Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 30: Praktische Frömmigkeit*

Basel, Schweiz

1. März 1887

Liebe Geschwister in Oakland!

Ich fühle mich gedrungen, an euch zu schreiben. Wiederholt träume ich davon, daß ich zu euch spreche, und jedesmal befindet ihr euch in Schwierigkeiten. Aber was auch kommen mag, laßt euch dadurch euren sittlichen Mut nicht nehmen, laßt auch eure Frömmigkeit nicht zu einer inhaltlosen Form herabsinken. Jesus ist in seiner Liebe willig, reichlich zu segnen; wir müssen aber bei ernstem Gebet und der Freude über die Liebe Gottes Erfahrungen im Glauben machen. Soll jemand von uns gewogen und zu leicht erfunden werden? Wir müssen uns selbst beobachten und auf die geringste unheilige Neigung unseres Wesens achten, damit wir nicht an den hohen Verpflichtungen, die Gott auf uns als seine menschlichen Werkzeuge gelegt hat, zu Verrätern werden. Sch2 182.4

Wir müssen über die Mahnungen und Zurechtweisungen nachdenken, die Gott seinem Volk in vergangenen Zeiten gegeben hat. Es fehlt uns nicht an Erkenntnis. Wir wissen, was wir zu unterlassen und welche von Gott gegebenen Forderungen wir zu befolgen haben; wenn wir nun nicht danach streben, zu wissen und zu tun, was recht ist, dann deshalb, weil es dem fleischlichen Herzen besser gefällt, unrecht statt recht zu handeln. Sch2 182.5

Es wird immer Ungläubige geben, die darauf warten, vom Glauben anderer mit vorwärts getragen zu werden. Ihre Kenntnis der Wahrheit beruht nicht auf Erfahrung. Deshalb haben sie auch deren heiligende Macht nicht an ihrem Wesen erlebt. Es sollte das Anliegen jedes Gemeindegliedes sein, ruhig und sorgfältig sein Herz zu prüfen und festzustellen, ob sein Leben und sein Wesen mit dem hohen Maßstab der Gerechtigkeit Gottes übereinstimmt. Sch2 183.1

Der Herr hat für euch in Kalifornien, besonders in Oakland viel getan; aber er würde gern noch viel mehr tun, wenn ihr dafür sorgtet, daß sich euer Wandel mit eurem Glauben deckt. Niemals wird Gott den Unglauben durch reichen Segen ehren. Überdenkt, was Gott bereits getan hat, und wißt, daß das erst der Anfang dessen ist, was er zu tun bereit ist. Sch2 183.2