Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben

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Kapitel 5: Das Predigtamt Christi

Nachdem Satan seine Versuchungen beendet hatte, wich er eine Zeitlang von Jesus. Engel bereiteten Nahrung für den Sohn Gottes in der Wüste und stärkten ihn, und der Segen seines Vaters ruhte auf ihm. Satan hatte mit seinen heftigen Versuchungen verloren, doch blickte er vorwärts auf die Zeit des Lehramtes Jesu, wenn er zu verschiedenen Zeiten seine List gegen ihn versuchen wollte. Er hoffte noch, ihm entgegenzuwirken, indem er diejenigen, die Jesum nicht annehmen wollten, aufstachelte, ihn zu hassen und umzubringen. Satan hielt mit seinen Engeln einen besonderen Rat. Sie waren enttäuscht und voller Zorn, daß sie nichts gegen den Sohn Gottes ausrichten konnten. Sie kamen zu der Entscheidung, daß sie schlauer sein und ihre Kräfte aufs äußerste anstrengen müßten, um in die Herzen seines eigenen Volkes Unglauben betreffs seines Berufes als Heiland der Welt zu pflanzen und ihm in seiner Mission zu entmutigen. Es machte nichts aus, wie genau die Jünger in ihren Zeremonien und Opfern waren, wenn sie nur über die Prophezeiungen in Finsternis erhalten blieben und ihnen der Glaube beigebracht werden konnte, daß der Messias als ein mächtiger irdischer König erscheinen würde. Auf diese Weise konnten sie dazu gebracht werden, Jesum zu verachten und zu verwerfen. EG 148.1

Es wurde mir gezeigt, daß Satan und seine Engel während des Predigtamtes sehr geschäftig waren, die Menschen mit Unglauben, Haß und Zorn zu erfüllen. Wenn Jesus eine scharfe Wahrheit aussprach, die ihre Sünden tadelte, wurde das Volk oft sehr zornig. Satan und seine Engel trieben sie an, dem Sohne Gottes das Leben zu nehmen. Mehr als einmal hoben sie Steine auf, um sie nach ihm zu werfen. Aber Engel behüteten ihn und trugen ihn aus der zornigen Menge an einen sicheren Ort. Ein andermal, als die reine Wahrheit von seinen heiligen Lippen floß, ergriff ihn die Menge und führte ihn auf die Höhe eines Berges, um ihn abzustürzen. Es erhob sich aber ein Streit unter ihnen, was sie mit ihm tun sollten; da verbargen ihn die Engel wieder vor dem Auge der Menge, und er setzte, mitten durch sie hingehend seinen Weg fort. EG 148.2

Satan hoffte immer noch, daß der große Erlösungsplan fehlschlagen würde. Er strengte alle seine Kräfte an, um die Herzen seines Volkes hart und ihre Gefühle gegen Jesum bitter zu machen. Er hoffte, daß so wenige ihn als den Sohn Gottes annehmen würden, daß er seine Leiden und seine Opfer für solch kleine Schar zu groß erachten würde. Aber ich sah, daß, wenn nur zwei dagewesen wären, die Jesum als den Sohn Gottes angenommen und an ihn für die Errettung ihrer Seelen geglaubt hätten, er seinen Plan ausgeführt hätte. EG 149.1

Jesus fing sein Werk an, indem er die Macht Satans über die Leidenden brach. Er machte die Kranken gesund, gab den Blinden das Gesicht und heilte die Lahmen, daß sie vor Freuden hüpften und Gott lobten. Er macht diejenigen wieder gesund, welche schwach und durch Satans grausame Macht jahrelang gebunden waren. Er tröstete die Schwachen, die Zitternden, die Verzagenden mit sanften Worten. Die Schwachen und Leidenden, die Satan im Triumphe festhielt, entriß er ihm, gab ihnen Gesundheit des Körpers und große Freude und Glückseligkeit. Er erweckte die Toten zum Leben und sie priesen Gott für die mächtige Entfaltung seiner Macht. Er wirkte mächtig für alle, die an ihn glaubten. EG 149.2

Das Leben Christi war mit Worten und Handlungen des Wohlwollens, des Mitgefühls und der Liebe erfüllt. Er war immer bereit, die Klagen derjenigen, die zu ihm kamen, anzuhören und ihnen zu helfen. Viele trugen an ihrer eigenen Person den Beweis seiner göttlichen Macht. Dennoch, nachdem das Werk an ihnen getan war, schämten sich viele des demütigen, doch mächtigen Lehrers. Weil die Schriftgelehrten nicht an ihn glaubten, war das Volk nicht bereit, Jesum anzunehmen. Er war ein Mann der mit Schmerzen und mit dem Kummer bekannt war. Sie konnten es nicht ertragen, von seinem ernsten, selbstverleugnenden Leben regiert zu werden. Sie wünschten sich der Ehren zu erfreuen, welche die Welt verleiht. Doch viele folgten auch dem Sohne Gottes nach, lauschten seinen Lehren und ergötzten sich an den köstlichen Worten, die von seinen Lippen fielen. Seine Worte waren sehr inhaltsreich und doch so einfach, daß der Schwächste sie verstehen konnte. EG 149.3

Satan und seine Engel verblendeten die Augen und verdunkelten das Verständnis der Juden; sie reizten die Obersten des Volkes und die Schriftgelehrten auf, dem Heiland das Leben zu nehmen. Es wurden Diener zu Jesu gesandt, ihn gefangen zu nehmen, aber als sie sich ihm näherten, waren sie sehr erstaunt. Sie sahen ihn bei dem Anblick menschlichen Wehes mit Mitleid und Erbarmen erfüllt. Sie hörten ihn in Liebe und Zärtlichkeit ermutigend zu den Schwachen und Betrübten reden. Sie hörten ihn auch mit mächtiger Stimme die Macht Satans schelten und seinen Gefangenen bieten, frei zu sein. Sie lauschten den Worten der Weisheit, die von seinen Lippen kamen, waren gefesselt und konnten nicht die Hände an ihn legen. Sie kehrten ohne Jesum zu den Priestern und Obersten zurück. Als sie gefragt wurden: “Warum habt ihr ihn nicht gebracht?” erzählten sie von den Wundern, von denen sie Zeugen gewesen waren, so wie von den heiligen Worten der Weisheit, die Liebe und der Erkenntnis, die sie gehört hatten, und schlossen mit den Worten: “Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch.” Die Obersten beschuldigten sie, daß sie auch verführt seien und manche der Diener schämten sich, daß sie ihn nicht ergriffen hatten. Die Pharisäer fragten sie zornig, ob auch irgendein Oberster an ihn glaubte. Ich sah, daß viele von den Obersten und Ältesten an Jesum glaubten, aber der Satan hielt sie von dem Bekenntnis zurück; sie fürchteten den Tadel des Volkes mehr als Gott. EG 150.1

Bis soweit hatte die List und der Haß Satans den Erlösungsplan nicht aufhalten können. Die Zeit für die Erfüllung dessen, wofür Jesus in die Welt gekommen war, rückte näher. Satan und seine Engel berieten zusammen und beschlossen, Christi eigenes Volk zu beeinflussen, daß es nach seinem Blut verlangen und Grausamkeit und Zorn auf ihn häufen sollte. Sie hofften, daß Christus solche Behandlung übel empfinden und seine Demut und Sanftmut nicht bewahren werde. EG 151.1

Während Satan seine Pläne legte, eröffnete Jesus seinen Jüngern sorgfältig die Leiden, durch die er gehen müsse, daß er gekreuzigt werden und am dritten Tage wieder auferstehen würde. Aber ihr Verständnis schien betäubt, und sie konnten das, was er ihnen sagte, nicht erfassen. EG 151.2