Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben

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Kapitel 30: Spiritismus

Diese ungeheure Täuschung wurde mir vorgeführt, und ich sah, daß Satan acht hat, die Gestalt unserer in Jesu entschlafenen Verwandten oder Freunde vor uns zu bringen. Es wird so scheinen, als ob diese Freunde gegenwärtig seien; die Worte, die sie äußerten, während sie unter uns weilten, mit denen wir vertraut waren, werden gesprochen werden, und derselbe Klang der Stimme, die sie im Leben hatten, wird an unser Ohr schlagen. Alles dies geschieht, um die Heiligen zu verführen und sie zu bestricken, dieser Täuschung zu glauben. EG 254.1

Ich sah, daß die Heiligen mit der gegenwärtigen Wahrheit vollständig vertraut sein müssen, und dies können sie nur durch die Schrift erlangen. Sie müssen den Zustand der Toten verstehen, denn die Geister der Teufel werden ihnen noch erscheinen und vorgeben, geliebte Verwandte oder Freunde zu sein, und werden ihnen nicht schriftgemäße Lehren verkündigen. Sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um Mitgefühl zu erwecken, und zur Bestätigung ihrer Aussagen Wunder vor ihnen wirken. Das Volk Gottes muß vorbereitet sein, diesen Geistern mit der Bibelwahrheit zu widerstehen, daß die Toten nichts wissen, und daß diejenigen, die als solche erscheinen, Geister der Teufel sind. EG 254.2

Wir müssen den Grund unserer Hoffnung wohl prüfen, denn wir sollen einen Beweis für dieselbe aus der Schrift geben. Diese Täuschung wird sich ausbreiten, und wir müssen ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten; wenn wir nicht vorbereitet sind, werden wir verführt und überwunden werden. Aber wenn wir an unserem Teil tun, was wir tun können, um für den Kampf, der gerade vor uns liegt, bereit zu sein, so wird Gott auch seinen Teil tun und sein allmächtiger Arm wird uns beschützen. Er würde eher alle Engel aus der Herrlichkeit senden, eine Mauer um die treuen Seelen zu bilden, als sie durch die lügenhaften Wunder Satans verführen zu lassen. EG 255.1

Ich sah, mit welcher Schnelligkeit sich diese Verführung ausbreitete. Ein Eisenbahnzug wurde mir gezeigt, der mit der Schnelligkeit des Blitzes dahinfuhr. Der Engel gebot mir, aufmerksam zuzusehen, und ich richtete meine Augen auf den Zug. Es schien, als ob die ganze Welt darauf wäre. Dann zeigte er mir den Zugführer, der stattlich und schön aussah und auf den alle Reisende blickten und ihm Ehre erwiesen. Ich war verwirrt und fragte meinen begleitenden Engel, wer dies sei. Er sagte: “Es ist Satan. Er ist der Zugführer in der Gestalt eines Engels des Lichts. Er hat die Welt gefangen genommen. Sie sind in kräftige Irrtümer dahingegeben, daß sie glauben der Lüge und verworfen werden. Sein Angestellter, der Höchste nach ihm ist der Lokomotivführer, und andere bekleiden verschiedene Stellen, wie er es nötig fand. Sie fahren alle mit der Schnelligkeit des Blitzes zur Verdammnis.” EG 255.2

Ich fragte den Engel, ob niemand zurückgelassen sei. Er gebot mir, nach der entgegengesetzten Richtung zu schauen, und ich sah eine kleine Schar, die auf einem schmalen Fußwege ging. Alle schienen durch die Wahrheit fest vereinigt zu sein. Diese kleine Schar sah aus, wie von Kummer aufgerieben, als wenn sie durch schwere Mühseligkeiten und Kämpfe gegangen sei. Es schien, als ob die Sonne gerade hinter einer Wolke hervorgegangen sei und auf sie schiene, indem sie triumphierend ihren bald errungenen Siege entgegen sahen. EG 255.3

Ich sah, daß der Herr der Welt Gelegenheit gegeben hat, den Fallstrick zu erkennen. Eine Sache wäre genügender Beweis für den Christen, wenn kein weiterer da wäre, nämlich, daß beim Spiritismus kein Unterschied zwischen den Guten und Bösen gemacht wird. Thomas Paine, dessen Leib nun zu Staub zerfallen ist, und der bei der zweiten Auferstehung am Ende der 1000 Jahre auferweckt werden wird, um seinen Lohn zu empfangen und den zweiten Tod zu erleiden, wird von Satan dargestellt, als ob er im Himmel und dort sehr hoch erhaben sei. Satan hat ihn hier auf Erden gebraucht, solange er konnte, und nun führt er dasselbe Werk unter dem Vorgeben fort, daß Thomas Paine im Himmel sehr erhaben und geehrt sei; gleich wie er hier auf Erden gelehrt habe, so lehre er auch im Himmel. Es gibt manche, die mit Schrecken auf sein Leben, seinen Tod und seine verderblichen Lehren während seines Lebens geschaut haben, welche sich aber jetzt von ihm belehren lassen, von einem der schlechtesten und verdorbensten Menschen, der Gott und sein Gesetz verachtete. EG 256.1

Der Vater der Lüge verblendet und verführt die Welt, indem er seine Engel sendet, sie an Stelle der Apostel reden und es so erscheinen läßt, als ob sie dem, was sie auf Erden durch Eingebung des Heiligen Geistes schrieben, widersprechen. Diese lügenhaften Engel lassen die Apostel ihre eigenen Lehren verwerfen und sie für gefälscht erklären. Durch diese Handlungsweise bringt Satan die bekenntlichen Christen und die ganze Welt in Unsicherheit über das Wort Gottes. Dies heilige Buch durchkreuzt seine Wege und ist seinen Plänen hinderlich; deshalb veranlaßt er sie, den göttlichen Ursprung der Bibel zu bezweifeln, und dann führt er den ungläubigen Thomas Paine vor, als ob er bei seinem Tode in den Himmel aufgenommen und mit den heiligen Aposteln, die er auf Erden haßte, vereinigt sei, um die Welt zu belehren. EG 256.2

Satan weist jedem seiner Engel eine Arbeit zu. Er schärft allen ein, listig, geschickt und schlau zu sein. Er weist manche von ihnen an, die Stelle der Apostel zu übernehmen und für sie zu sprechen, während andere die Stelle ungläubiger und gottloser Menschen einnehmen, die mit einer Gotteslästerung gestorben sind, aber nun als sehr religiös erscheinen. Es wird kein Unterschied zwischen dem heiligsten Apostel und dem gottlosesten Ungläubigen gemacht. Sie sind beide dazu berufen dasselbe zu lehren. Es macht nichts aus, wen Satan sprechen läßt, wenn sein Vorhaben nur ausgeführt wird. Er war so genau mit Paine auf der Erde bekannt, da er ihn in seiner Arbeit half, daß es ein Leichtes für ihn ist, dieselben Worte, die Paine gebrauchte, und die Handschrift seines treuen Dieners, der seine Zwecke so gut erfüllte, zu kennen. Satan diktierte viele von Paines Schriften, und es ist ein Leichtes für ihn, nun seinen Engeln Gedanken zu übermitteln und es scheinen zu lassen, als ob sie von Thomas Paine kommen. Dies ist das Meisterstück Satans. Alle diese Lehren, die angeblich von den Aposteln, Heiligen und verstorbenen gottlosen Menschen stammen, kommen direkt von seiner satanischen Majestät. EG 257.1

Die Tatsache, daß Satan vorgibt, daß jemand, den er so liebte, und der Gott vollkommen haßte, nun mit den Aposteln und heiligen Engeln in der Herrlichkeit ist, sollte genügen, den Schleier von den Augen aller zu entfernen und ihnen das dunkle, geheimnisvolle Wirken Satans aufzudecken. Laut sagt er der Welt und den Ungläubigen: Es ist einerlei, wie gottlos ihr seid, einerlei, ob ihr an Gott und die Bibel glaubt oder nicht; lebt, wie es euch gefällt, der Himmel ist eure Heimat; denn alle wissen, daß, wenn Thomas Paine im Himmel eine so erhabene Stellung einnimmt, sie sicherlich auch dahin kommen werden. Dieser Irrtum ist so klar, daß alle ihn sehen können, wenn sie wollen. Satan tut nun durch Individuen wie Thomas Paine, was er schon seit seinem Fall versucht hat zu tun. Durch seine Kraft und lügenhaften Wunder entfernt er den Grund der Hoffnung der Christen und nimmt das Licht weg, das ihnen auf dem schmalen Pfade zum Himmel leuchten soll. Er macht die Welt glauben, daß die Bibel nicht von Gott eingegeben und nicht besser als ein Geschichtsbuch sei, während er etwas anderes anbietet, was ihren Platz einnehmen soll, nämlich spiritistische Kundgebungen. EG 257.2

Hier hat er völlig freie Hand und kann die Welt glauben machen, was er will. Das Buch, welches ihn und seine Nachfolger richten wird, stellt er in Schatten, gerade wo er es haben will. Den Heiland der Welt macht er zu einem gewöhnlichen Menschen, und wie die römische Wache, die bei dem Grabe Jesu wachte, den falschen und lügenhaften Bericht verbreitete, den der Hohepriester und die Ältesten ihnen in den Mund legten, so werden es die armen verführten Nachfolger dieser vorgeblichen geistigen Kundgebungen wiederholen und es begreiflich zu machen suchen, daß an unseres Heilandes Geburt, Tod und Auferstehung nichts wunderbares sei. Nachdem sie Jesum in den Hintergrund gedrängt haben, richten sie die Aufmerksamkeit der Welt auf sich selbst, auf ihre Zeichen und lügenhaften Wunder, die sie weit über die Werke Christi stellen. So wird die Welt in dem Fallstrick gefangen und in ein Gefühl der Sicherheit eingelullt, daß sie die gefährliche Täuschung nicht erkennt, bis die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. Satan lacht, wenn er sieht, daß sein Plan so guten Erfolg hat und die ganze Welt in dem Fallstrick gefangen ist. EG 258.1