Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 16: Hütet euch vor Irrlehren*

Als Satan im Himmel unzufrieden wurde, brachte er seine Klage nicht vor Gott oder Christus, sondern ging zu den Engeln, die ihn für vollkommen hielten, und machte ihnen klar, daß Gott ihm mit der Bevorzugung Christi Unrecht getan habe. Das Ergebnis dieser falschen Darstellung war, daß ein Drittel der Engel durch ihr Mitgefühl mit Satan ihre Sündlosigkeit, ihre hohe Stellung und ihr glückliches Heim verloren. Nun stiftet Satan Menschen an, das Werk der Eifersucht und des Argwohns, das im Himmel begann, auf Erden fortzusetzen ... Sch2 89.2

Gott ist nicht an seinem Volke vorübergegangen und hat nur hier und da einzelne Menschen erwählt, um ihnen allein seine Wahrheit anzuvertrauen. Er gibt einem einzelnen Menschen auch keine Erkenntnis, die im Widerspruch zu dem feststehenden Glauben der Gemeinde steht. Bei jeder Reformation sind Menschen mit solchen Ansprüchen aufgetreten. Paulus warnte die Gemeinde seiner Zeit: “Aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen.” Apostelgeschichte 20,30. Der größte Schaden erwächst dem Volke Gottes von denen, die aus seiner Mitte aufstehen und verkehrte Dinge reden. Durch sie gerät die Wahrheit in schlechten Ruf. Sch2 90.1

Niemand sei so selbstsicher, als habe Gott ihm besondere Erkenntnis, die über jene seiner Brüder hinausgeht, zuteil werden lassen. Christus wohnt unter seinem Volke. Von den Gläubigen wird gesagt, sie seien “erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist”. Epheser 2,20-22. “So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn”, sagt Paulus, “daß ihr wandelt, wie sich’s gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen.” Epheser 4,1-6. Sch2 90.2

Was Bruder D. neue Erkenntnis nennt, ist scheinbar harmlos. Es macht auch nicht den Eindruck, als könne jemandem daraus Schaden erwachsen. Aber, Geschwister, es ist Satans List, sein Stoßkeil. Er hat das immer wieder versucht. Jemand greift einen neuen, anregenden Gedanken auf, der der Wahrheit nicht zu widersprechen scheint. Er redet darüber und verweilt dabei, bis er ihm wertvoll und wichtig erscheint, denn Satans Einfluß ist so groß, diesen Anschein zu erwecken. Schließlich wird es der alles andere beherrschende Gedanke, um den alles kreist, und die Wahrheit ist im Herzen entwurzelt. Sch2 90.3

Kaum sind die seltsamen Gedanken in seinem Geist entstanden, beginnt Bruder D. auch schon, am Glauben zu zweifeln und das Werk des Geistes in Frage zu stellen, das sich so viele Jahre in unserer Mitte bekundet hat. Er ist nicht der Mann, der seine Gedanken für besonderes Licht hält, um sie dann nicht andern mitzuteilen. Deshalb ist es nicht gefahrlos, ihm Einfluß einzuräumen, durch den er auch andere wankend machen könnte. Es wäre eine Tür, durch die Satan zahlreiche Irrtümer einschmuggeln könnte, um von der Wahrheit abzulenken. Geschwister, als Botin Christi warne ich euch, hütet euch vor diesen nebensächlichen Fragen, deren Zweck es ist, von der Wahrheit abzulenken. Irrtum ist niemals harmlos. Er führt keinesfalls zur Heiligung, sondern bringt stets Verwirrung und Spaltung. Er ist stets gefährlich. Der Feind hat große Gewalt über Menschen, die durch die biblische Wahrheit und das Gebet nicht gründlich gefestigt sind. Sch2 90.4

Es gibt tausend getarnte Versuchungen für diejenigen, die das Licht der Wahrheit haben. Daher besteht der einzige Schatz für uns alle darin, keine neue Lehre und keine Auslegung der Schrift anzunehmen, ohne sie vorher erfahrenen Brüdern vorgelegt zu haben. Unterbreitet sie ihnen in demütigem, gelehrigem Geist und mit ernstem Gebet. Und wenn sie keine neue Erkenntnis darin sehen, dann fügt euch ihrem Urteil, denn “wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu”. Sprüche 11,14. Sch2 91.1