Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

53/314

Kapitel 17: “Lobet den Herrn”*

“Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!” Haben wir einmal richtig darüber nachgedacht, wieviel Ursache zum Dank wir haben? Ist uns bewußt, daß die Barmherzigkeit des Herrn alle Morgen neu und seine Treue groß ist? Klagelieder 3,23. Erkennen wir unsere Abhängigkeit von ihm und sagen ihm Dank für alle Gnadenerweisungen? Nein, im Gegenteil, wir vergessen nur zu oft, daß “alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts”. Jakobus 1,17. Sch2 94.1

Wie oft vergessen die Gesunden die wunderbare Gnade Gottes, deren sie sich Tag für Tag und Jahr für Jahr erfreuen! Für alle seine Wohltaten bringen sie Gott keinen Dank dar. Werden sie aber krank, dann erinnern sie sich Gottes. Das sehnliche Verlangen nach Genesung veranlaßt sie zu ernstem Gebet, und das ist gut so. Gott ist in kranken wie in gesunden Tagen unsere Zuflucht. Aber viele stellen ihm nicht ihren Zustand anheim und verschlimmern durch Ängstlichkeit ihre Schwäche und Krankheit. Hörten sie auf zu murren und erhöben sie sich über Niedergeschlagenheit und Trübsinn, könnten sie schneller gesunden. Dächten sie doch daran, wie lange sie den Segen der Gesundheit genießen durften! Würde ihnen diese köstliche Wohltat wieder geschenkt, sollten sie nicht vergessen, daß sie ihrem Schöpfer gegenüber neue Verpflichtungen haben. Als die zehn Aussätzigen geheilt wurden, kehrte nur einer um, Jesus zu suchen und ihm die Ehre zu geben. Laßt uns nicht wie die gedankenlosen neun handeln, deren Herzen von der Gnade Gottes unberührt blieben. Sch2 94.2

Gott ist Liebe. Er nimmt sich aller seiner Geschöpfe an. “Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten.” Psalm 103,13. “Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen!” 1.Johannes 3,1. Welch herrliche Gabe ist es, Söhne und Töchter des Höchsten, Erben Gottes und Miterben Jesu Christi heißen zu dürfen! Darum laßt das Murren und grämt euch nicht darüber, daß das Leben nicht frei von Enttäuschungen und Anfechtungen ist. Sch2 94.3

Hat Gott in seiner Vorsehung Prüfungen für uns bestimmt, so laßt uns das Kreuz annehmen und den bittern Kelch trinken in dem Bewußtsein, daß die Hand des Vaters ihn uns reicht. Laßt uns in der Finsternis genau so auf ihn vertrauen wie im Licht. Vermögen wir denn nicht zu glauben, daß er uns alles gibt, was gut für uns ist? “Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?” Römer 8,32. Wie können wir uns weigern, auch in der Nacht des Leidens Herz und Stimme in Dankbarkeit und Lob zu erheben, wenn wir daran denken, daß sich seine Liebe zu uns am Kreuz auf Golgatha bezeugt hat? Sch2 94.4

Welch Thema zum Nachsinnen ist doch das Opfer Jesu für verlorene Sünder! “Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.” Jesaja 53,5. Wie können wir die Segnungen, die uns zuteil wurden, recht würdigen? Hätte Jesus noch mehr leiden können? Hätte er größere Segnungen für uns erwerben können? Sollte nicht das härteste Herz weich werden bei dem Gedanken, daß er um unsertwillen Glück und Herrlichkeit des Himmels verließ und Armut und Schande, grausame Anfechtung und schrecklichen Tod erduldete? Hätte er uns nicht durch seinen Tod und seine Auferstehung die Tür der Hoffnung aufgetan, es blieben uns nichts als die Schrecken der Finsternis und das Elend der Verzweiflung. Wir können uns in unserem gegenwärtigen begnadeten und gesegneten Zustande gar nicht vorstellen, aus welchen Tiefen wir errettet wurden. Wir vermögen nicht zu ermessen, wieviel schwerer unsere Anfechtungen, wieviel größer unsere Leiden wären, hätte uns nicht Jesus mit barmherzigen Armen des Mitleids und der Liebe umfangen und aufgerichtet. Sch2 95.1

Wir dürfen uns freuen und fröhlich sein in der Hoffnung, denn wir haben einen Fürsprecher im himmlischen Heiligtum, der uns vertritt. Durch sein Verdienst haben wir Vergebung und Frieden. Er starb, um unsere Sünden abzuwaschen, uns mit seiner Gerechtigkeit zu bekleiden und uns für die Gemeinschaft im Himmel bereit zu machen, wo wir für immer im Licht wohnen dürfen. Sch2 95.2

Liebe Geschwister, wenn Satan euch mit Verzagtheit, Trübsinn und Zweifel erfüllen möchte, widersteht seinen Einflüsterungen. Weist auf das Blut Jesu, das von aller Sünde reinigt. Ihr könnt euch aus der Gewalt des Versuchers nicht selbst befreien, er zittert und flieht aber, wenn ihr nachdrücklich auf die Verdienste des kostbaren Blutes Jesu hinweist. Wollt ihr Jesu Segnungen nicht dankbar hinnehmen? Wollt ihr den Kelch des Heils, den er euch darreicht, nicht annehmen und den Namen des Herrn anrufen? Erweist dem, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat, kein Mißtrauen. Fügt dem Herzen des mitleidigen Heilandes durch euren Unglauben auch nicht für einen Augenblick Schmerzen zu. Er beobachtet euren Fortschritt im Glaubensleben mit stärkster Teilnahme. Er sieht euer ernstes Bemühen. Er bemerkt euer Zukurzkommen und euer Zurückfinden, euer Hoffen und eure Befürchtungen, eure Kämpfe und Siege. Sch2 95.3

Sollen alle unsere Gottesdienste nur aus Bitten und Nehmen bestehen? Sollen wir immer nur an unsere Wünsche und niemals an die Wohltaten denken, die wir erhalten? Können wir Gottes Barmherzigkeit annehmen, ohne ihm jemals dafür zu danken, ohne ihn jemals zu rühmen für das, was er an uns getan hat? Wir beten keineswegs zuviel, aber wir sind zu sparsam mit Danksagung. Wenn Gottes Gnade mehr Lob und Dank hervorriefe, wäre unser Gebet kraftvoller. Wir hätten Überfluß an der Liebe Gottes und empfingen mehr, wofür wir ihm danken könnten. Wer sich beklagt, daß Gott seine Gebete nicht erhört, der ändere sein gegenwärtiges Verhalten und verbinde Lob mit seinen Bitten. Bedenkt seine Güte und Barmherzigkeit, und ihr werdet verstehen, daß er eure Bedürfnisse in Betracht zieht. Sch2 96.1