Auf den Spuren des großen Arztes

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Erziehung, um im Lebenskampf zu bestehen

Immer wieder müssen wir uns bewußt machen, daß Gesundheit nicht vom Zufall abhängt; sie ist vielmehr ein Ergebnis des Gehorsams gegenüber den Naturgesetzen. SGA 92.2

Die Wettkämpfer in der Leichtathletik und anderen Sportarten erkennen das deutlich. Diese Menschen bereiten sich auf das sorgfältigste vor. Sie unterwerfen sich gewissenhaftem Training und strikter Disziplin. Jede körperliche Gewohnheit wird genau geregelt. Sie wissen, daß fehlende wie übermäßige Beanspruchung oder Mangel an Sorgfalt, die jedes Organ und jede Funktion des Körpers schwächen oder lähmen können, eine sichere Niederlage bedeuten würde. SGA 92.3

Um wieviel wichtiger ist solche Sorgfalt bei der Sicherung des Erfolgs im Wettkampf des Lebens. Worin wir hier einbezogen sind, das ist ja kein spielerischer Kampf, tragen wir doch ein Gefecht aus, aus dem sich immerwährende Folgen ergeben. Wir haben es mit unsichtbaren Feinden zu tun: Böse Engel kämpfen um die Herrschaft über jeden Menschen. Alles, was die Gesundheit beeinträchtigt, mindert nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern schwächt tendenziell auch die geistigen und moralischen Kräfte. Nachgiebigkeit bei irgendeiner gesundheitsschädlichen Lebensgewohnheit erschwert es dem Betroffenen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, und verringert die Kraft, dem Bösen zu widerstehen. Sie vergrößert somit die Gefahr, Fehler zu begehen und Niederlagen zu erleiden. SGA 92.4

“Die in der Kampfbahn laufen, laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis.” 1.Korinther 9,24. In dem Kampf, den wir auszutragen haben, können alle gewinnen, die Selbstdisziplin durch Gehorsam gegenüber richtigen Grundsätzen üben. Die Anwendung dieser Grundsätze in den einzelnen Situationen des Lebens wird allzu häufig als unwichtig angesehen — als eine Angelegenheit, die zu banal ist, um unsere Aufmerksamkeit zu erfordern. Aber angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, ist nichts zu unwichtig, womit wir zu tun haben. Jede Handlung wirft ihr Gewicht in die Waagschale, die über des Lebens Sieg oder Niederlage entscheidet. Die Bibel gebietet uns: “Lauft so, daß ihr den Siegespreis erlangt.” 1.Korinther 9,24. SGA 93.1

Bei unseren ersten Eltern führte unmäßiges Begehren zum Verlust des Gartens Eden. Entsprechend hat Mäßigkeit in allen Dingen mit unserer Wiedereinsetzung ins Paradies mehr zu tun, als die Menschen üblicherweise erkennen. SGA 93.2

Paulus verweist auf die Selbstverleugnung, die von den Wettkämpfern bei den antiken griechischen Spielen praktiziert wurde, und schreibt: “Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.” 1.Korinther 9,25-27. SGA 93.3

Der Fortschritt in der Lebensreform hängt von einer klaren Erkenntnis der grundlegenden Wahrheiten ab. Während einerseits Gefahr in einer engstirnigen Anschauung und einer harten, kalten Orthodoxie lauert, besteht andererseits genauso große Gefahr in einem sorglosen Liberalismus. Die Grundlage aller nachhaltigen Lebensreform ist das Gesetz Gottes. Wir sollen in klaren und bestimmten Zügen die Notwendigkeit darlegen, diesem Gesetz zu gehorchen. Dessen Prinzipien müssen den Menschen vor Augen gestellt werden; sie sind ebenso ewig und unveränderlich wie Gott selbst. SGA 93.4

Eine der beklagenswertesten Auswirkungen des ersten Abfalls bestand im Verlust der menschlichen Kraft zur Selbstbeherrschung. Nur wenn diese Kraft zurückgewonnen wird, kann wirklicher Fortschritt eintreten. SGA 94.1

Der Körper ist das einzige Mittel, wodurch Geist und Seele zur Charakterbildung entwickelt werden. Deshalb richtet der Feind der Seelen seine Versuchungen auf die Schwächung und Herabwürdigung der körperlichen Kräfte. Sein Erfolg auf diesem Gebiet bedeutet zugleich die Kapitulation des ganzen Menschen vor der Sünde. Die Sehnsüchte unserer menschlichen Natur werden unweigerlich Verderben und Tod hervorbringen, wenn sie nicht unter der Herrschaft einer höheren Macht stehen. SGA 94.2

Der Körper muß sich unterordnen; die höheren Kräfte des Menschen sollen ihn regieren. Die Leidenschaften müssen von einem Willen beherrscht werden, der seinerseits unter der Kontrolle Gottes steht. Die erhabene Kraft des Verstandes, durch göttliche Gnade geheiligt, soll unser Leben regieren. SGA 94.3

Dem Gewissen müssen wieder die Forderungen Gottes eingeprägt werden. Männern und Frauen muß die Pflicht zur Selbstbeherrschung, die Notwendigkeit der Reinheit, die Freiheit von jeglicher verderblichen Begierde und Gewohnheit aufs neue vermittelt werden. Es muß ihnen die Tatsache eingeprägt werden, daß alle ihre geistigen und körperlichen Kräfte ein Geschenk Gottes darstellen und deshalb zum Dienst für ihn in bestmöglichem Zustand erhalten werden sollen. SGA 94.4

Im alttestamentlichen Opferdienst, der das Evangelium symbolisch darstellte, durfte kein fehlerhaftes Opfer zum Altar Gottes gebracht werden. Ein Opfer, das Christus darstellen sollte, mußte makellos sein. Das Wort Gottes deutet das als eine Beschreibung dessen, was seine Kinder sein sollen — “ein lebendiges Opfer”, “heilig und untadelig”, “Gott wohlgefällig”. Römer 12,1; Epheser 5,27. SGA 94.5

Ohne die Kraft Gottes kann keine echte Reform gelingen, denn menschliche Barrieren gegen natürliche und anerzogene Neigungen bieten kaum mehr Schutz als eine Sandbank gegen den Strom. Erst wenn die Kraft Christi eine lebenspendende Macht in unserem Leben wird, können wir den Versuchungen widerstehen, die uns von innen und außen umgeben. SGA 95.1

Christus kam auf diese Welt und lebte getreu dem Gesetz Gottes, damit der Mensch über seine natürlichen, sündigen Neigungen, die die Seele zerstören, vollständig herrschen kann. Der Arzt für Seele und Körper wird den Sieg schenken über alle Begierden, die uns zu schaffen machen. Er hat jede Vorkehrung dafür getroffen, daß der Mensch einen vollkommenen Charakter erlangen kann. SGA 95.2

Wenn sich jemand Christus übergibt, dann steht sein Geist unter der Kontrolle des Gesetzes; aber es ist das königliche Gesetz, das jedem Gefangenen Freiheit zuspricht. Indem der Mensch mit Christus eins wird, ist er befreit. Unterwerfung unter den Willen Christi bedeutet somit Wiederherstellung der vollkommenen Menschlichkeit. SGA 95.3

Gehorsam gegenüber Gott bedeutet Freiheit von der Sklaverei der Sünde, Befreiung von menschlicher Leidenschaft und Neigung. Der Mensch kann als Sieger über sich selbst dastehen, als Sieger über seine sündigen Neigungen, als Sieger über “Mächtige und Gewaltige”, über “die Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen”, über “die bösen Geister unter dem Himmel”. Epheser 6,12. SGA 95.4

Nirgendwo ist eine solche Unterweisung nötiger und wird sie mehr Gutes bewirken als im Heim. Eltern haben es mit der ersten Prägung von Gewohnheiten und Charakter zu tun. Die Lebensreformbewegung muß deshalb damit beginnen, ihnen die Prinzipien des Gesetzes Gottes und ihren Bezug zu körperlicher wie moralischer Gesundheit aufzuzeigen. Verdeutlicht ihnen, daß Gehorsam gegenüber Gottes Wort unsere einzige Sicherheit gegen das Böse darstellt, das die Welt in die Zerstörung treibt. Macht den Eltern ihre Verantwortung bewußt, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Kinder. Denn sie geben diesen ein Beispiel entweder für Gehorsam oder für Übertretung. Ihr Beispiel und ihre Unterweisung entscheiden über das Schicksal ihrer Familien. Die Kinder werden, wozu ihre Eltern sie machen. SGA 95.5

Wenn Eltern vorausschauend die Ergebnisse ihrer Erziehung sehen und dabei erkennen könnten, wie sie mit ihrem Beispiel und ihrer Belehrung die Macht der Sünde oder die der Gerechtigkeit fördern, würden sie sicherlich anders handeln. Viele würden sich dann von Tradition und Gewohnheit abwenden und die göttlichen Lebensgrundsätze annehmen. SGA 96.1