Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

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Kapitel 54: Das Thema von 1883*

“Wenn wir ... unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.” 1.Johannes 1,9. FG1 370.1

Gott erwartet von uns, daß wir unsere Sünden bekennen und demütig zu ihm kommen. Zugleich dürfen wir uns aber darauf verlassen, daß er ein liebevoller Vater ist. Wer sein Vertrauen auf ihn setzt, den wird er nicht im Stich lassen. Viele von uns leben noch zu sehr im Schauen statt im Glauben. Wir glauben, was wir sehen, aber die wertvollen Verheißungen, die Gott uns in seinem Wort gegeben hat, wissen wir nicht zu schätzen. Dabei zeigen wir Gott durch nichts stärker unsere Verachtung, als wenn wir seinen Worten mißtrauen und zweifeln, ob er es ernst mit uns meint oder ein Spielchen mit uns treibt. FG1 370.2

Gott gibt uns nicht auf, weil wir sündigen. Wir mögen Fehler machen und seinen Geist betrüben, aber wenn wir reuig und zerknirscht zu ihm kommen, wird er uns nicht abweisen. Es gilt jedoch, einige Hindernisse auszuräumen. Ungute Gefühle sind gehegt worden, und Stolz, Überheblichkeit, Ungeduld und Unzufriedenheit haben sich breitgemacht. All diese Dinge trennen uns von Gott. Sünden müssen bekannt werden. Die Gnade muß stärker an uns arbeiten. Auch wer sich schwach und mutlos fühlt, kann ein guter Arbeiter für Gott werden und Wertvolles für den Herrn leisten. Das kann aber nur geschehen, wenn er sich von Höherem leiten läßt und nicht selbstsüchtige Motive sein Handeln bestimmen. FG1 370.3

Christus, unsere einzige Hoffnung

Wir müssen in der Schule Christi lernen. Nur seine Gerechtigkeit verschafft uns den Segen des Gnadenbundes. Wie lange haben wir uns nach diesem Segen gesehnt! Wie sehr haben wir uns bemüht, ihn zu erlangen! Aber wir sind gescheitert, weil wir meinten, wir könnten uns diesen Segen verdienen. Zu lange haben wir uns nur mit uns selbst befaßt und dabei vergessen, daß Jesus unser lebendiger Erlöser ist. FG1 371.1

Wir dürfen nicht glauben, daß unsere Verdienste uns retten können. Unsere einzige Hoffnung auf Erlösung ist die Gnade Christi. Durch seinen Propheten läßt Gott uns sagen: “Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.” Jesaja 55,7. FG1 371.2

Diesem Versprechen müssen wir glauben, so wie es da steht. Gefühle sind kein Ersatz für Glauben. Wenn wir ganz auf Gott vertrauen und uns auf Jesus verlassen, der uns die Sünden vergibt und uns rettet, dann wird uns alle Hilfe zuteil, die wir uns nur wünschen können. FG1 371.3

Wir schauen auf uns selbst, als könnten wir uns selbst retten. Aber Jesus starb für uns, weil wir genau das nicht können. Er allein ist unsere Hoffnung, unsere Rechtfertigung, unsere Gerechtigkeit. Wir sollten nicht verzagen. Wir brauchen keine Angst zu haben, daß es keinen Retter für uns gibt oder daß er uns nicht gnädig sein wird. FG1 371.4

Auch jetzt, in diesem Augenblick, wirkt er für uns. Er lädt uns ein, in unserer Hilflosigkeit zu ihm zu kommen und uns retten zu lassen. Durch unseren Unglauben machen wir ihm Schande. Es ist erstaunlich, wie wir unseren besten Freund behandeln und wie wenig wir ihm vertrauen, ihm, der uns retten kann und will. Hat er uns denn nicht längst bewiesen, wie sehr er uns liebt? FG1 371.5

Meine Brüder, erwartet ihr, daß eure Verdienste euch die Gunst Gottes sichern können? Glaubt ihr, ihr müßtet sündlos sein, bevor ihr euch darauf verlassen könnt, daß er euch retten wird? Wenn solche Gedanken in euren Köpfen herumspuken, dann, fürchte ich, werdet ihr keine Kraft empfangen und schließlich den Mut verlieren. FG1 371.6

Schau und lebe!

Als der Herr dem rebellischen Volk Israel in der Wüste Giftschlangen schickte, gab er Mose den Befehl, eine Bronzeschlange aufzustellen und den Gebissenen zu sagen, sie sollten dieses Bildnis anschauen, um am Leben zu bleiben. Viele glaubten allerdings nicht, daß das himmlische Heilmittel ihnen helfen könnte. Um sie herum lagen Tote und Sterbende, und sie wußten, daß ihr Geschick besiegelt war, wenn Gott nicht half. Dennoch jammerten sie über die Bisse, über die Schmerzen und über ihren sicheren Tod, bis sie keine Kraft mehr hatten und ihre Augen brachen. Dabei hätten sie auf der Stelle geheilt werden können. FG1 372.1

“Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.” Johannes 3,14.15. Wenn du dir deiner Sünden bewußt bist, verschwende deine Kraft nicht darauf, über sie zu jammern. Schau und lebe! Jesus ist unser einziger Retter. Obwohl Millionen, die Heilung nötig haben, die ihnen angebotene Gnade ablehnen werden, wird niemand, der auf ihn vertraut, verlorengehen. Wir brauchen den Mut nicht zu verlieren, wenn wir erkennen, wie hilflos wir ohne Christus sind. Wir können uns auf den gekreuzigten und auferstandenen Retter verlassen. Du, der du arm, krank von Sünde und mutlos geworden bist: Schau und lebe! Jesus hat sein Wort gegeben. Er wird alle retten, die zu ihm kommen. FG1 372.2

Komm zu Jesus, empfange Ruhe und Frieden. Du kannst jetzt sofort gesegnet werden. Satan redet dir ein, daß du hilflos bist und nichts für dich tun kannst. Das ist wahr. Du bist hilflos. Aber weise ihn auf Jesus hin: “Ich habe einen auferstandenen Erlöser. Ihm vertraue ich. Er wird nicht zulassen, daß du mich zugrunde richtest. In seinem Namen werde ich siegen. Er ist meine Gerechtigkeit und meine größte Freude.” Keiner darf denken, er sei ein hoffnungsloser Fall. Das ist nicht so! Du magst erkennen, daß du sündig und verloren bist. Aber genau deshalb brauchst du einen Erlöser. Wenn du irgendwelche Sünden zu bekennen hast, dann verliere keine Zeit. Tu es. Solche Augenblicke sind unschätzbar wertvoll. “Wenn ... wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.” 1.Johannes 1,9. Wer nach Gerechtigkeit hungert und dürstet, dem wird gegeben werden. Jesus hat es versprochen. Herrlicher Erlöser! Er wartet darauf, uns in seine Arme zu schließen und uns mit seiner Liebe zu segnen. FG1 372.3

Der eine oder andere scheint der Meinung zu sein, er müsse erst eine Probezeit bestehen und dem Herrn beweisen, daß er sich geändert habe. Erst dann könne er Gottes Segen in Anspruch nehmen. Aber, ihr Lieben, ihr dürft seinen Segen schon jetzt in Anspruch nehmen. Ihr braucht seine Gnade, seinen Heiligen Geist, um mit euren Schwächen fertig zu werden. Anders kann euer Charakter nicht nach seinem Bild umgewandelt werden. Jesus möchte, daß wir zu ihm kommen, so wie wir sind: sündig, hilflos, auf ihn angewiesen. FG1 373.1

Reue ist ein Geschenk Gottes

Reue und Vergebung sind gleichermaßen Geschenke Gottes durch Jesus Christus. Der Heilige Geist bewirkt, daß wir unsere Sünden erkennen und begreifen, daß wir Vergebung brauchen. Vergebung empfängt nur der reuige Sünder. Aber die Gnade Gottes führt uns zur Reue. Er kennt alle unsere Schwächen und Unvollkommenheiten, und er wird uns helfen. FG1 373.2

Manche Menschen kommen zwar zu Gott, bereuen ihre Sünden, bekennen sie und glauben sogar, daß sie vergeben sind. Aber dennoch nehmen sie Gottes Verheißungen nicht so in Anspruch, wie sie sollten. Sie begreifen nicht, daß Jesus als ihr Erlöser immer bei ihnen ist. Sie sind nicht bereit, ihm die Verantwortung für ihr Leben zu überlassen und darauf zu vertrauen, daß er das Gnadenwerk, das er in ihnen begonnen hat, auch vollenden wird. Sie meinen zwar, sie hätten sich Gott ausgeliefert, aber sie geben ihre Unabhängigkeit nicht völlig auf. Andere wieder wollen ganz sicher gehen und verlassen sich nur teilweise auf Gott und teilweise auf sich selbst. Sie vertrauen nicht darauf, daß Gottes Kraft sie bewahrt, sondern stützen sich auf ihre eigene Wachsamkeit gegen Versuchungen und auf die gewissenhafte Erfüllung bestimmter Pflichten, um von Gott angenommen zu werden. Ein solcher Glaube führt nicht zum Sieg. Wer so “glaubt”, müht sich völlig sinnlos ab. Er ist unfrei und findet keine Ruhe, solange er seine Last nicht bei Jesus ablädt. FG1 373.3

Natürlich müssen wir wachen und uns Gott in Liebe hingeben. Aber das kommt sozusagen von allein, wenn Gott uns durch den Glauben bewahrt. Wir können nichts, aber auch gar nichts tun, um die Gunst Gottes zu erlangen. Uns selbst oder unseren guten Werken dürfen wir in keiner Weise trauen. Wenn wir aber als irrende, sündige Menschen zu Christus kommen, dann werden wir Ruhe finden in seiner Liebe. Gott wird jeden annehmen, der in völligem Vertrauen auf seinen gekreuzigten Retter zu ihm kommt. Dann wird die Liebe in ihm keimen. Das macht sich möglicherweise nicht durch überschwengliche Gefühle bemerkbar, aber durch ein bleibendes, friedvolles Vertrauen. Jede Last wird dann leicht, denn das Joch Christi ist nicht schwer. Der Weg, der vorher dunkel schien, liegt plötzlich hell im Licht der Sonne der Gerechtigkeit. So sieht unser Leben aus, wenn wir im Licht gehen, jenem Licht, das Jesus heißt. FG1 374.1