Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Hesekiels Gesicht

Hesekiel, der trauernde Prophet im Lande der Chaldäer, erhielt ein Gesicht, das die gleiche Lehre des Glaubens an den mächtigen Gott Israels enthielt. Als er am Ufer des Flusses Chebar stand, schien ein Sturmwind vom Norden zu kommen “mit einer großen Wolke voll Feuer, das allenthalben umher glänzte, und mitten in dem Feuer war es lichthell”. Eine Anzahl fremdartig aussehender Räder, die sich gegenseitig zu durchschneiden schienen, wurde von vier Lebewesen bewegt. Hoch über ihnen “war es gestaltet wie ein Saphir, gleichwie ein Stuhl; und auf dem Stuhl saß einer, gleichwie ein Mensch gestaltet.” “Und die Tiere waren anzusehen wie feurige Kohlen, die da brennen, und wie Fackeln; und das Feuer fuhr hin zwischen den Tieren und gab einen Glanz von sich, und aus dem Feuer gingen Blitze.” “Und es erschien an den Cherubim gleichwie eines Menschen Hand unter ihren Flügeln.” Hesekiel 1,4.26.13; Hesekiel 10,8. Sch2 315.3

Die Räder waren so kunstvoll ineinander verschlungen, daß es Hesekiel beim ersten Anblick schien, als ob alles durcheinander geraten sei. Doch wenn sie sich bewegten, lag darin eine herrliche Genauigkeit und vollkommene Ordnung. Himmlische Wesen bewegten diese Räder, und über allem saß der Ewige auf einem glänzenden Thron aus Saphir, während um den Thron als Zeichen der Gnade und Liebe der Regenbogen spielte. Von der schrecklichen Schönheit der Erscheinung fiel Hesekiel auf sein Angesicht. Doch eine Stimme gebot ihm, sich zu erheben und das Wort des Herrn zu vernehmen. Dann wurde ihm ein Auftrag zur Warnung des Volkes Israel erteilt. Sch2 316.1

Dieses Gesicht wurde Hesekiel in einer Zeit gegeben, als sein Herz mit trüben Ahnungen erfüllt war. Er sah das Land seiner Väter verwüstet daliegen. Die einst so volkreiche Stadt war nun unbewohnt. Stimmen der Freude und Lobgesänge waren in ihren Mauern nicht mehr zu hören. Der Prophet selber lebte als Fremdling in einem fremden Lande, in dem grenzenloser Ehrgeiz und barbarische Grausamkeit herrschten. Was er an Tyrannei und von Menschen begangenem Unrecht sah und hörte, betrübte ihn, und er klagte Tag und Nacht bitterlich. Aber die herrlichen Sinnbilder, die ihm am Flusse Chebar gezeigt wurden, ließen ihn eine allbeherrschende Macht sehen, die stärker war als die der irdischen Herrscher. Über den hochmütigen und grausamen Herrschern von Assyrien und Babylon thronte der Gott der Gnade und Wahrheit. Sch2 316.2

Die vielfach verschlungenen Räder, die dem Propheten durcheinandergeraten schienen, wurden von göttlicher Hand geleitet. Der Geist Gottes offenbarte sich ihm als die Kraft, die die Räder bewegt; er brachte Ordnung in die Verwirrung. So beherrschte er auch die ganze Welt. Zehntausende himmlischer Wesen standen auf sein Wort bereit, die Macht und List böser Menschen auszuschalten und seinen Getreuen Gutes zu erweisen. Sch2 316.3