Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 7: Zeichen der Beglaubigung durch Gott

Lieber Bruder M !1

Dein Brief kam gerade zum Sabbatbeginn an ... Ich möchte Dir raten, die Schule zu besuchen und das Land nicht zu verlassen, bevor Du Dir völlig darüber im klaren bist, was Wahrheit ist. Ich kann nur wünschen, daß Du das noch in diesem Schuljahr tust, damit Du soviel wie möglich über die Botschaft erfährst, die wir der Welt zu verkündigen haben. FG2 64.1

Gott hat Dich nicht beauftragt, die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten als Babylon zu bezeichnen und die Gläubigen aufzufordern, sich von ihr zu trennen. Deine Argumente sind nicht stichhaltig, zumal mir der Herr ganz eindeutig das Gegenteil von dem gezeigt hast, was Du behauptest. FG2 64.2

Ich bezweifle nicht, daß Du es aufrichtig und ehrlich meinst. In der Vergangenheit habe ich mehrfach lange Briefe an Menschen geschrieben, die wie Du der Gemeinschaft vorwarfen, Babylon zu sein und nicht die Wahrheit zu verkündigen. Was Dich betrifft, so scheinst Du zu vermuten, bestimmte Leute hätten mich Dir gegenüber voreingenommen gemacht. Wenn das so wäre, hätte ich kein Recht, in Gottes Namen zu sprechen. Mir ist eine Reihe von Fällen bekannt, in denen Leute behaupteten, sie hätten der Gemeinschaft eine Botschaft ähnlich Deiner — zu bringen. In allen Fällen ließ Gott mich wissen: “Glaubt ihnen nicht! Sie gehen mit ihren Ideen hausieren, aber ich habe sie nicht gesandt ...” FG2 64.3

Rückblick auf einige solcher Fälle

Bruder K.,1 ein Prediger, lag im Sterben, und eine Reihe von Besuchern befand sich in seinem Zimmer im Krankenhaus von Battle Creek. Er galt als geisterfüllter Mann, hatte jedoch viele getäuscht. Mir wurde gezeigt: “Sein Werk ist nicht von Gott. Glaubt seinen Worten nicht!” FG2 65.1

Vor einigen Jahren besuchte mich ein Mann aus Red Bluff, Kaliformen, um mir seine Botschaft vorzutragen. Er sagte, es handle sich um den lauten Ruf des dritten Engels, der die Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllen soll. Er war der Meinung, Gott habe alle Verantwortungsträger der Gemeinschaft übergangen und allein ihm diese Botschaft anvertraut. Ich versuchte vergeblich, ihm klarzumachen, daß er sich irrte. Er behauptete, die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten sei zu Babylon geworden. Als wir ihm unsere Sicht der Dinge darlegten, um ihm klarzumachen, daß er zu falschen Schlüssen gekommen sei, wurde er von einer unsichtbaren Macht ergriffen und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Wir hatten viele Schwierigkeiten mit ihm. Schließlich verwirrte sich sein Geist, so daß er in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden mußte. FG2 65.2

Ein Mann namens Garmire1 meinte, eine Botschaft bezüglich des lauten Rufes im Rahmen der Botschaft des dritten Engels zu haben und sie verbreiten zu müssen. Er beschuldigte die Gemeinschaft in ähnlicher Weise, wie Du es tust. Er war davon überzeugt, daß alle leitenden Geschwister der Gemeinschaft wegen ihrer Überheblichkeit zu Fall kommen würden. Ihren Platz würde eine Gruppe bescheidenerer Gläubiger einnehmen, durch die dann wunderbare Dinge geschähen. Der Mann hatte Töchter, die von sich behaupteten, Visionen zu empfangen. FG2 65.3

Mir wurde gezeigt, daß es sich dabei um eine Täuschung handelte. Der Mann war intelligent, von allen wegen seiner Selbstverleugnung und seiner Tatkraft als aufrichtiger Christ geachtet. Der äußere Eindruck von Hingabe und Heiligkeit entsprach aber nicht seiner inneren Beschaffenheit. Gott wies mich an: “Glaubt ihnen nicht, sie sprechen nicht in meinem Auftrag!” FG2 65.4

Der Mann behauptete, den Zeugnissen des Geistes der Weissagung zu glauben. Er sagte öffentlich, sie seien wahr, benutzte sie aber nur — so wie Du jetzt —, um seinen Behauptungen den Anstrich von Wahrhaftigkeit zu geben. Ich mußte ihm sagen, daß seine Botschaft nicht von Gott war und eigentlich nur dazu diente, arglose Gläubige hinters Licht zu führen. Er wollte das nicht wahrhaben. Außerdem mußte ich ihn darauf aufmerksam machen, daß die Visionen seiner Tochter Anna nicht echt waren. Dennoch behauptete er, diese Gesichte seien den meinen ähnlich und hätten die gleiche Bedeutung. In Wahrheit war seine Tochter ein sehr verdorbenes Mädchen, das seine Familie und viele andere durch seine angeblichen Visionen in die Irre führte. FG2 66.1

Wenn ich je einen Mann kennengelernt habe, der den Eindruck eines geisterfüllten Christen machte, dann war es dieser Bruder. Dennoch mußte ich ihm sagen, daß seine Eingebungen vom Widersacher kämen und nicht göttlichen Ursprungs seien. Seine Botschaften waren nicht vom Herrn beglaubigt. FG2 66.2

Um seine Ideen möglichst weit verbreiten zu können, redete er einem unbescholtenen jungen Mann ein, er müsse um der Verbreitung der Wahrheit willen heimlich die Anschriftenliste des Review and Herald beschaffen. Das war ein strafwürdiges Vergehen. Nach vollbrachter Tat wurde dem jungen Mann klar, was er getan hatte, und er lief davon. Eine Zeitlang wagte er nicht, nach Battle Creek zurückzukehren. Als er aber merkte, daß all die Prophezeiungen seines Auftraggebers nicht eintrafen, mit denen ihm Angst eingeflößt worden war, bekannte er seine Verfehlung und ist bis heute ein ehrbares Glied der Gemeinde Battle Creek. FG2 66.3

Vor etwa zwei Jahren verbreitete ein Mann namens O. aus Connecticut eine Botschaft, die er als “neue Erkenntnisse” zur Botschaft des dritten Engels bezeichnete. Die gesamte Familie, eigentlich verständige Leute, hat inzwischen durch den Einfluß dieser Lehre die Gemeinschaft verlassen. Weil ich in jener Gemeinde persönlich gegen seine sogenannten “neuen Erkenntnisse” Stellung genommen hatte, lehnte er mein Wirken und meine Zeugnisse ab. FG2 66.4

Während einer Bibelkonferenz in Battle Creek trat Bruder O. sehr überheblich auf und schien sich nicht in den guten Geist der Tagung einordnen zu wollen. Als er in seine Gemeinde zurückkam, begann er damit, sie mit seinen Sonderlehren zu bedrängen. Hätte ich damals nicht eingegriffen, wäre die Gemeinde an seinem Geist des Widerstands zerbrochen. FG2 66.5

Etwa um die gleiche Zeit kam eine Frau P. aus Washington DC zu mir und gab vor, sie sei nun durch und durch heilig und habe die Gabe der Wunderheilung. Ihre Haltung brachte große Verwirrung in die Gemeinde. Sie klagte die Gemeinde an, daß sie sich auf dem falschen Weg befände, so daß sich Gott in Kürze ein anderes Volk erwählen würde, das Wunder vollbringen könne. Durch ihren Einfluß spaltete sich eine große Gruppe von der Gemeinde in Battle Creek ab. In der Nacht gab mir der Geist Gottes den Auftrag, unseren Geschwistern in Battle Creek zu schreiben. FG2 67.1

Die Botschaft an Laodizea

Gott hat sich ein Volk erwählt, eine Gemeinde auf dieser Erde, die er beauftragt hat, seine Gebote zu bewahren. Er hat ihr die unvergängliche Wahrheit anvertraut und sie dazu berufen, diese zu verkündigen. Wenn nötig, tadelt er die Gemeinde auch. Die Botschaft an die Gemeinde in Laodizea ist auch auf unsere Gemeinschaft anwendbar, der große Erkenntnis geschenkt worden ist, die aber nicht immer in diesem Licht wandelte. Wer nur große Worte macht, aber nicht wirklich in der Nachfolge Jesu lebt, steht in der Gefahr, daß Gott ihn “ausspeit” aus seinem Munde (Offenbarung 3,16) — es sei denn, er tut Buße. Aber die Botschaft, unsere Gemeinschaft sei Babylon, und der Ruf, von ihr auszugehen, stammen nicht von Gott. FG2 67.2

Jesus, der wahre Zeuge, hat gesagt: “Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest. FG2 67.3

Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron”. Offenbarung 3,8-21. FG2 67.4

“Ich weise zurecht und erziehe mit Strenge”

Jesus ist bereit, zu uns zu kommen und uns mit Segen zu überschütten, wenn wir ihm nur die Tür öffnen. Es heißt aber auch: “Wen ich lieb habe, den weise ich — durch warnende und korrigierende Botschaften — zurecht und züchtige ihn.” Ich weiß, wovon ich spreche. Gottes Geist hat mich genötigt, Warnungen auszusprechen, und nicht selten mußte ich in seinem Namen tadeln. Es fiel mir nicht leicht, aber ich habe auch dann der Gemeinde Gottes Rat unverkürzt weitergegeben. FG2 68.1

Aus dankbarem Herzen und in Ehrfurcht vor Gott will ich bekennen, daß der Reichtum Gottes an Liebe und Gnade so groß ist, daß er jeden von uns aufrichten und von allem Unvermögen befreien kann. Deshalb darf die Gemeinde nicht als Babylon bezeichnet werden, sie soll vielmehr das Salz der Erde und das Licht der Welt bleiben. Sie soll Trägerin einer Botschaft der Hoffnung für die Menschen der Endzeit sein. FG2 68.2

Das Babylon der Offenbarung

“Danach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz. FG2 68.3

Und er rief mit mächtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Tiere. FG2 68.4

Denn von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit. FG2 68.5

Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. FG2 68.6

Bezahlt ihr, wie sie bezahlt hat, und gebt ihr zweifach zurück nach ihren Werken! Und in den Kelch, in den sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr zweifach ein! Wieviel Herrlichkeit und Üppigkeit sie gehabt hat, soviel Qual und Leid schenkt ihr ein! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich throne hier und bin eine Königin und bin keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen. FG2 68.7

Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Leid und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden, denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet”. Offenbarung 18,1-8. FG2 69.1

Das ganze Kapitel 18 der Offenbarung deutet an, daß unter Babylon die Kirchen zu verstehen sind, die die Botschaften der drei Engel nicht angenommen haben. Weil sie Gottes Wahrheit von sich gewiesen haben, sind sie den Irrtümern verhaftet geblieben. So ist es auch bei Paulus im 2.Thessalonicher 2,1-12 nachzulesen. Die Botschaft von Offenbarung 18 ist unmißverständlich in ihrer Zielrichtung ... Deshalb sollte sich niemand bezüglich der Auslegung dieses Abschnitts irreführen lassen. FG2 69.2

Wenn Leute behaupten, der Begriff Babylon könne auch auf diejenigen angewandt werden, die Gott zu Bewahrern seines Gesetzes berufen hat, dann kann Satan sich nur darüber freuen. Wo ein “falscher Ruhetag” über den Sabbat erhoben wird, den der Herr gesegnet und den Menschen gegeben hat, und wo die Unsterblichkeit der Seele gelehrt wird, da kann man vom berauschenden Wein Babylons sprechen. Wo man sich der Wahrheit widersetzt und an Irrlehren festhält, da wandelt sich eine Kirche zu Babylon, in dem sich Herrscher, Kaufleute und Kirchenführer zu einer unheiligen Einheit zusammenfinden. FG2 69.3

Die Gemeinde Jesu ist unzerstörbar

Ich muß noch einmal eindeutig sagen: Niemand spricht im Auftrag Gottes, wenn er behauptet, die Gemeinde, die Gottes Gebote beachtet, sei Babylon. Es trifft zweifellos zu, daß auch in unseren Reihen Unkraut zwischen dem Weizen wächst. Dazu hat Christus im Gleichnis gesagt, daß seine Engel am Ende der Tage das Unkraut sammeln, bündeln und verbrennen werden. Aber es ist ebenso wahr, daß der Weizen in Gottes Kornhaus gebracht wird. Ich weiß, daß der Herr seine Gemeinde liebt, deshalb dürfen in ihr keine Spaltungen hervorgerufen werden. Wer auf solche Zwiespalt säenden Botschaften hört oder sie verbreitet, läuft in die Irre, bringt andere auf den gleichen verderblichen Weg und steht schließlich vor dem Nichts. FG2 69.4

Manche Gemeindeglieder sind von Stolz, Selbstsucht und frommer Starrköpfigkeit beherrscht. Sie weigern sich, ihre fragwürdigen Lieblingsideen aufzugeben, obwohl es genügend biblische Gründe für eine richtige Anwendung der Botschaft an Laodizea gibt. Das kann die Gemeinde aber nicht zerstören. Unkraut und Weizen müssen bis zur Ernte auf demselben Feld wachsen. Aber am Ende werden Gottes Schnitter beides voneinander trennen. FG2 70.1

Es ist für unsere Gemeinde unerläßlich, neue Botschaften und ihre Verfechter genau zu prüfen. Nur allzu häufig scheint es die Absicht dieser Leute zu sein, anzuklagen und zu zerstören. FG2 70.2

Mein Bruder, sei auf der Hut! Gehe auf dem eingeschlagenen Weg keinen Schritt weiter. Bleib im hellen Licht Gottes, “solange du das Licht hast, damit dich die Finsternis nicht überfällt”. Vgl. Johannes 12,35. FG2 70.3

Du klagst darüber, daß man Dich in Battle Creek nicht herzlich genug aufgenommen hat. Bist Du denn demütigen Geistes zu den Brüdern gegangen und hast gesagt: “So sehe ich die Dinge, prüft bitte mit mir zusammen, ob das schriftgemäß ist, und laßt uns darüber gemeinsam beten?” Kann es Dich wirklich überraschen, daß die Geschwister Dir nach dem, was sie erlebt haben, nicht das Vertrauen schenken, das Du erwartet hast? Könnte hier nicht zutreffen, was Christus sagt: “Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe?” Matthäus 7,15. FG2 70.4

Der Ruf: “Siehe hier!” oder “Siehe dort ist Christus!” wird immer wieder zu hören sein. Wenn das geschieht, sollen Gläubige um so mehr auf die Stimme des Engels hören, der ihnen zuruft: “Haltet zusammen!” In der Einheit liegt unsere Stärke. Schafft der Liebe in der Gemeinde mehr Raum, habt Mitgefühl miteinander und achtet Euch gegenseitig. Gott hat eine Gemeinde in dieser Welt, und er hat zugesagt: “Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen”. Matthäus 16,18. FG2 70.5

Wenn Gott jemandem einen Auftrag gibt, dann sorgt er auch dafür, daß ihm Vollmacht und Beglaubigung nicht fehlen. Ich denke oft in Liebe an Euch und bitte herzlich: Kommt zurück zum Licht! Brief 16, 1893. FG2 71.1