Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

3/104

Kapitel 1: Die Inspiration der prophetischen Schreiber

Die Inspiration des Wortes Gottes

Wir leben heute in einer Zeit, da mit Recht gefragt werden muß: “Wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?” Lukas 18,8. FG1 15.1

Geistliche Finsternis bedeckt die Erde und große Dunkelheit die Menschen. In vielen Kirchen werden Zweifel und Unglauben gegenüber der Inspiration der Bibel geäußert. Sehr viele stellen die Wahrheit und Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift in Frage. Verstandesgründe und menschliche Vorstellungen untergraben die Inspiration des Wortes Gottes, und das, was als sicher gelten sollte, ist von einer dunklen Wolke umgeben. Nichts steht mehr klar und deutlich auf Felsengrund. Darin sehen wir eines der auffallendsten Zeichen der Endzeit. FG1 15.2

Die Heilige Schrift hat den Angriffen Satans widerstanden. Satan hat sich mit üblen Menschen zusammengetan, um alles, was göttlich ist, in Nebel und Dunkel einzuhüllen. Doch der Herr hat die Heilige Schrift durch seine Wunderkraft in ihrer gegenwärtigen Gestalt bewahrt — als ein Handbuch, das den Menschen den Weg zum Himmel zeigt. FG1 15.3

Aber die Weisungen Gottes wurden so offenkundig vernachlässigt, daß es heute nur wenige Menschen auf der Welt gibt, selbst unter denen, die sie auszulegen vorgeben, die eine von Gott geleitete Kenntnis der Schrift haben. Es gibt gebildete Männer mit Hochschulstudium, doch diese Hirten versorgen die Herde Gottes nicht mit Speise. Sie wissen nicht, daß die Schrift ständig ihren verborgenen Reichtum entfaltet, so wie kostbare Juwelen dadurch entdeckt werden, daß man nach ihnen gräbt. FG1 15.4

Es gibt Leute, die originell sein möchten und sich für klüger halten als das geschriebene Wort Gottes. Darum wird ihre Weisheit zur Narrheit. Sie entdecken wundervolle zukünftige Dinge, und ihre Vorstellungen offenbaren, daß sie den Willen und die Absichten Gottes bei weitem nicht begriffen haben. Sie wollen Geheimnisse erklären oder enträtseln, die den Menschen seit alters verschlossen sind, und gleichen dabei einem Mann, der sich im Sumpf abquält und sich nicht selbst herausziehen kann und dennoch anderen sagt, wie sie aus dem Schlamm, in dem sie sich befinden, herauskommen können. Das ist ein anschauliches Bild für Menschen, die die Bibel berichtigen wollen. Niemand kann die Bibel verbessern, weil er angeblich weiß, was der Herr sagen wollte oder gesagt haben sollte. FG1 15.5

Manche blicken uns ernst an und sagen: “Meinst du nicht, daß sich beim Abschreiben oder Übersetzen einige Fehler eingeschlichen haben?” Das ist möglich. Wenn jemand so klein denkt und wegen solcher Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit in Zweifel und ins Straucheln gerät, dann würde er auch über die Geheimnisse des inspirierten Wortes ins Straucheln geraten, weil sein begrenzter Geist die Absichten Gottes nicht erkennt. Ja, er würde sogar an klaren Tatsachen Anstoß nehmen, die der einfache Mensch als göttlich anerkennen würde und für den Gottes Worte eindeutig, schön und voller Kraft sind. FG1 16.1

Alle diese Fehler werden niemandem Schwierigkeiten bereiten oder ihn straucheln lassen, der nicht auch Schwierigkeiten mit den klarsten offenbarten Wahrheiten hat. FG1 16.2

Gott übertrug die Erstellung seines göttlich inspirierten Wortes fehlbaren Menschen. Dieses Wort, in die Bücher des Alten und Neuen Testaments gefaßt, ist das Handbuch für die Bewohner einer gefallenen Welt. Es ist ihnen anvertraut, und niemand wird vom Weg zum Himmel abirren, der dessen Weisungen erforscht und befolgt. FG1 16.3

Alle, die meinen, sie müßten die angeblichen Schwierigkeiten in der Bibel aufklären und nach eigenen begrenzten Maßstäben unterscheiden, was inspiriert und was nicht inspiriert ist, sollten ihr Haupt bedecken wie Elia, als Gott in einem “stillen, sanften Sausen” zu ihm sprach. Sie befinden sich nämlich in der Gegenwart Gottes und heiliger Engel, die seit Urzeiten dem Menschen Licht und Kenntnis vermittelt haben. Sie haben ihnen gesagt, was sie tun und nicht tun sollen. Sie haben Szenen von größter Bedeutung vor ihnen ausgebreitet und ihnen durch Symbole, Zeichen und Bilder den Weg gewiesen. FG1 16.4

Ich nehme die Bibel schlicht als das, was sie ist: das inspirierte Wort. Ich glaube den Aussagen der ganzen Bibel. Menschen kommen und meinen, sie fänden etwas an Gottes Wort, was sie kritisieren müßten. Sie breiten es vor anderen als einen Beweis ihrer überlegenen Weisheit aus. Viele von ihnen sind tüchtige, gebildete Leute. Sie sind beredt und begabt, aber ihr ganzes Lebenswerk besteht darin, Menschen wegen der Inspiration der Bibel zu verunsichern. Sie bringen viele dazu, die Sache wie sie zu sehen. Dieses Werk wird nach Satans Willen von einem zum andern übertragen, bis uns die volle Bedeutung des Wortes Christi aufgeht: “Wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?” Lukas 18,8. FG1 17.1

Brüder, beteiligt euch niemals daran, die Bibel zu kritisieren. Das ist etwas, worüber sich Satan freut; es gehört jedenfalls nicht zu den Aufgaben, die der Herr euch aufgetragen hat. FG1 17.2

Die Menschen sollten Gott selbst für sein Buch und seine lebendigen Weisungen sorgen lassen, wie er es seit jeher getan hat. So aber stellen sie einige Teile der Offenbarung in Frage und entdecken Widersprüche bei dieser und jener Aussage. Sie beginnen beim ersten Buch Mose und geben alles auf, was ihnen fragwürdig erscheint. Ihr Geist läßt ihnen keine Ruhe, denn Satan wird sie zu jeder nur möglichen Kritik verleiten, bis sie an der ganzen Schrift etwas auszusetzen haben. Ihr kritisches Vermögen wird sich durch ständigen Gebrauch noch verstärken, und bald ist ihnen nichts mehr gewiß. Zu versuchen, vernünftig mit ihnen zu sprechen, ist verlorene Mühe. Sie werden sich selbst über die Bibel lustig machen. Sie werden zu Spöttern und sind dennoch erstaunt, wenn du ihnen das sagst. FG1 17.3

Brüder, haltet fest an der Bibel, wie sie niedergeschrieben ist, und gebt eure Kritik an ihrer Zuverlässigkeit auf. Gehorcht dem Wort, und keiner von euch wird verlorengehen. Seit alters hat sich die Intelligenz der Menschen daran geübt, das Wort Gottes an ihrem begrenzten Geist und Fassungsvermögen zu messen. Wenn der Herr, der Urheber der lebendigen Worte, vor ihnen seine Weisheit und Herrlichkeit enthüllte, würden sie vergehen und wie Jesaja ausrufen: “Ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen.” Jesaja 6,5. Schlichte und klare Worte werden vom Ungebildeten, vom Landmann und Kind ebenso verstanden wie vom gereiften, geschulten Menschen. Wenn jemand Fähigkeiten und geistige Kraft besitzt, entdeckt er in den Weisungen Gottes Schätze der Wahrheit, schön und wertvoll, die er sich aneignen kann. Er wird auch auf Schwierigkeiten, Geheimnisse und Wunder stoßen, deren Studium ihn ein Leben lang tief befriedigen wird, und dennoch gibt es darüber hinaus noch Bereiche des Unendlichen und Unermeßlichen. FG1 17.4

Menschen mit bescheidenen Kenntnissen, die nur begrenzte Fähigkeiten und Gelegenheiten haben, mit der Schrift vertraut zu werden, finden in diesen lebendigen Worten Trost, Führung und Rat. Der Erlösungsplan wird ihnen klar wie ein Sonnenstrahl. Niemand braucht aus Mangel an Kenntnissen verlorenzugehen, wenn er sich nicht absichtlich verschließt. FG1 18.1

Wir danken Gott, daß die Bibel sowohl für einfache als auch für gebildete Menschen geschrieben ist. Sie paßt zu allen Altersstufen und sozialen Schichten. Manuskript 16, 1888.* FG1 18.2