Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 32: Angemessene Gebetshaltung1

Brieflich wurde ich gefragt, in welcher Gebetshaltung man sich Gott nahen solle. Das veranlaßte mich zu der Frage: Was bewegt manche unserer Brüder dazu, stehend zu beten? Einer, der ungefähr fünf Jahre in Battle Creek studiert hatte, sollte eines Tages einen Vortrag von mir mit einem Gebet einleiten. Er blieb stehen und wollte gerade anfangen zu beten, da fühlte ich mich gedrungen, ihn öffentlich zurechtzuweisen. Ich sprach ihn mit seinem Namen an und sagte: “Geh auf deine Knie.” Wie die folgenden Bibelstellen zeigen, ist das die angemessene Gebetshaltung. FG2 321.1

“Er riß sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete und sprach ...” Lukas 22,41.42. FG2 321.2

“Als Petrus sie alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und sprach: Tabita, stehe auf! Und sie schlug ihre Augen auf; und als sie Petrus sah, setzte sie sich auf”. Apostelgeschichte 9,40. FG2 321.3

“... und sie steinigten Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt, verschied er.” Apostelgeschichte 7,58.59. FG2 321.4

“Und als er das gesagt, kniete er nieder und betete mit ihnen allen.” Apostelgeschichte 20,36. FG2 321.5

“Es geschah, als wir die Tage zugebracht hatten, da machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und wir knieten nieder am Ufer und beteten.” Apostelgeschichte 21,5. FG2 321.6

“Um das Abendopfer faßte ich mich und stand auf in meinem zerrissenen Kleid und Mantel, fiel auf meine Knie und breitete meine Hände aus zu dem Herrn, meinem Gott, und sprach: Mein Gott, ich schäme mich und scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir, mein Gott, denn unsre Missetat ist über unser Haupt gewachsen, und unsre Schuld ist groß bis an den Himmel.” Esra 9,5.6. FG2 321.7

“Kommt, laßt uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.” Psalm 95,6. FG2 322.1

In Epheser 3,14 heißt es: “Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater.” Wer dieses Kapitel aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser im Zusammenhang liest, wird daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen können. FG2 322.2

Das “Sich-Beugen” im Gebet vor Gott ist die angemessene Haltung. Diese Art der Anbetung verlangte man damals von den drei jungen Gefangenen in Babylon ... Doch die Hebräer weigerten sich, irgendeinem Götzenbild kniefällige Verehrung zu zollen, weil solche Huldigung allein dem einen Gott zukam. Das Niederfallen vor dem Standbild wäre einer Anbetung des babylonischen Königs gleichgekommen. Die Juden weigerten sich, so etwas zu tun, obwohl sie wußten, daß sie dafür in den Feuerofen geworfen würden. Doch Christus ließ sie nicht allein, sondern stellte sich an ihre Seite und bewahrte sie mitten im Feuer. FG2 322.3

In öffentlicher oder persönlicher Anbetung ist es unsere Pflicht, daß wir unsere Abhängigkeit von Gott auch dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir unsere Knie vor ihm beugen ... FG2 322.4

Zunehmende Lässigkeit

Angesichts der oben zitierten Bibelstellen frage ich mich: “Wo erhielt Bruder H. seine Ausbildung?” — In Battle Creek. Der Herr hat seiner Gemeinde auch in Sachen Anbetung Gottes viel Erkenntnis geschenkt. Wie ist es da möglich, daß Prediger, Vorsteher oder Lehrer an unseren Schulen jungen Leuten beibringen, bei der Anbetung stehen zu bleiben — so wie es die Pharisäer taten? Zeigen sich darin nicht deutlich Wesenszüge wie Selbstüberschätzung und Eigendünkel? FG2 322.5

“Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die anderen, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.” Lukas 18,9-12. FG2 322.6

Der Pharisäer breitete in hochmütiger Selbstdarstellung seine guten Taten vor Gott aus, anstatt sich ihm in Ehrfurcht und Demut zu nahen. “Der Pharisäer stand für sich und betete” so und sein Gebet reichte nicht weiter, als er selbst groß war. FG2 323.1

“Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufgeben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.” Lukas 18,13.14. FG2 323.2

Wir hoffen, daß unsere Brüder bei der Anbetung des wahren Gottes nicht weniger Achtung und Ehrfurcht bekunden, als die Heiden sie ihren Götzen zollen. Es könnte sonst sein, daß deren Verhalten am Tage des Gerichts für uns zum Vorwurf wird. Ich wende mich besonders an die Lehrer unserer Schulen: Brüder und Schwestern, entehrt Gott nicht durch Ehrfurchtslosigkeit und Prahlerei. Steht nicht da und sprecht scheinheilige Gebete. Vertraut nicht eurem eigenen Vermögen, sondern beugt eure Knie vor Gott und betet ihn an. FG2 323.3

Mit gebeugten Knien

Wenn ihr zusammenkommt, um Gott anzubeten, dann fallt vor ihm auf die Knie. Bezeugt damit, daß ihr bereit seid, ihm Leib, Seele und Geist zu übergeben. Gibt es Leute unter uns — ich denke dabei nicht zuletzt an die Lehrer unserer Schulen in aller Welt —, die Gottes Wort auch in dieser Hinsicht nach Anweisungen durchforscht haben? Meint ihr, daß es richtig ist, wenn Studenten nach ihrem Studium mit verkehrten Vorstellungen über Anbetung und Ehrfurcht vor Gott in ihre Heimatgemeinden zurückkehren? Und sollten die jungen Leute darüber hinaus nicht auch lernen, denen Achtung entgegenzubringen, die im Dienst für Gott und sein Werk ergraut sind? Ich rate jedem, der in Amerika oder anderswo eine unserer Schulen besucht: Laß dich nicht vom Geist der Respektlosigkeit erfassen. Mehr als alles andere brauchst du eine Ausbildung, die dich befähigt, anderen in ihrer Charakterbildung zu helfen, damit sie den Anforderungen des Lebens gewachsen sind. Halte dich deshalb lieber an Mitschüler und Lehrer, die wahre Frömmigkeit auszeichnet und die Verstand in den Angelegenheiten Gottes haben. FG2 323.4

Wir leben in einer gefahrvollen Zeit. Als Adventgläubige bekennen wir uns zur absoluten Verbindlichkeit der Gebote Gottes, dennoch stehen wir in der Gefahr, von der ursprünglichen Hingabe abzurücken. Wenn wir uns Gott in Ehrfurcht nahen wollen, dann kann das nur in demütigem Vertrauen auf unseren Vermittler geschehen und nicht, indem wir auf menschliche Heiligkeit und eigene Verdienste bauen. In welcher Situation sich ein Mensch auch befinden mag, er sollte nie vergessen, daß er Gott immer nur als Bittsteller begegnen kann. Die täglichen unverdienten Gnadenbeweise Gottes werden ihn dankend und lobpreisend auf die Knie fallen lassen. Er wird erkennen, daß Engel ihm sein Leben lang bewahrend zur Seite gestanden haben, auch wenn er nichts davon gemerkt hat. Für dieses Getragensein wird er Gott nicht genug danken können. FG2 324.1

Wenn ihr Hilfe braucht und wenn es um die täglichen Bedürfnisse geht, dann verlaßt euch ganz auf Gott. Beugt euch vor ihm und hört nicht auf zu beten. Laßt eure Dankbarkeit und Liebe zu einem nie endenden Lobpreis Gottes werden ... FG2 324.2

Wo immer ihr Gottes Liebe und Gnade bezeugt, tut das mit ungekünstelten Worten, aus ehrlicher Überzeugung und aus einem dankbaren Herzen. Nur so werdet ihr zu glaubwürdigen Zeugen des einzig wahren, lebendigen Gottes werden. FG2 324.3

An euch sollen die Leute sehen, was es bedeutet, sich Gott in Ehrfurcht und liebevoller Achtung zu nahen. Das ist um so nötiger, als sich Ehrfurchtslosigkeit und Mißachtung des Schöpfers immer mehr ausbreiten. Das wird Gott dazu nötigen, in den letzten Tagen unmißverständlich und unüberhörbar das Wort zu ergreifen. Bald werden wir seine Stimme in Sturmwind und Gewitter, in Katastrophen, Erdbeben, Überschwemmungen und im zerstörerischen Brüllen der Naturgewalten hören müssen. Er wird durch Schicksalsschläge zu den Menschen sprechen — manchmal aber auch von Angesicht zu Angesicht wie zu Zeiten des Gottesmannes Mose. Denen, die ihm kindlich vertrauen, wird er sich mit liebevollen Worten zuwenden ... FG2 324.4

Wenn wir diese sanfte Stimme hören, der dennoch Sturm und Naturgewalten gehorchen mußten, sollten wir unser Angesicht verhüllen, weil Gott uns ganz nahe ist. Dann dürfen wir bei Jesus Schutz suchen, und es wird sein, als wären wir mitten im Aufruhr der Gewalten in einer sicheren Felsspalte geborgen, weil er seine durchbohrte Hand über uns hält. Wer das erlebt, sollte auf die Knie gehen und in Demut darauf warten, was der Herr ihm zu sagen hat. Manuskript 84b, 1897. FG2 325.1

Jeder Platz ist zum Gebet geeignet

Keine Zeit, kein Ort ist ungeeignet, unsere Bitten vor Gott zu bringen ... Selbst im Gedränge der Straße oder bei unseren täglichen Aufgaben können wir ihn anrufen und seine Führung erbitten, so wie es Nehemia tat, als er seine Anliegen vor König Artaxerxes brachte. Der bessere Weg 73. FG2 325.2

Wo immer wir auch sind, können wir mit Jesus reden; und er wird uns wissen lassen, daß er uns zur Seite geht. In unserem Herzen können wir jederzeit mit Gott Gemeinschaft haben und Weggefährten Christi sein. Inmitten unserer täglichen Arbeit können wir uns in Gedanken dem Herrn zuwenden, ohne daß irgendjemand etwas davon merkt. Keine dieser unhörbaren Regungen wird wirkungslos verhallen. Das Verlangen unserer Seele wird sich über den Lärm der Straße und das Getöse der Maschinen erheben und den erreichen, an den wir uns wenden — unseren Vater im Himmel. Gospel Workers 258. FG2 325.3

Es ist nicht überall möglich, zum Beten die Knie zu beugen. Dessen ungeachtet solltest du es dir zur Gewohnheit machen, überall mit Gott zu reden — ob du nun irgendwo allein oder unterwegs bist oder gar mitten in der Arbeit steckst. The Ministry of Healing 510.511. FG2 325.4