Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 1

Nach dem Sündenfall machten sich in der Menschheit mehr und mehr Verfallserscheinungen bemerkbar. Mißbildungen, Geistesschwäche, Krankheiten und menschliches Leid sind zu einer bedrückenden Last geworden, aber nur wenige Menschen haben begriffen, welche Gründe das hat. Die meisten wissen nicht, daß sie häufig selbst Schuld sind an ihrem Elend. Wenn es ihnen schlecht geht, machen sie das Schicksal dafür verantwortlich oder schieben Gott die Schuld in die Schuhe. FG2 421.1

Eva konnte im Garten Eden ihre Begierde nach der verbotenen Frucht nicht zügeln. Seither hat der Genuß bei vielen Menschen einen hohen Stellenwert. Sie lassen sich in ihren Eßgewohnheiten nicht von der Vernunft leiten, sondern von der Eßlust. Obwohl die ersten Menschen alles hatten, was sie brauchten, griffen sie zu dem, was verboten war. Sie nahmen den Ungehorsam in Kauf, um ihre Gelüste zu befriedigen. Das wiederholt sich bis zum heutigen Tage in der Geschichte der Menschheit. Was den Augen gefällt und dem Gaumen schmeckt, wird bedenkenlos gegessen. Kaum jemand fragt danach, ob das richtig und vernünftig ist. Wahrscheinlich denken die meisten Menschen heute ähnlich wie damals Eva: Nur immer zugreifen, die Folgen werden schon nicht so schlimm sein! FG2 421.2

Niemand sollte meinen, er könne Gottes Lebensordnungen mißachten, ohne daß sich das auf seine Gesundheit und sein Wohlbefinden auswirken würde. Wer sich seine Eßgewohnheiten allein vom Gaumen diktieren läßt, muß früher oder später den Preis dafür zahlen. Nichts ist der Gesunderhaltung abträglicher, als maßloses Essen und der Griff zu ungesunder Nahrung. Selbst leichte Kost überfordert die Verdauungsorgane, wenn sie im Übermaß genossen wird. Wie belastend muß sich da erst ungesunde Ernährung auf den Körper auswirken. FG2 421.3

Im Laufe der Jahrtausende haben die Menschen ihre Gesundheit mehr und mehr auf dem Altar der Eßlust geopfert. Schon die vorsintflutliche Menschheit war unmäßig im Essen und Trinken. Die Menschen ernährten sich von Fleisch, obwohl Gott das damals noch nicht gestattet hatte. Sie wollten keine Einschränkungen mehr akzeptieren und hatten bald jedes Maß verloren. Hinzu kam, daß sie abartigen Götzendienst betrieben und gewalttätig und grausam waren. Die Verderbtheit nahm schließlich solche Ausmaße an, daß Gott nicht mehr zuschauen konnte und fast die ganze Menschheit durch eine Flut vom Erdboden vertilgte. Das Gericht war furchtbar, aber der Erfolg nur von kurzer Dauer. Je zahlreicher die nachsintflutliche Menschheit wurde, desto mehr wandte sie sich von Gott ab und verfiel in die alten Sünden, vor allem in die Sünde der Maßlosigkeit. FG2 422.1

Viele Jahrhunderte später führte Gott sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei heraus. Während der Wüstenwanderung erlebte das Volk wiederholt, wie Gott es begleitete und vor Feinden schützte. Er knüpfte seine Hilfe nur an eine Bedingung: Israel sollte sich an seine Ordnungen halten. Gott verbot den Menschen während der Wüstenwanderung zwar nicht, Fleisch zu essen, aber er versorgte sie in dieser Zeit mit einer Nahrung, die wesentlich gesünder war. Er speiste sie mit “Brot vom Himmel” und gab ihnen reines Wasser zu trinken. In dem Bund, den er mit dem Volk schloß, heißt es ausdrücklich, daß Israel von vielen Krankheiten verschont bleiben sollte, solange es Gott gehorchen würde. FG2 422.2

Dennoch wurden die Israeliten schnell unzufrieden. Sie verachteten das von Gott geschenkte Brot und sehnten sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Sie wollten lieber wieder Sklaven sein oder gar sterben, als weiterhin ohne Fleisch leben zu müssen. Gott ergrimmte über diesen Unverstand, aber er gab ihnen das gewünschte Fleisch. Vielen Israeliten wurde das zum Verhängnis, denn die Gier nach Fleisch brachte ihnen den Tod. FG2 422.3

Ein weiteres warnendes Beispiel sind die beiden Priester Nadab und Abihu. Sie traf die Strafe Gottes wegen ihrer Unmäßigkeit im Weintrinken. Israel sollte lernen, wie sich Gehorsam auswirkt und welche Folgen Ungehorsam nach sich zieht. Dennoch schwoll die Flut von Verbrechen und Krankheit von Generation zu Generation immer mehr an. Unmäßigkeit im Essen und Trinken und das Ausleben aller möglichen Leidenschaften verzehrten die Lebenskräfte immer schneller. Die Menschen gehorchten nicht mehr der Vernunft, sondern überließen sich ihrer hemmungslosen Genußsucht. FG2 422.4

Auch heute bevorzugen viele Menschen schwer verdauliche Speisen. Vor allem, wenn gefeiert wird, lassen sie ihren Gelüsten freien Lauf. Da werden spätabends stark gewürztes Fleisch, fette Soßen, Kuchen, Pasteten und Eiscreme aufgetischt. FG2 423.1

Nicht selten sind es gerade gläubige Christen, die sich bei solchen Anlässen auch noch hervortun. Ich möchte nicht wissen, wieviel Geld den Götzen Mode und Genußsucht geopfert wird. Man steckt Kraft und Mittel in die Vorbereitung von Wohltätigkeitsveranstaltungen, die am Ende in ungesunde Schlemmerei ausarten. Und das Schlimmste dabei: All das geschieht unter einem religiösen Vorwand, indem man die Teilnehmer zu Spenden für eine gute Sache aufruft. Anstatt sich direkt an die Vernunft, den guten Willen und die Mitmenschlichkeit zu wenden, geht man den scheinbar erfolgreicheren Weg über die Eßlust der Leute. Ist es nicht traurig, daß viele nichts für eine gute Sache geben würden, wenn das nicht mit Essen und Trinken verbunden wäre? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott Freude an solchen “Opfern” hat. Sie können sich jedenfalls nicht messen mit den wenigen Pfennigen, die damals die arme Witwe in den Opferstock am Tempel warf. FG2 423.2

Nicht selten sind Frauen und Männer, die Jesus ernsthaft nachfolgen wollen, Sklaven der Mode oder ihres Gaumens. Manche Stunde, die dem Vorbereiten ungesunder Speisen geopfert wird, könnte an anderer Stelle besser eingesetzt werden. Mitunter werden sogar aufwendige Festlichkeiten ausgerichtet, obwohl die finanziellen Möglichkeiten das gar nicht zulassen. Anstatt das Geld für notwendige Kleidung aufzuwenden, verschleudert man es für teures Essen. Die Zeit, die man für das Zubereiten aufwendiger und ungesunder Speisen braucht, sollte lieber den Kindern gewidmet werden. FG2 423.3

Heutzutage dienen viele Einladungen der Schlemmerei, die am Ende nur die Verdauung belastet und die Menschen krank macht. Was zur Geselligkeit beitragen könnte, geht dabei verloren. Unter Christen sollte sich so etwas nicht einbürgern. Wenn sie beieinander sind, sollte man sich später eher an das erinnern, was gesprochen worden ist, als an das, was man gegessen hat. FG2 423.4

Wer sich Gäste einlädt, sollte ihnen ein möglichst vollwertiges und nahrhaftes Essen anbieten. Das läßt sich am besten verwirklichen, wenn man einfache Speisen aus Früchten, Getreide und Gemüse zubereitet. Das verursacht geringeren Aufwand und ist dazu noch gesund. Wer Zeit, Geld und Gesundheit der Eßlust opfern will, wird davon nicht abzuhalten sein, aber er wird früher oder später auch die Folgen tragen müssen. Christen sollten hier klar Stellung beziehen und ihren Einfluß zum Guten hin nutzen. FG2 424.1

Viele Menschen haben es sich angewöhnt, noch kurz vor dem Schlafengehen zu essen. Sie haben zwar schon drei Mahlzeiten hinter sich, verspüren aber noch ein gewisses Hungergefühl. Man kann sich an eine zusätzliche Mahlzeit so gewöhnen, daß man meint, ohne sie nicht einschlafen zu können. Häufig kommt dieses Hungergefühl einfach dadurch zustande, daß der Magen durch zu große Mengen nicht vollwertiger Nahrung überlastet worden ist und der Körper nun nach den Stoffen verlangt, die ihm vorenthalten worden sind. Aber die Verdauungsorgane haben nur ein begrenztes Leistungsvermögen. Wenn sie auch noch nachts arbeiten müssen, fehlt ihnen die dringend notwendige Erholungsphase. Die zweite Mahlzeit des Tages beispielsweise sollte erst eingenommen werden, wenn der Magen das Frühstück wirklich verdaut hat und sich einige Zeit erholen konnte. Die Abendmahlzeit sollte grundsätzlich leicht verdaulich sein und einige Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden. FG2 424.2

Leider achten die wenigsten Menschen auf die wirklichen Bedürfnisse ihres Körpers. Sie zwingen ihren Magen, mehr Nahrung aufzunehmen, als gebraucht wird, und nötigen ihn, bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten. Sie bestrafen sich dadurch selbst mit wirren Träumen und wachen am Morgen unausgeschlafen auf, fühlen sich wie zerschlagen und haben keinen Appetit. Wer seinen Körper und seine Verdauung so strapaziert, muß sich nicht wundern, wenn der Magen schließlich streikt und sich “krank meldet”. Aber die meisten Leute kümmern sich nicht um diese Zusammenhänge, sondern fragen dann noch: Wieso widerfährt ausgerechnet mir so etwas? FG2 424.3

Wer seinen Magen ständig überlastet, wird bald feststellen müssen, daß sich sein Gesamtbefinden verschlechtert. Das Blutbild verändert sich, die Gesichtsfarbe verliert ihre Frische und der Mensch leidet häufig unter Übelkeit. Die Arbeit geht einem nicht mehr richtig von der Hand, weil man ständig mit Müdigkeit oder Schwäche zu kämpfen hat, ohne recht zu wissen, wo die Ursachen dafür liegen. FG2 425.1

Wer sein Verdauungssystem entlasten möchte und deshalb am Tag nur zwei Mahlzeiten einnimmt, wird anfangs auch mit einer Art Schwächegefühl zu tun haben, das sein Wohlbefinden beeinträchtigt — vor allem zu der Zeit, in der sonst die dritte Mahlzeit eingenommen wurde. Aber diese Symptome verschwinden sehr schnell, wenn man sich konsequent daran hält. FG2 425.2

Wichtig ist in jedem Fall, daß der Magen seine Arbeit getan hat, bevor man sich zum Schlafen niederlegt. Verdauung und Schlaf sollten nichts miteinander zu tun haben. Wie alle anderen Organe braucht auch der Verdauungstrakt regelmäßige Zeiten der Ruhe und Entspannung. Wenn der Magen überlastet wird, vor allem durch reichlichen Verzehr von Fleischspeisen, reagiert er nach mühsam getaner Arbeit mit Erschlaffung und erzeugt im Körper eine Art Mangelgefühl. Viele halten das fälschlicherweise für Hunger, den sie daraufhin mit einer zusätzlichen Mahlzeit zu stillen suchen. So entsteht ein verhängnisvoller Kreislauf, der obendrein noch angeheizt wird durch einen allgegenwärtigen Appetit. FG2 425.3

Was läßt sich dagegen tun? Das einfachste “Heilmittel” ist: weniger essen, einfache Kost bevorzugen, zwei oder drei Mahlzeiten am Tag einnehmen. Außerdem ist es wichtig, sich an feste Mahl-“Zeiten” zu halten. Der Magen muß wissen, wann er zu arbeiten hat und wann er ruhen kann. Unregelmäßiges Essen und Essen zwischen den Mahlzeiten, stören den Verdauungsrhythmus. Durch regelmäßige Mahlzeiten und geeignete Kost wird sich der Magen wieder erholen. FG2 425.4

Leider essen die meisten Menschen nicht das, was gesund ist, sondern das, worauf sie gerade Appetit haben oder was die anderen essen: Kuchen, Pasteten, Süßspeisen aller Art und ähnliches. Die Folge ist, daß sie morgens mit einem schlechten Geschmack im Mund und mit belegter Zunge aufwachen. Sie fühlen sich nicht erholt, sondern klagen über Kopfschmerzen oder andere Beschwerden. Das alles müßte nicht sein, wenn sie sich nur an etwas Mäßigkeit gewöhnen könnten. Und zwar an Mäßigkeit im weitesten Sinne: bei der Arbeit und im Essen und Trinken. Leider haben die meisten Leute dafür kein Gespür. Sie opfern lieber ihre Gesundheit und setzten ihr Leben aufs Spiel, als sich in dieser Hinsicht irgendwelchen Beschränkungen zu unterwerfen. Manche würden vielleicht ihre Gewohnheiten ändern, wenn sie etwas von den Zusammenhängen zwischen Gesundheit und Ernährung wüßten. Sie würden sich dadurch eine Menge gesundheitlicher Probleme ersparen. FG2 425.5

Wir sollten alles tun, was den Körper vor Überbelastung und vorzeitigem Verschleiß bewahrt. Es kann sein, daß ein bereits geschädigter Magen nicht wieder völlig gesund wird, aber eine vernünftige Lebensweise hilft dann wenigstens, weiteren Schaden zu vermeiden. FG2 426.1

Wer an seiner unvernünftigen Ernährungsweise festhält, ruiniert nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Denn unsere Geistes- und Verstandeskraft wird entscheidend von unseren Gewohnheiten beeinflußt. FG2 426.2

Ich wundere mich, daß die Menschheit nicht schon längst ihrem Unverstand und ihrer Entartung zum Opfer gefallen ist, etwa wie in der Vorzeit die Leute von Sodom und Gomorra. Wo die Vernunft der blinden Leidenschaft weichen muß und die Einsicht vom Lustprinzip und der ungezügelten Eßlust verdrängt wird, besteht kaum Hoffnung für eine bessere Zukunft. FG2 426.3

Schon immer war die Unmäßigkeit im Essen und Trinken eins der größten Übel. Heute wird beispielsweise viel Schweinefleisch gegessen, obwohl es eins der schädlichsten “Nahrungsmittel” ist. Als Gott den Israeliten den Genuß von Schweinefleisch verbot, ging es ihm nicht um seine Autorität, sondern um die Gesundheit seines Volkes. Der Herr hat das Schwein einfach nicht dazu bestimmt, dem Menschen als Nahrung zu dienen. Wer das unbeachtet läßt, setzt seine Gesundheit aufs Spiel. Dabei wirkt sich der Genuß von Schweinefleisch in wärmeren Gegenden noch schädlicher aus als in den gemäßigten oder kalten Zonen. Für Menschen, die viel Bewegung haben, ist es wiederum nicht in gleicher Weise schädlich wie für solche, die einer sitzenden Beschäftigung in geschlossenen Räumen nachgehen. Das alles kann aber kein Grund dafür sein, Schweinefleisch heute ebenso hemmungslos zu genießen, wie es früher die nichtjüdischen Völker taten ... Wie sollte das Fleisch von Tieren auch gesund sein, die sich zum großen Teil von Abfällen ernähren. Im Gegenteil, es verursacht eine Fülle von Krankheiten und ist wohl auch an mancher Krebserkrankung nicht unbeteiligt. Im übrigen bewirkt es nicht nur körperliche Schäden, sondern zieht auch die geistigen Kräfte in Mitleidenschaft. FG2 426.4

Merkwürdigerweise haben viele Menschen gerade auf das am meisten Appetit, was ihrer Gesundheit besonders schadet. Der Fluch der Sünde, der schwer auf der Erde und auf der Menschheit lastet, und die Degenerationserscheinungen haben auch vor der Tierwelt nicht haltgemacht. Es gibt nur noch wenige Schlachttiere, die wirklich gesund sind. Schuld daran ist nicht zuletzt die Tierhaltung in dunklen, engen, schlecht gelüfteten Ställen. Das muß die Tiere ja krank machen und kann nicht ohne schädliche Auswirkungen auf die bleiben, die später deren Fleisch essen. FG2 427.1

Daß die negativen Folgen solch einer ungesunden Ernährung sich nicht sofort zeigen, ist kein Grund dafür, später auftretende Erkrankungen auf andere Ursachen zurückzuführen. FG2 427.2

Man sollte auch daran denken, unter welchen Umständen die Tiere oft in die Schlachthäuser gebracht werden. Mit einem Minimum an Licht, Bewegung, Futter und Wasser müssen sie oft tagelange Transporte in fürchterlicher Enge und im eigenen Kot überstehen, bevor sie krank oder halbtot vor Angst am Bestimmungsort ankommen. Das beeinträchtigt natürlich die Qualität des Fleisches, das auf den Markt und schließlich auf den Tisch kommt. In vielen Fällen sind die Tiere auch schon krank, ehe sie verkauft werden. Besonders in den großen Städten wird immer wieder minderwertiges Fleisch angeboten, ohne daß der Verbraucher davon etwas ahnt. Wen wundert es da, daß solche Ernährung am Ende auch den Menschen krank macht! Dennoch wird der Fleischgenuß nach wie vor nur von wenigen als die eigentliche Ursache vieler Krankheiten erkannt. Spiritual Gifts IVa, 147. FG2 427.3