sind seine Heilerfolge nicht von Dauer. Obwohl die Gesundheit seiner Patienten wiederhergestellt ist, bedeutet dies keinen wirklichen Nutzen für sie oder die Gesellschaft. Denn viele werden gesund, um dann die Nachgiebigkeiten zu wiederholen, die sie erkranken ließen. Mit demselben Eifer wie zuvor stürzen sie sich wieder in den Kreislauf von Selbstbemitleidung und Unvernunft. Die Arbeit des Arztes an ihnen scheint verschwendete Mühe gewesen zu sein. SGA 98.3

Christus machte häufig diese Erfahrung, verringerte deshalb aber seine Bemühungen um eine leidende Seele nicht. Von den zehn geheilten Aussätzigen wußte nur einer sein Geschenk zu würdigen, und das war ein Fremder, ein Samariter. Aber für diesen einen heilte Christus auch die anderen neun. Wenn der Arzt nun keine bessere Erfolgsquote erzielt als der Heiland, soll er von seinem “Chefarzt” eine Lektion lernen: Wird doch von Christus geschrieben, daß er “nicht auslöschen und nicht zerbrechen” wird (Jesaja 42,4) “weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben”. Jesaja 53,11. SGA 98.4

Selbst wenn nur eine Seele die frohe Botschaft seiner Gnade angenommen hätte, so hätte Christus zur Rettung dieser einen sein Leben der Mühe und Erniedrigung und seinen entwürdigenden Tod auf sich genommen. Wenn nun durch unser Bemühen nur ein Mensch aufgerichtet und veredelt wird, vorbereitet dafür, im Himmel vor Gott zu bestehen, haben wir dann nicht Ursache zur Freude? SGA 98.5

Die Pflichten des Arztes sind schwer und anstrengend. Um sie so erfolgreich wie möglich zu erfüllen, muß er eine starke Konstitution und eine robuste Gesundheit aufweisen. Ein schwacher oder kränklicher Mensch kann die aufreibende Arbeit, die der Beruf des Arztes mit sich bringt, nicht durchstehen. Jemand, dem vollkommene Selbstdisziplin fehlt, kann nicht dazu ausgebildet werden, alle Arten von Erkrankungen zu behandeln. SGA 99.1

Oft um den Schlaf gebracht, manchmal sogar um die Mahlzeiten, häufig notgedrungen auf die Freuden der Geselligkeit oder religiöse Gemeinschaft verzichtend — so scheint das Leben des Arztes unter ständiger Belastung zu stehen. Die vielen Erkrankungen, die er sieht, die ständig um Hilfe bittenden Menschen, sein Kontakt mit den Verwahrlosten drücken das Gemüt nieder und lassen ihn manchmal an der Menschheit zweifeln. SGA 99.2

Im Kampf gegen Krankheit und Tod werden alle Kräfte bis an ihre Grenzen beansprucht. Die Auswirkung dieser aufreibenden Belastung prüft den Charakter aufs äußerste. In solchen Zeiten haben Versuchungen die größte Chance auf Erfolg. Mehr als die Menschen in jedem anderen Beruf benötigt der Arzt Selbstdisziplin, Klarheit des Denkens und einen Glauben, der sich an den Himmel hält. Um der anderen und seiner selbst willen kann er es sich nicht leisten, die Naturgesetze zu mißachten. Rücksichtslosigkeit bei natürlichen Gewohnheiten verweist auf Rücksichtslosigkeit in sittlichen Belangen. SGA 99.3

Die einzige Sicherheit des Arztes besteht darin, unter allen Umständen Grundsatztreue zu wahren, gestärkt und veredelt durch eine Zielstrebigkeit, die ihre Kraft nur aus Gott schöpfen kann. Er soll in der moralischen Vollkommenheit des Charakters Gottes stehen. Tag für Tag, Stunde um Stunde, in jedem Augenblick soll er vor den Augen der unsichtbaren Welt leben. Wie Mose muß er sich beständig an den halten, “den er nicht sah, als sähe er ihn”. SGA 99.4

Gerechtigkeit hat ihre Wurzel im Gehorsam gegen Gott. Niemand kann vor seinen Mitmenschen beständig ein reines und tatkräftiges Leben führen, wenn dieses Leben nicht mit Christus in Gott geborgen ist. Je bedeutungsvoller die Tätigkeit unter den Menschen, um so enger muß das Herz mit dem Himmel verbunden sein. SGA 99.5

Je dringender seine Pflichten und je größer seine Verantwortung, um so mehr braucht der Arzt auch göttliche Kraft. Bei den irdischen Belangen muß Zeit eingespart werden, um für die ewigen Dinge Zeit zu gewinnen. Er muß einer besitzergreifenden Welt widerstehen, die so starken Druck auf ihn ausüben würde, daß er von der Quelle seiner Kraft getrennt würde. Mehr als alle anderen Menschen sollte sich der Arzt durch Gebet und Bibelstudium unter den Schutzschild Gottes stellen. Er soll in ständigem Kontakt und bewußter Übereinstimmung mit den Prinzipien der Wahrheit, Gerechtigkeit und Gnade leben, die die Eigenschaften Gottes an der menschlichen Seele sichtbar werden lassen. SGA 100.1

Genau in dem Ausmaß, in dem Gottes Wort angenommen und befolgt wird, wird es mit seiner Kraft und Lebendigkeit jeden Handlungsansatz und jeden Bereich des Charakters prägen und berühren. Es wird jeden Gedanken reinigen und jedes Begehren in seine Schranken weisen. Die auf Gottes Wort vertrauen, werden als gefestigte Menschen leben und stark sein. Sie werden sich über alle niederen Dinge in eine Sphäre erheben, die frei von jeglicher Verunreinigung ist. SGA 100.2

Wenn ein Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, wird jener unwandelbare Vorsatz, der Joseph und Daniel inmitten ethisch verwahrloster heidnischer Königshöfe bewahrte, auch sein Leben in unbeschmutzter Reinheit erhalten. Das Gewand seines Charakters wird ohne Flecken bleiben. Das Licht Christi wird in seinem Leben nicht verdunkelt. Der helle Morgenstern wird in beständiger Herrlichkeit über ihm leuchten. SGA 100.3

Ein solches Leben wird in der sozialen Gemeinschaft ein Mosaikstein der Stärke sein. Es wird eine Schranke gegen das Böse, eine Zuflucht für die Versuchten und ein Leitstern für alle sein, die inmitten von Schwierigkeiten und Entmutigungen den richtigen Weg suchen. SGA 100.4