Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 3

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Kapitel 5: Unsre Stellung zur Obrigkeit*

Einige unsrer Brüder haben mancherlei gesagt und geschrieben, was ihnen als Widerstand gegen die Regierung und das Gesetz ausgelegt wurde. Wir sollten uns nicht solchen Mißverständnissen aussetzen. Es ist nicht weise, die Maßnahmen der Regierungsbeamten fortgesetzt zu kritisieren. Personen oder Dienststellen anzugreifen, ist nicht unsre Aufgabe. Wir sollten sehr vorsichtig sein, damit man uns nicht so versteht, als ob wir gegen die staatlichen Behörden wären. Unser Evangeliumsfeldzug ist zwar herausfordernd, unsre Waffe aber sollte ein schlichtes “so spricht der Herr” sein. Uns ist die Aufgabe übertragen worden, ein Volk vorzubereiten, das am Tag des Herrn bestehen kann. Wir dürfen uns nicht so verhalten, daß Außenstehende ermutigt werden, uns anzugreifen oder gegen uns Stellung zu nehmen. Sch3 37.1

Unsre Arbeitsweise darf nicht den Anschein erwecken, als ob wir Verräterei guthießen. Aus unsern Schriften und Äußerungen sollten wir jeden Ausdruck ausmerzen, der, für sich betrachtet, so mißverstanden werden kann, als richte er sich gegen Gesetz und öffentliche Ordnung. Alles muß sorgfältig erwogen werden, sonst bringen wir uns in den Verruf der Untreue gegen Gesetz und Vaterland. Wir dürfen den Staat nicht herausfordern. Es wird eine Zeit kommen, da wir wegen der Verteidigung der Bibelwahrheit als Verräter behandelt werden; diese Zeit wollen wir nicht durch unvorsichtiges Verhalten, das Voreingenommenheit und Widerspruch erregt, vorzeitig heraufbeschwören. Sch3 37.2

Die Zeit wird kommen, da unsre Gegner anklagende Bemerkungen, die Brüder unüberlegt gesprochen oder niedergeschrieben haben, benutzen, um uns zu verurteilen. Man wird dann nicht nur über die Urheber dieser Äußerungen den Stab brechen, sondern sie der ganzen Adventgemeinde zur Last legen. Die Ankläger werden anführen, daß einer unsrer verantwortlichen Männer an dem und dem Tag dies und das gegen die Handhabung der Gesetze durch die Regierung gesagt habe. Viele werden darüber erstaunen, was nicht alles genau beachtet und behalten wurde und nun unsern Gegnern Beweismaterial liefert. Manche werden überrascht sein, wenn sie ihren Worten eine Meinung untergeschoben sehen, die ihnen niemals vorgeschwebt hat. Mögen unsre Brüder deshalb Sorge tragen, daß sie ihre Worte immer und unter allen Umständen gründlich überlegen! Mögen sich alle davor hüten, durch leichtsinnige Äußerungen eine Zeit der Not heraufzubeschwören, bevor noch der eigentliche Entscheidungskampf zur Erprobung aller begonnen hat! Sch3 37.3

Je weniger unmittelbare Anklagen wir gegen Behörden und die Obrigkeit erheben, ein desto größeres Werk können wir in Amerika und in andern Ländern durchführen. Andre Nationen werden dem Beispiel der Vereinigten Staaten folgen. Obwohl diese den Anfang machen, wird unser Volk doch in allen Teilen der Welt von der gleichen Krise betroffen werden. Sch3 38.1

Es ist unsre Aufgabe, das Gesetz Gottes herrlich und groß zu machen. Die Wahrheit des heiligen Gotteswortes muß verkündigt werden. Wir sollen die Schrift als Richtschnur des Lebens hochhalten. In aller Bescheidenheit und im Geiste der Gnade und Liebe Gottes sollen wir die Menschen darauf hinweisen, daß Gott der Herr Schöpfer Himmels und der Erde und der siebente Tag der Sabbat des Herrn ist. Sch3 38.2

Im Namen des Herrn haben wir voranzugehen, sein Banner zu entrollen und sein Wort zu verteidigen. Befiehlt die Obrigkeit dies zu unterlassen, verbietet sie uns, die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus zu verkündigen, dann ist es Zeit, wie die Apostel auszurufen: “Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen denn Gott. Wir können’s ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben.” Apostelgeschichte 4,19.20. Sch3 38.3

Die Wahrheit soll in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigt werden; nur er kann unsre Worte wirkungsvoll machen. Nur durch die Kraft des Heiligen Geistes wird der Sieg errungen und behauptet. Die Menschen müssen als Werkzeuge des Heiligen Geistes wirken. Die Kraft Gottes bewahrt die Prediger durch den Glauben zur Seligkeit. Sie brauchen göttliche Weisheit, um nichts zu äußern, was Menschen veranlassen könnte, uns die Wege zu versperren. Durch tiefes Einprägen geistlicher Wahrheiten sollen wir ein Volk zubereiten, das imstande ist, seinen Glauben in Sanftmut und Ehrfurcht vor den höchsten Obrigkeiten der Welt zu vertreten. Sch3 38.4

Zur Förderung praktischen Christentums muß die Wahrheit einfach, aber im Geiste Christi verkündigt werden. Die Bekundung solchen Geistes hat den besten Einfluß auf unser Herz und auch Überzeugungskraft für andre. Gebt dem Herrn Gelegenheit, auf seine Weise zu wirken. Bildet euch nicht ein, von euch aus für die Zukunft planen zu können, anerkennt den Herrn zu jeder Zeit und in allen Lagen als Steuermann. Er wird die geeigneten Mittel anwenden und sein Volk erhalten, mehren und vollenden. Sch3 38.5