Auf den Spuren des großen Arztes

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Eine Lehre aus dem Leben Moses

Betrachtet die Erfahrung des Mose. Die Ausbildung, die er in Ägypten als der Enkel des Königs und Thronanwärter erhielt, war sehr gründlich. Man unterrichtete ihn in aller Weisheit, die man damals für wichtig ansah. Er erhielt die bestmögliche zivile und militärische Ausbildung. Mose schätzte sich so ein, daß er nun für das Werk der Befreiung Israels aus der Sklaverei perfekt vorbereitet war. Aber Gott sah das anders. Seine Vorsehung verordnete Mose vierzig Jahre der Erziehung als Schafhirte in der Wildnis. SGA 395.5

Die Ausbildung, die er in Ägypten erhalten hatte, war ihm in vieler Hinsicht eine Hilfe; aber die wertvollste Vorbereitung auf sein Lebenswerk war die, die er als Schafhirte bekam. Von Natur aus hatte Mose ein ungestümes Wesen. Als erfolgreicher ägyptischer Militärführer und Liebling des Königs und der Nation war er daran gewöhnt, Ehrungen und Schmeicheleien entgegenzunehmen. Das Volk liebte ihn. Deshalb hoffte er, aus eigener Kraft das Werk der Befreiung Israels zu vollbringen. SGA 396.1

Ganz im Gegensatz dazu standen die Lektionen, die er als Beauftragter Gottes zu lernen hatte. Wenn er seine Herden durch die Wildnis der Berge und auf die grünen Weiden der Täler führte, lernte er Glauben und Sanftmut, Geduld, Demut und Bescheidenheit. Er lernte, für die Schwachen zu sorgen, die Kranken zu pflegen, die Weggelaufenen zu suchen, die Widerspenstigen zu ertragen, sich um die Lämmer zu kümmern und die Alten und Schwachen zu ernähren. SGA 396.2

Bei dieser Aufgabe kam Mose dem Obersten Hirten näher. Er wurde mit dem Heiligen Israels eng verbunden. Nun träumte er nicht länger davon, ein großes Werk zu vollbringen. Statt dessen bemühte er sich, die ihm aufgetragene Arbeit so zu verrichten, als täte er sie für Gott. Er erkannte die Gegenwart Gottes in seiner Umgebung. Die ganze Natur sprach zu ihm von dem Unsichtbaren. Er lernte Gott als einen persönlichen Gott kennen, und indem er eingehend über dessen Wesen nachdachte, entwickelte er immer vollständiger das Bewußtsein seiner Gegenwart. Er fand Zuflucht in den beständig ausgestreckten Armen seines Herrn. SGA 396.3

Nach dieser Erfahrung hörte Mose die Berufung vom Himmel, seinen Hirtenstab gegen den Herrscherstab auszutauschen, seine Schafherde zu verlassen und die Führung Israels zu übernehmen. Diese göttliche Aufforderung erging nun an einen, der sich selbst nicht sehr viel zutraute, der schweigsam geworden war und ängstlich. Er war zutiefst davon überzeugt, daß er kein Sprachrohr für Gott sein konnte, aber er übernahm das Werk, wobei er sein ganzes Vertrauen auf den Herrn setzte. Die Größe dieser Aufgabe mobilisierte seine besten Verstandeskräfte. Gott segnete seinen willigen Gehorsam, und Mose wurde redegewandt, hoffnungsvoll, selbstbeherrscht und tauglich für das größte Werk, das jemals einem Menschen übertragen worden ist. Von ihm steht geschrieben: “Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht.” 5.Mose 34,10. SGA 396.4

Jene, die meinen, ihre Arbeit werde nicht genügend gewürdigt, sollen sich nicht nach einer verantwortungsvolleren Position sehnen. Sie sollen bedenken, daß “es nicht vom Aufgang und nicht vom Niedergang kommt, nicht von der Wüste und nicht von den Bergen, sondern Gott ist Richter, der diesen erniedrigt und jenen erhöht”. Psalm 75,7.8. SGA 397.1

Jeder Mensch hat seinen Platz im ewigen Plan des Himmels. Ob wir diesen Platz ausfüllen, hängt von unserer eigenen Treue in der Zusammenarbeit mit Gott ab. SGA 397.2

Wir müssen uns vor Selbstmitleid hüten. Gib nie dem Gefühl nach, daß du nicht genügend geachtet wirst, daß deine Bemühungen nicht geschätzt werden oder daß deine Arbeit zu schwer sei. Laßt die Erinnerung daran, was Christus für uns erduldet hat, jedes aufkeimende Murren zum Schweigen bringen. Wir werden besser behandelt als unser Herr. “Und du begehrst für dich große Dinge? Begehre es nicht!” Jeremia 45,5. SGA 397.3

Der Herr hat in seinem Werk keinen Platz für die, die ein größeres Verlangen danach haben, die Krone zu erringen, als danach, das Kreuz zu tragen. Er braucht Menschen, die mehr darauf aus sind, ihre Pflicht zu tun, als darauf, ihre Belohnung entgegenzunehmen — Menschen, die mehr um Grundsätze als um eine Belohnung bemüht sind. SGA 397.4

Jene, die bescheiden sind und jede Arbeit so verrichten als wäre sie für Gott getan, mögen nicht so viel Aufsehen erregen wie die, die voller Geschäftigkeit und Selbstherrlichkeit sind; aber ihre Arbeit gilt mehr. Oft ziehen jene, die großes Aufsehen erregen, die Aufmerksamkeit auf sich, stellen sich damit aber zwischen die Menschen und Gott, und ihre Arbeit erweist sich deshalb als Mißerfolg. “Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit, und erwirb Einsicht mit allem, was du hast. Achte sie hoch, so wird sie dich erhöhen und wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie herzest.” Sprüche 4,7.8. SGA 397.5

Weil sie nicht die Entschlossenheit besitzen, sich selbst zu beherrschen und ihren Charakter zu verbessern, werden negative Handlungsweisen schnell zur Gewohnheit. Aber das muß nicht so sein. Sie können ihre Kräfte dazu entwickeln, entschieden die beste Art des Dienstes zu verrichten. Dann wird man immer nach ihnen fragen und ihr Dienst wird gebührend anerkannt. SGA 398.1

Wenn einige für eine höhere Position qualifiziert sind, wird der Herr die Last nicht allein auf sie legen, sondern auch auf diejenigen, die sie geprüft haben, die ihren Wert kennen und sie verständnisvoll anspornen können. Jene, die Tag für Tag die ihnen aufgetragene Arbeit zuverlässig ausführen, werden zu der von Gott bestimmten Zeit seinen Ruf hören: “Übernimm eine verantwortungsvolle Aufgabe!” SGA 398.2

Als die Schafhirten ihre Herden auf den Hügeln Bethlehems hüteten, suchten himmlische Engel sie auf. Auch heute stehen, wenn der einfache Arbeiter für Gott seiner ihm aufgetragenen Arbeit nachgeht, Engel Gottes an seiner Seite, die seinen Worten zuhören und die Art und Weise festhalten, in der er seine Arbeit verrichtet, um zu sehen, ob man ihm größere Verantwortung übertragen könnte. SGA 398.3