Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Gott sieht auf den Charakter

Wir sollten wissen, was wir tun müssen, um gerettet zu werden. Liebe Geschwister, wir sollten nicht mit der allgemeinen Strömung dahintreiben. Unsere gegenwärtige Aufgabe ist es, von der Welt auszugehen und uns von ihr zu lösen. Nur so können wir mit Gott wandeln, wie Henoch es tat. Göttlicher Einfluß verband sich unaufhörlich mit seinem menschlichen Bemühen. Wie er werden auch wir zu einem starken, lebendigen und tätigen Glauben aufgerufen; das ist die einzige Möglichkeit, um mit Gott zusammenzuwirken. Wir müssen den im Worte Gottes ausgesprochenen Forderungen nachkommen, oder wir werden in unseren Sünden sterben. Wir müssen wissen, wo unser Wesen durch die Gnade Christi einer sittlichen Änderung bedarf, um für die Wohnungen droben geschickt zu werden. In der Furcht Gottes sage ich euch: Wir stehen in gleicher Gefahr wie die Juden — während um uns her das strahlende Licht der Wahrheit leuchtet, wissen wir nichts von der Liebe und von der Kraft Gottes. Sch2 185.2

Tausende und aber Tausende mögen vorgeben, dem Gesetz und dem Evangelium zu gehorchen, und leben dennoch in Übertretung. Menschen können die Forderungen der Wahrheit an andere in aller Klarheit verkünden und dabei dennoch ein fleischliches Herz besitzen. Sünden können im geheimen geliebt und begangen werden. Es kann sein, daß die Wahrheit Gottes für sie keine Wahrheit ist, weil ihre Herzen nicht durch sie geheiligt wurden. Es kann sein, daß die Liebe des Heilandes keine zwingende Gewalt über ihre niedrigen Leidenschaften ausübt. Aus der Geschichte der Vergangenheit wissen wir, daß Menschen an heiliger Stätte stehen und dennoch mit der Wahrheit Gottes betrügerisch umgehen können. Sie können keine heiligen Hände “ohne Zorn und Zweifel” zu Gott emporheben, weil Gott keine Macht über ihr Innenleben hat. Die Wahrheit wurde nie ihren Herzen aufgeprägt. “Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht.” Römer 10,10. “Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften.” Markus 12,30. Tut ihr das? Viele gewiß nicht, sie haben es nie getan. Ihre Bekehrung war nur oberflächlich. Sch2 186.1

Der Apostel sagt: “Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.” Kolosser 3,1.2. Das Herz ist die Burg des Menschen. Von ihm gehen Leben und Tod aus. Solange das Herz nicht gereinigt ist, ist der Mensch nicht geschickt, an der Gemeinschaft der Heiligen teilzunehmen. Weiß der Herzenskündiger denn nicht, wer ohne Rücksicht auf seine Seele in Sünden schmachtet? Gibt es nicht im Leben jedes einzelnen einen Zeugen für geheimste Dinge? Ungewollt hörte ich, wie Männer zu Frauen und Mädchen schmeichlerische Worte sprachen, um sie zu täuschen und zu betören. Satan bedient sich aller solcher Mittel, um Seelen zu vernichten. Manche von euch mögen so seine Werkzeuge gewesen sein; wenn das so ist, dann werdet ihr es vor dem Gericht zu verantworten haben. Von solchen Leuten sagte der Engel: “Sie haben ihre Herzen niemals Gott übergeben. Christus wohnt nicht in ihnen, auch die Wahrheit nicht. An ihrer Stelle wohnen dort Sünde, Betrug und Falschheit. Dem Wort Gottes glauben sie nicht, sie handeln auch nicht danach.” Sch2 186.2

Das gegenwärtige Wirken Satans an den Herzen der Menschen sowie an den Kirchen und Nationen sollte jeden aufmerken lassen, der die Weissagungen durchforscht. Das Ende ist nahe. Laßt unsre Gemeinden sich erheben. Laßt die einzelnen Glieder die umwandelnde Kraft Gottes in ihrem Leben erfahren, dann werden wir das tiefe Wirken des Geistes Gottes sehen. Sündenvergebung ist nicht das einzige Ergebnis des Todes Jesu. Er brachte das unendliche Opfer nicht nur, damit die Sünde getilgt, sondern auch, damit das Wesen des Menschen wiederhergestellt und aus dem Zusammenbruch in seiner Schönheit wiederaufgerichtet werden kann, so daß dem Menschen ein Leben in der Gegenwart Gottes möglich ist. Sch2 187.1

Wir sollten unseren Glauben durch unser Handeln bezeugen. Ein herzliches Verlangen sollte sich bekunden, mehr von dem Geist Christi erfüllt zu sein; denn hierin liegt die Stärke der Gemeinde. Satan ist bemüht, Gottes Kinder vom rechten Wege fortzulocken. Ach, wie wenig Liebe besitzen wir zu Gott und zueinander! Wohnen das Wort und der Geist der Wahrheit in unseren Herzen, so lösen sie uns von der Welt. Die unveränderlichen Grundsätze der Wahrheit und Liebe binden die Herzen aneinander, und die Kraft dieser Gemeinschaft entspricht dem Maß der Gnade und Wahrheit, dessen wir uns erfreuen. Es wäre gut, daß wir alle den göttlichen Spiegel zur Hand nähmen und in ihm unser Wesen betrachteten. Wir sollten uns davor hüten, die Warnungen vor Gefahren und die Ermahnungen des Wortes Gottes unbeachtet zu lassen. Werden sie nicht beachtet und werden die Charakterfehler nicht überwunden, dann überwältigen diese Fehler eines Tages den, der sie hat, und er gerät in Irrtum, Abfall und offene Sünden. Wer den höchsten sittlichen Stand nicht erreicht, verliert mit der Zeit die Kraft, den gegenwärtigen Stand zu bewahren. “Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.” 1.Korinther 10,12. “Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das zuvor wisset, so verwahret euch, daß ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute samt ihnen verführt werdet und entfallet aus eurer eigenen Festung. Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.” 2.Petrus 3,17.18. Sch2 187.2