Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Kapitel 36: Liebe zu den Irrenden*

Christus kam, damit jeder Erlösung finden kann. Am Kreuz von Golgatha bezahlte er den unermeßlichen Preis zur Erlösung einer verlorenen Welt. Seine Selbstverleugnung und Selbsthingabe, sein selbstloses Wirken, seine Demütigung, aber vor allem die Dahingabe seines Lebens bezeugen die Tiefe seiner Liebe zu den gefallenen Menschen. Er kam auf die Erde, um zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Sein Dienst gilt Sündern — allen Sündern jeder Sprache und jeden Landes. Für sie alle bezahlte er den Preis, um sie zu erlösen und sie in Gemeinschaft und Übereinstimmung mit sich zu bringen. An denen, die am weitesten abgeirrt waren, die am schwersten sündigten, ging er nicht vorüber; sein Bemühen galt besonders denen, die der Erlösung, die er zu bringen gekommen war, am dringendsten bedurften. Je mehr sie eine Umgestaltung nötig hatten, desto mehr Aufmerksamkeit, Mitgefühl und ernste Arbeit wandte er auf. Sein liebegroßes Herz wurde bis in die Tiefen für Menschen bewegt, deren Zustand am hoffnungslosesten war und die seiner rettenden Gnade am meisten bedurften. Sch2 221.1

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf stellt die wunderbare Liebe Christi für Menschen dar, die vom rechten Wege abgeirrt sind. Er will nicht nur bei denen bleiben, die seine Erlösung annehmen, und auf sie all sein Bemühen verwenden, um ihre Dankbarkeit und Liebe zu ernten. Der wahre Hirte verläßt die Herde, die an ihm hängt, und geht hinaus in die Wüste; er nimmt Mühsal, Gefahr und Tod auf sich, um das Schaf zu suchen und zu retten, das sich von der Herde entfernt hat und umkommen muß, wenn es nicht zurückgebracht wird. Wenn der Hirte das Verlorene nach gründlichem Suchen gefunden hat, überläßt er es trotz Ermüdung, trotz Schmerzen und Hunger nicht dem Schaf, ihm zu folgen; er treibt es auch nicht vor sich her, sondern — o wunderbare Liebe! — nimmt es zärtlich in seine Arme, legt es auf seine Schulter und trägt es zur Herde zurück. Dann ruft er seine Nachbarn zusammen, daß sie sich mit ihm freuen, weil das Verlorene gefunden ist. Sch2 221.2

Die Gleichnisse vom verlorenen Sohn und vom verlorenen Groschen enthalten dieselbe Lehre. Jede Seele, die in Versuchung fällt und dadurch besonders gefährdet ist, verursacht dem Herzen Christi Schmerzen und weckt sein zärtlichstes Mitgefühl und ernsteste Arbeit. Seine Freude über einen Sünder, der sich bekehrt, ist größer als über neunundneunzig, die der Buße nicht bedürfen. Sch2 221.3

Diese Lehren sollen uns helfen. Christus machte es seinen Jüngern zur Pflicht, für ihn in seinem Werk zu arbeiten und sich untereinander so zu lieben, wie er sie geliebt hat. Seine Kreuzespein ist ein Beweis für den Wert, den er der menschlichen Seele beimißt. Wer diese umfassende Erlösung annimmt, verpflichtet sich, für ihn zu wirken. Niemand darf sich für einen besonderen Günstling des Himmels halten und sein Interesse und seine Aufmerksamkeit auf sich selbst richten. Wer in den Dienst Christi getreten ist, soll in seinem Sinne wirken und die in Unwissenheit und Sünde lebenden Mitmenschen so lieben, wie Christus sie liebt. Sch2 222.1