Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 11: Ein Aufruf*

Was soll ich euch sagen, liebe Brüder, damit ihr aus eurer fleischlichen Sicherheit erwacht? Eure Gefahren sind mir gezeigt worden. In der Gemeinde gibt es Gläubige und Ungläubige. Christus stellt beide in seinem Gleichnis vom Weinstock und den Reben dar. Er ermahnt seine Nachfolger: “Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.” Johannes 15,4.5. Sch2 61.1

Es besteht ein großer Unterschied zwischen einer vorgeblichen und einer wirklichen Vereinigung mit Christus im Glauben. Das Bekenntnis der Wahrheit bringt Menschen in die Gemeinde, aber es beweist nicht, daß sie die nötige Verbindung mit dem lebendigen Weinstock haben. Es gibt eine Regel, nach der man die echten Jünger von denen unterscheiden kann, die wohl behaupten, Christi Nachfolger zu sein, aber doch nicht an ihn glauben: Die einen bringen Früchte, die anderen nicht. Die einen werden oft dem Winzermesser Gottes unterworfen, damit sie mehr Frucht bringen: die anderen werden als verdorrte Reben von dem lebendigen Weinstock getrennt. Sch2 61.2

Ich bin sehr besorgt, daß wir das lebendige Zeugnis bewahren und die Gemeinde von den Ungläubigen reinhalten. Können wir uns eine engere, vertrautere Beziehung zu Christus vorstellen, als sie in den Worten ausgedrückt wird: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben”? Die Fasern der Rebe sind nahezu eins mit denen des Weinstocks. Das Überströmen des Lebens, der Kraft und der Fruchtbarkeit vom Stamm in die Reben geht ungehindert und ständig vor sich. Die Wurzel sendet ihre Nährstoffe in den Zweig. So ist auch die Beziehung des Gläubigen zu Christus. Er bleibt in Christus und empfängt seine Nahrung von ihm. Sch2 61.3

Nur die Ausübung persönlichen Glaubens kann diese geistliche Beziehung begründen. Diesen Glauben müßten wir über alles stellen, uns ganz auf ihn verlassen und durch ihn geheiligt werden. Unser Wille muß dem göttlichen Willen völlig unterstellt werden. Unsere Gefühle, Wünsche, Neigungen und Ehre sollen gleichbedeutend sein mit der Förderung des Reiches Christi und der Ehre seiner Sache, da uns ständig seine Gnade zuteil wird und Christus unseren Dank dafür entgegennimmt. Sch2 62.1

Wenn solche innige Verbindung und Gemeinschaft hergestellt ist, werden unsere Sünden auf Christus gelegt, und seine Gerechtigkeit wird uns zugerechnet. Er wurde für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Durch ihn haben wir Zugang zu Gott, und in dem Geliebten werden wir angenommen. Wer durch Wort und Tat einem Gläubigen Unrecht tut, verletzt damit Jesus. Reicht jemand einem Jünger als einem Kinde Gottes einen Becher kalten Wassers, so sieht Christus das als ihm persönlich gespendet an. Sch2 62.2

Als Christus im Begriff war, von seinen Jüngern Abschied zu nehmen, gab er ihnen jenes schöne Sinnbild seiner Beziehung zu den Gläubigen. Er hatte ihnen die enge Verbindung mit sich gezeigt, durch die sie ihr geistliches Leben weiterführen könnten, wenn ihnen seine sichtbare Gegenwart entzogen war. Um ihnen diese Vorstellung recht eindrucksvoll zu machen, nannte er ihnen den Weinstock als das passendste und geeignetste Sinnbild. Sch2 62.3

Die Juden hatten den Weinstock immer als die edelste Pflanze und als Beispiel für alles Starke, Ausgezeichnete und Fruchtbare angesehen. “Der Weinstock”, wollte unser Herr ihnen anscheinend sagen, “den ihr so hoch schätzt, ist ein Sinnbild. Ich bin es in Wirklichkeit, ich bin der wahre Weinstock. Als Volk schätzt ihr diese Pflanze. Als Sünder solltet ihr mich über alle Dinge auf Erden wert halten. Die Rebe kann nicht getrennt vom Weinstock leben; ebensowenig könnt ihr leben, wenn ihr nicht an mir bleibt.” Sch2 62.4