Christus kommt bald!

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Eine Erfahrung mit einem falschen Propheten

Gestern abend kam ein junger Mann zu uns, der uns allen fremd war, aber nach seinen Angaben ein Bruder aus Victoria in Australien ist. Er wollte gern Schwester White sprechen. Es war Abend, und ich lehnte es ab, ihn noch zu sprechen. Doch luden wir ihn ein, über Nacht und zum Frühstück am nächsten Morgen bei uns zu bleiben. Nach unserer üblichen Morgenandacht wollten wir uns wieder an die Arbeit machen, als dieser junge Mann aufstand und uns mit einer befehlenden Geste wieder hinsetzen hieß. Er sagte: “Habt ihr Liederbücher da? Wir werden ein Lied singen, und dann habe ich eine Botschaft für euch.” Ich sagte: “Wenn du eine Botschaft hast, dann gib sie uns ohne lange Umstände, denn wir haben es sehr eilig, die Post aufzugeben, und dürfen deshalb keine Zeit verlieren.” Daraufhin begann er etwas vorzulesen, das er geschrieben hatte, worin unter anderem behauptet wurde, daß das Gericht jetzt unter den Lebenden begonnen hätte ... CKB 17.1

Ich hörte eine ganze Weile zu und sagte schließlich: “Mein Bruder, du bist nicht ganz bei Verstand. Sage uns schlicht und einfach, in welcher Weise deine Botschaft uns betrifft. Laß es uns bitte jetzt gleich wissen. Dein Geist ist überstrapaziert, du mißverstehst deine Aufgabe. Vieles, was du gesagt hast, stimmt mit der Bibel überein, und wir glauben jedes Wort davon. Aber du bist übererregt. Bitte lege klar, was du für uns hast.” CKB 17.2

Er sagte, daß wir packen und sofort nach Battle Creek ziehen sollten. Ich fragte nach seinen Gründen, und er erwiderte: “Um diese Botschaft bekanntzumachen, daß das Gericht unter den Lebenden begonnen hat.” Ich entgegnete ihm: “Das Werk, das der Herr uns aufgetragen hat, ist noch nicht beendet. Wenn unser Werk hier vollendet ist, sind wir sicher, daß der Herr uns selber wissen lassen wird, daß es für uns Zeit ist, nach Battle Creek zu ziehen, anstatt von dir zu erfahren, was wir zu tun haben.” ... Ich überließ es Bruder Starr, weiter mit ihm zu reden, und nahm meine Schreibarbeit wieder auf. CKB 17.3

Er sagte Bruder Starr, als Schwester White zu ihm so freundlich und gleichzeitig mit solcher Autorität gesprochen habe, sei ihm klargeworden, daß er einen Fehler gemacht hatte; daß die Gedanken, die ihn so stark bewegt hatten, weder einleuchtend noch vernünftig waren. Obwohl unsere Familie groß ist — sie zählt zehn Mitglieder neben drei Besuchern — beschlossen wir, daß dieser junge Mann eine Zeitlang bei uns bleiben sollte. Wir wollten nicht, daß er zu Leuten ging, die ihn schroff behandeln und verurteilen würden; anderseits wollten wir auch nicht, daß er seine “Offenbarungen” wiederholt. Wir werden ihn noch ein wenig bei uns behalten, um mit ihm zusammenzusein und ihn nach Möglichkeit wieder auf den rechten Pfad zurückzubringen. Brief 66, 1894. CKB 17.4