Auf den Spuren des großen Arztes

101/229

Folgen unpassender Kleidung

Es war der Gegner alles Guten, der die ständig wechselnde Mode erfand. Er wünscht nichts so sehr, als Gott Kummer und Schande zu machen, indem er den Menschen Schaden zufügt. Eine der Methoden, die sich dabei als besonders wirksam erweist, stellen die modischen Auswüchse dar, die den Körper wie den Geist schwächen und die Seele herabwürdigen. SGA 234.1

Frauen sind ernsten Krankheiten ausgesetzt — und manchmal werden ihre Leiden durch die Art ihrer Kleidung noch erheblich vergrößert. Anstatt ihre Gesundheit für mögliche Notlagen zu stärken, die es von Zeit zu Zeit geben wird, opfern sie durch ihre falschen Gewohnheiten häufig nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Leben und hinterlassen ihren Kindern in einer zerstörten Konstitution, pervertierten Gewohnheiten und falschen Vorstellungen über das Leben ein jämmerliches Erbe. SGA 234.2

Eine der verschwenderischsten und schädlichsten Modetorheiten ist z. B. der Rock, der am Boden entlangstreift.1 Unsauber, unbequem, unpraktisch und ungesund — all dies und mehr trifft auf den schleppenden Rock zu. Er ist verschwenderisch sowohl wegen des überflüssigen Stoffmaterials, das man für ihn braucht, als auch wegen der sinnlosen Abnutzung aufgrund seiner Länge. Und jeder, der eine Frau in einem schleppenden Rock beobachtet hat, mit Händen voller Pakete, die versucht, eine Treppe hinauf oder hinunter zu steigen, in eine Straßenbahn einzusteigen, sich im Gedränge einer Menschenmenge zu bewegen, vielleicht im Regen oder gar auf einer schlammigen Straße zu gehen, benötigt keinen weiteren Beweis mehr für dessen Unangebrachtheit und Unbequemlichkeit.2 SGA 234.3

Ein weiteres ernstes Übel ist das Tragen von schweren Röcken, deren Gewicht auf den Hüften lastet. Ihre Last drückt auf die inneren Organe, preßt sie nach unten und verursacht so Magenschwäche und ein Gefühl der Mattigkeit, was die Trägerin veranlaßt, sich nach vorn zu beugen; dies beengt die Lungen und erschwert ein richtiges Atmen noch zusätzlich. SGA 234.4

In den letzten Jahren sind die Gefahren, die aus dem Einschnüren der Taille erwachsen, so ausführlich diskutiert worden, daß nur noch wenige diesbezüglich unwissend sein können; die Macht der Mode ist jedoch so groß, daß das Schnüren weiterhin praktiziert wird. Mit dieser Gewohnheit fügen sich Frauen und junge Mädchen unsäglichen Schaden zu. Es ist für die Gesundheit unabdingbar, daß die Brust Platz hat, sich zu ihrer vollen Größe auszudehnen, damit die Lungen uneingeschränkt ihre Funktion erfüllen können. Werden die Lungen beengt, verringert sich die Sauerstoffmenge, die sie aufnehmen. Dadurch wird das Blut nicht mehr richtig regeneriert, und die verbrauchten, giftigen Stoffe, die durch die Lungen ausgeschieden werden sollten, bleiben im Körper. Außerdem wird der Blutkreislauf behindert, und die inneren Organe werden derart eingeengt und von ihrer natürlichen Lage weggedrückt, daß sie ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen können. SGA 235.1

Festes Schnüren verbessert die Figur nicht. Eines der Hauptelemente körperlicher Schönheit ist Symmetrie, die harmonische Proportionalität aller Teile. Und das richtige Modell für körperliche Schönheit findet man nicht in den Gestalten, die von französischen Modemachern zur Schau gestellt werden, sondern in der menschlichen Gestalt, wie sie sich gemäß den Naturgesetzen Gottes entwickelt. Gott ist der Urheber aller Schönheit, und nur in dem Maße, wie wir uns seinem Ideal anpassen, werden wir wahre Schönheit erreichen. SGA 235.2

Eine weitere üble Gewohnheit ist die ungleichmäßige Verteilung der Bekleidung, so daß einige Körperteile mehr als nötig, andere dagegen nur unzureichend bedeckt sind. Die Füße und Gliedmaßen, die von den lebenswichtigen Organen weit entfernt sind, sollten mit reichlicher Kleidung besonders vor Kälte geschützt werden. Es ist unmöglich, gesund zu sein, wenn die Extremitäten dauernd unterkühlt sind; denn wenn in ihnen zu wenig Blut fließt, dann fließt in anderen Körperteilen zu viel. Vollkommene Gesundheit erfordert einen ausgeglichenen Blutkreislauf; dieser aber ist nicht erreichbar, wenn dort, wo sich die lebenswichtigen Organe befinden, drei- oder viermal so viel Kleidung getragen wird wie an den Füßen und Gliedmaßen. SGA 235.3

Viele Frauen sind nervös und sorgengeplagt, weil sie sich selbst um die frische Luft bringen, die für reines Blut sorgen würde, und um die Bewegungsfreiheit, die das Blut reichlich durch die Adern fließen ließe, und so Leben, Gesundheit und Stärke gäbe. Viele Frauen sind unheilbare Invaliden geworden, obwohl sie sich guter Gesundheit hätten erfreuen können, und viele sind frühzeitig an Tuberkulose oder anderen Krankheiten gestorben, die durchaus ein normales Lebensalter hätten erreichen können, wenn sie sich in Übereinstimmung mit den Gesundheitsprinzipien gekleidet und sich reichlich in der freien Luft bewegt hätten. SGA 236.1

Um die gesündeste Bekleidung zu gewährleisten, müssen die Bedürfnisse jedes Körperteils sorgfältig bedacht werden. Die klimatischen Verhältnisse, die Umgebung, der Gesundheitszustand, das Alter und die Tätigkeit müssen in Betracht gezogen werden. Jedes Kleidungsstück sollte mühelos passen und weder den Blutkreislauf noch eine freie, volle, natürliche Atmung beeinträchtigen. Alles, was man trägt, sollte so locker sitzen, daß, wenn die Arme angehoben werden, sich die Kleidung entsprechend mit nach oben bewegen kann. SGA 236.2

Frauen mit angeschlagener Gesundheit können durch vernünftige Kleidung und körperliche Bewegung viel zu ihrer Genesung beitragen. Wenn sie zur Erholung im Freien passend gekleidet sind, dann laßt sie sich in der freien Luft bewegen, zunächst behutsam, dann aber in dem Maß zunehmend, wie sie es vertragen. Bei Übernahme einer solchen Lebensweise könnten viele ihre Gesundheit zurückerlangen und wieder ihren Anteil an Arbeit in dieser Welt leisten. SGA 236.3