Macht Und Ohnmacht

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Rehabeam Will Mit Eiserner Faust Regieren

Lange hatten die Stämme Israels schweres Unrecht durch die bedrückenden Maßnahmen ihres früheren Herrschers erlitten. Die ausschweifende Hofhaltung während seines Abfalls von Gott hatte Salomo veranlasst, das Volk schwer zu besteuern und erhebliche Fronarbeit von ihm zu fordern. Vor der Krönung eines neuen Herrschers wollten die Stammesfürsten daher Gewissheit haben, ob sein Sohn beabsichtige, diese Lasten zu verringern. »Er [Jerobeam] und das ganze Volk Israel traten gemeinsam vor Rehabeam. ›Dein Vater war ein sehr strenger Herrschen, sagten sie. ›Von dir hoffen wir, dass du unseren Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, erleichterst. Dann werden wir dir treu dienen.‹« (2. Chronik 10,3.4 NLB; vgl. 1. Könige 12,3.4 usw.) MUO 62.1

Da Rehabeam vor Bekanntgabe seiner Absicht seine Räte befragen wollte, antwortete er ihnen: » ›Kommt in drei Tagen wieder zu mir.‹ Damit zog das Volk ab. König Rehabeam besprach sich mit den erfahrenen Beratern, die schon seinem Vater Salomo zur Seite gestanden hatten, als er noch lebte. ›Was ratet ihr mir?‹, fragte er. ›Was soll ich dem Volk antworten?‹ Sie entgegneten: ›Wenn du dich dem Volk freundlich und wohlgesinnt zeigst und ihnen gibst, worum sie dich bitten, werden sie dir treue Untertanen sein.‹« (2. Chronik 10,5-7 NLB) MUO 62.2

Unbefriedigt wandte sich Rehabeam an die jüngeren Männer, mit denen er während seiner Kindheit und auch noch als junger Mann verkehrt hatte, und legte ihnen die Frage vor: »Was ratet ihr mir? ... Was soll ich dem Volk antworten, das von mir verlangt hat: ›Erleichtere uns das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat‹?« (2. Chronik 10,9 NLB) Die jungen Männer rieten ihm, mit seinen Untertanen streng zu verfahren und ihnen von Beginn an klarzumachen, dass er keine Einmischung in seine persönlichen Wünsche dulde. MUO 62.3

Rehabeam fühlte sich durch die Aussicht, das höchste Amt ausüben zu können, geschmeichelt und beschloss daher, dem Rat der älteren Männer keine Beachtung zu schenken und die jüngeren zu seinen Ratgebern zu machen. Als nun Jerobeam und das ganze Volk am festgesetzten Tag zu ihm kamen, um eine Erklärung hinsichtlich seiner beabsichtigten Vorgehensweise zu vernehmen, erteilte er dem Volk eine harsche Antwort: »Mein Vater hat euch schwere Lasten auferlegt, aber ich werde noch viel mehr von euch verlangen! Mein Vater hat euch mit der Peitsche bestraft, ich werde eine Peitsche mit Stacheln verwenden.« (2. Chronik 10,11. NLB) MUO 62.4

Hätten Rehabeam und seine unerfahrenen Ratgeber Gottes Willen mit Israel verstanden, hätten sie der Bitte des Volkes nach grundlegenden Staatsreformen Gehör geschenkt. Als sich ihnen während der Versammlung in Sichern die Gelegenheit dazu bot, versagten sie, indem sie nicht von den Auswirkungen auf die Ursachen schlossen. Auf diese Weise schwächten sie für immer ihren Einfluss auf einen großen Teil des Volkes. Ihre ausdrückliche Absicht, die unter der Regierung Salomos eingeführte Unterdrückung beizubehalten und sogar noch zu steigern, stand in krassem Gegensatz zu Gottes Plan für Israel und gab dem Volk hinreichend Anlass, an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln. Mit diesem unklugen und gefühllosen Versuch, Macht auszuüben, offenbarten der König und seine ausgewählten Ratgeber den Stolz auf ihre Stellung und Macht. MUO 63.1