Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Laßt uns auf Jesus blicken

Wenn Gott seinen Geist in Form des Spätregens ausgießt, werden alle rein menschliche Gedankengänge und Ordnungen fortgeschwemmt werden. Irdische Autorität wird zerbrechen, wenn der Heilige Geist durch menschliche Werkzeuge mit überzeugender Macht spricht. Da wird nicht mehr danach gefragt, ob das Gesagte stilistisch einwandfrei und grammatikalisch richtig ist. Das lebendige Wasser Gottes wirkt in seiner eigenen Weise. FG2 57.2

Dennoch sollten wir auch in dieser Zeit Vorsicht walten lassen, damit sich nicht unwürdige Menschen ihrer großen Erfahrungen rühmen. Es wird Leute geben, die sich für begnadet halten und zu großen Taten berufen fühlen, ohne es wirklich zu sein. Sie werden Einfluß auf andere gewinnen und eine bestimmte Art von Bekehrung bewirken, aber all das wird nicht das Siegel Gottes tragen. Die angebliche Erweckung wird umschlagen in Unmoral und Zügellosigkeit, und der Glaube wird bei vielen zerbrechen. FG2 57.3

Vor dem allen können wir uns nur dadurch schützen, daß wir ganz nah bei Jesus bleiben. Weil er gesagt hat: “Ohne mich könnt ihr nichts tun” (Johannes 15,5), dürfen wir ihn nicht aus den Augen verlieren. Solange wir uns dieser Abhängigkeit von Christus bewußt sind, haben wir festen Boden unter den Füßen. Wer aus diesem Bewußtsein heraus redet und handelt, muß andere nicht mit fragwürdigen Praktiken in Erregung versetzen, sondern kann die Wahrheit frei von menschlichem Beiwerk vollmächtig verkündigen ... FG2 58.1

Wer sein Glaubensgebäude auf Treibsand setzt, lebt gefährlich. Wir sollten mit dem Geist Gottes rechnen, anstatt mit Kräften zu liebäugeln, die nicht himmlischen Ursprungs sind. Vor allem müssen wir uns davor hüten, andere so zu beeinflussen, daß sie sich in fromme Gefühle hineinsteigern. Das könnte zur Folge haben, daß Menschen sich einbilden, sie könnten über den Heiligen Geist verfügen, anstatt sich ihm als demütige Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Wir sollen Christus nicht vorauseilen wollen, sondern ihm nachfolgen! Solange wir uns von Jesus führen lassen, bleibt unser Fuß auf dem Pfad der Wahrheit. FG2 58.2

Jeder, der die letzte Gnadenbotschaft weiterzugeben hat, muß sich vor extremen Positionen hüten, damit nicht Türen geöffnet werden, durch die Satan unbemerkt eindringen kann. Es ist nicht unsere Aufgabe, mit fragwürdigen Gedankengängen und spektakulären Neuerungen Aufsehen zu erregen. Der Feind würde das sofort zu aller Nachteil mißbrauchen. Gottes Geist schafft Ausgewogenheit, nicht Aufregung. Die Art der Verkündigung muß dem Ernst und der Bedeutung der Botschaft vom baldigen Kommen unseres Herrn angemessen sein. FG2 58.3

Im Blick auf Jesus Christus und in der Kraft seines Geistes wird uns die so nötige klare Sicht geschenkt. Das wird uns helfen, Gefahren, von welcher Seite sie auch kommen mögen, rechtzeitig zu erkennen und ihnen zu begegnen. Wir dürfen es einfach nicht zulassen — und schon gar nicht darauf hinwirken —, daß Menschen in eine gefühlsbetonte Erwartungshaltung getrieben werden, die mit der Realität des Glaubens nichts mehr zu tun hat. Lehrt sie vielmehr, Jesus Schritt für Schritt nachzufolgen. Predigt Jesus Christus; denn unsere Hoffnung für die Zukunft kann sich nur auf ihn gründen. Brief 102, 1894. FG2 58.4