Macht Und Ohnmacht

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Eine Letzte Verzögerung

Eine Zeitlang wurden diese vorhergesagten Gerichte verzögert. Während der langen Herrschaft Jerobeams II. errangen die Heere Israels sogar beachtliche Siege. Aber diese scheinbare Blütezeit bewirkte bei den Unbußfertigen keinerlei Gesinnungswandel. Schließlich entschied Gott: »Jerobeam wird schon bald umgebracht werden, und das Volk Israel wird ins Exil gehen müssen, in ein Land fern von seiner Heimat.« (Amos 7,11 NLB) MUO 194.2

Die Kühnheit dieser Aussage hinterließ bei König und Volk keinen Eindruck, so weit war ihre Unbußfertigkeit fortgeschritten. Amazja, ein Führer der Götzenpriester in Bethel, war über den vernichtenden Prophetenspruch so erregt, dass er zu Amos sagte: »Geh weg von hier, du Seher! Flieh ins Land Juda und verdiene meinetwegen dort dein Brot mit deinen Prophetien! Aber belästige uns hier in Bethel nicht mit deinen Weissagungen, nicht hier, wo des Königs Heiligtum steht!« (Amos 7,12.13 NLB) Um so entschlossener lautete die Erwiderung des Propheten: »Israel wird gewiss aus seinem Land gefangen wegziehen.« (Amos 7,17c Elb.) MUO 194.3

Diese Aussagen gegen die abgefallenen Stämme erfüllten sich buchstäblich. Die Zerstörung des Königreiches erfolgte jedoch schrittweise. Noch im Gerichtsvollzug sann der Herr auf Gnade, und »als Tiglat-Pileser [III.], der König von Assyrien, gegen Israel anrückte«, wurde Menahem, der damalige König Israels, zunächst nicht gefangen genommen, sondern durfte weiterhin als tributpflichtiger Vasall des Assyrischen Reiches auf dem Thron bleiben. Menahem »zahlte ihm ... 1000 Zentner Silber als Gegenleistung dafür, dass der Assyrerkönig zu ihm stand und ihn als König von Israel bestätigte. Das Silber brachte er dadurch zusammen, dass er allen Grundbesitzern in Israel eine Abgabe von einem halben Kilo auferlegte« (2. Könige 15,19.20a GNB). Nachdem die Assyrer die zehn Stämme gedemütigt hatten, kehrten sie eine Zeitlang in ihr eigenes Land zurück. MUO 194.4

Menahem war weit davon entfernt, die Ursache für den Niedergang in seinem Königreich zu bereuen, und »hörte nicht auf mit dem Götzendienst, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Leute im Reich Israel verführt hatte« (2. Könige 15,18 GNB). Auch Pekachja und Pekach, seine Nachfolger, taten, »was dem Herrn missfiel« (2. Könige 15,24). MUO 195.1

»Während der Regierungszeit Pekachs«, die 20 Jahre lang dauerte, »fiel der Assyrerkönig Tiglat-Pileser in Israel ein. Er eroberte ... die Landschaften Gilead und Galiläa, das ganze Stammesgebiet von Naftali eingeschlossen.« (2. Könige 15,29 GNB) Er nahm viele Gefangene aus den Stämmen in Galiläa und aus dem Ostjordanland, die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse, und führte sie weg. Sie wurden in weit entfernte Länder unter die Heiden zerstreut. MUO 195.2

Von diesem furchtbaren Schlag erholte sich das Nordreich nie mehr. Der geschwächte Überrest wahrte noch die äußere Form der Selbstständigkeit, doch ohne wirkliche Macht zu besitzen. Nur noch ein weiterer Herrscher, Ho- sea, folgte auf Pekach. Bald sollte das Königreich Israel für immer verschwinden. Doch selbst in jener notvollen Zeit war Gott immer noch gnädig und bot dem Volk eine weitere Gelegenheit, sich vom Götzendienst abzuwenden. MUO 195.3