Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 16: Christi Lebenswerk und unsere Lebensaufgabe1

Die Heilige Schrift schildert Jesus als einen, dessen Verhalten von Güte und Demut bestimmt war, der Gutes tat (Apostelgeschichte 10,38), den Menschen in Liebe begegnete, der Trauernde tröstete, den Bedürftigen half und den innerlich Zerschlagenen Mut machte. Er besaß so gut wie nichts und war auf die Fürsorge von Freunden angewiesen. Dennoch empfanden viele Menschen seine Nähe als ein Geschenk des Himmels. Täglich hatte er mit Versuchungen und Anfechtungen zu tun, aber er gab ihnen nicht nach und ließ sich nicht entmutigen. Sein Umgang mit Menschen, die Gottes Gebote nicht besonders ernst nahmen, verführte ihn nicht dazu, auch nur einen Fingerbreit vom Willen seines himmlischen Vaters abzuweichen. Seine Zuversicht und Geduld steckten an, und viele erlebten am eigenen Leib, wie er neue Kraft vermittelte, Frieden schuf und Heilung bewirkte. Er kannte die Bedürfnisse der Menschen und lud sie ein: “Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet Ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.” Matthäus 11,28-30. FG2 154.1

Welch ein Vorbild ist Christus in seiner Lebensführung auch für uns! Wer von uns lebt so wie er mit dem Ziel, Gott zu verherrlichen? Deshalb ist Jesus zu Recht das Licht der Welt; und wenn wir ihm dienen wollen, müssen wir unsere kleine “Kerze” an seinem Licht entzünden. FG2 154.2

Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es wegschüttet und läßt es von den Leuten zertreten.” Matthäus 5,13. Wie wichtig ist es darum, daß wir unser Leben dem Vorbild Jesu gemäß gestalten. Tun wir das nicht, sind wir für die Welt ebenso nutzlos wie Salz ohne Würzkraft für die Speise ... FG2 154.3

In Gottes Werk ist Platz für jede Art von Gaben und Fähigkeiten. Der Herr baut seine Gemeinde auf vielfältige Weise. Wenn jemand verlangt, daß sich in der Gemeinde alle nach ihm richten, dann arbeitet er nicht für Gott. Wer sich anderen gegenüber anmaßend verhält, hat Gott gegen sich. Durch solche Gesinnung wird das Licht ausgelöscht, das die Gemeinde ausstrahlen soll. Das mißfällt Gott sehr! FG2 155.1

Christus — unser Leitbild

Christus ist gekommen, um in dieser Welt Gottes Absichten zu verwirklichen. Deshalb ist er für uns in jeder Beziehung das Leitbild. Seine Lehren sind von einer Gedankenfülle, die selbst durch sorgfältiges Studium nie völlig erfaßt werden kann. FG2 155.2

Die Menschen, die Gott in seinen Dienst ruft, haben keineswegs alle den gleichen Erkenntnisstand, die gleichen Erfahrungen oder die gleiche Fähigkeit, sein Wort weiterzugeben. Manche leben in einer so engen Beziehung zu Christus, daß es fast so scheint, als hätten sie “direkten Zugang zum Baum des Lebens”. Sie sind gleichsam ständig in der Schule Jesu und werden mit Erkenntnissen und Erfahrungen beschenkt, die ihre Arbeit für Gott befruchten und für andere zum Segen werden. Sie sind geistlich gesinnt und für geistliche Dinge empfänglich. Gottes Wort besitzt für sie mehr Anziehungskraft als jede andere Lektüre. Solchen Menschen kann Gott nahekommen, und er spricht zu ihnen in einer Weise, die nicht mißzuverstehen ist. FG2 155.3

Es gibt aber auch die anderen, die noch nicht gelernt haben, jeden Tag so eng verbunden mit Gott und seinem Wort zu leben. FG2 155.4

Einige haben von Gott den Auftrag erhalten, andere wachzurütteln, damit ihnen bewußt wird, daß ihr augenblickliches Leben für die Sache Gottes und für sie selbst hinderlich ist. Es tut einer Gemeinde auch nicht gut, wenn sie sich durch zwei oder drei Prediger betreuen läßt. Dadurch werden Kräfte nach innen gebunden, die dringend gebraucht würden, um die zu erreichen, die noch in geistlicher Finsternis leben. Ermutigt erfahrene Prediger dazu, mit jungen Männern, die sich auf den Predigerdienst vorbereiten, in neue Gebiete zu gehen, um dort Gottes Botschaft zu verkündigen. Der Gläubige wird in dem Maße selbst gesegnet, wie er den von Gott empfangenen Segen an andere weitergibt und sein Licht durch Gutestun leuchten läßt. Aufrichtiger Glaube und Lauterkeit in der Lebensführung sind die beste Empfehlung für Gottes Gebote. Gott möchte, daß sein Wille auch dort bekannt wird, wo Menschen noch nichts von ihm gehört haben. Wenn es jemandem mit dem Dienst für Gott ernst ist, steht ihm ein weites Betätigungsfeld offen. FG2 155.5

Wer sich im Gebet vor Gott gebeugt hat, sollte sich danach mit der “Bibel in der Hand” aufmachen, um denen die gute Nachricht zu bringen, die Gottes Wort als “geistlich tot in Übertretung und Sünde” bezeichnet. Sein Dienst wird ihn selber reich beschenken. Die Gläubigen sollten solchen Predigern Mut machen, indem sie ihnen immer wieder versichern: “Mache dich im Namen des Herrn auf den Weg in Gottes Erntefeld. Unsere Gebete werden dich begleiten!” Alle unsere Gemeinden sind dazu aufgerufen, diesen Dienst wirkungsvoll zu unterstützen durch Ermutigung, Fürbitte und finanzielle Opfer. FG2 156.1

Wer ist bereit, den Menschen in unserer entarteten Welt, die Sodom und Gomorra an Verderbnis nicht nachsteht, den Weg zum Leben zu weisen? Sind wir geheiligte Werkzeuge, die Gott zur Erfüllung dieser Aufgabe gebrauchen kann? ... FG2 156.2

An uns, die wir zu Gott gehören, soll man erkennen können, welcher Unterschied zwischen einem Leben mit Christus und einem Leben ohne ihn besteht. FG2 156.3

Weil sie uns kennengelernt haben, sollten andere wünschen, daß ihr Herz und Wesen ebenso durch das Blut Christi gereinigt werden möge, wie es an uns geschehen ist. “Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken.” Epheser 2,10. An uns will Gott zeigen, welche Fülle an Segen und Weisheit er zu verschenken hat. Deshalb hat er uns berufen, unser Licht in Form von guten Taten leuchten zu lassen. Manuskript 73a, 1900. FG2 156.4