Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 3: Verurteilung von Eifersucht und Nörgelei*

Es tut mir weh, sagen zu müssen, daß es Gemeindeglieder gibt, die ihre Zunge nicht im Zaum halten können. Es gibt falsche Zungen, die sich vom Unheil geradezu nähren. Es gibt verschlagene Flüsterzungen. Manche lieben das Geschwätz, andere mischen sich ungehörigerweise in Dinge, die sie nichts angehen, wieder andere ziehen gewandt ihre Mitmenschen ins Lächerliche. Unter denen, die Klatsch lieben, werden manche durch Neugier dazu getrieben, andere durch Eifersucht, viele durch Haß gegen die, die Gottes Sprachrohr sind, um sie zu tadeln. Alle diese widerstreitenden Kräfte sind am Werk. Einige verbergen ihre wahren Gefühle, während andere darauf brennen, alles, was sie voneinander Böses wissen oder auch nur vermuten, zu verbreiten. Sch2 16.1

Ich sah, daß selbst der Geist des Meineides am Wirken ist, der Wahrheit in Lüge, Gut in Böse und Unschuld in Verbrechen verkehrt. Satan frohlockt über diesen Zustand des bekenntlichen Volkes Gottes. Während viele ihre eigenen Seelen vernachlässigen, warten sie begierig auf eine Gelegenheit, andere zu richten und zu verdammen. Alle haben Charakterfehler, und es ist nicht schwer, etwas herauszufinden, was Eifersucht ihnen zum Nachteil auslegen kann. “Jetzt”, sagen diese selbsternannten Richter, “haben wir Tatsachen. Darauf werden wir eine Anklage gegen sie aufbauen, von der sie sich nicht reinwaschen können.” Sie warten auf eine Gelegenheit, um ihre Klatschgeschichten anzubringen und ihre “Leckerbissen” aufzutischen. Sch2 16.2

Menschen, die von Natur eine starke Einbildungskraft haben, sind, wenn sie ein Ziel erreichen wollen, in der Gefahr, sich und andere zu täuschen. Sie greifen unüberlegte Ausdrücke von anderen auf und bedenken nicht, daß solche Worte voreilig geäußert sein können und deshalb nicht die wahren Gefühle des Sprechers widerspiegeln mögen. Aber solche unbedachten Äußerungen, die oft so geringfügig sind, daß sie keine Beachtung verdienen, werden durch Satans Vergrößerungsglas betrachtet, erwogen und so oft wiederholt, bis aus Maulwurfshügeln Berge geworden sind. Von Gott getrennt, werden die Argwöhnischen zur Zielscheibe der Versuchung. Sie haben oft keine Ahnung von der Stärke ihrer Gefühle und der Wirkung ihrer Worte. Während sie die Irrtümer anderer verdammen, sind sie ihren eigenen, weit größeren Fehlern gegenüber nachsichtig. Folgerichtigkeit im Urteil ist ein seltenes Kleinod. Sch2 16.3

Gibt es denn kein Gesetz der Güte und Barmherzigkeit, das wir beobachten sollten? Hat Gott es gutgeheißen, daß Christen einander richten und verdammen? Ist es etwa ehrenhaft oder auch nur anständig, unter der Maske der Freundschaft den Lippen eines anderen anvertraute Geheimnisse zu entlocken und die so gewonnene Kenntnis zu seinem Schaden anzuwenden? Besteht christliche Nächstenliebe etwa darin, jedes unsichere Gerücht aufzugreifen, alles, was den Charakter eines anderen verdächtigen kann, ans Tageslicht zu bringen und dann Vergnügen daran zu finden, ihn dadurch zu schädigen? Satan freut sich, wenn er einen Nachfolger Christi verunglimpfen oder verwunden kann. Er ist “der Verkläger unserer Brüder”. Offenbarung 12,10 (EB). Sollen Christen ihm bei seinem Tun helfen? Sch2 17.1

Gottes alldurchdringendes Auge bemerkt die Mängel und Leidenschaften jedes einzelnen, und dennoch hat er Nachsicht mit unseren Fehlern und Mitleid mit unseren Schwächen. Er verlangt von seinem Volk, daß es denselben Geist des Zartsinns und der Geduld pflege. Wahre Christen werden bei der Enthüllung der Fehler und Unzulänglichkeiten anderer keine Freude empfinden. Sie werden sich von allem Niedrigen und Häßlichen abwenden und den Sinn auf das richten, was anziehend und lieblich ist. Jede Tadelsucht, jedes richtende oder verdammende Wort ist dem Christen schmerzlich. Sch2 17.2

Es hat immer Männer und Frauen gegeben, die zwar die Wahrheit bekannt, aber ihr Leben ihrem heiligenden Einfluß nicht erschlossen haben; es sind untreue Menschen, die sich nur selbst getäuscht und zur Sünde ermutigt haben. Was man in ihrem Leben, ihrem Betragen und Charakter zu sehen bekommt, ist Unglaube, und dies schreckliche Übel frißt um sich wie der Krebs. Sch2 17.3