Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 4: Mitarbeiter Gottes*

Mitarbeiter im großen Erntefeld, wir haben nur noch wenig Zeit zur Arbeit. Jetzt ist die günstigste Gelegenheit, die wir je haben werden. Wie sorgfältig sollten wir jeden Augenblick ausnutzen! Unser Erlöser hatte sich dem Werk der Seelenrettung in solchem Maße geweiht, daß er sogar nach seiner eigenen Bluttaufe verlangte. Die Apostel wurden vom Eifer ihres Meisters angesteckt und gingen im Kampfe mit den Fürsten und Mächten und den bösen Geistern unter dem Himmel der Vollendung ihres großen Werkes standhaft, sicher und eifrig entgegen. Sch2 20.2

Wir leben in einer Zeit, in der noch größerer Ernst nötig ist als in den Tagen der Apostel. Aber bei vielen Dienern Christi herrscht eine Unruhe, ein Verlangen, den romantischen Stil moderner Erweckungsredner nachzuahmen, der Wunsch, etwas Großes zu vollbringen, eine Sensation zu erzeugen, zu den fähigen Rednern gerechnet zu werden und Ehre und Auszeichnung für sich zu gewinnen. Sch2 21.1

Wenn sie Gefahren entgegentreten und die Ehre einheimsen könnten, die man Helden erweist, dann würden sie mit unverminderter Energie im Werke tätig sein. Aber unbekannt leben und arbeiten, sich in der Verborgenheit für Jesus abmühen und aufopfern ohne besondere menschliche Anerkennung, das erfordert solch gesunde Grundsätze und eine derartige Festigkeit des Vorhabens, wie sie nur wenigen eigen sind. Man könnte weit mehr erreichen, wenn man sich stärker um einen demütigen Wandel mit Gott bemühte, mehr von Menschen absähe und allein um Christi willen arbeitete. Sch2 21.2

Meine Brüder im Predigtamt, suchet Jesus in aller Demut und Sanftmut. Versucht nicht, die Aufmerksamkeit der Leute auf euch selbst zu lenken. Laßt sie das Werkzeug ganz aus den Augen verlieren, wenn ihr Jesus erhöht. Redet von Jesus, gebt euch selbst auf in ihm. Wir haben zuviel Geschäftigkeit und Betriebsamkeit in unserem religiösen Leben, und darüber werden Golgatha und das Kreuz vergessen. Sch2 21.3

Wir sind in der größten Gefahr, wenn wir uns untereinander Anerkennung spenden und sozusagen ein Bündnis zu gegenseitiger Verherrlichung eingehen. Sich das Lob der Menschen zu sichern, war das große Anliegen der Pharisäer, und Christus sagte ihnen, daß sie ihren Lohn schon erhalten hätten. Laßt uns das uns verordnete Werk angreifen und es für Christus tun. Wenn wir Mangel leiden, dann laßt es um seinetwillen geschehen. Unser göttlicher Herr wurde durch Leiden vollkommen. Wann werden wir die Menschen so arbeiten sehen, wie er arbeitete? Sch2 21.4

Das Wort Gottes ist unsere Richtschnur. Jede Liebestat, jedes freundliche Wort, jedes Gebet für die Leidenden und Bedrückten wird vor den Thron des Ewigen gebracht und auf des Himmels unvergänglichen Bericht gesetzt. Das göttliche Wort ergießt Licht in den dunkelsten Verstand, und es läßt die Gebildetsten ihre Unzulänglichkeit und Sündigkeit empfinden. Sch2 21.5

Der Feind ist heutzutage dabei, Seelen sehr billig zu kaufen. “Ihr seid umsonst verkauft” (Jesaja 52,3), sagt die Schrift. Einer verkauft seine Seele für den Beifall der Welt, der andere für Geld, einer zur Befriedigung niedriger Leidenschaften, der andere um weltlicher Vergnügungen willen. Solche Geschäfte werden täglich abgeschlossen. Satan tritt als Käufer auf für die durch Christi Blut Erlösten, und er erwirbt sie billig trotz des unendlichen Preises, der für ihre Erlösung gezahlt wurde. Sch2 22.1

Uns wurden große Segnungen und Gnadenerweisungen zuteil. Wir können uns die wertvollsten himmlischen Schätze sichern. Laßt Prediger und Gemeindeglieder immer daran denken, daß die Wahrheit des Evangeliums, wenn sie nicht rettet, ins Verderben führt. Menschen, die sich Tag für Tag weigern, auf die gnadenvollen Einladungen zu hören, werden bald die dringendsten Aufforderungen ohne die geringste Gemütsbewegung anhören. Sch2 22.2

Als Mitarbeiter Gottes brauchen wir inbrünstigere Frömmigkeit und weniger Selbsterhöhung. Je mehr das eigene Ich erhoben wird, desto geringer wird der Glaube an die Zeugnisse des Geistes werden. Wer sehr eng mit Gott verbunden ist, kennt auch Gottes Stimme, wenn er zu ihm spricht. Wer geistlich ist, vermag auch geistliche Dinge zu erkennen. Er wird es dankbar empfinden, daß der Herr ihn auf seine Irrtümer aufmerksam macht. Die anderen dagegen, die ganz auf sich selbst vertrauen, werden Gott in den Zeugnissen seines Geistes immer weniger erkennen. Sch2 22.3

Unsere Arbeit muß in tiefer Demut unter Fasten und Beten geschehen. Wir dürfen nicht nur Friede und Freude erwarten. Es wird auch an Traurigkeit nicht fehlen, aber die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Dunkelheit und Kleinmut können zeitweilig im Herzen der sich selbst verleugnenden Gläubigen aufkommen, aber das wird ihnen nicht schaden. Es mag Gottes Absicht sein, sie zu veranlassen, ihn ernstlicher zu suchen. Sch2 22.4