Wie Alles Begann

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Isaak Soll Eine Gläubige Frau Bekommen

Isaak vertraute der Weisheit und Liebe seines Vaters und war damit zufrieden, dass er ihm die Sache überlassen konnte. Denn er glaubte, dass Gott selbst bei der Wahl lenkend tätig sein werde. Abrahams Gedanken richteten sich auf die Verwandtschaft seines Vaters in Mesopotamien. Obwohl auch sie nicht frei von Götzendienst war, hielt sie doch die Erkenntnis und Verehrung des wahren Gottes hoch. Isaak durfte Kanaan nicht verlassen und sich nicht zu ihnen begeben, aber vielleicht war unter den Verwandten eine passende junge Frau zu finden, die bereit wäre, ihre Heimat zu verlassen und sich mit ihm zu verbinden, um die reine Verehrung des lebendigen Gottes hochzuhalten. WAB 153.3

Mit dieser wichtigen Angelegenheit betraute Abraham Elieser, »seinen ältesten Knecht« (1. Mose 24,2), einen frommen, erfahrenen und urteilsfähigen Mann, der ihm lange treu gedient hatte. Den ließ er vor dem Herrn einen feierlichen Eid ablegen und versprechen, für Isaak keine Frau aus den Kanaanitern zu wählen, sondern ein Mädchen aus der Familie Nahors in Mesopotamien. Er befahl ihm, Isaak nicht dorthin mitzunehmen. Falls sich keine Braut fände, die bereit wäre, ihre Verwandtschaft zu verlassen, sei er von seinem Eid entbunden. Der Patriarch ermutigte ihn in diesem schwierigen und heiklen Unterfangen und versicherte ihm, dass Gott seinen Auftrag mit Erfolg krönen werde. »Der Herr, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner Heimat ... der wird seinen Engel vor dir her senden« (1. Mose 24,7). WAB 154.1

Der Bote machte sich unverzüglich auf den Weg. Für sich und seine Begleiter sowie für die Braut und ihr Gefolge, das vielleicht mit ihm zurückkehren würde, nahm er zehn Kamele mit. Er packte für die vermutliche Braut und ihre Freundinnen auch Geschenke ein. Dann machte er sich auf die lange Reise nach Damaskus und weiter zu den fruchtbaren Ebenen, die sich bis zum großen Fluss im Osten erstreckten. Als er nach Haran, »der Stadt Nahors«, kam (1. Mose 24,10), machte er vor der Stadtmauer Halt. Dort gab es einen Brunnen, aus dem die Frauen des Ortes am Abend Wasser holten. Da überkamen ihn allerhand bange Gedanken. Möglicherweise würden aus der Wahl, die er zu treffen hatte, wichtige Folgen erwachsen - nicht nur für die Familie seines Herrn, sondern auch für zukünftige Generationen. Wie sollte er aber unter Menschen, die ihm völlig fremd waren, eine kluge Wahl treffen? Da erinnerte er sich an Abrahams Worte, dass ihm Gott seinen Engel als Begleiter senden würde. Er betete inbrünstig um Gottes deutliche Führung. Von der Familie seines Herrn her war er an Freundlichkeit und Gastfreiheit gewöhnt. Daher kam ihm der Gedanke, darum zu beten, dass er das Mädchen, das Gott erwählt hatte, an einer höflichen Geste erkennen würde. WAB 154.2

Kaum hatte er sein Gebet beendet, erhielt er schon die Antwort. Unter den Frauen, die sich am Brunnen versammelt hatten, zog eine durch ihr höfliches Verhalten seine Aufmerksamkeit auf sich. Als sie vom Brunnen wegging, trat der Fremde auf sie zu und bat um etwas Wasser aus dem Krug auf ihrer Schulter. Freundlich willigte sie ein und bot ihm sogar an, auch für seine Kamele Wasser zu schöpfen. Diesen Dienst erfüllten üblicherweise selbst Fürstentöchter für die Herden ihrer Väter. Auf diese Weise erhielt Elieser das gewünschte Zeichen. »Das Mädchen war sehr schön von Angesicht” (1. Mose 24,16), und seine höfliche Zuvorkommenheit verriet Herzensgüte und Tatkraft. Bis hierhin war also Gottes Hand mit ihm! Nachdem er sich für die Freundlichkeit der jungen Frau durch stattliche Geschenke erkenntlich gezeigt hatte, fragte er nach ihrer Herkunft. Als er hörte, dass sie die Tochter Bethuels sei, eines Neffen Abrahams, neigte er sich »und betete den Herrn an« (1. Mose 24,26). WAB 154.3

Er hatte um Unterkunft im Haus ihres Vaters gebeten und in seinen Dankesworten von seiner Beziehung zu Abraham berichtet. Zu Hause erzählte das Mädchen, was sich zugetragen hatte. Sofort machte sich ihr Bruder Laban auf den Weg und beeilte sich, dem Fremden und seinen Begleitern die Gastfreundschaft anzubieten. WAB 155.1

Elieser wollte erst etwas essen, nachdem er von seinem Auftrag und seinem Gebet am Brunnen mit allen Begleitumständen zu Ende erzählt hatte. Dann sagte er: »Und nun, wenn ihr Gnade und Treue an meinem Herrn erweisen wollt, so teilt es mir mit; und wenn nicht, so teilt es mir auch mit! Und ich werde mich zur Rechten oder zur Linken wenden.” Die Antwort lautete: »Vom Herrn ist die Sache ausgegangen; wir können dir nichts sagen, weder Böses noch Gutes. Siehe, Rebekka ist vor dir: Nimm sie und geh hin, dass sie die Frau des Sohnes deines Herrn werde, wie der Herr geredet hat!« (1. Mose 24,49-51 Elb.) WAB 155.2

Nachdem die Familie zugestimmt hatte, wurde Rebekka selbst gefragt, ob sie so weit von ihrem Vaterhaus fortgehen möchte, um Abrahams Sohn zu heiraten. Aufgrund all dessen, was sich zugetragen hatte, glaubte auch sie, dass Gott sie auserwählt hatte, Isaaks Frau zu werden, und sagte: »Ja, ich will es.” (1. Mose 24,58) WAB 155.3

Der Knecht wusste schon im Voraus, dass sich sein Herr über diesen Erfolg freuen würde, und drängte ungeduldig zum Aufbruch. Als der Morgen anbrach, traten sie die Heimreise an. Abraham hatte seine Zelte bei Beersch- eba aufgeschlagen. Isaak, der sich im angrenzenden Gebiet um die Herden gekümmert hatte, war zu seinem Vater zurückgekehrt, um die Ankunft des Boten aus Haran abzuwarten. Er »war ausgegangen, um zu beten auf dem Feld gegen Abend, und hob seine Augen auf und sah, dass Kamele daherkamen. Und Rebekka hob ihre Augen auf und sah Isaak; da stieg sie eilends vom Kamel und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann, der uns entgegenkommt auf dem Feld? Der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Und der Knecht erzählte Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Da führte sie Isaak in das Zelt seiner Mutter Sara und nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. Also wurde Isaak getröstet über den Tod seiner Mutter« (1. Mose 24,63-67). WAB 155.4