Der Rettende Weg - Jesus Christus

11/14

Kapitel 10 - Gott Besser Kennenlernen

*****

Gottes Bestreben ist es, dass wir ihn kennenlernen und er eine Beziehung zu uns aufbauen kann. Dazu benutzt er die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Ohne Unterlass spricht die Natur zu unserem Verstand und allen unseren Sinnen. Wer sein Herz öffnet, wird von der Liebe und Herrlichkeit Gottes beeindruckt sein, wie sie sich in all den Werken of fenbaren, die seine Hände erschaffen haben. Wer genau hin hört, kann mit seinem inneren Ohr hören und verstehen, wie Gott durch die Natur zu uns spricht. Die grünen Felder, die hoch aufragenden Bäume, die Knospen und Blüten, die vorbeiziehenden Wolken, der herabströmende Regen, der plätschernde Bach, das prachtvolle Himmelszelt - alle diese Dinge sprechen zu unserem Herzen und laden uns ein, den jenigen, der all dies erschaffen hat, kennenzulernen. RW 105.1

Unser Erlöser verknüpfte die Inhalte seiner wertvollen Unterrichtsstunden mit Dingen aus der Natur. Bäume und Vögel, die Blumen in den Tälern, Hügel und Seen und der wunderschöne Himmel waren Elemente, die er mit seinen Lehren über die Wahrheit in Verbindung brachte. Genauso nutzte er Begebenheiten und Schauplätze des täglichen Lebens, sodass seine Lektionen ständig ins Gedächtnis zurück gerufen wurden, selbst inmitten der Geschäftigkeit und den Sorgen und Mühen des menschlichen Lebens. RW 105.2

Gott möchte, dass seine Kinder seine Werke wertschätzen und sich an der schlichten, unaufdringlichen Schönheit ergötzen, mit der er unser irdisches Zuhause geschmückt hat. Er liebt alles Schöne, aber mehr noch als äußere Attraktivität liebt er die innere Schönheit des Charakters. Er wünscht sich, dass wir die Reinheit und Schlichtheit entwickeln, die auch den Blumen ihre stille Anmut verleihen. RW 106.1

Wenn wir nur richtig hinhören würden, könnten wir erkennen, wie Gottes erschaffene Werke uns wertvolle Lektionen über Gehorsam und Vertrauen erteilen. Angefangen von den Sternen, die durch alle Zeitalter hindurch auf unsichtbaren Bahnen ihrem vorbestimmten Pfad durchs Weltall folgen, bis hin zum winzigsten Atom gehorcht die gesamte Natur dem Willen des Schöpfers. Und Gott kümmert sich um jedes Detail und erhält alles, was er erschaffen hat. Er, der die unzählbaren Welten im grenzenlosen All in der Hand hält, kümmert sich gleichzeitig um die Bedürfnisse des kleinen, braunen Sperlings, der unbekümmert sein bescheidenes Liedchen zwitschert. Auch über jeden einzelnen Menschen wacht der himmlische Vater in zärtlicher Fürsorge: wenn sie an ihre tägliche Arbeit gehen genauso, wie wenn sie im Gebet sind; wenn sie sich abends zur Ruhe legen und wenn sie morgens wieder aufstehen; wenn der Reiche in seinem Palast ein Festmahl veranstaltet genauso, wie wenn der Arme seine Kinder um den kärglich gedeckten Tisch schart. Es gibt keine heimlich vergossene Träne, die Gott nicht doch bemerkt; und kein Lächeln, das er nicht beachtet. RW 106.2

Könnten wir diese Tatsache nur von ganzem Herzen glauben, würden sich alle unnötigen Ängste und Sorgen in Luft auflösen. Wir müssten uns in unserem Leben nicht mit so vielen Enttäuschungen herumschlagen, wie es jetzt der Fall ist. Denn wir würden alles, seien es große oder kleine Anliegen, in Gottes Hand legen. Ihn kann nichts aus der Fassung bringen, egal wie zahlreich oder erdrückend die Probleme auch sein mögen. Würden wir das tun, könnten wir uns eines wahren Seelenfriedens erfreuen, den viele Menschen schon lange nicht mehr kennen. RW 106.3

Wenn du mit allen Sinnen die Lieblichkeit und Schönheit der Erde wahrnimmst und dich daran erfreust, dann denke an die zukünftige Welt, die niemals vom zerstörerischen Einfluss der Sünde und des Todes berührt werden wird. Dort wird die Natur nie wieder den Schatten des Fluches tragen müssen. Male dir vor deinem inneren Auge die zukünftige Heimat der Erlösten aus und denke daran, dass alles noch viel herrlicher sein wird, als wir es uns in unseren kühnsten Vorstellungen erträumen können. Die Vielfalt, die Gott uns in der Natur geschenkt hat, ist nur ein sehr schwacher Abglanz seiner wahren Herrlichkeit. In der Bibel heißt es: „Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr je gehört und kein Verstand je erdacht, was Gott für diejenigen bereithält, die ihn lieben.” (1. Korinther 2,9 NLB) RW 107.1

Dichter und Naturforscher haben eine Menge über die Natur zu sagen, aber in Wirklichkeit sind es die Christen, die sich am intensivsten an der Schönheit der Erde erfreuen können und sie am stärksten zu schätzen wissen. Denn nur sie können darin die Handschrift ihres himmlischen Vaters erkennen, dessen Liebe in jeder Blume, jedem Strauch und jedem Baum sichtbar wird. Niemand kann die Schöpfung richtig wertschätzen, wenn er nicht in Hügeln und Tälern, in Flüssen und Seen ihre wahre Bedeutung erkennt, nämlich dass sie Ausdruck der Liebe Gottes zum Menschen sind. RW 107.2

Gott spricht zu uns durch den Einfluss seines Geistes auf unser Herz, aber auch dadurch, wie er Umstände fügt und lenkt. Wenn unsere Herzen offen für diese Eindrücke sind, können wir erkennen, wie Gott uns durch unsere Lebensumstände und die Dinge, die um uns herum geschehen und sich täglich verändern, wertvolle Lehren vermitteln will. Der Schreiber der Psalmen stellt im Zusammenhang mit Gottes Fürsorge und seiner Fügung unserer Lebensumstände fest: „Die Erde ist erfüllt von der Güte des Herrn.” „Wer weise ist, wird dies beachten, und er wird die Gnadenerweise des Herrn verstehen.” (Psalm 33,5; 107,43) RW 107.3

Gott spricht auch in seinem Wort zu uns. Hier werden uns auf noch deutlichere Art und Weise sein Wesen, sein Umgang mit uns Menschen und das große Werk der Erlösung offenbart. Auch liegt hier die Geschichte der Patriarchen und Propheten sowie anderer heiliger Menschen aus alter Zeit aufgeschlagen vor uns. Sie waren schwache Menschen wie wir, die den „gleichen Gemütsbewegungen” unterworfen waren wie wir. (Jakobus 5,17 ELB) Wir können sehen, dass sie mit denselben Enttäuschungen zu kämpfen hatten wie wir, dass sie in Versuchungen versagt haben, wie es auch uns schon geschehen ist, und dass sie doch wieder Mut gefasst und mithilfe der Gnade Gottes den Sieg errungen haben. Wenn wir dies vor Augen haben, werden wir in unserem Streben nach Rechtschaffenheit ermutigt. Wenn wir von den wertvollen Erfahrungen lesen, die sie machen durften, von dem Licht, der Liebe und den Segnungen, derer sie sich erfreuten, und von dem Werk, das sie mithilfe der ihnen verliehenen Gnade vollbrachten, dann entfacht der Geist, der sie inspirierte, auch in unserem Herzen ein heiliges Feuer, sodass in uns der Wunsch entsteht, ihnen nachzueifern - der Wunsch, denselben Charakter wie sie zu besitzen und so mit Gott zu leben, wie sie es taten. RW 108.1

Über die Schriften des Alten Testaments sagte Jesus: „Sie sind es, die von mir Zeugnis geben.” (Johannes 5,39) Sie zeugen vom Erlöser - von dem, auf den wir unsere ganze Hoffnung auf das ewige Leben setzen. Und wie viel mehr trifft die Aussage Jesu auch auf das Neue Testament zu! Ja, die gesamte Heilige Schrift erzählt von Christus. Angefangen vom Schöpfungsbericht - hier sagt die Bibel: „Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat” - bis hin zur allerletzten biblischen Verheißung, „Siehe, ich komme bald”, lesen wir überall in der Heiligen Schrift von seinem Wirken und hören seine Stimme. (Johannes 1,3 NLB; Offenbarung 22,12) Wenn du den Erlöser kennenlernen möchtest, dann studiere die Heilige Schrift. RW 108.2

Lass dein ganzes Herz mit den Worten von Gott erfüllt werden. Sie sind das lebendige Wasser, das deinen brennenden Durst stillt. Sie sind das lebendige Brot vom Himmel. Jesus sagt dazu: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch.” Was das bedeutet, erklärt er so: „Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.” (Johannes 6,53.63) Auf den geistlichen und körperlichen Bereich lässt sich die gleiche Gesetzmäßigkeit anwenden: So wie unser Körper von dem aufgebaut wird, was wir essen und trinken, verleiht das, womit wir uns gedanklich beschäftigen, unserem Geist Spannkraft und Stärke. RW 109.1

Selbst die Engel haben das Verlangen, sich intensiv mit dem Thema der Erlösung auseinanderzusetzen. Dieses Thema wird durch die endlosen Zeitalter der Ewigkeit hindurch Gegenstand des Forschens und Inhalt des Lobgesangs der Erlösten sein. Sollte es dann nicht als so wichtig angesehen werden, dass wir uns schon jetzt gründlich damit beschäftigen und es studieren? Die unendliche Barmherzigkeit und Liebe Jesu sowie das Opfer, das er an unserer Stelle brachte, sind Themen, mit denen wir uns voller Ehrfurcht und mit höchstem Ernst beschäftigen sollten. Wir sollten über den Charakter unseres geliebten Erlösers und Fürsprechers nachdenken. Wir sollten uns ausführlich mit seinem Auftrag und der Frage auseinandersetzen, was es bedeutet, dass er kam, um sein Volk von ihren Sünden zu erlösen. Wenn wir auf diese Weise über himmlische Dinge nachsinnen, werden unser Glaube und unsere Liebe immer stärker werden, und der Inhalt unserer Gebete wird immer gottgefälliger werden, weil Glaube und Liebe immer deutlicher darin zutage treten. Unser Beten wird durch Leidenschaft und ein Gespür für das Wesentliche gekennzeichnet sein. Unser Vertrauen in Jesus wird immer beständiger werden, und täglich werden wir die lebendige Erfahrung machen, dass er die Macht hat, „vollständig und für immer alle [zu] retten, die sich durch ihn an Gott wenden” (Hebräer 7,25 GNB). RW 109.2

Wenn wir darüber nachsinnen, wie vollkommen unser Erlöser in jeder Hinsicht ist, wird in uns das Verlangen entstehen, völlig verwandelt und nach seinem reinen Ebenbild neu gestaltet zu werden. Unser Herz wird danach hungern und dürsten, so zu werden wie der, den wir verehren und anbeten. Je mehr unsere Gedanken bei Christus verweilen, desto öfter werden wir mit anderen über ihn sprechen und der Welt erzählen, wie er ist. RW 110.1

Die Bibel wurde nicht nur für Gelehrte geschrieben, im Gegenteil, sie richtet sich an ganz gewöhnliche Menschen. Die großen Wahrheiten, die unabdingbar für das Verständnis der Erlösung sind, werden klar und unmissverständlich dargelegt. Man kann sie gar nicht missverstehen, und nur wer sich auf sein eigenes menschliches Urteil verlässt, statt dem deutlich offenbarten Willen Gottes zu folgen, wird hier irregehen. RW 110.2

Wir sollten uns im Hinblick auf die Lehren der Heiligen Schrift nicht auf die Aussagen anderer Menschen verlassen, sondern das Wort Gottes selbst studieren. Wenn wir es zulassen, dass andere für uns das Denken übernehmen, wird unser eigenes Potenzial lahmgelegt, und unsere Kräfte und Fähigkeiten verkümmern. Wenn wir es versäumen, uns regelmäßig in wirklich lohnenswerte Themen zu vertiefen, werden unsere edlen Geisteskräfte möglicherweise so stark verkümmern, dass sie nicht mehr fähig sind, die eigentliche, tiefe Bedeutung des Wortes Gottes zu erfassen. Im Gegensatz dazu wird unser Denkvermögen an Stärke zunehmen, wenn wir unseren Verstand dazu benutzen, die Beziehung unterschiedlicher biblischer Themen zueinander zu erforschen und Schriftstelle mit Schriftstelle sowie Geistliches mit Geistlichem zu vergleichen. RW 110.3

Nichts ist besser geeignet, unsere Verstandeskräfte zu stärken, als das Studium der Heiligen Schrift. Kein anderes Buch vermag in so wirkungsvoller Weise die Gedanken auf höhere Bahnen zu lenken und den Geisteskräften Vitalität und Tatkraft zu verleihen, wie es die umfassenden und erhebenden Wahrheiten der Bibel tun. Wenn die Menschen Gottes Wort in der Weise studieren würden, wie Gott es vorgesehen hat, würden sie eine Auffassungsgabe und Geistesgröße, einen noblen Charakter und eine unerschütterliche Zielstrebigkeit entwickeln, wie man sie heutzutage nur selten zu sehen bekommt. RW 111.1

Ein hastiges Lesen der Heiligen Schrift bringt allerdings nur wenig Nutzen. Jemand mag die Bibel von vorn bis hinten durchlesen und doch versäumen, ihre Schönheit und ihre tiefe, verborgene Bedeutung zu erfassen. Es ist von größerem Wert, einen bestimmten Abschnitt so lange zu studieren, bis einem die Bedeutung wirklich klar ist und man seinen Zusammenhang mit dem Erlösungsplan verstanden hat, als viele Kapitel zu überfliegen, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Letztlich lernt man beim flüchtigen Lesen kaum etwas. Habe deine Bibel immer mit dabei! Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, kannst du darin lesen. Lerne Bibeltexte auswendig. Selbst wenn du unterwegs bist, kannst du einen Abschnitt lesen und darüber nachdenken, sodass er sich deinem Gedächtnis einprägt. RW 111.2

Wir können Weisheit nur erlangen, wenn wir uns einem Gegenstand mit ganzem Ernst zuwenden und ihn unter Gebet studieren. Manche Bibelstellen sind tatsächlich so eindeutig, dass es unmöglich ist, sie falsch zu verstehen, aber es gibt andere, bei denen die Bedeutung nicht auf den ersten Blick erkannt werden kann und man tiefer schürfen muss. Schriftstelle muss mit Schriftstelle verglichen werden. Sorgfältiges Forschen und Nachdenken unter Gebet sind erforderlich. Ein solches Studium wird reich belohnt werden. So wie ein Bergarbeiter Adern von Edelmetallen entdeckt, die unter der Erdoberfläche verborgen liegen, so wird der Bibelleser, der das Wort Gottes mit Ausdauer studiert und wie nach einem verborgenen Schatz durchsucht, Wahrheiten von höchstem Wert entdecken, die dem Blick des oberflächlichen Lesers verborgen bleiben. Die unter Inspiration niedergeschriebenen Worte werden, wenn sie tief im Herzen bewegt werden, wie Ströme sein, die aus der Quelle des Lebens fließen. RW 111.3

Niemals sollte man die Bibel ohne Gebet studieren. Bevor wir ihre Seiten aufschlagen, sollten wir um Erleuchtung durch den Heiligen Geist bitten, und unser Gebet wird erhört werden. Als Nathanael zu Jesus kam, rief der Erlöser aus: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist!” Nathanael fragte: „Woher kennst du mich?”, worauf Jesus antwortete: „Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!” (Johannes 1,47.48) Genauso wird Jesus uns an verborgenen Orten des Gebets sehen, wenn wir ihn um Erleuchtung bitten, damit wir die Wahrheit erkennen können. Engel aus der Welt des Lichts werden diejenigen umgeben, die mit Herzensdemut um göttliche Führung bitten. RW 112.1

Der Heilige Geist stellt den Erlöser in den Mittelpunkt und macht seine Herrlichkeit sichtbar. Es ist seine Aufgabe, den Menschen Christus vor Augen zu halten - die Reinheit seiner Gerechtigkeit sowie die wunderbare Erlösung, die er uns anbietet. Jesus sagt über den Heiligen Geist: „Er wird mich verherrlichen, indem er euch alles offenbart, was er von mir empfängt.” (Johannes 16,14 NLB) Der Geist der Wahrheit ist der Einzige, der die göttliche Wahrheit in überzeugender Weise lehren kann. Wie groß muss doch Gottes Wertschätzung für uns Menschen sein, dass er seinen eigenen Sohn hingab, damit er für uns starb, und seinen Heiligen Geist damit beauftragt, uns Lehrer und beständiger Ratgeber und Begleiter zu sein! RW 112.2