Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben
Kapitel 1: Mein erstes Gesicht
Da Gott mir die Reise der Adventisten nach der heiligen Stadt gezeigt hat und den reichen Lohn, den diejenigen erhalten, die auf die Rückkehr ihres Herrn von der Hochzeit warten, wird es wohl meine Pflicht sein, einen kurzen Abriß von dem zu geben, was Gott mir geoffenbart hat. Die lieben Heiligen haben viele Schwierigkeiten zu überwinden. Aber “unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, daß ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.” Ich habe versucht, einen guten Bericht und einige Weintrauben von dem himmlischen Kanaan mitzubringen, wofür manche mich steinigen wollten, wie auch die Kinder Israel Kaleb und Josua für ihren Bericht steinigen wollten. 4.Mose 14,10. Aber ich versichere euch meine Geschwister in dem Herrn, es ist ein gutes Land, und wir sind wohl imstande hineinzugehen und es zu besitzen. EG 11.3
Während wir am Familienaltar beteten, kam der Heilige Geist über mich, und ich schien immer höher zu steigen, weit über die dunkle Welt. Ich sah mich um nach den Adventisten auf der Erde, konnte sie aber nicht finden; da sagte eine Stimme zu mir: “Siehe noch einmal zu, aber schaue ein wenig höher.” Jetzt erhob ich meine Augen und sah einen geraden, schmalen Pfad, der hoch über der Welt aufgeworfen war. Auf diesem pilgerten die Adventisten nach der heiligen Stadt, die am anderen Ende des Pfades lag. Hinter ihnen, am Anfang des Weges, war ein helles Licht, welches der “Mitternachtsruf” war, wie mir ein Engel sagte. Es schien den ganzen Pfad entlang und war ein Licht für ihre Füße, damit sie nicht straucheln möchten. Jesus selbst ging seinem Volk voran, sie zu leiten, und so lange sie ihre Augen auf ihn gerichtet hielten, waren sie sicher. Aber bald wurden manche von ihnen schwach und sagten, die Stadt sei so weit entfernt und sie hätten erwartet, eher hinzukommen. Jesus ermutigte sie aber, indem er seinen rechten Arm erhob, von dem ein herrliches Licht ausging, das sich über die Adventisten ergoß, und sie riefen: “Halleluja!” Andere verachteten unbesonnen das Licht hinter ihnen und sagten, daß es nicht Gott gewesen sei, der sie so weit hinausgeführt habe. Hinter solchen ging das Licht aus und ließ ihre Füße in vollständiger Finsternis; sie strauchelten, verloren Jesum aus den Augen und fielen von dem Pfade herab in die dunkle böse Welt unter ihnen. Bald hörten wir die Stimme Gottes gleich vielen Wassern, welche uns Tag und Stunde von Jesu Kommen mitteilte. Die lebenden Heiligen, 144.000 an der Zahl verstanden die Stimme, während die Gottlosen sie für Donner und Erdbeben hielten. Als Gott die Zeit verkündete goß er den Heiligen Geist auf uns aus, unsere Angesichter begannen zu leuchten, und die Herrlichkeit Gottes spiegelte sich darauf, gleich wie bei Mose, als er vom Berge Sinai herabkam. EG 12.1
Die 144.000 waren alle versiegelt und vollkommen vereinigt. An ihren Stirnen war geschrieben: Gott, neues Jerusalem und ein herrlicher Stern, welcher Jesu neuen Namen enthielt. Über unseren glücklichen, heiligen Zustand wurden die Gottlosen zornig, sie wollten ungestüm über uns herfallen und die Hände an uns legen, um uns in das Gefängnis zu werfen; wenn wir aber unsere Hände im Namen des Herrn ausstreckten, fielen sie hilflos zu Boden. Dann wußte des Satans Schule, daß Gott uns liebte — die wir einer des anderen Füße waschen und Brüder mit dem heiligen Kuß grüßen konnten — und sie beteten an zu unseren Füßen. Bald wurden unsere Augen nach Osten gerichtet, wo eine kleine dunkle Wolke erschien, kaum halb so groß wie eines Mannes Hand; wir alle wußten, daß dies das Zeichen des Menschensohnes sei. Wir schauten alle in tiefem Schweigen nach der Wolke, wie sie näher kam und immer heller, strahlender und herrlicher wurde, bis sie eine große, weiße Wolke war. Der Grund erschien wie Feuer; über der Wolke war ein Regenbogen und sie war umgeben mit zehntausend Engel, die mit lieblicher Stimme sangen; auf ihr saß des Menschen Sohn. Sein Haar war weiß und lockig und hing über seine Schultern, und über seinem Haupte waren viele Kronen; seine Füße waren gleich Feuer; in seiner rechten Hand hatte er eine scharfe Sichel, in der linken eine silberne Posaune. Seine Augen waren gleich Feuerflammen, die seine Kinder ganz und gar durchdrangen. Da wurden alle Angesichter bleich, und diejenigen, die Gott verworfen hatten, umfing Dunkelheit. Dann riefen wir alle: “Wer kann bestehen? Ist mein Kleid fleckenlos?” Dann hörten die Engel auf zu singen, und eine Zeitlang herrschte eine schreckliche Stille, als Jesus rief: “Die reine Herzen und Hände haben, werden bestehen; meine Gnade ist hinreichend für euch.” Da leuchteten unsere Angesichter auf, und Freude erfüllte jedes Herz. Die Engel sangen wieder im höheren Chor, während die Wolke der Erde noch näher kam. Als Jesus, in Feuerflammen gehüllt, mit der Wolke herabkam, ertönte seine silberne Posaune. Er schaute auf die Gräber der schlafenden Heiligen, dann erhob er seine Augen und Hände gen Himmel und rief: “Erwachet! Erwachet! Erwachet! die ihr schlafet in der Erde, und steht auf!” Hierauf geschah ein mächtiges Erdbeben, die Gräber öffneten sich und die Toten kamen heraus, bekleidet mit Unsterblichkeit. Als die 144.000 ihre Freunde erkannten, die der Tod von ihnen genommen hatte, riefen sie: “Halleluja!” und in demselben Augenblick waren wir verwandelt und wurden samt ihnen aufgenommen, dem Herrn entgegen in der Luft. EG 13.1
Wir alle wurden von der Wolke umhüllt und wurden sieben Tage aufwärts getragen zu dem gläsernen Meer, wo Jesus die Kronen brachte und sie mit eigener Hand auf unsere Häupter setzte. Er gab uns goldene Harfen und Siegespalmen. Die 144.000 standen in einem Viereck an dem gläsernen Meer. Manche von ihnen hatten sehr herrliche Kronen, andere nicht so herrlich. Manche Kronen erschienen mit Sternen beladen, während andere nur einige hatten, aber alle waren vollkommen zufrieden mit ihren Kronen. Sie waren alle von den Schultern bis zu den Füßen mit einem glänzenden, weißen Mantel bekleidet. Engel umgaben uns, als wir über das gläserne Meer nach dem Tore der Stadt gingen. Jesus erhob seinen mächtigen, herrlichen Arm, ergriff das Perlentor, schwang es in den glänzenden Angeln zurück und sagte zu uns: “Ihr habt eure Kleider in meinem Blut gewaschen, habt festgestanden für meine Wahrheit, tretet ein!” Wir traten alle ein und fühlten, daß wir ein Recht in der Stadt hatten. Hier sahen wir den Baum des Lebens und den Thron Gottes. Von dem Throne ging ein klarer Wasserstrom aus, und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens. An jeder Seite des Stromes war ein Stamm des Baumes, beide von reinem, scheinendem Golde. EG 14.1
Zuerst dachte ich, ich sähe zwei Bäume, ich schaute dann nochmals hin und sah, daß sie an der Spitze in einem Baum vereinigt waren. So steht der Baum des Lebens an jeder Seite des Stromes des Lebens. Seine Zweige neigen sich nach der Stelle, wo wir standen; die Früchte waren herrlich, sie sahen aus wie Gold, gemischt mit Silber. Wir alle gingen unter den Baum und setzten uns nieder, um die Herrlichkeit des Platzes zu schauen, als die Brüder Fitch und Stockman, die das Evangelium vom Reiche gepredigt hatten, und die Gott vorher in das Grab gelegt hatte, um sie zu erretten, zu uns kamen und fragten, was wir erlebt hätten, während sie schliefen. Wir versuchten, unsere größten Schwierigkeiten zu erzählen, aber sie sahen im Vergleich zu der uns umgebenden Herrlichkeit so klein aus, daß wir nicht darüber sprechen konnten, und wir riefen nur alle: “Halleluja, der Himmel ist leicht genug zu erlangen!” Wir rührten unsere goldenen Harfen, daß die Gewölbe des Himmels klangen. EG 15.1
Mit Jesus an unserer Spitze stiegen wir dann alle von der Stadt zu der Erde herab auf einen großen und hohen Berg, welcher den Herrn nicht tragen konnte und sich von einander teilte, so daß eine große Ebene entstand. Dann schauten wir auf und sahen die große Stadt mit zwölf Gründen und zwölf Toren, drei an jeder Seite und einen Engel an jedem Tor. Wir alle riefen aus: “Die Stadt, die große Stadt, sie ist gekommen, sie ist herabgekommen von Gott aus dem Himmel,” und sie kam und ließ sich nieder auf dem Platz, wo wir standen. Dann betrachteten wir von außen die herrlichen Dinge in der Stadt. Ich sah dort herrliche Häuser, die wie Silber aussahen, gestützt von vier, mit Perlen besetzten Säulen, wundervoll anzusehen. Es waren die Wohnungen der Heiligen; in jeder befand sich ein goldenes Gesims. Ich sah einige von den Heiligen in die Häuser gehen, ihre Kronen abnehmen und sie auf das Gesims legen; dann gingen sie auf das Feld bei den Häusern und fingen dort an zu arbeiten, nicht wie wir auf der Erde arbeiten müssen, nein, nein! Ein herrliches Licht schien über den Häuptern aller, und beständig lobten und priesen sie Gott. EG 15.2
Dann sah ich ein anderes Feld mit allen Arten von Blumen, und als ich sie pflückte, rief ich aus: “Sie werden nimmer verwelken.” Wieder sah ich ein Feld mit schlankem Gras, herrlich anzusehen; es war frisch grün, und als es stolz zur Ehre des Königs Jesus wogte, hatte es einen Schein wie Silber und Gold. Dann betraten wir ein Feld, wo alle Arten von Tieren waren, der Löwe, das Lamm, der Leopard, der Wolf, alle zusammen in vollkommener Einigkeit. Wir gingen mitten durch sie hin, und sie folgten uns friedlich nach. Alsdann gingen wir in einen Wald, nicht wie die dunklen Wälder, die wir hier haben, nein, nein, sondern hell und alles voller Glanz. Die Zweige der Bäume bewegten sich auf und ab, und wir riefen alle aus: “Wir werden sicher wohnen in der Wildnis und schlafen in den Wäldern.” Wir gingen durch die Wälder, denn wir befanden uns auf dem Wege zu dem Berge Zion. EG 16.1
Als wir weitergingen, trafen wir eine Gruppe, die auch die Herrlichkeit des Ortes betrachtete. Ich bemerkte einen roten Saum an ihren Gewändern; ihre Kronen strahlten; ihre Kleider waren rein weiß. Als wir sie grüßten, fragte ich Jesum, wer sie seien. Er sagte, daß es Märtyrer seien, die für ihn ihr Leben gelassen hätten. Bei ihnen befand sich eine unzählbare Schar Kinder, die ebenfalls einen roten Saum an ihren Kleidern hatten. Der Berg Zion lag jetzt gerade vor uns, und auf dem Berge war ein herrlicher Tempel; um ihn herum waren sieben andere Berge, auf denen Rosen und Lilien wuchsen. Und ich sah die Kleinen emporklimmen, oder wenn sie wollten, ihre kleinen Flügel gebrauchen und zu den Spitzen der Berge fliegen, wo sie die nie welkenden Blumen pflückten. Um den Tempel herum waren alle Arten von Bäumen, um den Platz zu verschönern. Buchsbäume, Fichten, Tannen, Ölbäume, Myrthen und Granatäpfel; die Feigenbäume neigten sich von der Last der zahlreichen Feigen — dies machte den Platz überaus herrlich. Als wir im Begriff waren, den Tempel zu betreten, erhob Jesus seine liebliche Stimme: “Nur die 144.000 betreten diesen Ort,” und wir riefen: “Halleluja!” EG 16.2
Dieser Tempel wurde von sieben Pfeilern gestützt, alle von scheinendem Golde, mit köstlichen Perlen geschmückt. Ich kann die herrlichen Dinge, die ich dort sah, nicht beschreiben. Oh, daß ich in der Sprache Kanaans reden könnte, dann könnte ich ein wenig von der Herrlichkeit der besseren Welt erzählen! Ich sah dort steinerne Tische, in welche die Namen der 144.000 in goldenen Lettern eingraviert waren. Nachdem wir die Herrlichkeit des Tempels betrachtet hatten, traten wir heraus, und Jesus verließ uns und ging nach der Stadt. Bald hörten wir Seine holde Stimme wieder, die sagte: “Kommt, mein Volk, ihr seid gekommen aus großer Trübsal, habt meinen Willen getan, habt für mich gelitten, kommt zum Abendmahl, und ich will mich gürten und euch dienen.” Wir riefen wieder: “Halleluja, Herrlichkeit!” und traten in die Stadt ein. Dort sah ich einen Tisch von reinem Silber, viele Meilen lang, aber unsere Augen konnten ihn doch überblicken. Ich sah dort die Frucht vom Baume des Lebens, Manna, Mandeln, Feigen, Granatäpfel, Weintrauben und viele andere Arten von Früchten. Ich bat Jesum, mich von der Frucht essen zu lassen, aber er sagte: “Noch nicht. Diejenigen, die von den Früchten dieses Landes genießen, gehen nicht mehr nach der Erde zurück. Aber wenn du treu bist, sollst du bald von dem Lebensbaume essen und vom Wasser des Lebens trinken. Und nun,” sagte er, “mußt du wieder nach der Erde zurückkehren und den anderen erzählen, was ich dir offenbart habe.” Dann trug mich ein Engel sanft herab nach dieser dunklen Welt. Manchmal ist es mir, als könnte ich nicht länger hier bleiben, denn alle Dinge dieser Erde sehen so traurig aus. Ich fühle mich hier sehr einsam, denn ich habe ein besseres Leben gesehen. Oh, daß ich Flügel hätte, gleich einer Taube, um hinweg zu fliegen und zur Ruhe einzugehen! EG 17.1
Als ich aus dem Gesichte kam, schien mir alles verändert, ein düsterer Schleier war über alles gebreitet, was ich ansah. Oh, wie dunkel erschien mir diese Welt! Ich weinte, als ich mich wieder hier fand, und hatte Heimweh. Ich hatte ein besseres Land gesehen, und es hatte mir diese Erde verleidet. Ich erzählte dies Gesicht in unserer kleinen Versammlung in Portland, und alle glaubten, daß es von Gott sei. Es war eine bedeutsame Zeit, der Ernst der Ewigkeit ruhte auf uns. Eine Woche später gab mir der Herr ein anderes Gesicht und zeigte mir die Schwierigkeiten, die ich durchzumachen habe, und daß ich zu den anderen gehen und ihnen erzählen müsse, was er mir offenbart habe, daß ich aber mit großem Widerstand zu kämpfen hätte und Geistesqualen leiden würde. “Aber,” sagte der Engel, “die Gnade Gottes wird mit dir sein. Sie wird dich aufrecht erhalten.” EG 18.1
Nachdem ich aus diesem Gesicht kam, war ich sehr bekümmert. Meine Gesundheit war sehr schwach, und ich war erst 17 Jahre alt. Ich wußte, daß manche durch Überhebung gefallen waren, und ich wußte, wenn ich mich nur in irgendeiner Weise überheben würde, Gott mich verlassen und ich sicher verloren sein würde. Ich ging im Gebet zu dem Herrn und bat ihn, die Last auf einen anderen zu legen. Ich lag lange Zeit auf meinem Angesicht, aber alles Licht, das ich erlangen konnte, war: “Mache die anderen mit dem bekannt, was ich dir offenbart habe.” EG 18.2
In meinem nächsten Gesichte bat ich ernstlich den Herrn, daß, wenn ich gehen und erzählen müsse, was er mir gezeigt habe, er mich vor Überhebung bewahren möge. Dann zeigte er mir, daß mein Gebet erhört sei, und wenn ich in Gefahr sei, mich zu überheben, würde seine Hand auf mir liegen, und ich würde mit Krankheit geplagt werden. Der Engel sagte zu mir: “Wenn du die Botschaften getreulich ausrichtest und beharrest bis ans Ende, dann sollst du die Frucht vom Baume des Lebens essen und das Wasser vom Strom des Lebens trinken.” EG 19.1
Bald wurde es überall verbreitet, daß die Gesichte durch Mesmerismus (Hypnotismus) erzeugt seien, und viele Adventisten glaubten und verbreiteten solche Gerüchte. Ein Arzt, ein berühmter Hypnotiseur, sagte mir, daß meine Gesichte durch Mesmerismus (Hypnotismus) entständen, daß ich leicht zu hypnotisieren sei und er mir Gesichte geben könne. Ich sagte ihm, daß der Herr mir im Gesichte gezeigt habe, daß Mesmerismus vom Bösen sei, aus der grundlosen Tiefe, und daß er bald mit allen, die sich damit abgeben, auch in die Tiefe fahren würde. Dann gab ich ihm die Erlaubnis, mich zu hypnotisieren, wenn er es könne. Er versuchte es über eine halbe Stunde auf verschiedene Weise; dann gab er es auf. Durch den Glauben an Gott war ich imstande, seinem Einflusse zu widerstehen, so daß es mir nicht schadete. EG 19.2
Wenn ich in Versammlungen ein Gesicht hatte, so sagten manche, daß es nur Aufregung und ich hypnotisiert worden sei. Dann ging ich allein in den Wald, wo niemand, außer Gott, mich sehen und hören konnte, und betete zu ihm, und er gab mir dort manchmal ein Gesicht. Dann freute ich mich und erzählte, was Gott mir offenbart habe, wenn kein menschliches Wesen mich beeinflussen konnte. Aber dann sagten einige, daß ich mich selbst hypnotisiere. O, dachte ich, ist es dahin gekommen, daß diejenigen, die mit aufrichtigem Herzen zu dem Herrn kommen, um sich auf seine Verheißungen zu berufen und seine Heiligung zu erlangen, beschuldigt werden, unter dem seelenverderblichen Einflusse des Mesmerismus zu stehen? Bitten wir unseren gütigen, himmlischen Vater um Brot, um einen Stein oder Skorpion dafür zu erhalten? Diese Vorfälle verwundeten meinen Geist und erfüllten meine Seele mit einer Qual, die an Verzweiflung grenzte. Viele wollten mich glauben machen, daß es keinen Heiligen Geist gäbe, und daß alle Erfahrungen, die heilige Männer Gottes gemacht haben, nur Wirkungen des Mesmerismus oder Täuschungen des Satans gewesen seien. EG 19.3
Zu dieser Zeit herrschte in Maine ein Zustand von Fanatismus. Manche enthielten sich gänzlich von der Arbeit und schlossen alle diejenigen aus, die ihre Ansichten in diesem Punkte sowie einigen anderen, die sie für religiöse Pflichten hielten, nicht teilten. Gott offenbarte mir diese Irrtümer in einem Gesicht und sandte mich hin, seine irrenden Kinder zu belehren; aber viele von ihnen verwarfen die Botschaft gänzlich und sagten, daß ich mich der Welt anpasse. Auf der anderen Seite beschuldigten mich die Namensadventisten der Schwärmerei und ich wurde fälschlich als Führerin des Fanatismus bezeichnet, den zu beseitigen ich stets auf ernstliche Weise bemüht war. Verschiedentlich war die Zeit für das Kommen des Herrn festgesetzt und den Brüdern aufgedrängt worden; aber der Herr zeigte mir, daß die Zeit vorüber gehen würde, denn vor seinem Kommen müsse die große Trübsal kommen, und jede Zeit, die festgesetzt würde und verstreiche, würde nur den Glauben des Volkes Gottes schwächen. Dafür wurde ich beschuldigt, der böse Knecht zu sein, der in seinem Herzen spricht: “Mein Herr kommt noch lange nicht.” EG 20.1
Alle Dinge lasteten schwer auf meinem Gemüt, und in der Verwirrung war ich manchmal versucht, meine eigene Erfahrung zu bezweifeln. Eines Morgens während der Familienandacht kam die Kraft Gottes über mich; da kam mir der Gedanke, daß es Mesmerismus sei und ich widersetzte mich. Augenblicklich war ich völlig stumm, und einige Augenblicke war ich unempfänglich für alles um mich herum. Ich sah dann, daß ich gesündigt hatte, indem ich die Macht Gottes bezweifelte, und daß ich dafür stumm geworden war, daß aber meine Zunge wieder gelöst würde, ehe 24 Stunden vergangen seien. Eine Karte wurde mir vorgehalten, auf welcher in goldenen Buchstaben die Kapitel und Verse von 50 Bibeltexten verzeichnet standen. Als ich aus dem Gesicht kam, bat ich durch Zeichen um eine Tafel, darauf schrieb ich, daß ich stumm sei, und was ich gesehen habe, und daß ich die große Bibel haben möchte. Ich nahm die Bibel und schlug all die Texte auf, die ich auf der Karte gesehen hatte. Ich war nicht imstande, tagsüber ein Wort zu sprechen. Früh am nächsten Morgen war meine Seele mit Freude erfüllt und meine Zunge zum lauten Lobe Gottes gelöst. Nachdem wagte ich nicht mehr, zu zweifeln oder der Kraft Gottes zu widerstehen, was auch andere von mir denken mochten. EG 20.2
Im Jahre 1846, während wir in Fairhaven, Mass., weilten, fuhren meine Schwester (die mich zu jener Zeit gewöhnlich begleitete), Schw. A., Br. G. und ich in einem Segelboot, um eine Familie in West's Island zu besuchen. Es war fast dunkel, als wir abfuhren, und wir hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als sich ein Sturm erhob. Es donnerte und blitzte und der Regen goß in Strömen auf uns herab. Es schien sicher, daß wir ohne Gottes Hilfe verloren seien. EG 21.1
Ich kniete in dem Boot nieder und rief zu Gott um Errettung. Und hier, über den tosenden Wellen, während das Wasser über den Rand des Bootes hinweg auf uns schlug, hatte ich ein Gesicht; und ich sah, daß eher jeder Tropfen im Ozean vertrocknen würde, als daß wir umkämen, denn mein Werk habe gerade erst begonnen. Als ich aus dem Gesichte kam, war all meine Furcht verschwunden, und unser kleines Boot war für uns ein schwimmendes Bethel. Der Herausgeber des “Advent Herald” hatte gesagt, daß meine Gesichte dafür bekannt seien, durch Mesmerismus bewirkt zu sein. Aber ich frage: “Wo war zu solch einer Zeit Gelegenheit für hypnotisches Wirken?” Br. G. hatte mehr als genug mit der Leitung des Bootes zu tun. Er versuchte zu ankern, aber der Anker hielt nicht. Unser kleines Boot wurde von den Wellen hin und her geschleudert und von dem Winde getrieben; dabei war es so dunkel, daß wir nicht von einem Ende des Bootes zum anderen sehen konnten. EG 21.2
Bald darauf faßte der Anker, und Br. G. rief um Hilfe. Es waren bloß zwei Häuser auf der Insel, und es schien, daß wir einem derselben nahe waren, aber es war nicht dasjenige, wohin wir gehen wollten. Die ganze Familie war schon zur Ruhe gegangen, außer einem kleinen Kinde, daß den Ruf um Hilfe auf dem Wasser gehört hatte. Sein Vater kam bald, und in einem kleinen Boot brachte er uns an das Ufer. Den größten Teil der Nacht brachten wir mit Danksagung gegen Gott für seine wunderbare Güte zu. EG 22.1
Lukas 1,20; Johannes 16,15; Apostelgeschichte 2,4; Apostelgeschichte 4,29-31; Matthäus 7,6-12.15; Matthäus 24,24; Kolosser 2,6-8; Hebräer 10,35-39; Hebräer 4,10-12; Philipper 1,6.27-29; Philipper 2,13-15; Epheser 6,10-18; Epheser 4,32; 1.Petrus 1,22; Johannes 13,34.35; 2.Korinther 13,5; 1.Korinther 3,10-13; Apostelgeschichte 20,28-30; Galater 1,6-9; Lukas 12,3-7; Lukas 4,10.11; 2.Korinther 4,6-9.17.18; 1.Petrus 1,5-7; 1.Thessalonicher 3,8; Markus 16,17.18; Johannes 9,20-27; Johannes 14,13-15; Johannes 15,7.8; Markus 1,23-25; Römer 8,38.39; Offenbarung 3,7-13; Offenbarung 14,4.5; Philipper 3,20; Jakobus 5,7.8; Philipper 3,21; Offenbarung 14,14-17; Hebräer 4,9; Offenbarung 21,2; Offenbarung 14,1; Offenbarung 22,1-5. EG 22.2