Erziehung

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Kapitel 19: Geschichte und Weissagung

“Wer hat dies lassen sagen von alters her und vorlängst verkündigt?
Hab ich’s nicht getan, der Herr? Und ist sonst kein Gott außer mir.”

Die Heilige Schrift ist das äIteste und umfassendste Geschichtswerk, das die Menschen besitzen. Es floß in lauterer Frische aus dem Quell ewiger Wahrheit, und eine göttliche Hand hat durch alle Zeiten hindurch seine Reinheit bewahrt. Es hellt die ferne Vergangenheit auf, zu der menschliche Forschung vergeblich vorzudringen sucht. Allein im Worte Gottes erblicken wir die Macht, die die Grundfesten der Erde gelegt und die Himmel ausgebreitet hat. Hier nur finden wir einen glaubwürdigen Bericht über den Ursprung der Völker. Hier allein ist eine Geschichte des Menschengeschlechtes aufgezeichnet, die nicht durch Menschenstolz oder -vorurteil gefärbt ist. Ez54 160.2

In den Annalen der menschlichen Geschichte scheint das Wachstum der Völker, der Aufstieg und Niedergang von Weltreichen vom Willen und von der Tapferkeit des Menschen abzuhängen. Die Gestaltung der Ereignisse scheint in hohem Grade durch seine Macht, seinen Ehrgeiz und seine Laune bestimmt zu sein. Aber im Worte Gottes wird der Vorhang beiseitegezogen, und wir erblicken hinter und über allem Spiel und Gegenspiel menschlicher Interessen, Kräfte und Leidenschaften das Walten des Allgnädigen, der schweigend und geduldig den Rat seines Willens vollführt. Ez54 160.3

Die Bibel enthüllt die echte Geschichtsschau. In jenen Worten von makelloser Schönheit und Behutsamkeit, die der Apostel Paulus an die Weisen von Athen richtete, wird Gottes Absicht bei der Schöpfung und bei der Aufteilung von Rassen und Völkern dargelegt: “Er hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und wie weit sie wohnen sollen; daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn doch fühlen und finden möchten.” Apostelgeschichte 17,26.27. Gott verkündet, daß jeder, der willens ist, “in die Bande des Bundes” (Hesekiel 20,37) eintreten kann. Bei der Schöpfung war es seine Absicht, daß die Erde von Wesen bewohnt sein sollte, die sich selbst und einander zum Segen gereichten und ihrem Schöpfer Ehre bereiteten. Jeder, der willens ist, kann sich in diesen Plan einordnen. Von solchen wird gesagt: “Dies Volk habe ich mir zugerichtet; es soll meinen Ruhm erzählen.” Jesaja 43,21. Ez54 161.1

Gott hat in seinem Gesetz die Richtlinien offenbart, die aller echten Wohlfahrt sowohl der Völker wie des Einzelnen zugrunde liegen. “Denn das wird eure Weisheit und Verstand sein bei allen Völkern” (5.Mose 4,6), sagte Mose den Israeliten gegenüber vom Gesetz Gottes aus. “Denn es ist nicht ein vergebliches Wort an euch, sondern es ist euer Leben.” 5.Mose 32,47. Die Segnungen, die Israel auf solche Weise zugesichert wurden, sind unter den gleichen Bedingungen und im selben Ausmaß jedem Volk und jedem Einzelmenschen unter der Sonne zugesprochen. Ez54 161.2

Alle Macht, die ein Herrscher auf Erden ausübt, ist vom Himmel verliehen. Sein Erfolg hängt vom rechten Gebrauch der empfangenen Gewalt ab. Einem jeden aber gilt das Wort des himmlischen Wächters: “Ich habe dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest.” Jesaja 45,5. Und für jeden bedeuten die Worte, die vor alters zu Nebukadnezar gesprochen wurden, die Lebensweisheit: “Mache dich los von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und ledig von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird dein Glück lange währen.” Daniel 4,24. Ez54 161.3

Wenn man diese Dinge versteht, wenn man einsieht, daß Gerechtigkeit ein Volk erhöht, daß “durch Gerechtigkeit” “der Thron befestigt” und daß er “durch Liebe” (Sprüche 14,34; Sprüche 16,12; Sprüche 20,28, Menge) gestützt wird, wenn man die Verwirklichung dieser Grundsätze in der Machtoffenbarung des Gottes erkennt, der da “setzt Könige ab und setzt Könige ein” (Daniel 2,21), dann erspürt man den Sinn der Geschichte. Ez54 162.1

Nur im Worte Gottes ist dies klar dargestellt. Hier wird gezeigt, daß die Stärke der Völker wie der Einzelmenschen nicht auf den Gelegenheiten und Vorteilen beruht, die sie unbesiegbar erscheinen lassen. Sie ist nicht in ihrer prahlerischen Größe zu suchen. Sie hängt von der Treue ab, mit der sie Gottes Absicht erfüllen. Ez54 162.2

Die Geschichte des alten Babylon verdeutlicht diese Wahrheit. Dem König Nebukadnezar wurde der wahre Zweck einer Staatsregierung unter dem Bild eines großen Baumes vor Augen geführt. “Seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er breitete sich aus bis ans Ende der ganzen Erde. Seine Äste waren schön und trugen viel Früchte, davon alles zu essen hatte; alle Tiere auf dem Felde fanden Schatten unter ihm, und die Vögel unter dem Himmel saßen auf seinen Ästen.” Daniel 4,8.9. Diese Darstellung zeigt das Wesen einer Regierung, die Gottes Absicht erfüllt, einer Regierung, die das Volk schützt und fördert. Ez54 162.3

Gott erhöhte Babylon, damit es diesem Ziele diente. Das Glück begleitete diese Nation, bis sie eine Höhe des Reichtums und der Macht erklomm, die seitdem nie wieder ihresgleichen fand. In der Heiligen Schrift wird sie treffend unter dem inspirierten Symbol des goldenen Hauptes (Daniel 2,38) dargestellt. Ez54 162.4

Aber der König unterließ es, die Macht anzuerkennen, die ihn erhöht hatte. Nebukadnezar sprach vielmehr im Stolze seines Herzens: “Das ist die große Babel, die ich erbaut habe zum königlichen Hause durch meine große Macht, zu Ehren meiner Herrlichkeit.” Daniel 4,27. Ez54 162.5

Babylon wurde zur stolzen und grausamen Unterdrückerin, statt eine Beschützerin der Menschen zu sein. Die Worte göttlicher Eingebung, die die Grausamkeit und Gier des Herrschers in Israel schildern, offenbaren auch das Geheimnis des Falles Babylons und des Sturzes so manch anderen Reiches seit Anbeginn der Welt: “Ihr fresset das Fette und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete; aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. Der Schwachen wartet ihr nicht, und die Kranken heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht, und das Verlorene sucht ihr nicht; sondern streng und hart herrschet ihr über sie.” Hesekiel 34,3.4. Ez54 163.1

An den Herrscher von Babylon erging der Spruch des göttlichen Wächters: Zu dir, o König, “wird gesagt: Dein Königreich soll dir genommen werden”. Daniel 4,28. Ez54 163.2

“Herunter, Jungfrau, du Tochter Babel, setze dich in den
Staub!
Setze dich auf die Erde; denn die Tochter der Chaldäer
hat keinen Stuhl mehr ...
Setze dich in das Stille,
Gehe in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer!
Denn du sollst nicht mehr heißen ‘Herrin über König-
reiche’.” Jesaja 47,1-5.
Ez54 163.3

“Die du an großen Wassern wohnst und große Schätze
hast,
Dein Ende ist gekommen, und dein Geiz ist aus!”
Ez54 163.4

“Also soll Babel, das schönste unter den Königreichen,
Die herrliche Pracht der Chaldäer,
Umgekehrt werden von Gott wie Sodom und Gomorra.”
Ez54 163.5

“Und will Babel machen zum Erbe der Igel und zum Wassersumpf und will sie mit einem Besen des Verderbens kehren, spricht der Herr Zebaoth.” Jesaja 51,13; Jesaja 13,19; Jesaja 14,23. Ez54 163.6

Jede Nation, die die Schaubühne der Geschichte betrat, hat ihren Platz auf Erden nur einnehmen dürfen, damit man sähe, ob sie die Absicht “des heiligen Wächters” erfüllen würde. Die Weissagung hat den Aufstieg und Niedergang der großen Weltreiche Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom vorgezeichnet. In allen hat sich, wie bei den weniger machtvollen Nationen, die Geschichte wiederholt. Ez54 164.1

Wenn auch die Völker Gottes Grundsätze verwarfen und mit dieser Ablehnung ihren eigenen Untergang heraufbeschworen, war es immer noch offenbar, daß der alles überragende göttliche Plan durch all ihre Entscheidungen hindurch wirksam blieb. Ez54 164.2

Diese Wahrheit bringt uns eine wundervolle symbolische Darstellung nahe, die dem Propheten Hesekiel während seiner Verbannung im Lande der Chaldäer vermittelt wurde. Das Gesicht geschah zu einer Zeit, als Hesekiel von traurigen Erinnerungen und sorgenschweren Vorahnungen niedergebeugt war. Das Land seiner Väter lag verödet, Jerusalem war entvölkert, der Prophet selbst lebte als Fremdling in einem Lande, in dem Ehrgeiz und Grausamkeit alles galten. Da er zur Rechten und zur Linken nur Tyrannei und Unrecht gewahrte, wurde seine Seele betrübt, und er trauerte Tag und Nacht. Doch die Sinnbilder, die ihm gezeigt wurden, offenbarten eine Macht, die über den irdischen Herrschern stand. Ez54 164.3

An den Ufern des Flusses Chebar schaute Hesekiel einen Wirbelwind, der von Norden zu kommen schien, “eine gewaltige Wolke und flackerndes Feuer, von Lichtglanz rings umgeben, und mitten aus ihm blinkte etwas hervor wie der Schimmer von Glanzerz”. Eine Anzahl ineinandergeschobener Räder wurde von vier Lebewesen bewegt. Hoch über ihnen “war es anzusehen wie Saphirstein, etwas, das einem Throne glich; und auf diesem Throngebilde war eine Gestalt zu sehen, die wie ein Mann aussah, oben darauf”. Hesekiel 1,4.26 (Menge). “Und es erschien an den Cherubim gleichwie eines Menschen Hand unter ihren Flügeln.” Hesekiel 10,8. Die Räder waren so vielschichtig angeordnet, daß auf den ersten Blick alles verworren schien; sie bewegten sich jedoch in völliger Harmonie. Himmlische Wesen, gestützt und angeleitet von der Hand unter den Flügeln der Cherubim, trieben diese Räder an. Über ihnen, auf dem saphirnen Stuhl, thronte der Ewige, umgeben von einem Regenbogen, dem Wahrzeichen göttlicher Gnade. Ez54 164.4

Wie das verwickelte räderartige Ineinander von der Hand unter den Flügeln der Cherubim gelenkt wurde, so steht auch das verworrene Spiel menschlichen Geschehens unter göttlichem Walten. Inmitten des Streites und des Aufruhrs der Nationen regiert Er, der über den Cherubim thront, noch immer die Angelegenheiten der Erde. Ez54 165.1

Die Geschichte der Völker, die nacheinander den ihnen zugewiesenen Zeitraum und Ort ausgefüllt haben und dabei unbewußt für die Wahrheit zeugten, deren Bedeutung sie selbst nicht kannten, hat uns etwas zu sagen. Jeder Nation und jedem Einzelwesen unserer Tage hat Gott einen Platz in seinem großen Plane bestimmt. Heute werden Menschen und Völker mit dem Senkblei in der Hand dessen, der keinen Fehler begeht, ausgelotet. Sie alle entscheiden ihr Schicksal durch eigene Wahl, und Gott waltet über dem Ganzen, um seine Ratschlüsse zum Ziele zu führen. Ez54 165.2

Die Geschichte, die der große ICH BIN in seinem Worte aufgezeichnet hat, indem Er in der prophetischen Kette, die aus endloser Vergangenheit bis in ewige Zukunft hineinreicht, Glied an Glied reiht, sagt uns, wo wir heute im Fortgang der Zeiten stehen, und was wir in der Zukunft erwarten dürfen. Ez54 165.3

Alles, was die Prophetie als kommende Ereignisse bis zur Gegenwart vorausgesagt hat, ist auf den Blättern der Geschichte verzeichnet, und wir können gewiß sein, daß auch alles, was noch aussteht, ordnungsgemäß eintreffen wird. Ez54 165.4

Der endgültige Sturz aller irdischen Gewalten wird im Worte der Wahrheit klar vorausverkündet. In der Weissagung, die Gott als Richterspruch über den letzten König Israels fällte, ist die Botschaft enthalten: Ez54 165.5

“So spricht der Herr Herr: Tue weg den Hut und hebe ab die Krone !... der sich erhöht hat, soll erniedrigt werden, und der sich erniedrigt, soll erhöht werden. Ich will die Krone zunichte, zunichte, zunichte machen, bis der komme, der sie haben soll; dem will ich sie geben.” Hesekiel 21,31.32. Ez54 165.6

Die von Israel weggenommene Krone ging der Reihe nach auf die Königreiche Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom über. Gott spricht: Sie soll nicht mehr sein, “bis der komme, der sie haben soll; dem will ich sie geben”. Ez54 166.1

Diese Zeit ist da. Heute deuten die Zeichen der Zeit darauf hin, daß wir an der Schwelle großer und ernster Ereignisse stehen. Die ganze Welt ist in Bewegung. Vor unseren Augen erfüllt sich des Heilandes Weissagung über die Ereignisse, die seinem zweiten Kommen vorausgehen sollen: “Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen ... Es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder.” Jesaja 24,1-8. Ez54 166.2

Die gegenwärtige Zeit ist für alle Lebenden von überragender Bedeutung. Herrscher und Staatsmänner, Menschen, die Vertrauensposten und führende Stellungen innehaben, denkende Männer und Frauen aller Stände starren wie gebannt auf die Ereignisse, die sich ringsum abspielen. Sie beobachten die gespannten, unsicheren Beziehungen, die zwischen den Völkern bestehen. Sie bemerken die geballte Wucht, die sich in allen irdischen Elementen anhäuft, und erkennen, daß sich etwas Großes und Entscheidendes vorbereitet daß die Welt am Rande einer gewaltigen Krisis steht. Ez54 166.3

Engel halten noch die Winde des Streites zurück, damit sie nicht blasen, bis die Welt vor dem kommenden Verhängnis gewarnt ist; aber es zieht sich ein Sturm zusammen, der drauf und dran ist, über die Erde hereinzubrechen. Und wenn Gott seinen Engeln befiehlt, die Winde loszulassen, wird es ein kriegerisches Schauspiel geben, wie es keine Feder ausmalen kann. Ez54 166.4

Die Bibel und nur die Bibel gibt uns ein richtiges Bild von diesen Dingen. Hier sind die großen Schlußszenen in der Geschichte unserer Welt offenbart, Ereignisse, die ihre Schatten schon vorauswerfen. Vor dem Geräusch ihres Nahens erzittert die Erde und verzagen Menschenherzen vor Furcht. Ez54 166.5

“Siehe, der Herr macht das Land leer und wüst und wirft um, was darin ist, und zerstreut seine Einwohner ...; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und lassen fahren den ewigen Bund. Darum frißt der Fluch das Land; denn sie verschulden’s, die darin wohnen ... Die Freude der Pauken feiert, das Jauchzen der Fröhlichen ist aus, und die Freude der Harfe hat ein Ende.” Jesaja 24,1-8. Ez54 167.1

“O weh des Tages! denn der Tag des Herrn ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen ... Der Same ist unter der Erde verfault, die Kornhäuser stehen wüste, die Scheuern zerfallen; denn das Getreide ist verdorben. O wie seufzt das Vieh! Die Rinder sehen kläglich, denn sie haben keine Weide, und die Schafe verschmachten.” “So steht der Weinstock auch jämmerlich und der Feigenbaum kläglich; dazu die Granatbäume, Palmbäume, Apfelbäume und alle Bäume auf dem Felde sind verdorrt; denn die Freude der Menschen ist zum Jammer geworden.” Joel 1,15-18.12. Ez54 167.2

“Wie ist mir so herzlich weh!... und habe keine Ruhe; denn meine Seele hört der Posaune Hall und eine Feldschlacht und einen Mordschrei über den andern; denn das ganze Land wird verheert ... Ez54 167.3

Ich schaute das Land an, siehe, das war wüst und öde, und den Himmel, und er war finster. Ich sah die Berge an, und siehe, die bebten, und alle Hügel zitterten. Ich sah, und siehe, da war kein Mensch, und alle Vögel unter dem Himmel waren weggeflogen. Ich sah, und siehe, das Gefilde war eine Wüste; und alle Städte darin waren zerbrochen.” Jeremia 4,19.20.23-26. Ez54 167.4

“Es ist ja ein großer Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und ist eine Zeit der Angst in Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.” Jeremia 30,7. Ez54 167.5

“Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.” Jesaja 26,20. Ez54 167.6

“Denn der Herr ist deine Zuversicht;
Der Höchste ist deine Zuflucht.
Es wird dir kein Übel begegnen,
Und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen.” Psalm 91,9.10.
Ez54 168.1

“Gott der Herr, der Mächtige, redet
Und ruft der Welt vom Anfang der Sonne bis zu ihrem
Niedergang.
Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.
Unser Gott kommt und schweigt nicht ...
Er ruft Himmel und Erde, daß er sein Volk richte ...
Denn Gott ist Richter.” Psalm 50,1-6.
Ez54 168.2

“Du Tochter Zion ... daselbst wird dich der Herr erlösen von deinen Feinden. Nun aber werden sich viele Heiden wider dich rotten und sprechen: Sie soll entweiht werden; wir wollen unsere Lust an Zion sehen. Aber sie wissen des Herrn Gedanken nicht und merken seinen Ratschlag nicht.” “Dich will ich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr, darum, daß man dich nennt die Verstoßene, und Zion, nach der niemand frage.” “Ich will das Gefängnis der Hütten Jakobs wenden und mich über seine Wohnungen erbarmen.” Micha 4,10-12; Jeremia 30,17.18. Ez54 168.3

“Zu der Zeit wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott,
Auf den wir harren, und er wird uns helfen;
Das ist der Herr, auf den wir harren,
Daß wir uns freuen und fröhlich seien in seinem Heil.”
Ez54 168.4

“Er wird den Tod verschlingen ewiglich ... und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen; denn der Herr hat’s gesagt.” Jesaja 25,9.8. Ez54 168.5

“Schaue Zion, die Stadt unsrer Feste! Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Wohnung, eine Hütte, die nicht weggeführt wird ... Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König.” Jesaja 33,20-22. Ez54 168.6

Er “wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande”. Jesaja 11,4. Ez54 168.7

Dann wird Gottes Beschluß erfüllt werden, und jedermann unter der Sonne wird die Grundgesetze seines Reiches achten. Ez54 169.1

“Man soll keinen Frevel mehr hören in deinem Lande
Noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen;
Sondern deine Mauern sollen Heil
Und deine Tore Lob heißen.”
Ez54 169.2

“Du sollst durch Gerechtigkeit bereitet werden.
Du wirst ferne sein von Gewalt und Unrecht,
Daß du dich davor nicht darfst fürchten,
Und von Schrecken, denn es soll nicht zu dir nahen.” Jesaja 60,18; Jesaja 54,14.
Ez54 169.3

Die Propheten, denen diese erhabenen Szenen offenbart wurden, sehnten sich danach, ihre Bedeutung zu verstehen. Sie “haben gesucht und geforscht ..., auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war ..., welchen es offenbart ist. Denn sie haben’s nicht sich selbst, sondern uns dargetan, was euch nun verkündigt ist ..., was auch die Engel gelüstet zu schauen.” 1.Petrus 1,10-12. Ez54 169.4

Wie tiefbedeutsam, wie aufschlußreich sind diese Schilderungen zukünftiger Dinge für uns, die wir unmittelbar vor ihrer Erfüllung stehen! Handelt es sich doch um Ereignisse, nach denen die Kinder Gottes Ausschau gehalten, worauf sie gewartet, wonach sie sich gesehnt und wofür sie gebetet haben, seit unsere ersten Eltern ihren Fuß aus dem Paradies setzten! Ez54 169.5

Heute, vor der großen Endkrisis, gehen die Menschen ebenso wie vor der ersten Zerstörung der Welt ganz im Vergnügen und in der Jagd nach dem Sinnlichen auf. Völlig im Sichtbaren und Vergänglichen verfangen, haben sie das Unsichtbare und Ewige aus den Augen verloren. Für die Dinge, die, kaum gebraucht, vergehen, opfern sie unvergängliche Schätze. Ihr Denken muß edler, ihre Lebensanschauung umfassender werden. Sie müssen aus dem Dämmerzustand irdischer Träume herausgerissen werden. Ez54 169.6

Vom Aufstieg und Fall der Nationen, wie sie auf den Blättern der Heiligen Schrift deutlich gezeigt werden, sollten sie lernen, wie wertlos die bloß äußerliche, irdische Herrlichkeit ist. Babylon mit all seiner Macht und Pracht, wie sie unsere Welt seither nie wieder zu sehen bekam eine Macht und Herrlichkeit, die den Menschen jener Tage so fest und dauerhaft erschien, wie völlig ist es versunken und vergessen! Wie “des Grases Blume” schwand es dahin. So geht alles unter, was nicht Gott zur Grundfeste hat. Nur das, was in seinem Willen aufgeht und sein Wesen widerspiegelt, kann bestehen. Gottes Grundsätze allein sind in dieser Welt von Dauer. Ez54 169.7

Diese großen Wahrheiten sind es, die alt und jung sich aneignen muß. Wir sollten die Durchführung göttlicher Pläne in der Völkergeschichte und in der angezeigten künftigen Entwicklung studieren, damit wir Sichtbares und Unsichtbares richtig bewerten können, damit wir das eigentliche Lebensziel erkennen und von den zeitlichen Dingen den echtesten und edelsten Gebrauch machen, indem wir sie im Lichte der Ewigkeit sehen. Wenn wir also hier auf der Grundlage des Reiches Gottes bauen und seine Untertanen und Bürger werden, werden wir bei Jesu Kommen bereit sein, mit ihm in das Seine einzugehen. Ez54 170.1

Der Tag ist nahe. Für das, was noch gelernt werden muß, was noch zu tun ist, was noch in der Charakterentwicklung erreicht werden soll, ist die verbleibende Zeitspanne allzu kurz. Ez54 170.2

“Du Menschenkind, siehe, das Haus Israel spricht: Das Gesicht, das dieser sieht, das ist noch lange hin; und er weissagt auf die Zeit, so noch ferne ist. Darum sprich zu ihnen: So spricht der Herr Herr: Was ich rede, soll nicht länger verzogen werden, sondern soll geschehen, spricht der Herr Herr.” Hesekiel 12,27.28. Ez54 170.3