Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 10: Die Visionen der Anna Phillips1

Ohne Beglaubigung des Himmels

Ich weiß, daß wir dem Ende der Weltgeschichte nahe sind. Große Ereignisse stehen uns bevor. Ich bin der gleichen Überzeugung wie Du, daß nur die Bibel Fundament unseres Glaubens sein kann. Ich weiß aber auch, daß der Teufel ein geschickt operierender Feind ist, der dort die größten Erfolge verbucht, wo die Leute ihn am wenigsten vermuten. In dieser Hinsicht muß ich Dir etwas mitteilen. Meinst Du, daß es Gottes Absicht war, der Gemeinde die Visionen von Anna Phillips vorzutragen und ihre Botschaften mit den mir gegebenen Offenbarungen in Verbindung zu bringen? FG2 86.1

Gott hat Dir den Auftrag dazu nicht gegeben ... Belaste das Werk nicht mit Dingen, von denen Du nicht sicher weißt, daß sie von Gott kommen. FG2 86.2

Lieber Bruder, ich möchte Dich auf Gefahren hinweisen, die gerade jetzt drohen. Wenn ich Dir sage, daß die Mitteilungen von Anna Phillips nicht von Gott beglaubigt sind, ist das nicht aus der Luft gegriffen. In den Anfangsjahren unserer Gemeinschaft hatten wir es oft mit ähnlichen Erscheinungen zu tun. Da gab es Leute, die von Offenbarungen sprachen, die sie empfangen haben wollten. Meist war es ein schwieriges Unterfangen, ihnen entgegenzutreten, zumal manches an ihren Eingebungen nicht falsch war. Das verleitete einige Geschwister dazu, sie als “echt” einzustufen ... FG2 86.3

Der Herr hat Anna Phillips nicht erwählt, seiner Gemeinde neue Botschaften zu übermitteln oder bereits bekannte zu wiederholen. Doch gerade das tut sie. Wir müssen solchen Ansprüchen heute wie damals entgegentreten. FG2 87.1

Ich frage mich nur, warum Du Dich dieser Botschaften so wohlwollend angenommen und sie mit meinen auf eine Stufe gestellt hast? Bist Du wirklich sicher, daß diese Sache Gottes Werk ist? Man sollte mit dem, was man hört, annimmt oder glaubt ebenso verantwortungsbewußt umgehen wie mit dem Zitieren des Geistes der Weissagung. Manche Leute meinen dann, auch sie müßten besondere Eingebungen haben, und bilden sich ein, Gott habe sie zu Propheten berufen. Hinterher zeigt sich, daß Satan wieder einmal ein Meisterstück an Täuschung vollbracht hat. Mit Deinem Verhalten hast Du der Sache Gottes großen Schaden zugefügt. Es wird viel Zeit und Mühe kosten, das zu korrigieren, damit die Gemeinde nicht erneut von fanatischen Strömungen überschwemmt wird. FG2 87.2

Ein Körnchen Irrtum kann genügen

Du kannst sicher sein, daß ich in dieser Hinsicht einiges erlebt habe. Auf dem Weg in Gottes neue Welt bleiben viele auf der Strecke. Sie haben selbst am Glauben Schiffbruch erlitten und andere durch ihren Einfluß und sogenannte Offenbarungen in dieselbe Lage gebracht. Ich habe eine Menge Papier beschrieben, um solchen Irrtümern entgegenzutreten. Es hat mich manche schlaflose Nacht gekostet, wenn ich sah, wie stark die Kräfte der Verführung auf die Gemeinde einwirkten. All diese “Visionen” und “Offenbarungen” ähneln sich im wesentlichen, nur daß einmal hier, einmal dort ein Körnchen Irrtum hinzukommt. Leider ist gerade das der Same, der aufgeht und verhängnisvolle Frucht bringt. FG2 87.3

Ich wünschte mir, daß uns diese Zusammenhänge mehr bewußt würden. Wer im Werk Gottes arbeitet, muß das vor allem aus dem Wissen heraus tun, daß für Jesus die Einheit seiner Gemeinde sehr wichtig war. Jedenfalls hat er seinen Vater darum gebeten, daß seine Jünger eins seien, wie er eins ist mit Gott. Dem Teufel scheint nichts angelegener zu sein, als diese Einheit zu zerstören, um unsere Kraft zu schwächen. Deshalb sollte sich niemand aus der Gemeinschaft lösen und seinen eigenen Weg zu gehen versuchen. Die Botschaft für unsere Zeit ist weitreichend in ihren Grundzügen und setzt sich aus vielen Einzellehren zusammen, die jedoch nicht für sich allein stehen. Gemeinsam bilden sie ein Ganzes, in dessen Mittelpunkt Christus selbst steht. Und diese in der Bibel bezeugte Wahrheit ist so unzerstörbar wie der Thron Gottes. FG2 87.4

Lieber Bruder, warum hast Du Dich gemeinsam mit Bruder R. so nachdrücklich für Anna Phillips eingesetzt, ohne zu wissen, ob der Herr sie wirklich zu seiner Botin erwählt hat? Wenn Du dabei bleibst und auch andere sogenannte Propheten durch Deinen Einfluß ermutigst und stützt, wirst Du nicht mehr lange ein vertrauenswürdiger Verwalter Gottes sein können. Der Herr läßt Dich warnen, aber sein Wort trifft nicht nur Dich, sondern geht uns alle an. Lies bitte in diesem Zusammenhang den Abschnitt in Matthäus 24,21-23. FG2 88.1

Satan wird seine geballte Verführungskunst aufbieten und Jesus Christus täuschend ähnlich nachahmen, um möglichst auch die Auserwählten irrezuführen. Weil die Fälschung dem Original so frappierend ähnlich ist, müssen wir ständig auf der Hut sein. Nicht umsonst warnte Christus: “Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt!” Matthäus 24,25. Eure Aufgabe, liebe Brüder, ist es, das Wort zu predigen, anstatt die Leute zu bewegen, ihr Vertrauen auf Menschen zu setzen. Mir wurde eine Szene gezeigt, in der Bruder R. einer großen Menschenmenge die angeblichen Offenbarungen der Anna Phillips vorlas. Nach einiger Zeit ging ein stattlicher Mann zu ihm hin, nahm ihm das Schriftstück weg, legte ihm eine Bibel in die Hände und sagte: “Nimm das Wort Gottes als Lehrbuch; denn ‘alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt’”. 2.Timotheus 3,16.17. FG2 88.2

Wer wissen will, was Gott von ihm ganz konkret erwartet, findet dafür in der Bibel genügend Hinweise. Deshalb machst Du einen großen Fehler, wenn Du die Aufmerksamkeit der Glaubensgeschwister von der Bibel weglenkst, hin zu anderen “Quellen der Wahrheit”. Ehe Ihr etwas als glaubwürdig annehmt, solltet Ihr es genau prüfen, damit die kleine Gemeinde des Herrn nicht verführt wird, Offenbarungen zu vertrauen, denen Gottes Beglaubigung fehlt. Damit würdet Ihr nur dem Satan in die Hände spielen, der unser Zeugnis unwirksam machen und die Wahrheit in Mißkredit bringen möchte. FG2 88.3

Wir haben der Welt den Willen Gottes und das Zeugnis Jesu zu verkündigen. Gottes Wort will gehört und im Leben verwirklicht werden. Dann wirkt es im Herzen des Menschen wie die Strahlen der Sonne, die den dunkelsten Winkel hell machen. “Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden.” Jakobus 1,5. Brief 103, 1894. FG2 89.1