Christi Gleichnisse

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In den letzten Tagen

Die Schlußszenen der Geschichte dieser Welt sind uns im Schluß der Geschichte des reichen Mannes vorgeführt. Der reiche Mann behauptete, ein Sohn Abrahams zu sein, wurde aber durch eine nicht zu überschreitende Kluft — einem unrichtig entwickelten Charakter — von Abraham geschieden. Abraham diente Gott und befolgte im Glauben und Gehorsam sein Wort. Aber der reiche Mann achtete weder auf Gott noch auf die Bedürfnisse der leidenden Menschheit. Die große zwischen ihm und Abraham befestigte Kluft war die Kluft des Ungehorsams. Es gibt auch heute viele, die so leben wie der reiche Mann. Obgleich Gemeindeglieder, sind sie doch unbekehrt. Sie nehmen wohl teil am Gottesdienst und singen den Psalm: “Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir” (Psalm 42,2), aber sie legen ein falsches Zeugnis ab. Sie sind ebensowenig gerecht in den Augen Gottes, wie der größte Sünder. CGl 267.2

Die Seele, welche nach aufregenden, weltlichen Vergnügungen verlangt, das Gemüt, welches Schaustellung und Gepränge liebt, kann Gott nicht dienen. Gleich dem reichen Mann im Gleichnis, hat auch ein solcher keine Neigung, gegen die Fleischeslust zu kämpfen. Ihn verlangt darnach, den Appetit zu befriedigen; er wählt die Atmosphäre der Sünde. Er wird plötzlich vom Tode dahingerafft und sinkt hinab ins Grab mit dem Charakter, den er während seiner Lebzeit im Verein mit satanischen Werkzeugen gebildet hat. Im Grabe hat er keine Macht, irgend etwas zu wählen, sei es gut oder böse; denn wenn ein Mensch stirbt, “sind verloren alle seine Anschläge.” Psalm 146,4. CGl 268.1

Wenn die Stimme Gottes solchen Toten auferweckt, wird er mit denselben Lüsten und Leidenschaften, denselben Neigungen und Abneigungen, die er nährte als er lebte, aus dem Grabe hervorkommen. Gott tut kein Wunder, um einen Menschen neu zu schaffen, der sich nicht neu schaffen lassen wollte, als ihm alle Gelegenheit dazu geboten wurde und alle Vorkehrungen getroffen waren, es ihm leicht zu machen. Er fand während seiner Lebzeit keine Freude an Gott und keinen Gefallen an seinem Dienst. Sein Charakter ist nicht in Harmonie mit Gott, und er könnte in der himmlischen Familie nicht glücklich sein. CGl 268.2

Es gibt auch heute in der Welt eine Klasse von Menschen, die selbstgerecht sind. Sie sind keine Schlemmer und Prasser, sie sind keine Trunkenbolde, keine Ungläubigen, aber sie wünschen, für sich selbst zu leben und nicht für Gott. Sie haben ihn nicht in ihren Gedanken und in ihrem Sinn, deshalb werden sie zu den Ungläubigen gerechnet. Wenn es ihnen möglich wäre, durch die Tore in die Stadt Gottes einzugehen, dann könnten sie kein Anrecht auf den Baum des Lebens haben; denn als ihnen die Gebote Gottes mit ihren bindenden Ansprüchen vorgelegt wurden, sagten sie: Nein! Sie haben Gott hier auf Erden nicht gedient; darum würden sie ihm auch hernach nicht dienen. Sie könnten in seiner Gegenwart nicht leben und würden fühlen, daß irgend ein anderer Platz dem Himmel vorzuziehen sei. CGl 268.3

Von Christo lernen bedeutet, seine Gnade, das heißt seinen Charakter annehmen. Aber die, welche die ihnen hier auf Erden angebotenen köstlichen Gelegenheiten und heiligenden Einflüsse nicht schätzen und benutzen, sind nicht geschickt, an der reinen Anbetung im Himmel teilzunehmen. Ihre Charaktere sind nicht nach dem göttlichen Ebenbilde umgebildet worden. Durch ihre eigene Vernachlässigung haben sie eine Schlucht gebildet, die durch nichts überbrückt werden kann. Zwischen ihnen und den Gerechten ist eine große Kluft befestigt. CGl 269.1