Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Der Gebrauch medizinischer Heilmittel

Einführung

Kurz nach der Einberufung der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten im Mai 1863, zu einer Zeit, als die Gemeinde 3500 Glieder zählte, bekam Ellen G. White eine Vision, die die Adventisten zu mehr Beachtung der Gesundheitsregeln aufrief und den unmittelbaren Zusammenhang zwischen körperlichem Wohlergehen und geistlicher Erfahrung klarmachte. Das ausgegossene Licht berührte eine ganze Reihe von Lebensbereichen, einschließlich Ernährung, den Stellenwert von frischer Luft, den Gebrauch des Wassers, die Bedeutung gesunder Kleidung, Bewegung, Entspannung ... etc. Ganz hervorstechend in dieser wichtigen Offenbarung vom 6. Juni 1863 waren die Erkenntnisse, die die schädigenden Wirkungen von Arzneimitteln betrafen, die von Ärzten so freizügig verschrieben wurden. FG2 280.1

In den darauffolgenden Jahren folgten dieser grundlegenden Vision in Sachen Gesundheitsreform weitere Gesichte, die näher auf die Prinzipien und deren praktische Anwendung eingingen. Sie galten der Gesundheitsvorsorge, nahmen zu Problemen der Krankenpflege Stellung, befaßten sich mit der Gründung von adventistischen medizinischen Einrichtungen und der Art, wie diese geführt werden sollten. FG2 280.2

Über diese Themen schrieb Ellen G. White viel. Ihre erste umfassende Auslegung erschien 1864 in Spiritual Gifts IVa, 120-151,1 in einem Artikel mit der Überschrift “Gesundheit”. Dort legte Ellen G. White die 30 Seiten umfassende Botschaft aufgeteilt auf sechs Artikel nieder, die unter dem Haupttitel “Krankheiten und ihre Ursachen” veröffentlicht wurden. 1865 wurden diese Artikel in die in sechs Folgen erscheinenden Flugblätter eingebaut, die von Geschwister White zusammengestellt wurden und den Titel “Health or How to Live” trugen. In jeder Nummer erschien ein Artikel von Ellen G. White.1 Während der darauffolgenden Jahrzehnte wurden in verschiedenen Zeitschriften der Gemeinschaft weitere Beiträge von Schwester White zum Thema Gesundheit veröffentlicht. Im Jahre 1890 äußerte sie sich im ersten Teil des Buches Christian Temperance and Bible Hygiene umfassend zum Thema gesunde Lebensweise. Im Jahre 1905 veröffentlichte sie als Höhepunkt ihrer Werke über Fragen der Gesundheit das Buch Ministry of Healing, das in Amerika und in Übersee in hoher Auflage vertrieben werden sollte. FG2 280.3

In jeder ihrer allgemeinen Ausführungen über Gesundheit sprach Schwester White über Arzneimittel und ihre Anwendung bei der Krankenbehandlung. FG2 281.1

Dieser Punkt der Darlegung — besonders wurde er in der frühesten Vision über die Gesundheitsreform hervorgehoben füllte acht der 30 Seiten von Spiritual Gifts. In der Reihe “Krankheiten und ihre Ursachen” widmete sie dem Thema Arzneimittel einen ganzen Artikel. FG2 281.2

Ellen G. White stand damals mit ihrer Meinung nicht allein da. Es gab in Amerika und Europa Ärzte, die beklagten, daß “Heildrogen” ohne angemessene Diagnose verabreicht wurden und die die Verordnung und den Gebrauch von solchen Arzneien sehr in Frage stellten. Solche Proteste führten schließlich dazu, daß sich die Anwendung von Arzneimitteln in der Krankenbehandlung allmählich wandelte. Diese Veränderungen vollzogen sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ziemlich rasch, nachdem für die medizinische Ausbildung wissenschaftlich fundierte Richtlinien entwickelt worden waren. FG2 281.3

Speziell in den früheren Schriften Ellen G. Whites finden sich hin und wieder scharfe Bemerkungen an die Adresse von Ärzten ihrer Zeit und hinsichtlich des Gebrauchs von Arzneimitteln. Um diese Aussagen richtig einschätzen zu können, müssen wir etwas über die medizinischen Praktiken jener Zeit wissen. Aufklärung darüber erhalten wir, wenn wir die damals gängige medizinische Literatur untersuchen oder die Story of Our Health Message von D.E. Robinson lesen. FG2 281.4

In ihren Büchern, die sich speziell mit den Problemen und der Arbeit der Gemeinde und ihrer Glieder befassen, räumt Ellen G. White den Themen “Gesundheit” und “Krankenpflege” mehr Platz ein als irgendeinem anderen Einzelthema. Diese Ratschläge werden in The Ministry of Healing, Medical Ministry, Counsels on Diet and Foods, Counsels on Health und Temperance sowie in Abschnitten von Testimonies for the Church auf über 2000 Seiten einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht. FG2 282.1

Für den vorliegenden Band wurden aus unterschiedlichen Quellen vier Kapitel zum oben genannten Thema herausgegriffen. Manches ist bereits veröffentlicht worden, anderes noch nicht. Das meiste davon wurde für medizinisches Personal in unseren Institutionen geschrieben und macht deutlich, wie Schwester White selbst die Prinzipien, die ihr in den Visionen offenbart worden waren, in die Praxis umsetzte. In ihren verschiedenen Äußerungen, über das Thema Krankenpflege hielt sie uns stets das Ideal vor Augen, nach dem wir streben sollten. Zur selben Zeit gestand sie zu — wie wir aus ihrer Wortwahl erkennen können —, daß es Zeiten und Umstände gab, in denen gewisse Medikationen gerechtfertigt und notwendig waren, auch jene, von denen man wußte, daß sie Gifte enthielten. FG2 282.2

Bezeichnend ist, daß Ellen G. White davon überzeugt ist, daß Christus und die Engel im Operationssaal anwesend sind und dem gläubigen Arzt bei seiner Arbeit beistehen. Vor großen Operationen wird der Patient durch Narkosemittel bewußtlos und gefühllos gemacht, damit er nichts von den Schmerzen fühlt, die ein solcher Eingriff hervorruft. Dementsprechend mag es der Chirurg auch für notwendig erachten, daß nach operativen Eingriffen Beruhigungsmittel verabreicht werden, um dem Patienten die Schmerzen zu erleichtern, ihn vor einem Zusammenbruch, vor panischer Angst oder einem Schock zu bewahren — kurz: um möglichen Schaden für Leib und Leben des Kranken abzuwenden. FG2 282.3

Im übrigen gibt es nicht wenige Gläubige, die auch in dieser Beziehung Gottes Willen erkennen und sich entsprechend verhalten wollen, wie beispielsweise jener Medizinstudent, der 1893 an Schwester White schrieb und sie nach der Verwendung von Arzneimitteln fragte. In seinem Brief hieß es: “Durch unser Studium in Testimonies und in der kleinen Schrift How to Live läßt sich erkennen, daß Gott sich in bezug auf unsere medizinische Arbeit strikt der Verwendung von Medikamenten widersetzt ... Einige der Studenten bezweifeln das mit dem Blick auf die Bedeutung des Wortes ‘Droge’, wie in How to Live erwähnt. Bezieht sich dies nur auf die stärkeren Mittel wie Quecksilber, Strychnin, Arsen und ähnliche Gifte, die wir Medizinstudenten ‘Drogen’ nennen, oder trifft das auch auf die einfacheren Medikamente wie Kalium, Jod, Meerzwiebeln etc. zu? Wir glauben, daß unser Heilerfolg auch davon abhängt, wie stark wir uns an Gottes Methoden orientieren. Deshalb habe ich die obige Frage gestellt.” FG2 282.4

Der erste Teil des anschließenden Kapitels ist Ellen G. Whites Antwort auf die Anfrage jenes Medizinstudenten. FG2 283.1

Die Herausgeber