Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

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Kapitel 57: Christus — der Weg des Lebens*

Jesus kam “nach Galiläa und verkündigte das Evangelium Gottes und sagte: Die Zeit ist erfüllt und die Königsherrschaft Gottes kommt. Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!” Markus 1,14.15 (Bruns). FG1 385.1

Die Bekehrung ist stets mit dem Glauben verbunden; sie wird im Evangelium als heilsnotwendig gefordert. Paulus machte die Bekehrung zu einem seiner Predigtthemen: “Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, daß ich’s euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.” Apostelgeschichte 20,20.21. Erlösung wird nur über die Bekehrung erlangt; denn nur ein Sünder, der ernstlich bereut, kann auch von Herzen an die Gerechtigkeit glauben. Paulus erklärt die Bekehrung als eine gottgewollte Traurigkeit über die Sünde; sie bewirkt “zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut”. 2.Korinther 7,10. Einer solchen Umkehr haftet kein Verdienstgedanke an, vielmehr bereitet sie das Herz darauf vor, Christus als den einzigen Retter, als die einzige Hoffnung für den verlorenen Sünder anzunehmen. FG1 385.2

Der Blick auf das Gesetz offenbart dem Sünder seine Schuld. Dies belastet sein Gewissen und bringt ihn zu der Überzeugung, daß er verloren ist. Trost und Hoffnung gewinnt er allein dadurch, daß er auf das Kreuz von Golgatha blickt. Sofern er sich auf Gottes Verheißungen beruft und ihn beim Wort nimmt, erfährt er Erleichterung und inneren Frieden. Er ruft aus: “Treuer Gott, du hast verheißen, all die zu retten, die sich im Namen deines Sohnes an dich wenden. Ich bin verloren, hilflos und ohne Hoffnung. Herr, rette mich, oder ich komme um!” Im Glauben klammert er sich an Christus und wird vor Gott gerechtfertigt. FG1 385.3

Doch während Gott in seiner Gerechtigkeit den Sünder durch die Verdienste gerecht machen kann, die Christus erworben hat, kann sich niemand mit dem Gewand der Gerechtigkeit Christi bekleiden und gleichzeitig erkannte Sünden weiterhin begehen und erkannte Pflichten fortgesetzt vernachlässigen. Bevor die Rechtfertigung wirksam werden kann, muß nach Gottes Willen die völlige Übergabe erfolgt sein. Und um gerechtfertigt zu bleiben, bedarf es beständigen Gehorsams und eines lebendigen Glaubens, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt. FG1 386.1

Im Blick auf Abraham schreibt Jakobus: “Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du, daß der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden. So ist die Schrift erfüllt, die da spricht: ‘Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden’, und er wurde ‘ein Freund Gottes’ genannt. So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.” Jakobus 2,21-24. Um durch den Glauben gerechtfertigt zu werden, muß ein Mensch dahin kommen, daß die Leidenschaften und Triebe durch seinen Glauben beherrscht werden; und durch Gehorsam wird der Glaube vollendet. FG1 386.2

Der Glaube als Bedingung der Verheißung

Ohne Christi Gnade ist der Sünder in einer hoffnungslosen Lage; denn nichts kann für ihn getan werden. Empfängt er die göttliche Gnade jedoch, wird ihm übernatürliche Kraft geschenkt, die Sinn, Geist und Wesen beeinflußt. Durch die Mitteilung der Gnade Christi wird die ganze hassenswerte Natur der Sünde entlarvt und diese schließlich aus dem Tempel des Herzens vertrieben. Die Gnade führt uns zur Gemeinschaft mit Christus und zur Zusammenarbeit mit ihm beim Erlösungswerk. Auf der Grundlage ihres Glaubens kann und will Gott Sündern Vergebung gewähren, wobei in solchem Glauben selbst nichts liegt, was die Erlösung verdienen könnte. Wer jedoch im Glauben die Verdienste Christi für sich in Anspruch nimmt, erhält das Geschenk der Erlösung als Heilmittel gegen die Sünde. Der Glaube kann somit Christi vollendeten Gehorsam anstelle der Übertretung und Fehlerhaftigkeit des Sünders vorweisen. Glaubt der Sünder, daß Christus sein persönlicher Heiland ist, dann vergibt ihm Gott seine Sünden aufgrund seiner unfehlbaren Verheißungen und rechtfertigt ihn aus freien Stücken. Der reuige Sünder begreift, daß er gerechtgesprochen wird, weil Christus als sein Stellvertreter für ihn sein Leben ließ, also für ihn zur Versöhnung und Rechtfertigung wurde. FG1 386.3

“Was sagt die Schrift? ‘Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.’ Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.” Römer 4,3-5. FG1 387.1

Gerechtigkeit zeigt sich in der Befolgung des Gesetzes. Das Gesetz fordert Gerechtigkeit vom Sünder, der sie ihm auch schuldig ist, sie aber nicht erbringen kann. Allein durch den Glauben kann er gerecht werden und Gott die Verdienste Christi vorhalten; dann wird der Herr dem Sünder den Gehorsam seines Sohnes anrechnen. Christi Gerechtigkeit wird anstelle des menschlichen Versagens angenommen. Gott nimmt den bereuenden und glaubenden Sünder an; er vergibt ihm und spricht ihn gerecht. FG1 387.2

Er behandelt ihn so, als sei er bereits gerecht, und er liebt ihn wie seinen eigenen Sohn. Auf diese Weise wird der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet; und wer solche Vergebung empfangen hat, wird immer mehr von Gnade erfüllt und empfängt immer helleres Licht. Er kann jubelnd ausrufen, daß “die Freundlichkeit und Güte Gottes, unseres Retters”, in sein Leben getreten ist. “Das geschah wirklich nicht auf Grund unserer sittlichen oder religiösen Leistungen, sondern es war sein Erbarmen, das uns gerettet hat durch ein Bad des Geistes, der Wiedergeburt und Erneuerung, die beide der Heilige Geist in uns bewirkt. Den hat er nämlich in reichem Maß durch unsern Heiland Jesus Christus über uns ausgegossen. So sind wir durch seine Gnade gerechtfertigt und zugleich Erben in der Hoffnung auf ein ewiges Leben.” Titus 3,5-7 (Bruns). FG1 387.3

Ebenso steht geschrieben: “Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.” Johannes 1,12.13. Jesus erklärte: “Wenn jemand nicht von oben her geboren wird, kann er die Königsherrschaft Gottes nicht sehen ... Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, kann er nicht in die Königsherrschaft Gottes eingehen.” Johannes 3,3.5 (Bruns). Damit werden keine geringen Anforderungen an uns gestellt, aber schließlich sollen wir auch Kinder Gottes werden. Wir werden als einzelne Rettung finden; aber in den Tagen der Not und Prüfung wird es uns gelingen zu erkennen, wer Gott dient und wer nicht. Im Namen Jesu Christi werden wir als einzelne Gläubige erlöst. FG1 388.1

Viele kommen vom rechten Weg ab, weil sie meinen, sie müßten den Himmel erklimmen, sie müßten etwas tun, um sich die Gunst des Himmels zu verdienen. Sie versuchen, sich durch ihre eigenen Bemühungen besser zu machen. Das aber können sie niemals schaffen. Christus ist uns vorangegangen: Er starb als unser Opfer, er lebte uns zum Vorbild, er wurde unser großer Hoherpriester. Er sagte: “Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.” Johannes 14,6. Könnten wir aufgrund einer Anstrengung auch nur einen Schritt auf jener Leiter zum Himmel tun, würden sich die Worte Christi als unwahr erweisen. Nehmen wir jedoch Christus an, werden sich gute Werke zeigen; sie sind die Frucht, die erweist, daß wir auf dem Weg des Lebens sind, daß Christus selbst unser Weg geworden ist, daß wir jenen Pfad beschreiten, der uns zum Himmel führt. FG1 388.2

Er wird unsere Gerechtigkeit

Christus schaut auf die Gesinnung; erkennt er, daß wir unsere Last im Glauben tragen, läßt er seine vollkommene Heiligkeit für unsere Verfehlungen wirksam werden. Wenn wir unser Bestes tun, wird er unsere Gerechtigkeit. Wir brauchen jeden Strahl des Lichtes, das Gott uns schickt, um zum Licht der Welt zu werden. Brief 33, 1889. FG1 388.3